RedScorpion hat geschrieben:War Honecker in der Stasi?
Schlimmer: Die Honeckers waren Auftraggeber der Stasi.
RedScorpion hat geschrieben:Das ist es ja gerade, was ich meinte. Diktatur und Verbrechen wird (nicht nur hier im Forum) bisweilen auf Stasi und Mauerschützen reduziert.
Dass der ganze Laden kaum ohne wirtschaftliche und v.a. exekutivgewalttätige Orgs lief, wird dabei völlig unter den Tisch gekehrt. Und deren Verantwortung ist weitaus grösser als die der Stasi oder der Mauerschützen.
LG
Schwieriges Thema.
Grundsätzlich muß man bei solchen Themen immer auf die Individualschuld eines Jeden eingehen.
Also muß man fragen - mal als Beispiel: Welche Individualschuld trifft einen Abteilungsleiter in einem ehemalgen Kombinat, der zwar nur aufgrund seiner SED-Mitgliedschaft Abteilungsleiter wurde, ansonsten aber nur seine Arbeit gemacht hat?
Daß es solche Dinge gab, weiß ich - sogar aus meinem damaligen Umfeld:
Mein damaliger Lehrmeister nämlich. Er war der damals dienstälteste Lehrmeister und rechnete nach dem Ausscheiden des Oberlehrmeisters damit, diese Stelle antreten zu können. Dem war aber nicht so, da er nicht in "der Partei" (=SED) war, wurde er übergangen und jemand anderes bekam die Planstelle.
Natürlich war das eine Ungerechtigkeit, aber so war es damals eben. Man mußte in der Partei sein, um beruflich Karriere machen zu dürfen. Nicht umsonst hatte die SED 1989 2,3 Mill. Mitglieder. 1990 implodierte die Mitgliederzahl dann auch nicht überraschend auf nur noch 10 %.
Im Grunde gebe ich dir natürlich recht. Je höher jemand auf diese Weise aufstieg, um so größer ist natürlich auch die Verantwortung für den Erhalt des Regimes. Aber nicht alles war auch strafrechtlich relevant. So würde ich den Abteilungsleiter juristisch frei sprechen (bei aller Verachtung für seine Partei), nicht aber den Mauerschützen und dessen Vorgesetzten, wenn er Menschenleben auf dem Gewissen hat.