Ralph hat geschrieben:Wenn eine Message der Filme ist, dass Krieg die schlechtesten, aber eben auch die besten Charaktereigenschaften (der Hauptpersonen eben) herauskehrt, dann stimmt da irgendwas nicht (das stinkt richtig nach 1000 Jahren).
Da verfährt aber Hollywood deutlich extremer, schonmal "Der Soldat James Ryan", "Pearl Harbor" etc. pp gesehen?
Das sind aber Action-Filme ohne einen echten Aufbau der Charaktere; darüberhinaus auch triefend vor stumpfsinnigem (und offensichtlichem) Patriotismus. Eben halt Kinder ihrer Zeit. Da ist schon ein deutlicher Unterschied zu den monumentalen Filmen bis in die 70er. Die auch ihre "Macken" und Tücken haben hier und da, aber andere.
Barbarossa hat geschrieben:RedScorpion hat geschrieben:
Soll das n Scherz sein?
Gerade die letzten deutschen Produktionen (unsere Mütter und Väter, unser Opferschiff Gustloff, das gute alte Dresden, Ostpreussen-die Vertreibung aus dem Paradies usw.) sind teilweise allerunterste Schublade und zu Recht im Ausland genau für diese "versteckte" Heroisierung kritisiert worden (und da tanzen sie aus der Reihe, und zwar sei es aus jener der Monumentalschinken Hollywoods über die Brücken am Rhein, Invasion Englands usw. und so fort, als auch aus jener älterer deutsche Filme wie 08/15, Nacht fiel über Gotenhafen, auch DDR-Produktionen u.a.) ...
Spielfilme sind eine Sache. Das sind meist Geschichten, bei denen oft auch nach Herzenslust übertrieben oder in "künstlerischer Freiheit" auch Dinge erfunden werden. Wer sich über soetwas aufregt und das für die offizielle Geschichtsschreibung hält, der kann mir nur Leid tun.
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Gut, der Groschen ist also noch nicht gefallen, hab' mich halt nicht deutlich genug ausgedrückt.
Man kann freilich, um 'mal den Extremfall zu bemühen, auch den Juden im Film mit dem Bösewicht identifizieren; auch Veit Harlan konnte wohl mit Recht behaupten, "Jud Süss" sei nix anderes als Fiction, jedenfalls sein Film.
Dass das hier und da filmisch oder prosaisch dargestellt wird, why not, that's life (kennt vllt jemand den Film Lucky Number Slevin mit Bruce Willis und Josh Hartnett).
Es ist aber anrüchig, wenn das Thema dabei Shoa, Luftkrieg, Ostfront usw. ist, und wiederholt und vehement die einzelnen Hauptpersonen aus guten Deutschen bestehen, sich durchweg als Opfer sehen (was sie teilweise auch sind, ja) und Polen z.B. als antisemitische Miststücke dargestellt werden (auch wenn das wohl historisch nicht weit hergeholt ist, zumindest teilweise). Der Rahmen ist mehr als anrüchig, das ist das Problem. Und eben die Vehemenz, mit der sich das durch so ziemlich alle Produktionen über das Thema in den letzten Jahren zieht (sind da eigentlich btw auch immer dieselben Schauspieler dabei?)
Und das alles noch in diesen blöden neudeutsch gedimmten Farben und dem Rumgewackle der Kamera, um den Zuschauer praktisch durch das Auge der Beteiligten an der Handlung teilnehmen zu lassen.
Wobei es auch in den neudeutschen Produktionen Szenen gab, die ich sehr gelungen fand.
Aber das Gesamtbild find' ich dann eben doch mehr als seltsam.
P.S. Veit Harlans und Kristina Söderbaums Schuld ist es nicht, schlechte Filme gemacht zu haben (shit happens), wahrscheinlich nichtmal ganz freiwillig. Die Schuld ist, sie in
jenen Jahren gemacht zu haben.
