Spätantikes Christentum östlich des Römischen Reiches

Mesopotamien, Babylon, China, Mongolen, Sumerer

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Holger1969
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Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte: Dieser Gott wird heute im Koran als Amin gehuldigt und in der Bibel als Amen.
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Balduin
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@Holger1969 : Ich habe deine Beiträge abgeändert, soweit die Wortwahl unpassend war. Deine Worte können auf Gläubige verletzend und herabwürdigend wirken.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Skeptik
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andreassolar hat geschrieben: 19.11.2023, 20:14 Eine leicht verständliche Übersicht samt Grafik zum Christentum, den Christentümern in den östlichen Gebieten des Römischen Reiches, im Orient, in Asien und Armenien bietet diese Site:

https://museeprotestant.org/de/notice/l ... n%20Asien.
Wie man hier sieht, hat sich das Christentum von allem Anfang an in unterschiedlichste Richtungen entwickelt. Das ist bis zum heutigen Tag so geblieben. Nur mit brutalster Unterdrückung wurde das für einige Jahrhunderte verhindert und bekämpft.
Da sehen wir Kirchenvater Origenes Auseinandersetzung „Contra Celsum“. In gemäßigtem Ton. Aber es ging auch anders. Zum Beispiel durch einen weiteren Kirchenvater Tertullian. Durch seinen scharfen, glänzenden Stil gilt Kirchenvater Tertullian als Vater des Kirchenlateins.
Marcion, geboren etwa 85 n.Chr., war Reeder und Seekaufmann. Er soll einige Paulusbriefe besessen haben. Die Unglücke und Ungerechtigkeiten dieser Welt konnte er sich nur mit Hilfe von zwei Göttern erklären. Einem Guten Gott und einem Demiurgen, dem Schöpfergott. Er galt schon im zweiten Jahrhundert als der gefährlichste aller christlichen Häretiker. Schriftliches von ihm gibt es nicht. Die Bedeutung seiner Bewegung war recht groß. Rom muß vieles verfälscht und radikal damit aufgeräumt haben. Gefährlich war er wohl vor allem für die Kirche in Rom.
Der Kirchenvater Tertullian geht gleich auf der ersten Seite seines „Adversus Marcionem“ (Gegen Marcion) mit seinen Tiraden zur Sache. Mit Beleidigungen und Herabwürdigungen des Marcion:
Allein nichts ist so befremdlich für uns und so traurig für Pontus, als dass dort Marcion geboren wurde, der abschreckender ist als ein Scythe, unsteter als ein Hamaxobier, unmenschlicher als ein Massagete, verwegener als eine Amazone, dunkler als der Nebel, kälter als der Winter, spröder als das Eis, trügerischer als die Donau, gefahrvoller als der Kaukasus. Oder etwa nicht? Bei ihm wird ja der allmächtige Gott wie ein wahrer Prometheus zerfleischt. Marcion ist sogar reissender als die wilden Tiere jenes Barbarenlandes. Denn wäre wohl ein Biber in dem Grade darauf versessen, das Fleisch zu kastriren, als er, der das Heiraten abgeschafft hat? Die pontischen Ratten sind nicht so gefrässig, wie er, der die Evangelien angenagt hat! Fürwahr, o Pontus, das Tier, das du hervorgebracht hast, ist für den Philosophen noch erträglicher als für den Christen.
https://bkv.unifr.ch/de/works/cpl-14/ve ... ivisions/3
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Holger1969
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"Die Unglücke und Ungerechtigkeiten dieser Welt konnte er sich nur mit Hilfe von zwei Göttern erklären. Einem Guten Gott und einem Demiurgen, dem Schöpfergott."

Da gibt es Theorien ohne Ende, zum Beispiel die gnostische Schrift Hypostasis der Archonten ->

https://www.mythologie-antike.com/t288- ... entstanden

Von erheblichen Konflikten in der frühen Kirchengeschichte ist ständig die Rede.
andreassolar
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Skeptik hat geschrieben: 20.11.2023, 17:18
Wie man hier sieht, hat sich das Christentum von allem Anfang an in unterschiedlichste Richtungen entwickelt. Das ist bis zum heutigen Tag so geblieben. Nur mit brutalster Unterdrückung wurde das für einige Jahrhunderte verhindert und bekämpft.

