1362: Untergang der Stadt Rungholt

Heraldik, Jagd, Pest, Kriegsführung, Ritter, Feuerwaffen, Burgen, Könige, Königreiche

Moderator: Barbarossa

Benutzeravatar
Barbarossa
Mitglied
Beiträge: 15516
Registriert: 09.07.2008, 16:46
Wohnort: Mark Brandenburg

Rungholt wurde in unserem Forum bereits erwähnt - hier das entsprechende Zitat:
dieter hat geschrieben: 29.05.2012, 13:49 Rungholt
Ort: Nordsee
Zeitstellung: Mittelalter 14. Jahrhundert
gelengtlich sollen die Glocken Rungholts aus den seichten Tiefen des nordfriesischen wattenmeeres erklingen - zumindestens der Sage nach. Aber Rungholt, eine 1362 in der Nordsee versunkene Stadt, ist kein Seemansgarn und doch ranken sich Rätsel um den Ort. Lange aus dem Fokus der Forschung geraten, tauchte Rungholt nur sporadisch in den Medien auf. Im Rahmen küstenarchäologischer Untersuchungen wird aber seit Kurzem nach der Ursache des Untergangs gefandet - mit überraschenden Ergebnissen.
Qelle: www.terra-x.zdf.de
zum Thema: viewtopic.php?p=12482#p12482
.
Inzwischen gibt es immer mehr Erkenntnisse und man weiß nun auch, wo genau Rungholt lag, das 1362 bei der Sturmflut - der „Groten Mandränke“ - unterging.
Rungholt war eine reiche Handelsstadt und wurde auch das ,,Atlantis der Nordsee'' genannt. Sie lag in der Nähe der heutigen Hallig Südfall. Vor kurzem wurde bei den Grabungen offenbar auch das Fundament der Kirche gefunden.
Zum nachlesen: https://www.kreiszeitung.de/deutschland ... 1686826463
Die Diskussion ist eröffnet!

Jedes Forum lebt erst, wenn Viele mitdiskutieren.
Schreib auch du deine Meinung! Nur kurz registrieren und los gehts! ;-)
Ruaidhri
Mitglied
Beiträge: 1901
Registriert: 06.05.2015, 18:09

Ganz überraschend war das nicht, jedenfall nicht für Schleswig-Holsteiner, die sich für Regionalgeschichte interessieren.
Da laufen schon länger Untersuchungen, soweit das Wattenmeer es zulässt. Ein verdienter Heimatforscher ist schon lange auf der Spur, nun, wo sich auch u.a. die Schleswiger vom Landesamt mit im Boot- oder eher außerhalb mit ergründen, wird es ziemlichj´ klar, wo was lag und was mit Rungholt geschah. Wobeischon der Ortsname Schwierigkeiten bereitete.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
Skeptik
Mitglied
Beiträge: 421
Registriert: 06.06.2022, 17:50

Auf der alten Karte befinden sich viele Ortsnamen die mit „büll“ enden.
Die Endung stammt aus dem Friesischen und bedeutet eigentlich nichts anderes als Wohnen oder Siedlung. Es gibt ca. 150 Orte, die auf „büll" enden.
...Der Name Rungholt leitet sich vermutlich von der friesischen Vorsilbe Rung-(„falsch“, „gering“; gleicher Wortstamm wie das englische wrong) und dem Stammwort Holt („Gehölz“) ab. Daraus ergibt sich die Bedeutung „Niederholz“; gestützt wird diese Ableitung durch historische Karten, die bei Rungholt einen kleinen Wald in hügeligem Gelände zeigen, die „Silva Rungholtina“, was in der Gegend sehr ungewöhnlich ist.
https://www.google.de/search?hl=de&q=Hi ... pQo6xiYp4M

