Die Ostgoten in Italien
Verfasst: 21.08.2015, 14:34
Nach heutigen Schätzungen strömten etwa 100 000 Ostgoten mit Theoderich nach Italien, wo sie vor allem in der Lombardei siedelten. Man kann vermuten, dass sich dem Invasionsheer auch andere ethnische Splittergruppen angeschlossen hatten wie z.B. Gepiden, Heruler und Vandalen. Die ostgotische Einwanderergeneration findet sich archäologisch seit der 2. Hälfte des 5. Jh., wo sie sich als neuartig und fremd von der spätantiken Umwelt abhebt. Dieser ostgotische Fundhorizont ist gekennzeichnet durch Einzelgräber und kleine Grabgruppen mit Frauengräbern einer Oberschicht, die Männergräber waffenlos, die Frauengräber mit einem kennzeichnenden Trachtenensemble aus einem Fibelpaar an den Schultern und einem großen Gürtelschloss, gelegentlich noch mit Schmuck.
Die vergleichsweise geringe Zahl an ostgotischen Fundorten in Italien hängt nicht nur mit den schwer auffindbaren Einzelgräbern zusammen, sondern geht auch auf die Anweisung Theoderichs zurück, dass seine Ostgoten dem Vorbild der beigabenlosen christlichen Bestattungsweise der Romanen folgen sollen (vgl. Duda-Brief, Cassiodor). Ostgotische Siedlungen sind bislang nicht bekannt, neuerdings aber erstmals ein ostgotisches "castrum" in Monte Barro am Südende des Comer Sees.
Theoderich ließ zahlreiche Landgüter besonders in Oberitalien unter seine Goten verteilen, untersagte juristisch eine Verschmelzung von Romanen und Goten – also kein "connubium" – und schuf getrennte Gerichtsstände für die gotischen Besatzer und die eingesessene Bevölkerung.
Die Goten waren für die Verteidigung zuständig und saßen als Elite und Kriegerschicht über den Romanen. Die "comites" der Provinzen und Städte wurden meist der gotischen Oberschicht entnommen, auch wenn die übrige Verwaltung in den Händen der romanischen Bevölkerung lag. Die in ihrer Mehrzahl barbarischen Goten wären damit ohnehin überfordert gewesen, denn die Gestalt des römisch-zivilisierten Theoderich darf man keinesfalls auf die übrige gotische Soldateska übertragen, die mit Kind und Kegel in einer Größe von etwa 100 000 Personen nach Italien eingeströmt war. Zudem bekannten sich die Goten zur arianischen Glaubensrichtung, was eine tiefe Kluft zur römisch-katholischen Bevölkerung aufriss.
Das alles waren Punkte der neugeschaffenen Staatsordnung, an denen die romanische Bevölkerung
besonderen Anstoß nahm, weil sie, ihren eigenen Anschauungen widerstreitend, ihr immer wieder als brutale Bestätigung eines rohen Erobererechts erschien.
Obwohl die neuen staatlichen Einrichtungen tief im Wesen der germanischen Rechts- und Gesellschaftsordnung begründet lagen, trugen sie doch wesentlich dazu bei, bei den Romanen das erbitterte Gefühl des Beraubt- und Vergewaltigtseins zu erhalten und dadurch eine Versöhnung mit den neuen Zuständen zu erschweren. Denn gerade von hier aus erschienen ihnen die siegreichen Germanen immer als eine außerhalb der bürgerlichen Ordnung stehende Soldateska, die, ohne eigene Erwerbstätigkeit und ohne Mitarbeit am Gemeinwohl, auf Kosten des Bürgers und Bauern, nach Germanenart untätig dahinleben wollte. Diesen Zwiespalt konnte Theoderich nicht ausgleichen.
Unabhängig davon ist die enorme Leistung Theoderichs beim Aufbau seines Ostgotenreichs zu betrachten, sein Verständnis für die römisch-antike Zvilisation und sein ständiges Bestreben, dem neuen Staat Dauer zu verleihen. Diese positiven Elemente muss man ausdrücklich festhalten, wenn man Theoderichs schöpferische Leistung angemessen würdigen will.
