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"Die germanischen Vorstellungen von Heil ließen sich durchaus mit den christlichen kompatibel machen und ausnutzen.
Die Idee, von Gott erwählt zu sein, kam nicht aus dem Nichts, sondern war im Zuge einer etwas längeren Entwicklung entstanden. Ruhaidri
Das spätere Gottesgnadentum (bis 1918 in Dtld) beruhte auf der christlichen Tradition der Salbung (Altes Testament - Salbung des Erwählten, z. B. König David). Den Ausdruck "kompatibel", den du verwendest, vermittelt u. U, eine Wesensgleichheit. Königsheil und die Vorstellung des Gottesgnadentums (durch die Salbung) sind verschiedenen Ursprungs. Allerdings hat die Vorstellung einer göttlich wirkenden Kraft im Königtum dieser Institution göttliche Legitimation verliehen.
Wie tief und wie lange heidnische Vorstellungen von der unsichtbar wirkenden Kraft des königlichen Blutes auch nach der Christianisierung noch nachwirkten, zeigt der Bericht von der Absetzung des letzten Merowingerkönigs durch den karolingischen Hausmeier Pippin 754 (Vater Karls des Großen). Der kraftlose Merowingerkönig wurde jedoch nicht ermordet, sondern ihm wurden die langen Haare geschoren. Auch das ist eine Handlung mit großer Symbolkraft. Dann wurde er in ein Kloster verbracht. Die Haarespracht erinnert an die Erzählung im Alten Testament von dem riesigen Philister Samson, dessen langes Haar Sinnbild der kgl. Kraft war. Delilah gab ihm ein Schlafmittel zu trinken, dann wurde er geschoren und damit seiner kgl. (Zauber-)Kraft beraubt.
Jedenfalls scheint der Glaube (Aberglaube) an die Kraft des kgl. Blutes im Geschlecht der Merowinger (german. Königsheil) noch stark gewesen zu sein. Schließlich musste Pippi sich noch als König bestätigen lassen.
Das Christentum kam über Rom zu den Germanen. Ohne die Existenz des römischen Weltreiches hätte sich das Christentum nicht in der Weise ausbreiten können, wie es geschah.