Der „moderne“ Mensch schafft selbst versunkene Orte. In vielen Stauseen sind sie zu finden und bei großer Trockenheit erscheinen oft Kirchturmspitzen wieder an der Oberfläche. Das wird wohl erst in Jahrhunderten wieder das Interesse von Archäologen wecken.
Vor Jahrhunderten konnte man sich Katastrophen wie Rungholt nur als besondere Strafe eines Gottes vorstellen. Rungholt war da keine Ausnahme:
...Während das wirkliche Rungholt ein bäuerlicher Handelshafen an einem gut schiffbaren Fluss war und vornehmlich aus Grassoden-Häusern bestand, wurde der Reichtum Rungholts nach seinem Untergang in immer prunkvollere Beschreibungen gefasst. Es entstanden phantastische Vorstellungen über den Reichtum und die Größe der Stadt. Die Legende, die erstmals im Kontext der Zweiten Großen Mandränke, der Burchardiflut von 1634, von Anton Heimreich überliefert wurde, deutet den Untergang Rungholts als göttliche Strafe für lasterhaftes Leben und respektloses Verhalten gegenüber der Kirche. So sollen übermütige Bauern bei einem abendlichen Trinkgelage einen Pfarrer genötigt haben, einem Schwein, das sie zuvor betrunken gemacht hatten, die Sterbesakramente zu gewähren. Nach Drohungen und Verhöhnungen konnte der Geistliche sich in die Kirche flüchten. In der folgenden Nacht warnte ihn ein Traum vor der kommenden Katastrophe. Er konnte die Insel noch rechtzeitig verlassen. Möglicherweise geht diese Geschichte auf eine Erzählung des Caesarius von Heisterbach zurück, der in seinem Dialogus miraculorum einen fast gleichlautenden Bericht bringt, wie Gottes Zorn über eine Sakramentsschändung zu einer Sturmflut führt.
https://www.evolution-mensch.de/Anthropologie/Rungholt und https://de.wikipedia.org/wiki/Rungholt
Cherusker
Mitglied
Beiträge: 2069
Registriert: 02.04.2014, 21:51
Wohnort: Weserbergland im ehemaligen Gebiet der Cherusker

Und in der Ostsee war es die sagenumwobene Stadt Vineta, die auch bei einer Sturmflut unterging, weil die Bewohner in Hochmut und Verschwendung lebten. :mrgreen:

In den alten Überlieferungen wurde dann aus jedem untergegangenen Handelsplatz, der etwas wohlhabender als andere war (bei Rungholt war es die Salzgewinnung, die letztendlich auch zum Verhängnis wurde), eine unendlich reiche Stadt mit purem Luxus. :mrgreen: Selbst Atlantis (wohl die Insel Santorin) wurde übertrieben dargestellt. :wink:
Ruaidhri
Mitglied
Beiträge: 1901
Registriert: 06.05.2015, 18:09

Die Bedeutung des Namens war Platt- und Dänisch-Schnackern klar, wir leben zwischen Holt und büll / bøl / boel.
Gab lange Zeit erstmal keine genauen Angaben über die Bedeutung und Lage der Stadt.
Trotz aller auf- und wieder abtauchenden Funde blieb lange eben nicht klar, wann und warum die Stadt plötzlich verschwand.
Der verdiente Hobby-Forscher Andreas Busch aus Nordstrand hatte schon einiges richtig vermutet und aufgezeichnet, die ganz gezielten Forschungen sind aber erst in diesem Jahrtausend begonnen worden.


Genaueres zu den Forschungsprojekten und Ergebnissen bis 2016 findet u.a. auf der Seite des nordfriesischen Museumsverbandes.
https://www.rungholt-ausstellung-husum. ... forschung/
Sehr interssant, für jemanden den es interessiert:
Auf jener Seite unter "Rungholt und die Fakten" das Kapitel über die Edomsharde, es sei daran erinnert, dass dies dänisches Gebiet war. Wobei die Nordfriesen nicht dem dänischen Jyske lov unterstanden, sondern nach friesischen Recht lebten.
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Das alltägliche Leben“