Marcion, geboren etwa 85 n.Chr., war Reeder und Seekaufmann. Er soll einige Paulusbriefe besessen haben. Die Unglücke und Ungerechtigkeiten dieser Welt konnte er sich nur mit Hilfe von zwei Göttern erklären. Einem Guten Gott und einem Demiurgen, dem Schöpfergott. Er galt schon im zweiten Jahrhundert als der gefährlichste aller christlichen Häretiker. Schriftliches von ihm gibt es nicht. Die Bedeutung seiner Bewegung war recht groß. Rom muß vieles verfälscht und radikal damit aufgeräumt haben. Gefährlich war er wohl vor allem für die Kirche in Rom.
Der Kirchenvater Tertullian geht gleich auf der ersten Seite seines „Adversus Marcionem“ (Gegen Marcion) mit seinen Tiraden zur Sache. Mit Beleidigungen und Herabwürdigungen des Marcion:
Das Christentum war und ist ausgesprochen vielfältig. Wenn Du Dir die Abbildung genauer anschaust, so fanden auch im Römischen Reich bis ca. 307 n. Chr. Christenverfolgungen statt und später stets vielfache, teils heftige und erbitterte Auseinandersetzungen und Spaltungen, gerade um die Konzilien. Siehe die Auseinandersetzungen allein um die Natur Christi.
Das Oströmische Reich bot vielfältige Spannungen beispielsweise in der Christologie und regional deutliche verschiedene christliche Richtungen. Die Alexandrinische Theologie, die Antiochenische Theologie, die Römische, die oft jeweils kaisertreue, offizielle reichskirchliche Theologie der Region von Konstantinopel, jeweils abhängig vom Oströmischen Kaiser, seinen Beratern usw.

1. Daher trifft es so nicht zu, dass alle unterschiedlichen Richtungen im Römischen Reich über einige Jahrhunderte brutal unterdrückt wurden,
2. außerhalb des Römischen Reiches bestanden erst recht weiterhin diverse Strömungen und Richtungen des Christentums.

Marcion hat zu Zeiten gewirkt, als es weder eine römische Reichskirche, den christlichen römischen Kaiser und ein einheitliches Christentum, noch Rom als päpstlich-christliches Zentrum gab.
Die Marcionitischen Kirchengemeinden bestanden noch wenige Jahre bzw. Jahrzehnte nach Marcions Tod, lösten sich aber in verschiedenen Strömungen auf.

Marcion lehnte vor allem ab, was später als Altes Testament tradiert wurde. Seine Theologie umfasste nur die paulinische und die paulinischen Briefe, das Lukanische Evangelium, und den Christus.
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Holger1969
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Erstes Konzil von Nicäa im Jahr 325, davon ist die Rede, initiiert von Kaiser Konstantin I. Da wird nicht sehr stark von Gewalt berichtet, jedoch von Bestechungen. Die heutige Version vom Christentum wird dort sehr stark geprägt worden sein. Im Jahr 380 wurde das Christentum aber erst zur Staatsreligion. Es gab viele unterschiedliche Strömungen, heute sollte klar sein, dass das Christentum nicht als "Gesetz" betrachtet werden kann. "Jesus" wurde überhaupt nicht als Sohn Gottes betrachtet, sondern als Mensch (Gelehrter / Prophet). Da gab es auch überhaupt nicht die Vorstellung von Monotheismus, der sich auch heute in keiner Weise sachlich begründen lässt. Gemäß den Gnostikern war Jesus ein Mensch, der nur für knapp drei Jahre göttlich war. Da war dieser Jesus allerdings nicht Jesus, sondern Sophia. Kurz vor dem Märtyrium ging Sophia demnach aus der körperlichen Hülle des Jesus. "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"

Von "Erlöser / Erlösung" (Neo) kann demnach überhaupt keine Rede sein.
Zuletzt geändert von Holger1969 am 20.11.2023, 23:33, insgesamt 1-mal geändert.
andreassolar
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Nach dem Konzil von Ephesus im Jahr 431, das allgemein anerkannte III. Konzil, nahmen die verschiedenen christlichen Strömungen und Theologien auch kirchlich getrennte Wege.

