Mittelschicht: Bedeutung in gesellschaftlicher Entwicklung
Verfasst: 10.10.2015, 16:37
Ich möchte eine Diskussion um die Rolle der Mittelschicht in der gesellschaftlichen Entwicklung anstoßen. Eine der traurigen Entwicklungen in deutscher Gesellschaft hatte ich schon mal (weiß jetzt nicht in welchen Thread) berichtet. Es ging um das Schrumpfen der Mittelschicht von 1993 bis 2013 von 56% bis 48%. In dem vorliegendem Artikel wird detaillierter beschrieben. Die Studie wurde von Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen gemacht. Es geht um die Haushälte mit mittleren Einkommen. Nach IAQ-Definition gehört zu Mittelschicht eine vierköpfige Familie mit Einkommen zwischen 2000-7000 brutto Einkommen in Monat. Es entspricht 60 bis 200 Prozent des Durchschnittseinkommens. Ähnliches habe ich auch auf die Wiki gefunden.
Einkommen ist definitiv ein wichtiger Faktor. Dennoch nach mein Verständnis ist es sekundäre Eigenschaft. Primär geht es um die Bildung, die sich in Einkommen widerspiegelt. Ich würde behaupten, dass der Siegerzug der Demokratie ist dem Bildungssystem zu verdanken , der zuerst Analphabetismus abgeschafft hat und höhere Ausbildung für niederen sozialen Schichten ermöglicht hat. Die Entstehung und Entwicklung des Nationalstaates und Demokratie ging mit der Entwicklung der Unternehmerklasse UND der breiten Schicht Intellektueller wie Künstler, Wissenschaftler, Anwälte, Lehrer, Ärzte etc., die nicht wie vorher den adeligen Hof unterhalten bzw. dem gedient haben, sondern wurden "befreit" und standen der Gesellschaft zu Verfügung. Also war die Gesellschaft so wirtschaftlich stark, dass ihre nicht produzierende Teil könnte erheblich anwachsen und die produzierende - durch wachsende Komplexität der Technologien - sich längere Ausbildungsphasen erlauben könnte. Dadurch wuchs die Mittelschicht. Die Technologien im Gegenzug ließen noch mehr aus der Produktion befreien und menschlichen Intellekt nicht für Roboter-Arbeit anwenden.
Ich finde dieses Schrumpfen der Mittelschicht viel bedrohlicher als in alle Münden die wachsende Schere zwischen Arm und Reich. Ich sehe dadurch die Demokratie bedroht. Wobei lasse ich mir hier noch etwas Freiraum, in dem ich die Definition bzw. Zuordnung zu s. g. Mittelschicht in Frage stellen kann. Vielleicht die Realität ist etwas andere, dass Mittelschicht mittlerweile so breit ist, dass sie sich nicht so elementar anordnen lässt. Z.B. dadurch, dass ein Teil der Intellektuelle sehr gut verdienen und somit in der genannten Spanne nicht auftauchen. So wäre die Mittelschicht viel differenzierter als man in Studie annahm. Was denkt ihr zu dieser Angelegenheit?
Ich war sehr beeindruckt, wann die Folgen der Sanktionen gegen Irak bekannt wurden. Für mich in diesem Zusammenhang das wichtigste Erkenntnis - die Mittelschicht war dadurch ausgerottet. So dass lange bevor der Irakischer Krieg begann, waren die Voraussetzungen für die weiteren Fehlentwicklungen geschafft. Obwohl offiziell Krieg gewonnen war, gab es keine Schicht, die für ein annäherend demokratisches Aufbau gesorgt hätte.
Ähnlich ist in Syrien, der Appel der "Sachverständigen" für Nahe Osten (Peter-Scholl-Latour, Michael Lüders, Günter Meyer), dass Assad auch von „breiten“ sunnitischen Mittelschicht(!!!) unterstütz worden ist, fällt ins Leere. „Breite“ in Ausführungszeichen, weil sie in einem armen Land nur relativ breit, dennoch sie gibt. Ist es „blinder Fleck“ eigener Überzeugungen, nach dem Motto „es kann nicht sein, was nicht sein kann“ oder noch schlimmer, gezielte Manipulation der öffentlichen Meinung?!
M. e. kann nur intellektuelle Mittelschicht sein, die Fundamentalismus einer Religion (aber auch jeder anderen Ideologie) entgehen kann. Insofern ist es die Schicht, auf die wir setzen müssten, wenn wir gegen religiöse Fundamentalismus und Radikalismus kämpfen wollen. Bis jetzt alle politischen Schritte in Westen waren auf die Schwächung der Mittelschicht ausgerichtet. Es muss grundsätzlich überdacht werden.
