RedScorpion hat geschrieben:Deutschland hingegen war faktisch in jahrhundertelange Fehden und Kleinkriege verwickelt, ein jahrtausendelanger Bürgerkrieg eben, welche ja auch für mind. 15 Jahrhunderte lang die Bev. auf Minimass hielt, weil dieses Etwas derart rückständig war, dass es noch nicht einmal seine "eigenen" Leute ernähren konnte (ja, ich weiss, es gab auch die Hanse und die Ostsiedlung, aber auch damit war's dann vorbei, ohne dass irgendetwas an Institutionellem geleistet worden wäre), bis ins 19. Jh. hinein (absolut einmalig, diese Minderleistung).
Im Gegensatz zu Frankreich - ich will die beiden Völker nicht gegeneinander ausspielen, Kriege waren damals eh Sache der Herrscher, das Volk erduldete sie nur - waren die Krieg in Deutschland, wenn du sie schon über einen so langen Zeitraum betrachten willst, in der Mehrheit Fehden, mit relativ wenigen Toten, gar nicht zu vergleichen mit den Heerzügen, die die Franzosen jahrhundertelang nach Italien, ins Elsass und in die Pfalz trugen.
Institutionelles? Wie wär´s denn mit dem Stadtrecht, das zu Beginn der Ostsiedlung institutionalisiert worden ist und sich dann im ganzen ostmitteleuropäischen Raum ausbreitete?
Frankreich war zwischen der Zeit der Troubadoure und Ludwig XIII. außerhalb von Paris im Vergleich mit der deutschen Kleinstaaterei - die auch ihre Vorteile hatte, kulturell gesehen - ein schwarzes Loch, wenn du schon den Ausdruck zu verwenden beliebst. Der 100jährige Krieg und die Fehden zwischen dem König und seiner Verwandtschaft kosteten mindestens so viele Tote wie die deutschen Kleinfürstenfehden, die mow darauf hinausliefen, dem Feind aus dem Nachbarland die Äcker zu verbrennen und gut war´s. (für richtige Schlachten hatten die deutschen Fürsten nämlich kaum das Geld...)
Den französischen Bauern ging´s z.T. viel dreckiger als den Deutschen; Indiz dafür: in F gab´s während des ganzen Mittelalters immer wieder Bauernaufstände, während es in D erst mit Beginn der Reformation so richtig losging (zu der Zeit erlebte auch F wieder ein "Aufblühen" der Bauernaufstände)
z.B.
997 Aufstand der normannischen Bauern gegen die Einschränkung ihrer alten Rechte
1024 Bauernaufstand in der Bretagne, offenbar aus ähnlichen Gründen
1035 "Hungerrevolte" in Flandern
1323-1328 Bauernaufstand in Flandern gegen flandrische Patrizier und frz. "Fremdherrschaft" (im Zusammenhang mit dem 100jähr. Krieg: Adel und Graf wollten sich an F anlehnen, die Städte an England, die Bauern wollten offenbar beides nicht; der Graf von Flandern war frz.Vasall)
1358 Jacquerie.
Während danach die Bauernaufstände in Mitteleuropa um sich griffen, herrschte in F relative Ruhe, bis zum Beginn der Herrschaft Heinrichs II.:
1548 wieder Aufstand der Petauds in Aquitanien und
1579 Aufstand der "Razats" in der Provence sowie
1593 der "Croquants" im Perigord (im 30jährigen Krieg blühte diese Bewegung wieder, der Aufstand von 1635-1639 gilt als größter Bauernaufstand der frz. Geschichte, ist aber nur einer von mehreren Bauernaufständen während des 30jähr.Krieges).
Noch 1675 "Papier timbre"-Revolte in der Bretagne und in Bordeaux, 1702 Aufstand in den Cevennen, danach geht die Entwicklung langsam auf die Frz.Rev. zu (1775 "Mehlkrieg"), während der Rev. waren die Bauernaufstände zwar auch noch Notaufstände, aber vom Gegensatz Königtum vs. Republik geprägt.
Und nicht zu vergessen - wir wollen ja langsam mal wieder zum Thema zurück kommen
- die Juden hatten es im mittelalterlichen Deutschland besser als in Frankreich. Und zwar fast zwangsläufig: Seit 1394 gab es keine Juden mehr in Frankreich, alle später hier lebenden Juden sind aus anderen Regionen Europas gekommen. Eine so vollständige Vertreibung war in der deutschen Kleinstaaterei schlicht nicht möglich - dafür hatten die Juden im Gebiet des HRR unter wiederholten Pogromen zu leiden.
Ich will hier nicht abwägen, was denn für die Juden schlimmer gewesen sein könnte, einmalige und vollständige Vertreibung oder die ständige Angst vor dem nächsten Pogrom.
Tatsache ist aber, dass du zwischen Frankreich und Deutschland in Sachen Kriegstreiberei und Kulturlosigkeit die Hand nicht umzudrehen brauchst, dein VErdikt gegen Deutschland ist also einigermaßen haltlos.
Und nun zurück zum Thema.
Die Außenpolitik Israels.
Beppe