Nemeth hat geschrieben:Am 10. August 955 fand die Schlacht auf dem Lechfeld statt.
Die vereinten deutschen Stämme zogen einen , bis heute währenden, Schlußstrich gegen, die immer wieder
einfallenden Ungarn.
Die Schlacht wird auch oft die "Geburt der deutschen Nation" bezeichnet.
Historischen Überlieferungen ( oder Legenden ) nach, war die Schlacht für die Ungarn so vernichtend, das der deutsche König den
letzten ungarischen Verwundeten Geleitschutz gab, damit sie die Nachricht überbringen konnten.
Lieber Nemeth,
Lieber Dietrich,
es wird nicht ganz klar, Nemeth, welche Problemstellung deinem Beitrag du vorrangig zur Diskussion stellst. Ist es der Sieg über die seit Jahrzehnten einfallenden Ungarn, die immer wieder große Verwüstungen anrichteten oder ist es die Frage nach der Entstehung der deutschen Nation., die ich in roter Farbe ausdrucke.
Natürlich war es ein großer Sieg 955 auf dem Lechfeld, schon allein deshalb, weil es da Ende der Jahrzehnten währenden Bedrohung war. Wichtig erscheint mir in diesen Zusammenhang die Tatsache, dass am Sieg über den äußeren Feind alle deutschen Stämme beteiligt waren, auch wenn die Sachsen notgedrungen andere Probleme lösen mussten (s. Dietrichs Beitrag). Das ist nicht selbstverständlich für jene Zeit. Sind deshalb aber alle Stämme zu einer deutschen Nation zusammengewachsen? Noch im 19. Jhd vor der Reichseinigung durch Preußen/Bismarck fühlten sich die Deutschen als Bayern, Württemberger .... und wuchsen erst allmählich in den neuen Staat Dt. Reich hinein. Der Begriff Nation hat im Mittelalter einen anderen Inhalt als in der Neuzeit.
War es nicht eher so, dass durch das gemeinsame Zusammenstehen gegen den äußeren Feind der bereits bestehende Staat gefestigt wurde, weil die Macht des Königs (Otto I.) gestärkt wurde? Er war der anerkannte Führer aller dt. Stämme. 933 noch in der Schlacht an der Unstrut hatte Heinrich I., sein Vater, einen Sieg errungen. Heinrich I. stützte sich aber inm erster Linie auf die militärische Starke vor allem seines Stammes, Sachsen. Es war ein sächsischer Erfolg. Ein Chronist berichtet, dass Heinrich I. auf dem Schlachtfeld zum Imperator ausgerufen wurde (Widukind von Corvey?). Ob es so war, sei dahingestellt. Eine Anerkennung und Bestätigung seines Königtums, denn er war nicht zum dt. König gekrönt worden. Er war König durch Designation des letzten fränk. Herrschers Konrad I. Heinrich I. war König, aber als solcher nur primus inter pares (erster unter Gleicheh). Er musste sich bewähren und auszeichnen. Der sächsische König kam aus dem Stamm, den Karl der Große erst vor wenigen Generationen in langen blutigen Kriegen erst unterworfen hatte. Vielleicht ist die erwähnte Bemerkung in der Chroni eher eine Ausschmückung des Chronisten, der die Geschichte der sächsischen Dynastie deutet und überhöht als vorherbestimmt sieht. Otto !. hat mit seinen Erfolgen die Stellung des Königs weiter gefestigt (s. Dietrichs Beitrag)
Es wäre m. E. sinnvoller zu fragen, wann das Dt. Reich entstanden ist, denn das dt. Volk blieb in seinen Stämmen zersplittert und gespalten. Der letzte Kg aus fränk. Haus Konrad I. hatte mit den Stammesherzögen zu kämpfen und feindlichen Einfällen. Die Stammesherzöge waren eigentlich Stammeskönige.
Zur Zeit Karls des Großen gab es noch kein dt. Volk und es gab keinen dt. Staat. Es gab das fränkische Reich. Kaiser Karl starb 814. Aus den Gebieten von Karls fränkischem Reich entwickelten sich 3 Teilreiche und eines davon, der ostfränkische Reichsteil, war auf dem Wege, durch einen langen historischen Prozess, das Dt. Reich zu werden.
Im Lauf des 9. Jahrhunderts taucht das Wort "diut" auf, altenglisch "theod". Es bezeichnet die Sprache des Volkes (lingua theodisca), im Gegensatz zum Latein der Kirche und vor allem dem gallorömischen Dialekt, der im westfränk. Reich gesprochen wurde. Die Sprachunterschiede waren präsent (Straßburger Eide), nur die Dynastie der Karolinger blieb als einigendes Band für die Reichsteile. Das Reich als solches wurde erbrechtlich nach dem Todedes jeweiligen Karolingers behandelt wie königliches Hausgut mit den bekannten Erbteilungen als Folge (Meerssen und Ribémont).
In diesem Entwicklungsprozess spielen äußere Feinde wie die Ungarn und die Normannen eine entscheidende Rolle. Diese Feinde und die Notlage beschleunigen den Einigungsprozess. Der Schutz der eigenen Leute, des eigenen Stammes wurde entscheidend. Wer Schutz suchte brsuchte einen Herrn. Die Karolinger versagten inm Anbetrtacht damaiigen beschränkten Mitteln der Logistik bei der Lösung der Normannen- und Ungarnfrage. Das schwächte die Dynastie und das Zentrum des Reiches, stärkte aber die partikularen Gewalten. Gerade in der Sicherheitsfrage war der sächsische Stamm erfogreich: Heinrich I. mit dem Plan des Baus der Wehrburgen und der Organisation eines Reiterheeres, dem Abschluss eines Waffenstillstandes mit den Ungarn gegen jährliche Tributzahlungen, was ihm die Luft verschaffte in Ruhe die Abwehr zu organisieren. Diese Maßnahme traf Heinrich I. nur für Sachsen. Der Erfolg trat, wie erwähnt, ein mit dem Sieg an der Unstrut.
Dietrich hat die wichtigen Fakten zum Datum von 955 genannt. Die Ermeurung des Kaiesertums (962 Krönung in Rom), Sesshaftwerdung der Ungarn, deren Missionierung. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die römische Kaiserkrone just von dem Stamm der Deutschen wieder errungen wurde wurde, der erst durch einen 30 j. erbitterten Kampf ins Reich Karls des Gr. eingegliedert wurde. Das sächsische Königshaus soll der Familie Widukinds, des Hauptfeindes Karls des Großen in den erbitterten Sachsenkriegen entstammen.