Barbarossa hat geschrieben:
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Wichtiger sind für mich die im Fernsehen gezeigten Dokumentationen. Und da beobachte ich erst seit wenigen Jahren, daß man auch auf das Leid der deutschen Zivilbevölkerung eingeht. Davon war nach meiner Erinnerung in den 40 Jahren der deutschen Teilung überhaupt keine Rede. Stets wurde vor allem der Kriegsverlauf im 2. WK gezeigt und zwar meist aus der Sicht der Sieger (die Sendung "Vor 40 Jahren" stellte da die einzige Ausnahme dar):
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Wow. Im Osten vllt. Im Westen hatte es sehr wohl ausgewogene Doks, Bücher, Filme, Diskussionen. Du kennst sie nur wahrscheinlich nicht. Nicht Deine Schuld, aber man kann dann eben auch nicht sagen, dass es sie nicht gab.
Barbarossa hat geschrieben:
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In der DDR wurden Dokus aus der Sicht der Russen - Entschuldigung - der Sowjetunion und in den Westmedien vor allem aus der Sicht der Westalliierten gezeigt. Daß (in meinem konkreten Fall) die eigenen Großeltern auf deutscher Seite ihren Kopf hinhalten mußten, wurde in der Vergangenheit völlig ausgeblendet. Ebenso wie die Tatsache, daß sie das durchaus nicht mit Hurra!-Rufen taten.
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Wow. Kann ich nichtmal ansatzweise nachvollziehen. Das Lieblingsthema in D/Westdeutschland war immer schon der Krieg. Und da wurde nicht viel ausgeblendet, imho. Was auch eigentlich einer der grossen Pluspunkte nachkriegsdeutscher Geschichte ist.
Barbarossa hat geschrieben:
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Darum verstehe ich wirklich nicht, was du hast. Die Deutschen auf beiden Seiten haben sich über 40 Jahre lang freiwillig selbst Asche aufs Haut geschüttet und erst jetzt kommt man überhaupt auch darauf zu sprechen, daß der Krieg für die deutsche Zivilbevölkerung genauso schrecklich war, wie für alle anderen.
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Hab' ich anders in Erinnerung, sorry.
Barbarossa hat geschrieben:
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Vor allem meine Eltern haben sich darüber in den 70er und 80er Jahren immer wieder empört.
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Ja, aber doch wohl eher, weil Ihr auf der falschen Seite der Mauer wohntet, nicht, weil der Alliierte Kontrollrat in der Stahlkammer Frankfurt heimlich die Fäden zog und Debatten unterband.
Barbarossa hat geschrieben:
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Es ist doch wohl legitim, wenn Überlebende des Krieges (egal auch, ob sie nun Deutsche oder anderer Nationalität sind - auch Russen kommen in den heutigen Dokus zu Wort) auch über die Schrecken des Krieges berichten, da sich das ein Nachgeborener heute gar nicht mehr vorstellen kann, wie das war. Das ist hier das eigentliche Anliegen. Und das kann nicht falsch sein.
Ist es auch nicht (P.S. das sind meist Doks, die schon über 20 Jahre alt sind, wenn da Russen zu Wort kommen, denn wie auch die Deutschen sind fast alle Kämpfer von damals heute tot). Und das meinte ich auch nicht.
Was ich kritisierte, ist eine Pseudoaufarbeitung durch Schundfilme, die deutlich schlechter sind als z.B. dt. Produktionen aus den 50ern.
P.S. So vor 20 Jahren, als Berganders Buch über Dresden und Sebalds über den Luftkrieg herauskam, hiess es häufig, dass "erst jetzt" darüber berichtet und debattiert würde. Das stimmte mitnichten. Was lediglich stimmte, war, dass man aus dem Westen an Dresden usw. schlecht herankam und auch nicht wirklich wollte, um die dortige Bev. nicht total blosszustellen,
und dass die direkten Zeitzeugen, die damals keine Kinder mehr waren (also die Hintergründe kannten), langsam ausstarben.
Es gab und gibt massenhaft Literatur, auch Fachliteratur in Sachen Krieg, Vertreibung, Shoa, Bombenangriffe und und und. Auch gute und deutsche. Für Kinder und Erwachsene.
LG