Umbenennungen von Straßen und ganzen Orten
Verfasst: 26.07.2020, 13:30
Ich bin auch auf Facebook sehr aktiv und da ist mir ein Beitrag eines Users aufgefallen, der mir so gut gefallen hat, dass ich ihn hier einstellen möchte. Die Erlaubnis dazu habe ich eingeholt:
René Leemann hat geschrieben:Straßenumbennenungen sind das eine. Wobei ich beim Aufhänger zum Thema eher zu jenen neige, die betonen, daß "Mohr" ursprünglich eine Ehrenbezeichnung für den Heiligen Moritz war, nicht abgeleitet von "Moritz" sondern von "Maure"; der heilige Moritz war ein Maure aus Ägypten. Ein schwarzer Heiliger nach dem auch Edelskiorte in der Schweiz benannt sind oder der sich im Stadtwappen von Coburg wiederfindet. Niemand packt sich in ein Stadtwappen das Konterfei von jemanden, dem er feindlich gesinnt ist oder gering schätzt. Richtig ist aber auch, daß "Mohr" irgendwann einen Bedeutungswandel erfuhr und negativ besetzt blieb. Heute größtenteils wahrscheinlich bei jenen, die diesen Begriff als rassistisch ablehnen. Aber dadurch ist das Thema ja auf dem Tableau.
Aber Brandenburg hat noch ein ganz anderes Umbenennungsproblem. Es gibt eine Vielzahl von Orten, die 1937/38 von den Nazis umbenannt wurden. Nur einige bekamen nach 1945 wieder ihren alten Namen. Die wenigsten Umbenennungen waren unideologisch, z.B. wurde, um Verwechslungen zu vermeiden, aus einem "Schenkendorf" (es gab mehrere in Brandenburg) ein "Schenkenhorst" aber schon das banachbarte "Gütergotz" kennen wir heute nur noch als "Güterfelde". Viele Orte klangen den Nazis zu "undeutsch", zu "slawisch" und bekamen einen anderen Namen oder eine eingedeutschte Schreibweise. Einige haben diesen Namen bis heute. So heißt der Ort Zschornegosta bis heute Schwarzheide (das ist sogar eine wörtliche Übersetzung) und das Dorf Tzschetzschnow behielt auch nach 1945 den Namen Güldendorf.
In diesem Zusammenhang bemerkenswert finde ich die Tatsache, daß die meisten der umbenannten Orte in der Neumark (das ist der Teil Brandenburgs, der heute in Polen liegt) nach 1945 durch die polnische Administration im Grunde ihren alten Namen wiederbekamen, aber dann eben in polnischer Schreibweise:
z.B. bis 1937: Dobersaul, nach 1937: Schönrode, nach 1945: Dobrosulów oder bis 1937 Neu Jaromierz, nach 1937: Neu Hauland, nach 1945: Nowy Jaromierz (Nowy = Neu).
Bei den Orten des heutigen Bundeslandes Brandenburg fände ich es angemessen die verbliebenen Orte rückzubenennen bzw. die ursprüngliche Schreibweise anzuwenden. Wenn man bis 1937 „Groß Tzschacksdorf“
schreiben konnte, so kann man das heute auch und muß nicht das eingedeutschte „Groß Schaksdorf“ benutzen. Denn auch so kleine Dinge wie ein“Tzsch“ im Ortsnamen geben hinweis auf die wirklich faszinierende Entstehungsgeschichte unseres Landes und zeigen, daß wir neben Grenzland auch immer Bindeglied zwischen Ost und West waren und auch heute sein könnten, wenn wir es wollten.