Bisher nicht.Barbarossa hat geschrieben:Tja - Thesen können aber auch widerlegt werden.RedScorpion hat geschrieben:Meine These hingegen ist: Du verstehst das Thema nicht...
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Was mich am meisten stört, ist, dass Du den Begriff - wie viele, meist nicht so sehr Bewanderte, um's mal irgendwie auszudrücken, ich weiss nicht, wie sonst - fundamentalistisch verstehst und verwendest. Also ausdrücklich nicht als Metapher, sondern als Originalbedeutung der beiden Bestandteile des Kompositums. Also als persönlichen, indidividuellen Willen oder auch das bewusste psychologische Streben durch eine Gruppe Menschen einer Institution oder eines geographischen Gebiets. Das is 'n Oxymoron. Passt hinten und vorne nicht zusammen. Denn Du wirst niemals auch nur eine geringe Anzahl Menschen finden, die einen einzigen psychologischen Willen haben können. Ein Wille ist an eine Person gebunden, nicht an ein soziales Gefüge. Wobei die Nation sehr wohl als Gefüge geboren ist, in dem der Einzelne in seiner physischen Gesamtheit am Sozialleben teilnimmt, also nicht unterscheidet zwischen zu bestimmten Themen auch unterschiedlichen persönlichen Meinungen und Ausdrucksweisen. So erklärt sich vllt die Herkunft des Begriffs "der Willen des Volkes" jenseits Mandeville usw., aber:
Das kann der "Volkswillen" also schonmal nicht sein (darüber ist man sich auch eigentlich einig, in etwas weniger hobbymässigen Kreisen, sagen wir mal).
Der Gottesbeweis von Descartes sieht ähnlich aus. Deswegen ist er aber noch nicht gerade wissenschaftlich. Wenn vllt auch nicht gänzlich unplausibel.Barbarossa hat geschrieben: ...
Aber in der Zeit von 1989/90 habe ich den Volkswillen beobachten können, ja sogar emotional spüren können. Die Wahl vom 18. März '90 brachte dann diesen Willen des Volkes klar zum Ausdruck. Und diese Erlebnisse lasse ich mir auch nicht wegdiskutieren - auch nicht von irgendwelchen Theoretikern.
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Die unvergängliche Sozialistische Einheitspartei Deutschland hatte die Einheit sogar im Namen. Und von 12 Mill. Wahlberechtigten nahmen mind. 92 % und haben dann zu über 80 % Parteien gewählt, die sich klar für die Einheit Deutschlands einsetzten, und das über 40 Jahre.Barbarossa hat geschrieben: ...
Es ist natürlich ein Unterschied, ob es bei euch in der Schweiz eine Volksabstimmung gibt, an der nur 40 % der Bürger teilnehmen und die eine oder andere Seite gewinnt dann ganz knapp. Das ist imho kaum mit dem Volkswillen gleichzusetzen.
Wenn aber von 12 Mill. Wahlberechtigten 92 % teilnehmen und dann zu über 80 % Parteien gewählt werden, die sich klar für die Einheit Deutschlands einsetzen - wie 1990 in der DDR geschehen - dann ist in diesem Fall der Volkswille klar ablesbar.
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Das Eis ist dünn.
Aha. Na dann ... Welcher Duden denn? Vor oder nach der Rechtsschreibreform?Barbarossa hat geschrieben: ...
Übrigens: Der von dir monierte Begriff "Volkswille" ist in der deutschen Sprache absolut gebräuchlich, klick hier --> Volkswille
Wenn er sogar im Duden steht, dann kann man ihn als existent betrachten. Der Duden wiederum ist für mich wie ein Gesetzbuch, was die deutsche Sprache angeht.
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Und haste die (ist das nicht n Privatverlag?) gewählt? Oder hat der Volkswille ihn zum Festschreiben der Sprachweise eines jeden Untertans bestimmt?
Hä?Barbarossa hat geschrieben: ...Ok, alles bekannte Argumente - hatten wir alles schon. Nun ist es aber so, dass jemand, der nie ein geteiltes Deutschland kennen gelernt hat, oft die Gegebenheiten akzeptiert. Denn er kennt es ja nicht anders.RedScorpion hat geschrieben:Darüberhinaus ist das heutige "Volk" nichtmal teilidentisch mit jenem selbst spät geborener Nationen wie Deutschland, denn alle 1871 lebenden Personen sind mausetot...
Anders ist es bei jemandem, der die Zeiten vor 1871 oder vor 1990 erlebt hat. Er hat eine Vergleichsmöglichkeit. Wenn er also für die Einheit Deutschlands ist, dann tut er das bewusst auch für die nachfolgenden Generationen. Zu Recht, wie ich finde.
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Soll das heissen, dass ein Ossi wählen darf, weil er in einem Staat, der ein Knast war, gelebt hat, aber ein Wessi (der die Teilung meist ja gerade nicht bewusst erlebt hat, denn die Zone war dem Durchschnittswessi wurscht) nicht? Ein Alter ja, ein Junger nicht?
Nach Clark waren's nichtmal die antidemokratischen Strukturen in Preussen, welche die aussenpolitische Unfähigkeit durch das D.R. ausmachten, sondern fehlende bzw. unerfahrene und überhaupt keine Strukturen, denn in ihrem antiquitierten Etwas, das die Preussen ihr Königreich nannten, hatte es teilweise überhaupt keine Institutionen bzw. nur solche, welche nicht mit realen Machtzentren identisch waren. Nicht ganz so aussergewöhnlich in Europa, aber das Neue war dann doch die fehlende Erfahrung damit, v.a. nach Vonbordgehen des Lotsen.Barbarossa hat geschrieben: ...Das stimmt. Das kaiserliche Deutschland ist ein Sonderfall. Dort fand auch eine Einigung "von oben" statt. Die preußischen Machthaber schafften einen Einheitsstaat unter der Führung Preußens und erfüllten so auch die Forderungen der Bevölkerung.RedScorpion hat geschrieben:Eben nicht. Jedenfalls nicht in Preussen bzw. in Deutschland vor 1918. Das Bürgertum bzw. die nationalliberale Idee von 1848 wurden ja eben nicht befriedigt, und die Hochkonservativen um Bismarck einten das Reich, indem sie die Veränderungen eben nicht akzeptierten und Preussen als dominierender Teilstaat keine Demokratie war. Das ging freilich nicht, ohne dem Bürgertum irgendwo entgegenzukommen, aber eher weniger in Sachen Liberalismus und Demokratie...
Aber klar ist auch: Wer die politische Macht hat, gibt sie ungern aus den Händen. So gab es zwar ein Parlament, aber mit eingeschränkten Befugnissen.
Aber auch dieses Kaiserreich wäre reformierbar gewesen. Einen Monat vor der Abdankung des Kaisers wurde noch der Versuch hin zu einer echten parlamentarischen Monarchie gemacht - zu spät.
M.E. habt's Ihr als Preussen keinen Grund, stolz zu sein auf nationale Leistungen.
P.S. Sorry für die Fehler im Editing von vorher.
LG