Gerade östlich und südlich des Oströmischen Reiches entwickelte sich dies.

Ergänzung: Die Assyrische Kirche des Ostens anerkennt sogar nur die beiden ersten Ökumenischen Konzilien von Nicäa und Konstantinopel (381).
andreassolar
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Die intensiven bis heftigen Diskussionen und Auseinandersetzungen zum Bekenntnis des Ökumenischen Konzils von Chalkedon (451) führten beispielsweise innerhalb der römischen Reichskirche zu wachsenden Differenzierungen u. Abgrenzungen und Entwicklung eigenständiger Kirchen ( Gemeinhardt, Geschichte des Christentums, S. 366 ).
andreassolar
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Kirchenvater Origenes und Kirchenvater Tertullian wurden - vor allem im Römischen Reich mit der Genese einer Art Reichskirche und vielen, vielen Bischöfen mit ihren teils sehr großstädtischen Wirkungskreisen wie in Alexandria oder Antiochia - ab dem späten 4. Jh. zunehmend und vielfach als 'Häretiker' eingeschätzt und abgelehnt, wie viele andere frühe Kirchenväter auch.

Der Vorwurf der Häresie konnte alles und jeden ab der zweiten Hälfte des 4. Jh. im Rahmen der Debatten um die Christologie und die Entwicklung einer christlichen, 'rechtgläubigen' Theologie treffen. Und wurde von allen und jedem gegen beliebige Gegner erhoben.

Das war ab dem 5. Jh. ein Massenphänomen, vielfach ohne wesentliche Konsequenzen oder drastische Eingriffe im Rahmen der gerne heftigen, hin und her wogenden Auseinandersetzungen und Erörterungen über die Christologie, die rechtgläubige Deutungsart und Theologie.
andreassolar
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Instruktiv und weiterführend, inzwischen Standardliteratur:
Johannes Hahn (Hg.), Spätantiker Staat und religiöser Konflikt: Imperiale und lokale Verwaltung und die Gewalt gegen Heiligtümer (2011).

Aus dem Waschzettel des Verlages:

Mit dem Prozess der Christianisierung entstand im Römischen Reich eine neue Art der gewaltsamen Auseinandersetzung: das religiös motivierte Vorgehen gegen Orte, Objekte oder Personen. Die radikalste Form dieser Aggression wandte sich gegen Heiligtümer des religiösen Gegners - Tempel, Synagogen oder Kirchengebäude. Die Folgen waren einschneidend: Der Angriff auf Kultorte forderte den Einsatz aller Institutionen des Reiches, vom Kaiser bis zu den städtischen Eliten. Mit der Machtverschiebung auf lokaler Ebene gelang es Bischöfen und religiösen Charismatikern, sich neben der Administration als neue Autoritäten zu etablieren. [...]
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andreassolar hat geschrieben: 21.11.2023, 10:30 Mit dem Prozess der Christianisierung entstand im Römischen Reich eine neue Art der gewaltsamen Auseinandersetzung: das religiös motivierte Vorgehen gegen Orte, Objekte oder Personen. Die radikalste Form dieser Aggression wandte sich gegen Heiligtümer des religiösen Gegners - Tempel, Synagogen oder Kirchengebäude. [...]
Es ist doch mit Sicherheit anzunehmen, daß es nicht bei religiös motiviertem Vorgehen gegen Orte, Objekte oder Personen geblieben ist. Das Gefährlichste waren doch die schriftlichen Grundlagen und Rechtfertigungen der jeweiligen Richtungen. Da kann doch kaum noch Ursprüngliches auf uns gekommen sein. Starke "Glaubensgewißheiten" haben da immer mit gutem Gewissen die Feder neu geführt.

Wenn ich das jetzt richtig mitbekommen habe, ist KI auf dem Weg alles auf den Kopf zu stellen. - Dann die Ergebnisse aller Konzilien und Gedanken der Kirchenväter nicht durch Glaubensbrillen, sondern durch Künstliche Intelligenz verarbeitet......Ich wäre sehr gespannt auf die Ergebnisse.
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Skeptik hat geschrieben: 21.11.2023, 13:25 Es ist doch mit Sicherheit anzunehmen, daß es nicht bei religiös motiviertem Vorgehen gegen Orte, Objekte oder Personen geblieben ist. Das Gefährlichste waren doch die schriftlichen Grundlagen und Rechtfertigungen der jeweiligen Richtungen. Da kann doch kaum noch Ursprüngliches auf uns gekommen sein.
Es ist sehr sehr viel Material aus dem 4., 5., und 6. Jh. überliefert. Schriften, Episteln, Briefe aller Art, Apologien, Synodenberichte, kaiserliche Gesetze, Berichte usw. usw.

