Chinas und Amerikas Ambitionen in Südostasien

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Barbarossa
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Seit einiger Zeit stellt China territoriale Ansprüche bei anderen Staaten und deren Seegebiete, die absolut nicht legitim sind. China geht dabei sehr rigide und anmaßend auch mit militärischen Mitteln vor, wie etwa gegenüber Taiwan oder den Philippinen.
Dennoch halten immer größere Teile der Bevölkerung anderer Länder Südostasiens eher zu China als zu den USA. Hauptgrund scheint aber weniger die Ablehnung des westlich-demokratischen Systems zu sein, sondern ein steigender Antiamerikanismus.
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Die Umfage ,,State of Southeast Asia 2024'' des Singerpurer Thinktank ISEAS-Yusof Ishak Institute ergab, dass sich 50,5% der Befragten bei einer Rivalität zwischen den USA und China für China entscheiden würden, wenn eine solche Entscheidung anstehen würde.
Im Jahr davor waren das noch 38,9%. Darüber hinaus halten 59,9% der Befragten China für die einflussreichste Macht in der Region. Aber - 45,5% befüchten auch, dass China seine ökonomische und militärische Macht dazu einsetzen könnte, die nationale Souveränität der betreffenden Länder herauszufordern.
Als vertrauenswürdigste Macht unter den demokratischen Staaten nannten die meisten Befragten Japan - vor den USA und der EU.
Befragt wurden 1994 Personen aus 10 Ländern und 6 verschiedenen Sprachen und da eher überdurchschnittlich Gebildete.
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In Südostasien, insbesondere Thailand, Malaysia, Vietnam, Indonesien und die Philppinen, gibt es zwischen Amerika und China ein längeres Ringen um wirtschaftlichen und politischen Einfluss:
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Die USA haben das Indo-Pacific Economic Framework initiiert, das Südostasien durch Kooperationen handels- und sicherheitspolitisch an westliche Staaten binden soll.
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China hingegen versucht seit Jahren mit großen Infrastrukturprojekten, etwa dem Bau von Flughäfen, Bahntrassen oder Schnellstraßen, die Länder an sich zu binden, in die es investiert. Die Gelder dafür kommen als scheinbar günstige Kredite von chinesischen Banken.
[Ich will noch hinzufügen, dass China für die Baumaßnahmen meist auch die eigenen Arbeiter aus China mitbringt - es der einheimischen Bevölkerung also keine zusätzlichen Arbeitsplätze einbringt.]
China ist bei diesen Ländern besonders auf die Abnahme von chinesischen Waren oder als Transitländer aus. [Ich will noch hinzufügen: Auch auf die Bodenschätze der Länder hat es China abgesehen.]
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Woher kommt der steigende Antiamerikanismus nicht nur in diesen Ländern?
Ian Chong, Politikprofessor an der National University of Singapore nennt dazu als ein Beispiel die Aufrechterhaltung der Unterstützung Israels durch die USA. Washington sei nicht immer an internationalen Verhandlungen für Frieden interessiert, wenn es nicht zur eigenen Strategie passe.
Auch Carlo Masala, Professor für Internationale Beziehungen an der Bundeswehr-Universität in München, hat sich dazu schon ganz ähnlich geäußert. ,,Wenn es zur Geostratigie passt, betont man die Ordnung durch internationale Organisationen, aber wenn nicht, macht man Alleingänge." Diese Tendenz habe man in Südostasien schon häufig erlebt. Zumal gerade die USA immer wieder Diktaturen gestützt haben, wenn diese den Geointeressen der USA dienten.
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In der Umfrage gaben Dreiviertel der Befragten auch an, dass Südostasien gerade im Begriff sei, zum Schauplatz eines neuen Stellvertreterkonflikts zu werden. Und wie im Kalten Krieg waren geopolitische Interressen oft wichtiger als die Frage zwischen Demokratie oder Diktatur.
Quelle: RedaktionsNetzwerk Deutschland - Printausgabe v. 3. August 2024
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