Nach der Vernichtung des Ostgotenreichs durch oströmische Heere werden vermutlich einige Scharen nach Norden über die Alpen zurückgeflutet sein. Der Rest und wohl die Mehrheit ist geblieben (vgl. Paulus Diaconus, Hist. Lang. 2,2. Rom.) und verschmolz nach dem Untergang des eigenen Staates mit der romanischen Bevölkerung.
Interessant wäre es zu wissen, ob sich einige italienische Adelsfamilien noch auf eine gotische Herkunft berufen. Bei den Langobarden ist das der Fall.
Die vergleichsweise geringe Zahl an ostgotischen Fundorten in Italien hängt nicht nur mit den schwer auffindbaren Einzelgräbern zusammen, sondern geht auch auf die Anweisung Theoderichs zurück, dass seine Ostgoten dem Vorbild der beigabenlosen christlichen Bestattungsweise der Romanen folgen sollen (vgl. Duda-Brief, Cassiodor). Ostgotische Siedlungen sind bislang nicht bekannt, neuerdings aber erstmals ein ostgotisches "castrum" in Monte Barro am Südende des Comer Sees.
Theoderich ließ zahlreiche Landgüter besonders in Oberitalien unter seine Goten verteilen, untersagte juristisch eine Verschmelzung von Romanen und Goten – also kein "connubium" – und schuf getrennte Gerichtsstände für die gotischen Besatzer und die eingesessene Bevölkerung.
Die Goten waren für die Verteidigung zuständig und saßen als Elite und Kriegerschicht über den Romanen. Die "comites" der Provinzen und Städte wurden meist der gotischen Oberschicht entnommen, auch wenn die übrige Verwaltung in den Händen der romanischen Bevölkerung lag. Die in ihrer Mehrzahl barbarischen Goten wären damit ohnehin überfordert gewesen, denn die Gestalt des römisch-zivilisierten Theoderich darf man keinesfalls auf die übrige gotische Soldateska übertragen, die mit Kind und Kegel in einer Größe von etwa 100 000 Personen nach Italien eingeströmt war. Zudem bekannten sich die Goten zur arianischen Glaubensrichtung, was eine tiefe Kluft zur römisch-katholischen Bevölkerung aufriss.
Das alles waren Punkte der neugeschaffenen Staatsordnung, an denen die romanische Bevölkerung
besonderen Anstoß nahm, weil sie, ihren eigenen Anschauungen widerstreitend, ihr immer wieder als brutale Bestätigung eines rohen Erobererechts erschien.
Obwohl die neuen staatlichen Einrichtungen tief im Wesen der germanischen Rechts- und Gesellschaftsordnung begründet lagen, trugen sie doch wesentlich dazu bei, bei den Romanen das erbitterte Gefühl des Beraubt- und Vergewaltigtseins zu erhalten und dadurch eine Versöhnung mit den neuen Zuständen zu erschweren. Denn gerade von hier aus erschienen ihnen die siegreichen Germanen immer als eine außerhalb der bürgerlichen Ordnung stehende Soldateska, die, ohne eigene Erwerbstätigkeit und ohne Mitarbeit am Gemeinwohl, auf Kosten des Bürgers und Bauern, nach Germanenart untätig dahinleben wollte. Diesen Zwiespalt konnte Theoderich nicht ausgleichen.
Unabhängig davon ist die enorme Leistung Theoderichs beim Aufbau seines Ostgotenreichs zu betrachten, sein Verständnis für die römisch-antike Zvilisation und sein ständiges Bestreben, dem neuen Staat Dauer zu verleihen. Diese positiven Elemente muss man ausdrücklich festhalten, wenn man Theoderichs schöpferische Leistung angemessen würdigen will.
Nach der Vernichtung des Ostgotenreichs durch oströmische Heere werden vermutlich einige Scharen nach Norden über die Alpen zurückgeflutet sein. Der Rest und wohl die Mehrheit ist geblieben (vgl. Paulus Diaconus, Hist. Lang. 2,2. Rom.) und verschmolz nach dem Untergang des eigenen Staates mit der romanischen Bevölkerung.
Interessant wäre es zu wissen, ob sich einige italienische Adelsfamilien noch auf eine gotische Herkunft berufen. Bei den Langobarden ist das der Fall.