Na ja, da ich irgendwie zum Gründer dieses Threads geworden bin, möchte ich etwas über Evolution äußern. Die Evolutionsthema ist meine Passion, wenn nicht schon ein bisschen eine Obsession. Ich begann damit zu beschäftigen in einer Auseinandersetzung mit der Memtheorie, die das Vorhandensein der Meme in kulturelle Evolution ähnlich der Genen in biologischen postuliert. Dass es eine Ähnlichkeit in beiden Evolutionen gibt, glaube wird hier keiner bestreiten. In meine Suche nach dem Muster, nach gesetzmäßiger Entfaltung einer Evolution hatte ich die stoffliche Welt und Quantenebene eingezogen. Daraus entstand eine allgemeine Evolutionstheorie, die allerdings bis jetzt noch nicht veröffentlicht ist. Es fällt mir schwer nicht durch Prisme meiner Theorie alles zu beobachten, da ich ganz andere Perspektive als gewohnt angenommen habe. Dennoch versuche ich trotzdem...
Renegat hat geschrieben:
Innerhalb der Arten kann es ja nur um einzelne genetische Merkmale gehen, damit sind wir bei Dawkins "egoistischem Gen", wo manchmal auch Helfer die Fortpflanzung von nahe Verwandten fördern und dabei ihre eigene zurückstellen, wie etwa bei den Ameisen.
Die von mir erwähnte Perspektive bedeutet alles als Wechselwirkungsnetze zu betrachten. Eine Zelle ist ein Wechselwirkungsnetz. Man ist allgemein gewöhnt nur DNS-Molekülen, s. g. Genen eine Achtung schenken. Die kurzlebigen Proteine, die um Potenzen(!) komplexer als das DNS Molekül sind, sind in der Wahrnehmung vernachlässigt. Es ist aber eine Verzerrung der Wirklichkeit. Ein DNS Molekül niemals sich selbständig reproduziert, er ist eingebettet in die Ganzheit einer Zelle. Wenn man jetzt sich von der Vorstellung der DNS als steuernden Informationseinheit löst und beginnt die DNS als
eine Kultur des Proteinen-W-W-Netzes zu verstehen, dann die Analogie mit der zivilisatorischen Welt erhält ganz anderen Licht. Es gibt keine Information an sich. Es ist ein Speicher der Information – die DNS, bzw. RNS-Molekül und es gibt die Einheiten, die im Stande sind die Information
zu deuten, sie
zu vervielfältigen und
zu verändern. Auch das egoistische Gen verliert seine Bedeutung, weil es keine egoistische Kultur gibt, es kann nur der Mensch sein. Es steht aber nie EIN Mensch gegen die Kultur. Es ist immer eine statische Menge (also ein W-W-Netz). Wenn alle egoistisch sein sollten, dann das W-W-Netz runtergeht. Aus vorbei, es scheidet von der Evolutionsbühne aus. Daher wird das W-W-Netz als eine sich erhaltende Ganzheit die kulturellen Sperren für den wuchernden Egoismus seiner Einheiten finden. Aus dieser Sicht wird auch Gruppenselektion erklärbar, da es bedeutet, dass es sich neue Ebene sich erhaltenden Einheit (Familie, Insektenstaat etc.) gebildet ist, die durch die Regeln, die erst sich auf einer fundamentaleren (also genetischen) Ebene verankert bevor eigene Kultur entwickeln kann..
Ein von mir entdeckten Mustern ist die Spiegelung der vorigen Entwicklungen auf neu gegründete Ebene und die Vorskizzierung der Zukunft in deren Fortschreitung. In der zivilisatorischen Welt bedeutet es die Spiegelung der Evolution des mehrzelligen Organismus auf neue Ebene. Nach meiner Vorstellung würden wir viel besser die Evolution des Mehrzellers verstehen, wenn wir uns mit unserer – zivilisatorischer – Evolution beschäftigen würden und das Gegenteil, das komplexe Organismus hilft uns besser uns selbst zu verstehen.
Barbarossa hat geschrieben:
Meine ersten Gedanken dazu:
Das Gegenteil von Globalisierung ist ja Isolation. Ich denke, diese entstand zwangläufig schon sehr früh, spätestens seit der Ausbreitung des Homo Sapiens über den gesamten Erdball. Durch die Entfernungen zur ursprünglichen Heimat der jeweiligen Emigranten rissen die Verbindungen sicher häufig ab, vor allem dann, wenn die Emigration über ein Meer oder eine Wasserstraße stattfand.
