In den mir zur Verfügung stehenden Publikationen habe ich leider keine sprachwissenschaftliche Klassifizierung des Zazaki/Dimili gefunden und bin daher auf das Internet angewiesen. Die dortigen Beiträge sagen eindeutig, dass Zazaki/Dimili als nordwestiranische Sprache zwar eng mit dem Kurdischen verwandt ist, aber eine eigenständige Sprache innerhalb dieser Sprachfamilie bildet. Andererseits betrachten sich die meisten Zaza/Dimili als Kurden, sodass wir die etwas verzwickte Situation haben, dass Sprache und ethnische Identität nicht deckungsgleich sind. Vermutlich kann man dieser Äußerung zustimmen:Spartaner hat geschrieben: Das finde ich einen interresanten Aspekt. Bei den Zazas, die in der Türkei leben, ist man sich in vieler Hinsicht uneins, was die Zugehörigkeit der Ethnie und der Sprache betrifft.
Die Zazaki-Sprecher in der Türkei bezeichnen sich im allgemeinen als Kurden. Die Sprache Zaza wird aber nicht dem kurdischen zugeordnet. Zazaki setzt sich linguistisch von dem eng verwandten Kurmandschi klar ab und wird deshalb als eigenständige Sprache betracht, obwohl die Zazaki -Sprecher ihre Sprache als kurdischen Dialekt empfinden. Die Zazaki-Sprache ist eng verwandt mit Gorani und bildet mit ihr eine selbständige Untereinheit Zazaki-Gorani des Nordwestiranischen.
"Der „Kurden“-Experte van Bruinessen zog für die (zum großen Teil Zazasprachigen) „kurdischen Aleviten“ 1997 den Schluss, es sei unwahrscheinlich, dass die Frage nach ihren Ursprüngen jemals eindeutig und überzeugend beantwortet werden könne, doch werde die Debatte darüber voraussichtlich noch anhalten."
Ein Wiki-Artikel beurteilt die Angelegenheit so:
http://de.wikipedia.org/wiki/Zaza-SpracheDie Zaza-Sprache wird auch heute noch aus politischen und kulturellen Gründen oft als ein kurdischer Dialekt betrachtet (zum politischen Hintergrund dieser Einschätzung siehe den Artikel Zaza). Dagegen stellt die Iranistik (die Wissenschaft der Erforschung der iranischen Sprachen) eindeutig fest: Zazaki ist eine eigenständige Sprache des nordwestlichen Zweigs der iranischen Sprachen. Innerhalb dieses nordwestlichen Zweiges bilden die kurdischen Sprachen – zusammen mit zentraliranischen Dialekten – eine genetische Untergruppe, das Zaza bildet demgegenüber zusammen mit dem Gorani eine selbstständige Untereinheit Zaza-Gorani, die möglicherweise engere Beziehungen zum Belutschi aufweist (siehe unten die Klassifikation der nordwestiranischen Sprachen).
Ich persönlich kann diese Frage letztlich nicht beurteilen, da ich die Ansicht seriöser Sprachwissenschaftler zur Stellung des Zazaki/Dimili nicht kenne. In meinen Publikationen habe ich dazu lediglich folgendes gefunden:
Im Grunde ist die Sache recht einfach: Wenn sich die Zaza als Kurden fühlen und eine entsprechende kulturelle Identität ausgebildet haben, dann sind sie Kurden - auch wenn ihre Sprache dem Kurdischen nur verwandt sein sollte.Zazaki oder die Sprache der Zaza-Kurden (auch Dimli) genannt) zählt weitaus weniger Sprecher als Kumandschi oder Sorani. Sie leben - abgesehen von Migranten in Europa - ausschließlich in der Türkei und zwar vorzugsweise im Dreieck zwischen Diyarbakir, Sivas und Erzerum.
In jüngster Zeit haben Iranisten die sprachliche Eigenständigkeit des Zazaki betont. Zazaki wiederum ist mit Gorani verwandt, das ursprünglich um Kermanschah und Sanandadsch in Iran verbreitet, bereits seit dem 19. Jahrhundert an Bedeutung verlor und heute fast ausgestorben ist ...
Die meisten kurdischen Aleviten zählen zu den Zaza-Sprechern.
(M. Strohmeier, L. Yalcin-Heckmann, Die Kurden, München 2000/2003, S. 32,46)