Die K-Frage

Parteitage, Richtungsentscheidungen, Personalien, Strategien

Moderator: Barbarossa

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Balduin
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*räusper* - von Duell zu sprechen ist wie von Berlussconi als Spießer zu sprechen. Unangebracht und falsch.

Das Sendeformat allein war nervig - 4 Moderatoren und 2 Koalitionäre. Einzig mit Plasberg war ich zufrieden - er hat die Atmosphäre ein wenig aufgelockert.
Maybrit Illner und der Sat1 Mensch sind relativ untergegangen - bei Klöppel haben mich die etwas agressiveren Fragen gefreut. Allgemein fand ich die Moderationsleistung schwach: Moderator stellt Frage - Kandidat: Ja, aber lassen sie mich erst noch eine andere Frage weiter ausführen...

Zu den Personen: Merkel & Steinmeier haben sich gut vorbereitet gezeigt. Aber bei beiden ist bekannt, dass sie nicht zur Rhetorik-Elite des Landes gehören. Einige gute Spitzen konnte Steinmeier setzen, einige Angriffe konnte Merkel geschickt umdrehen - im Endeffekt fand ich den Auftritt von Steinmeier ein wenig besser.

Leider wurden sehr wichtige Bereiche ausgegrenzt (Bildung ist eines der wichtigsten Themen für die Menschen vor der Wahl (wenn man nicht gerade Rentner ist oder keine Kinder hat), das fand ich schwach - dass sich eine freie Diskussion nicht im Ansatz entwickeln konnte bzw. auch nicht gewollt war, fand ich auch schwach.
Politische Fehler konnten sie sich gegenseitig aber nicht vorwerfen, da wäre ja irgendwie etwas schief gelaufen :mrgreen:

Ein großer Kritikpunkt für mich ist die Rolle von Angela Merkel in diesem Wahlkampf: Sie meidet jede Talkshow (das TV-Duell war Pflicht!) - das gehört sich nicht für eine Demokratie, besser gesagt es konterkariert die Demokratie. Der Vorwurf speißt sich nicht aus persönlicher Abneigung gegenüber einer Person. Aber wer TV-Runden absagt und stattdessen Wulff hinschickt, ist für mich untragbar.
Anstatt sich in einer Diskussion der Opposition zu stellen (sei es Gysi, Künast oder Westerwelle) weicht sie "präsidial" den Diskussionen aus. Für eine Demokratie ist jedoch wichtig, dass sich der Kandidat der Öffentlichkeit stellt - in der Diskussion mit der Opposition seine Handlungen rechtfertigt bzw. begründet und so dem Wähler eine Wahlentscheidung erleichtert. Was Merkel hier macht ist Taktik, gespeißt aus guten Umfragewerten - es könnte ja die Möglichkeit bestehen, dass in einer Diskussion eben nicht Merkel dominiert sondern ein Oppositionspolitiker und eventuelle Schwächen der Regierung aufdeckt...
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
MarcoZ
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Ein großer Kritikpunkt für mich ist die Rolle von Angela Merkel in diesem Wahlkampf: Sie meidet jede Talkshow (das TV-Duell war Pflicht!) - das gehört sich nicht für eine Demokratie, besser gesagt es konterkariert die Demokratie. Der Vorwurf speißt sich nicht aus persönlicher Abneigung gegenüber einer Person. Aber wer TV-Runden absagt und stattdessen Wulff hinschickt, ist für mich untragbar.
Anstatt sich in einer Diskussion der Opposition zu stellen (sei es Gysi, Künast oder Westerwelle) weicht sie "präsidial" den Diskussionen aus.
Selbst wenn ich privat die Chance hätte, mit z.B. Gysi oder Frau Künast diskutieren zu können würde ich es nicht machen. Die sind so naiv, weltfremd und engstirnig auf ihre unrealistischen Meinungen fixiert.

