Renegat hat geschrieben:Nein, das waren Wirtschaftsmigranten, wie sie auch aktuell wieder zu tausenden aus Südeuropa unterwegs sind. Junge Leute, die zu Hause in Spanien und Griechenland keine Arbeit finden und sich hier eine Zukunftsperspektive erhoffen.
Gerade von dir hätte ich daran mehr Interesse erwartet, stattdessen las ich erst kürzlich und nicht zum ersten Mal die Geschichte von den Ausländern auf dem Bau usw.
Ja weil das für uns ein großes Ärgernis war. Wenn man wie viele andere auch aus seinem Betrieb ausscheidet, weil er abgewickelt oder zumindest stark verkleinert wird und man sich dann nach einer anderen Arbeit umschauen muß, dann ist es doch klar, daß man sich ausgegrenzt vorkommt, wenn andere von weit her kommen und genau die Arbeit machen, auf die du selbst spekuliert hast. Und gerade in der Baubranche gab es ja reichlich Arbeit, nur die wurde von anderen - eben zum großen Teil von Ausländern gemacht und selber sitzt man zu Hause. Was meinst du wohl, was wir im Osten darüber gedacht haben?
Ich sage es jetzt mal sehr zurückhaltend: "Schön, daß die Ausländer hier in Ostdeutschland wenigstens eine Arbeit finden."
Und nein, wir waren nie ausländerfeindlich. In der DDR gab es ja auch reichlich "Gastarbeiter" aus allen möglichen Ländern: Aus Kuba, Mosambique, Angola, Vietnam usw. Da hat man nie gehört, "die nehmen uns die Arbeit weg", weil es ja auch nicht so war. Das hat sich durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch geändert. Wenn man selbst händeringend Arbeit sucht und es ist eigentlich Arbeit da, nur die wird nicht von den Einheimischen gemacht, sondern da werden Scharen von anderen Leuten von ganz weit her geholt, dann läuft einfach deutlich etwas schief.
Ich schreibe übrigens gerade etwas über die Machtergreifung von Hitler und habe jetzt mal genau recherchiert, wieviel Arbeitslose es beim Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise gab und da stand, im
Februar 1932 gab es 6.120.000 Arbeitslose, was 16,3 % der Gesamtbevölkerung entsprach und das führte damals zu den hohen Wahlergebnissen der NSDAP mit über 30 %. Aber das ist ja geradezu lächerlich zu der Arbeitlosenquote, die wir hier im Osten nach der Wende hatten. Wir hatten hier zwischen 25 und 30 % und da waren noch nicht mal die dabei, die eine ABM-Stelle hatten oder auf Kurzarbeit oder Umschulung, so wie ich 1993-95.
So, und wer sich dann über den Applaus einiger Leute bei den rechten Randalen wundert, der hat einfach nichts verstanden. Auch ich war darüber erschrocken, aber wirklich gewundert habe ich mich darüber nicht. Eher konnte es einen wundern, daß nicht noch viel mehr Leute noch viel aggressiver geworden sind.
RedScorpion hat geschrieben:...Dass ich nicht geschnallt habe, ob Barbarossas 400€ nun Sozialhilfe, Zuschüsse, Hartz IV, Arbeitslosengeld, Nettolohn nach Abzug der Miete oder Lohngruppe Beta minus ist, hab' ich oben schonmal geschrieben. Soweit geht meine Kenntnis über D nicht, dass ich das wüsste.
Darüberhinaus bin auch ich für Mindestlohn und angemessene Bezahlung auch der nicht so dolle qualifizierten Jobs...
usw. Da stimme ich dir voll und ganz zu.
Die 400 € heute sind reines Arbeitseinkommen minus Benzinkosten für die Touren, die ich beruflich fahre. Miete brauche ich z. Z. keine zahlen, nur Strom und Wasser und so.
Nach Lohngruppen wurden wir damals in der DDR für unsere Arbeit bezahlt (gibt ja heute auch noch Gehaltsgruppen im öffentlich Dienst z. B. - hab ich aber nichts mit zu tun).