Allein nur die Edition der Quellen in der Reihe Dokumente zur Geschichte des Arianischen Streites innerhalb der Athanasius Werke in Band III, Teil 1 und 2, enthält bisher 6 große Bände.

Das Gefährlichste waren nicht die Schriften, sondern die durch Predigten, Reden und in Versammlungen und Demonstrationen mit demagogischer Verbalbegleitung instrumentalisierten/'inspirierten' religiösen Massen der Großstädte, der Mönchsorden, und jene berühmt-berüchtigten 'Krankenträger-Organisationen' beispielsweise in Alexandria, Letztere häufig als Verfügungstruppe des Alexandrinischen Bischofs.


Die hier schon verlinkte Bibliothek der Kirchenväter enthält ansonsten auch Briefe, Apologien und Historien, die in diesen Auseinandersetzungen verankert sind bzw. aus diesen entstanden sind.
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andreassolar hat geschrieben: 21.11.2023, 22:38 Die hier schon verlinkte Bibliothek der Kirchenväter enthält ansonsten auch Briefe, Apologien und Historien, die in diesen Auseinandersetzungen verankert sind bzw. aus diesen entstanden sind.
Wirklich ein guter Link. - Erstaunlich z.B. die Anzahl der Werke des Augustin von Hippo (354-430).
Kannst Du diese Feststellung bestätigen: Das Augustin zugeschriebene Gesamtwerk sei umfangreicher als der Bestand der gesamten uns erhaltenen klassisch-lateinischen Literatur!
Dazu noch: Augustin habe eine Vielzahl von Stilen beherrscht. - Das kann auch als Hinweis auf umfangreiche Fälschungen gesehen werden.

Dazu Hieronymus (342-420) Bischof und Schöpfer der lateinischen Bibel „Vulgata": Wenn in heidnischen Büchern Überflüssiges über die Götter oder die Liebe stehe und das Profane überbetont werde, so solle dies beim Kopieren gestrichen werden.

Christliche Fälscher konnten ein reines Gewissen haben und sich auch immer auf den Apostel Paulus berufen: „Wenn aber Gottes Wahrhaftigkeit durch meine Lügen um so herrlicher wird zu seiner Ehre, warum sollte ich dann noch als ein Sünder gerichtet werden?“ (Brief an die Römer 3,7).
andreassolar
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Die Bibliothek der Kirchenväter in der Internet-Ausgabe ist rund 100 Jahre alt, ist aber natürlich schon flurbereinigt von Pseudepigraphien wie den vielfachen Pseudo-Augustinen usw. Eine Standartaufgabe beispielsweise der modernen Patristik seit gut 150-100 Jahren.

Skeptik, einen genaueren Blick in die innerchristlichen Verwerfungen, Diskussionen, Auseinandersetzungen und Gewaltanwendungen bietet die online verfügbare Dissertation von Ariane Kiel-Freytag, Aufstände in Konstantinopel (330-602 n. Chr.), von 2012...

Gerne kann Du z.B. ab S. 230 reinlesen, die Auseinandersetzungen zwischen Chalkedoniern und Miaphysiten in Konstantinopel, ein Streit um die Natur Christi.

https://publikationen.uni-tuebingen.de/ ... sAllowed=y
Marianne E.
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andreassolar schreibt am 22.11.23
Die Bibliothek der Kirchenväter in der Internet-Ausgabe ist rund 100 Jahre alt, ist aber natürlich schon flurbereinigt von Pseudepigraphien wie den vielfachen Pseudo-Augustinen usw. Eine Standartaufgabe beispielsweise der modernen Patristik seit gut 150-100 Jahren.
Hierzu wäre eine wissenschaftlich fundierte Quellenangabe von Vorteil.
Die Uni Tübingen als Quelle anzugeben ist nicht nachvollziehbar.
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