Vor kurzem sah ich auf ARD eine Natursendung mit meinem Bruder. Ich war kurz in der Küche, als ich wieder ins Zimmer kam fragte er mich: 90 Euro jetzt oder 100 Euro später? Mein Gehirn kalkulierte hin und her und obwohl ich ein sparer bin sagte ich 90 Euro jetzt. Genauso ist es aus meiner Sicht auch hier, die Linken und die Grünen bieten schöne und schnelle Antworten auf Probleme, womit sie viele Menschen magnetisch anziehen . Merkel verteidigt die unangenehmen aber möglichen Vorschläge so bekommt man jedoch bei der deutschen Bevölkerung keine stimmen, also sagt sie lieber nichts. Für mich verständlich ihre Werbung sind die 4 Jahre Arbeit von ihr.
Aber bei beiden ist bekannt, dass sie nicht zur Rhetorik-Elite des Landes gehören.
Man kann sich natürlich nur schwer 35 Minuten perfekt präsentieren, doch das Abschlussstatement von beiden war extrem schwach vorgetragen. Dafür hätte man in einer heutigen Schule eine 4 bekommen!!! Aber man darf das natürlich auch nicht überbewerten das ist Politik und kein Theaterspiel.Die Themen sind das spannende. Wir wollen doch auch kein Hitler 2 !!!
Ich habe es mir nur in der Werbung von den Simpsons angesehen, weil als politisch interessierter Mensch wie wir hier im Forum kennt man die Antworten immer im vorraus. Das Duell hat natürlich durch mangelnde Spannung die Politikverdrossenheit gefördert, jedoch ist es auch gut zu sehen, dass beide Volksparteien so extrem übereinstimmen und anscheinend wir auf einem richtigen Weg sind. Aus meiner Sicht kommt das aufgrund der falschen Wahlthemen. Z.B. bei Bildung hört man immer nur Forderung in die Bildung, aber wie sagt keiner...
Mir fehlen als Wähler auch die nötigen Informationen und Zahlen. Ich weiß nicht was in Afghanistan möglich und nötig ist, ich weiß nicht, ob die Deutsche Bevölkerung ohne Atomstrom versorgt werden kann ohne Zahlen und Statistiken. Das müssen die Politiker nennen. Damit wäre das Argument der Grünen und SPD wahrscheinlich schon zerschmettert, nur mit einer Statistik.
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Balduin
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In deinem Argument mit den Linken & Grünen stimme ich dir nicht zu. Alle 5 Parteien sind demokratisch gewählt und sollten ihre Positionen diskutieren. Das erleichtert eine Entscheidungshilfe - natürlich sind vor allem Gysi und Lafontaine sehr gefährliche Diskutanten - ich würde nicht gegen sie diskutieren wollen, weil man wirklich die Fakten wissen muss um ihre Argumente zurückzuweißen.
Ich war von Anfang an für eine Elefantenrunde bestehend aus den 5 Spitzenkandidaten der Parteien und 2 Moderatoren. Eine freie Diskussison wäre möglich gewesen und man hätte die verschiedenen Positionen vergleichen können und abwerten. Man muss sagen, dass ein solches Verhalten, das ich anprangere, eben nicht seit jeher der richtige "Stil" in der Politik ist. Auf Youtube kann man ein Video mit Willy Brandt sehen - herrliche Diskussion - auch ein wenig Streit, aber das gehört dazu.

Nein, einen zweiten Hitler will niemand, das Argument finde ich aber auch nicht passend. In deinem Argument, dass man zu wenig "mitbekommt" stimme ich dir aber voll zu. Theoretisch fände ich es gut, würden einem bspw. über die bpb alle Wahlprogramme der 5 im Bundestag vertretenen Parteien zugesandt - dazu noch aufgearbeitete neutrale Analysen...

Zu den Abschlussstatements: Steinmeier hat wichtige Themen ausgelassen (war wohl ein Schnitzer), Merkel hatte eine sehr präsidiale Rede gehalten - von diesen Reden habe ich vom ganzen Duell aber am wenigsten erwartet.
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Barbarossa
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SPD/CDU - Gemeinsamkeiten «mehr denn je»:
Steinbrück auf Kuschelkurs mit Merkel

Finanzminister und SPD-Vize Peer Steinbrück lobt die Zusammenarbeit mit der Kanzlerin. Die Oppositionsparteien reagieren auf seine Worte mit Häme und Spott: «Steinbrück hat sich offenbar auf der Couch von Angela Merkel häuslich eingerichtet.»...
weiter lesen: http://www.netzeitung.de/politik/deutsc ... 64239.html
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Barbarossa
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WAHLKAMPF:
Kanzlerin in der Kaufhalle
Vor der Bundespressekonferenz ließ es Merkel gestern auch mal menscheln

BERLIN - Am Ende menschelte es sogar noch richtig: Als sie gestern Mittag bei ihrem Auftritt in der Bundespressekonferenz von einer US-Reporterin gefragt wurde, ob ihr als Kanzlerin in den vergangenen vier Jahren irgendetwas gefehlt habe, berichtete Angela Merkel von ihren Erfahrungen in der Kaufhalle.