Auch viele der Fluchtlinge gehören zu dieser Mittelschicht. Wir laden sie ein, von der Kriegszustände zu fliehen, die wir selbst angefädelt haben. Wir lassen die Zukunft der Krisenregion durch Abfluss intellektuelle Kräfte noch mehr schwächen. In diesem Zusammenhang muss vielleicht nicht so sehr auf Integration hierzulande setzen, sondern ihren Patriotismus erwecken bzw. Verbundenheit mit ihrer Heimat aufrechthalten. Mit dieser Zielsetzung müssen wir wirklich nur eine Zwischenstation werden, um sie nachher für die Aufbau ihrer Länder zurückschicken lassen.
Einkommen ist definitiv ein wichtiger Faktor. Dennoch nach mein Verständnis ist es sekundäre Eigenschaft. Primär geht es um die Bildung, die sich in Einkommen widerspiegelt. Ich würde behaupten, dass der Siegerzug der Demokratie ist dem Bildungssystem zu verdanken , der zuerst Analphabetismus abgeschafft hat und höhere Ausbildung für niederen sozialen Schichten ermöglicht hat. Die Entstehung und Entwicklung des Nationalstaates und Demokratie ging mit der Entwicklung der Unternehmerklasse UND der breiten Schicht Intellektueller wie Künstler, Wissenschaftler, Anwälte, Lehrer, Ärzte etc., die nicht wie vorher den adeligen Hof unterhalten bzw. dem gedient haben, sondern wurden "befreit" und standen der Gesellschaft zu Verfügung. Also war die Gesellschaft so wirtschaftlich stark, dass ihre nicht produzierende Teil könnte erheblich anwachsen und die produzierende - durch wachsende Komplexität der Technologien - sich längere Ausbildungsphasen erlauben könnte. Dadurch wuchs die Mittelschicht. Die Technologien im Gegenzug ließen noch mehr aus der Produktion befreien und menschlichen Intellekt nicht für Roboter-Arbeit anwenden.
Ich finde dieses Schrumpfen der Mittelschicht viel bedrohlicher als in alle Münden die wachsende Schere zwischen Arm und Reich. Ich sehe dadurch die Demokratie bedroht. Wobei lasse ich mir hier noch etwas Freiraum, in dem ich die Definition bzw. Zuordnung zu s. g. Mittelschicht in Frage stellen kann. Vielleicht die Realität ist etwas andere, dass Mittelschicht mittlerweile so breit ist, dass sie sich nicht so elementar anordnen lässt. Z.B. dadurch, dass ein Teil der Intellektuelle sehr gut verdienen und somit in der genannten Spanne nicht auftauchen. So wäre die Mittelschicht viel differenzierter als man in Studie annahm. Was denkt ihr zu dieser Angelegenheit?
Ich war sehr beeindruckt, wann die Folgen der Sanktionen gegen Irak bekannt wurden. Für mich in diesem Zusammenhang das wichtigste Erkenntnis - die Mittelschicht war dadurch ausgerottet. So dass lange bevor der Irakischer Krieg begann, waren die Voraussetzungen für die weiteren Fehlentwicklungen geschafft. Obwohl offiziell Krieg gewonnen war, gab es keine Schicht, die für ein annäherend demokratisches Aufbau gesorgt hätte.
Ähnlich ist in Syrien, der Appel der "Sachverständigen" für Nahe Osten (Peter-Scholl-Latour, Michael Lüders, Günter Meyer), dass Assad auch von „breiten“ sunnitischen Mittelschicht(!!!) unterstütz worden ist, fällt ins Leere. „Breite“ in Ausführungszeichen, weil sie in einem armen Land nur relativ breit, dennoch sie gibt. Ist es „blinder Fleck“ eigener Überzeugungen, nach dem Motto „es kann nicht sein, was nicht sein kann“ oder noch schlimmer, gezielte Manipulation der öffentlichen Meinung?!
M. e. kann nur intellektuelle Mittelschicht sein, die Fundamentalismus einer Religion (aber auch jeder anderen Ideologie) entgehen kann. Insofern ist es die Schicht, auf die wir setzen müssten, wenn wir gegen religiöse Fundamentalismus und Radikalismus kämpfen wollen. Bis jetzt alle politischen Schritte in Westen waren auf die Schwächung der Mittelschicht ausgerichtet. Es muss grundsätzlich überdacht werden.
Auch viele der Fluchtlinge gehören zu dieser Mittelschicht. Wir laden sie ein, von der Kriegszustände zu fliehen, die wir selbst angefädelt haben. Wir lassen die Zukunft der Krisenregion durch Abfluss intellektuelle Kräfte noch mehr schwächen. In diesem Zusammenhang muss vielleicht nicht so sehr auf Integration hierzulande setzen, sondern ihren Patriotismus erwecken bzw. Verbundenheit mit ihrer Heimat aufrechthalten. Mit dieser Zielsetzung müssen wir wirklich nur eine Zwischenstation werden, um sie nachher für die Aufbau ihrer Länder zurückschicken lassen.