Ich denke, dass der Begriff
Differenzierung passt besser, weil Globalisierung bedeutet auch eine Konsolidierung. Die geologische Isolation brachte viel zur kulturellen Differenzierung. Jedoch muss nicht übersehen werden, dass die Kultur selbst hat eine abgrenzende Eigenschaft für eine Gemeinschaft. Wenn man sich mit einer Gemeinschaft identifiziert, mit ihrer Kultur, mit ihren Werten, dann grenzt sich gegenüber anderen Kulturen ab.
Barbarossa hat geschrieben:
Auch Kriege sind für einen friedlichen Handel ein Hindernis. Wer gegeneinander Krieg führt, wird kaum miteinander Handel treiben.
Aber andererseits eine Frage, die ich hier aufwerfen möchte:
Wie ist das mit den Großreichen bzw. Weltreichen?
Sind die vielen Versuche, das Reich möglichst weit auszudehnen, bereits erste Ansätze für eine Globalisierung?
Da gab es ja bereits eine Vielzahl:
- Das Großpersische Reich der Antike
- Das Reich Alexanders des Großen
- Das Römische Reich
- Das Mongolenreich
- Das Russische Reich/Die Sowjetunion
und nicht zuletzt
- Die europäischen Kolonialreiche - insbesondere Spanien, Portugal, England/Großbritannien, Frankreich, Deutschland ...
Waren das nicht vielleicht schon Globalisierungsversuche auf gewaltsame Art?
Du (oder Jemand anders) hat schon diese Frage mal gestellt. Nach meinem Evolutionsmuster durchläuft jede Materieform eine ähnliche Entwicklung. Die Hochkulturen der zivilisatorischen Welt entsprechen dem Gluon-Quark-Plasma in der Quantenwelt, die Entstehung und Entwicklung der Sterne ersten Generation der klassischen Welt (es war besonders schwere Sterne) und die Entstehung des Zellkerns und Endosymbiosen der Ur-Eukaryote in lebender Welt. Alle diese evolutiven Einheiten haben gemeinsam, dass sie nach ihre Entwicklung
eine Referenz hinterlassen, in deren Wirkung die nächsten evolutiven Einheiten sich entwickeln: die Quarks eingesperrt in dem Teilchen Hadron, die Sterne nächsten Generationen entstehen und entwickeln sich in Wirkungsraum des Schwarzes Lochs (Galaxie), die Eukaryote evolviert in Wirkungsraum der sexuellen Triebes (einer Art). Alle diese Einheiten in der Schatten
dieser Referenz entwickeln sich zur komplexen Einheiten: Atomkern, Stern-Planeten-Systeme, mehrzelliger Organismus. Die Referenz, die Hochkulturen hinterlassen haben, ist ihre Kultur, alles voran
die Religion. Die nächsten Generationen der Staaten entstehen und entwickeln sich in dem Wirkungsraum dieser Referenz.
Es gibt in der Evolution keinen Egoismus, Altruismus, Gewalt und ähnl. Man muss von diesen Begrifflichkeiten sich lösen, wenn man ein Muster in der Evolution entdecken will.
Barbarossa:
Wenn man Homo Sapiens mit "Einsichtsfähiger Mensch" übersetzt, könnte man also das Thema auch mit der Frage untertiteln:
Werden wir allmählig immer "sapiger"?
Renegat:
Das hast du schön gesagt, vielleicht und hoffentlich überlebt vernünftiges Verhalten. Wobei Verhalten und Evolution rein technisch schwierig zusammenzubringen ist.
Die Idee der Notwendigkeit die zivilisatorischen Wechselwirkungsprodukte vollständig zu recyceln beginnt zu expandieren. Wenn dieser Wert in Hierarchie der Werte dominierend wird, dann haben wir echte Globalisierung, weil dieser Wert
eine Referenz für alle unterschiedlichen Kulturen stellen würde. Dafür braucht man Zeit. Durch ihn äußert sich die Selbsterhaltung der Zivilisation. Da ich weniger in den Mensch als in die Selbsterhaltung einer evolutiven Ganzheit - der Zivilisation – glaube, bin ich zuversichtlich, dass wir es schaffen.