„Wenn ich mal was einkaufen möchte und nicht genau weiß, wo es steht, dann kommt immer gleich jemand und hilft mir“, berichtete die Kanzlerin, die öfter mal im Ullrich-Verbrauchermarkt an der Berliner Mohrenstraße anzutreffen ist. Diese ungebetene Unterstützung sei „manchmal auch ein bisschen beschwerlich“, klagte die Kanzlerin den rund 200 Journalisten. „Wenn ich eine Büchse Artischocken kaufen will, dann wird gesagt: ,Was? Sie kaufen Artischocken aus Büchsen? Hier ist die Frische-Abteilung.’ Und wenn ich sage: ,Das ist mir zu mühselig’ wird gesagt: ,Ich zeig Ihnen, wie das geht’.“ Manchmal sei sie ja dankbar für solche Tipps, aber manchmal würde sie auch gerne in Ruhe gelassen werden...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... 00/492531/
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lynxxx
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Ralph hat geschrieben:... In deinem Argument, dass man zu wenig "mitbekommt" stimme ich dir aber voll zu. Theoretisch fände ich es gut, würden einem bspw. über die bpb alle Wahlprogramme der 5 im Bundestag vertretenen Parteien zugesandt - dazu noch aufgearbeitete neutrale Analysen...
Ist schon ein bischen witzig, im Internet zu lesen, dass man gerne das Programm zugesandt haben möchte... Und welche "neutralen" Analysen? Im Fall der Fälle, wird dann doch immer unterstellt, dass sie eben nicht neutral wären, also wenn z.B. Greenpeace Expertisen zur "Atomstromlückenlüge" anstellt, dann sagt man, die sind doch "Grüne", usw...

Nein, dass man vielleicht zuwenig mitbekommt liegt auch an einem selber, wer sich schon in einem polit. Forum engagiert, der kann auch auf die Partei-Internetseiten gehen und sich jedes Programm oder Zusammenfassungen runterladen. Und auch ausdrucken, wenn man Papier mehr mag. Oder man nimmt den Wahlomat für erste kurze Denkanstöße.

Interessant finde ich, dass ich Steinmeier im Duell habe punkten sehen, überzeugender fand, inhaltlich nicht nur Phrasen dreschend (was beide leider zu oft taten). Und das schon vor den Ergebnissen der Demoskopen.
Hinterher las ich öfters, dass es ein Gleichstand gewesen wäre (was für diesen Herausforderer schon ein kleiner Sieg gewesen wäre), nun stellt sich heraus, dass die Medien wohl ein wenig falsch lagen, einen Gleichstand zu postulieren, obwohl Steinmeier bei den Untschlossenen und bei den eigenen Wählern bei den gleich folgenden Umfragen deutlich punktete.
Denn nun zeigt sich, dass die SPD doch ein bischen aufholt, was auf das Duell zurückzuführen sei. Er also doch der Sieger gewesen sei.
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Barbarossa
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lynxxx hat geschrieben:...Denn nun zeigt sich, dass die SPD doch ein bischen aufholt, was auf das Duell zurückzuführen sei. Er also doch der Sieger gewesen sei.
Scheint so, weshalb sie nun mit der über deinem Beitrag zitierten Pressekonferenz nachzupunkten versuchte...
:wink:
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lynxxx
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Ja, habe kurze Ausschnitte gesehen und war wohl viel lockerer als beim Duell, ähm Duett... ;) Da war Merkel nicht so in Hochform... Naja, ich habe sie eigentlich noch nie so in "Hochform" gesehen, also rhetorisch brillant, gewitzt, sprachlich durchschlagend.

Wird vielleicht ne Große Koalition bleiben, wenn die SPD Glück hat. Schlecht für die Partei, weil sie eigentlich in der Opposition ne Erholungsphase brauchen könnte, aber gut für Deutschland, weil wichtige Reformen, besonders im Sozialbereich mit der SPD eher vollzogen werden können. (Die gegen eine starke linke Opposition nicht hätten durchgesetzt werden können, siehe Agenda2010, wo Politikwissenschaftler meinten, nur eine linke Regierung konnte sowas durchboxen, ohne größere "Aufstände" im Lande) Man muss sich schon manchmal die Augen reiben, wenn man die CDU in der Koalition mit ihrem Programm vor der Wahl 05 vergleicht. Als würde die CDA mit der SPD koaliert haben, so sozialdemokratisch war die Arbeit der Koalition. Liegt sicher auch daran, dass die wichtigsten Ministerpositionen mit SPDlern besetzt waren.
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Barbarossa
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Da muß ich dir Recht geben.
Ich finde auch, wenn ich auf die letzten 4 Jahre zurückschaue, dann hat es doch relativ wenig Regierungskrisen gegeben zwischen diesen beiden Parteien, die sonst so viel Wert darauf legen, ihre Unterschiede zu betonen. Vieleicht liegt es ja an Merkels "Integrationsfähigkeit", die sie haben soll, wie ich vor Kurzem hörte.
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