1. Antwort auf Barbarossas Beitrag in Ukraine-Konflikt: Geschichte und Berichterstattung:
Mag sein, dass es auch in Russland noch Reste von freiem Journalismus gibt, nur leider hört und liest man aber zu viel von Einschüchterungen oder gar Morden an solchen Reportern, die Putin und seiner Regierung zu unangenehm werden. Das erzählen ja auch diese Reporter selbst - sofern sie das noch wagen. Dass sowas mehr als nur ein bisschen stutzig macht, wirst du sicher verstehen.
Genau, hört und liest man. In Bezug auf Russland gibt es – in offiziellen Medien, die von den meisten Bürgern als Info-Quelle benutz wird, starke Verdrehungen, Verzerrungen und oft genug einfach Lügen. Daher deine Reaktion ist mir verständlich. Nur kann ich sie auch gutheißen. Nicht zu wissen - es ist auch Schuld derjenigen, der nicht weis bzw. oft genug nicht wissen will.
Als Gegenbeispiel: man hört auch über rassistische Übergriffe in USA und zwar von staatlichen Institutionen wie Polizei. Nicht zu vergessen das Guantanamo. An welchem Rang würde wohl USA stehen lassen in Bezug auf Menschenrechte?! Wie spiegelt sich dieser Sachverhalt in Medien. In Medien wird es zwar nicht verschweigt, dennoch nach ein- zweimaliger Erwähnung, vergisst man die Sache. Nach die Menschenverletzungen in Russland wird immer und immer und immer erinnert.
Jede Menschenrechtverletzung ist eine zu viel, was aber MICHT stützig macht, dass man so eine Doppelmoral benutzt und man gar nicht merkt es.
Ich habe nicht umsonst auf Studie von LGBT Aktivisten Brian M. Heiss hingewiesen. Er zwar recherchierte in seinem Bereich – da gerade dort selbst aktiv ist, dennoch das Gleiche kann man verallgemeinern.
Ist es nicht eine Doppelmoral? Die Bösen treiben Propaganda, die Guten – Kampagne. Es wäre wirklich zum Lachen, wenn es nicht traurig wäre.Übrigens spreche ich im Zusammenhang mit den Mdien in demokratischen Ländern nicht von Propaganda, sondern eher von Kampagnen - die gibt es durchaus.
Ich denke, nein ich bin überzeugt, dass den Putin als Diktator zu darstellen ist dieses Phänomen – Diktatur - s. z. verflüssigt. Man benutz auch das Wort Inflation, wenn ursprüngliche Bedeutung zu oft und nicht sachgemäß verwendet, dann verliert es die Kraft der ursprünglichen Bedeutung. So etwa kann auch in öfteren Vergleich mit Hitler zu beobachten. Sicher will man die Bösartigkeit dessen, wen man mit Hitler vergleicht, hervorheben. Dennoch wird dabei auch das Gegeneffekt erzeugt. Auch die Taten des Hitlers erscheinen dann nicht so-o-o extrem, wenn sie sich so oft nachahmen lassen. Inflationär eben.In Diktaturen oder zumindest teilweise autoritären Ländern ist Propaganda das richtige Wort, bei der die Bevölkerung nie die Wahrheit erfährt - oder erst dann, wenn die Diktatur gestürzt wurde.
in letzten Jahren, gerade wenn sich Konflikt mit Russland gereift hat, hat die besondere Eigenschaft der Medien sehr deutlich gezeigt, was mich sehr zu bedenken veranlasst hat. Für mich ist es doppelt interessant, da hier m. E. ein Selbstorganisationsmechanismus gewirkt hat. Es hat bestimmt mit der Radikalisierung in der Gesellschaft zu tun. Wir beobachten ein Prozess, wenn aus einer ursprünglich differenzierten Medienlandschaft, entwickelt sich eine ganz klar orientierte. Und plötzlich der Vergleich mit Medien in autoritären Regimen wird nicht abwegig. Auch dort gibt eine klare Orientierung, nur ist sie s. z. von oben gegeben. Hier aber Schwarm organisiert sich selbst, obwohl dient es dem Regime, wenn es auch ein demokratisches, aber auf dem Weg zum Krieg ist.
2. Was betrifft die Reporter ohne Grenzen, muss ich mir noch recherchieren. Ich habe auch Kritik an sie gelesen, dennoch meine, dass sie haben ein sehr schwieriges Problem Kriterien zu entwickeln, an den man verschiedene Länder vergleichen kann. Wer meldet z.B. Unzufriedenheit aus einem totalitären Regime? Ist große Zahl unzufriedenen nicht das Zeichen dazu, dass eine Meinungsfreiheit ist schon relativ groß? Nur eben nicht groß genug, um die Unzufriedene zufriedenstellen. ROG haben auch in den Jahren ihrer Existenz mehrfach die Kriterien verändert, dass so ein Vergleich mit Vorjahren nicht ohne weiteres „sauber“ ist.
DU schreibst:
Hm-m, gerade das macht mich stutzig. Zum Einem deutet es auf die Politisierung der Organisation. Zum anderem mag sein, dass Kriterien vorsichtig in ihrer absoluten Aussage zu deuten. Z.B. die Verstöße in einem 2 Mio. Land können weniger Punkte ansammeln als in einem mit 150 Mio. Land.- Russland auf dem 152. Platz
- die Ukraine auf dem 129. Platz
da stehen sogar Länder besser da, von denen man das gar nicht erwartet hätte, wie
- Katar = 115. Platz oder
- Vereinigte Arabische Emirate = 120. Platz
Im Grunde habe ich Russland nie zu Vorreitern gezählt. Ich denke auch, dass freie Presse kann nur bei bestimmten Umständen sich entfalten. Nur wenn ganze „Set“ stimmt, dann kann man über freie medien reden. Wir haben schon mal gesprochen, wie Mittelschicht wichtig f. Demokratie ist. Auch ein bestimmter Wohlstand, kulturelle Erbe. In der letzten meine besonders die Pflicht für Familie und Angehörigen (wie etwa Vätterschaftswirtschaft), die als Standard empfundene „Schmieren“ u. s. w. Die große schere zwischen Oligarchen und Bevölkerung fordert auch nicht gerade die Demokratie.
Und zuletzt, zu Ausgangsreplik:
Ja, wir werden in dieser Hinsicht uns uneinig bleiben. Zum einen, denke ich nicht, dass dort „so gut wie keine Pressefreiheit“ gibt (ich vermisse offen gesagt es hierzulande, siehe unter Punkt.1). Zum anderem, du kann ruhig weiter die Medien hier konsumieren, die du für richtig halst. Wenn du aber weiter Probleme mit meinen Links haben solltest, dann muss ich dich wohl an Reporter ohne Grenzen meldenIch habe auch ein kleines Problem mit eingen deiner Links, Aneri. Denn wenn man sogenannte Informationen aus der Presse eines Landes entnimmt, in dem es so gut wie keine Pressefreiheit gibt und alle Artikel einzig den Zweck verfolgen, die Politik Putins zu rechtfertigen, dann kann man eigentlich nicht davon ausgehen, gut informiert zu sein.