Ein Thema, das mich besonders aufhorchen ließ und mich dabei durchaus auch berührte, war der Einsturz der Carolabrücke in Dresden. Denn da hieß es, dass der in den 60er u. 70er Jahren verbaute Betonstahl aus dem Hennigsdorfer Stahlwerk stammte und nun als unsicher einzustufen ist.
Ich habe selbst einige Jahre im Stahlwerk Hennigsdorf gearbeitet und dort für die Betonstähle die Walzen gedreht und gefräst - allerdings erst zw. 1986-91. Die Betonstähle wurden ja auch exportiert - z. B. nach Schweden.
Die Brücken, um die es hier geht wurden allerdings in den 70er Jahren gebaut, aber immerhin...
Die Carolabrücke in Dresden ist nicht mehr zu retten, sie muss komplett abgerissen werden.
Beunruhigend sind dabei die ersten Untersuchungsergebnisse, denn der Einsturz sei mit herkömmlichen Prüfmethoden nicht vorhersehbar gewesen, erklärt Steffen Marx, Professor für Massivbau an der TU Dresden als einer der Gutachter der Dresdner Brücke.
Und weiter erklärt er, die einzige Prüfmethode, um solche Schäden festzustellen sei, diese mithilfe eines Schallemissionsverfahrens akkustisch zu ermitteln.
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Und es wurden in etwa 20 weiteren sächsischen Brücken Spannstahl aus Hennigsdorf verbaut worden. Darüber hinaus stehen auch etwa in Brandenburg noch 71 Bauwerke mit besagtem Stahl.
Den Ingeneuren von damals sei aber kein Vorwurf zu machen, denn in den 60er und 70er Jahren gab es in der DDR keine anderen Möglichkeiten, andere Brücken zu bauen. Es wurde vielmehr das Maximum aus der zur Verfügung stehenden Bautechnologie herausgeholt.
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Das Hauptproblem des Spannstahls lag - fachlich ausgedrückt - in seiner Neigung zur Spannungsrisskorrosion - oder vereinfacht gesagt, durch die starke Spannung ist das Material derart gedehnt, dass sich Wasserstoff-Teilchen absetzen können. Der Stahl wird dann spröde und brüchig, statt sich elastisch zu verformen. Diese Eigenschaft war damals (zur Erinnerung: in den 60er u. 70er Jahren) noch nicht ausreichend erforscht. Und so war möglicherweise auch noch nicht bekannt, dass es schon zu Schäden führen konnte, wenn der Stahl bei der Lagerung mit Feuchtigkeit in Berührung kam.
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Der Stahlwerker Traditionsverein aus Hennigsdorf hat zudem recherchiert, dass das auch kein spezielles DDR-Problem war, sondern es vielmehr zu solcher Spannungsrisskorrosion auch in westdeutschen Bauwerken mit Spannstahl-Chargen anderer Hersteller kam.
Quelle: Oranienburger Generalanzeiger - Printausgabe v. 4. Januar 2025
Untersuchungen nach Einsturz der Carolabrücke
Moderator: Barbarossa
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Es ist wohltuend , einmal die richtigen Zusammenhänge des Einsturzes der Carolabrücke in Dresden zu lesen .
In meinem Umfeld spricht man davon etwa wie " was will man anderes von der DDR erwarten " .
Ich habe mir schon immer gedacht , daß es physikalische Zusammenhänge geben muß , denn Brücken stürzen auch anderswo ein .z.Bsp. in Genua , aber da wird das Thema nicht politisiert .
In meinem Umfeld spricht man davon etwa wie " was will man anderes von der DDR erwarten " .
Ich habe mir schon immer gedacht , daß es physikalische Zusammenhänge geben muß , denn Brücken stürzen auch anderswo ein .z.Bsp. in Genua , aber da wird das Thema nicht politisiert .