Spartaner hat geschrieben:Also nochmals das Beispiel, (die Form derPräsentation des ersten Zitates habe ich häufig in Zeitungen bei der Berichterstattung vor Kriegsbeginn 2003 festgestellt)- welche auch eine nachhaltige Wirkung auf Leser hatten und ihre Meinung zunehmend beeinflußten.
Einseitige Darstellung von Zitaten: Beispiel
Kolumne des Spiegel vom 31. 7. 2002
"Washington - In dem Land seien viele biologische und atomare Waffendepots "tief vergraben" und mit Luftangriffen allein schwer zu zerstören, erklärte Rumsfeld in den USA.
Ja, prima. Und? Hat "Washington" das gesagt oder nicht? Dann ist es doch die Wahrheit. Dann muss das auch so berichtet werden, denn das hat "Washington" zum Vorwand genommen, um einen KRIEG zu beginnen. Nicht Halma oder Ringelpietz mit Anfassen, nein: KRIEG! Bei sowas sterben dann gern mal Menschen...
Und Du plädierst jetzt dafür, dass man das aus "Präsentationsgründen" - also der "Form" halber - erst hätte veröffentlichen dürfen, nachdem man Saddam nach seiner Stellungnahme dazu befragt hat? Und wenn Saddam geantwortet hätte "Kein Kommentar...", dann hätte gar nicht berichtet werden dürfen? (Die Frage stelle ich, weil mir genau dieses "Argument" schon vorgetragen wurde)
Wenn die Bundesregierung (oder auch die US-Regierung oder Putin oder ....) eine Pressekonferenz gibt, dann berichtet man, was die Leute sagen. Punkt. Die entscheiden, was sie sagen wollen und was nicht. Und sie haben ein Recht darauf, dass die Medien das, was gesagt wurde, inhaltlich korrekt berichten. Sie haben darüber hinaus ein Recht, dass die Berichterstattung über ihre Aussagen nicht davon abhängig gemacht wird, ob irgendein Dritter dem implizit oder explizit "zustimmt".
Konkret: Obama äußert sich zur Ukraine. Putin sagt nix. Darf Obamas Aussage jetzt nicht veröffentlicht werden? Blödsinnige Vorstellung! Putin hat keinerlei Anrecht darauf, dass die deutschen Medien die Aussagen von Obama unterdrücken, bis er selbst (Putin) dazu seine "Gegenmeinung" geäußert hat. Putin hat nur den Anspruch darauf, dass AUCH SEINE AUSSAGEN inhaltlich korrekt wiedergegeben werden, WENN und SOBALD er seinerseits öffentliche Verlautbarungen macht.
Zum Folgenden nochmal gesondert...
Spartaner hat geschrieben:....welche auch eine nachhaltige Wirkung auf Leser hatten und ihre Meinung zunehmend beeinflußten.
Ein zweites Mal: Ja, genau. Na und? Wo ist das Problem?
Die Pressefreiheit ist in unserem Grundgesetz als "Bestandteil" der
MEINUNGSFREIHEIT verankert. Sie existiert nur deshalb, weil das Grundgesetz in Artikel 5 vorschreibt, dass in Deutschland jeder Mensch (gilt "sogar" für "undeutsche" Menschen!) das Recht hat, "
SEINE MEINUNG [sic!] in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten."
Das erlaubt den "Medien", voreingenommen zu sein. Niemand kann die Zeitschrift "Emma" verpflichten, bei jeder Veröffentlichung auf die "Gegenmeinung" hinzuweisen, dass die islamische Welt oder die Gemeinschaft der fundamental-christlichen Mormonen die Vielweiberei für gottgewollt halten. Niemand kann die traditionsreiche SPD-Zeitung "Vorwärts" verpflichten, vor jeder Veröffentlichung den Herrn Westerwelle um eine "Gegenmeinung" zu bitten.
Nirgendwo steht geschrieben, dass Journalisten keine Meinung haben oder ihre Meinung nicht äußern dürfen. Das Gegenteil ist der Fall.
Deshalb fordern die Standesregeln der Journalisten auch nicht, dass Journalisten keine Meinung haben dürfen. Sie fordern nur, dass Veröffentlichungen "wahr" sein müssen und dass Gegenmeinungen ebenfalls veröffentlicht werden müssen.
Nun bist Du an der Reihe: Wo wurden "Gegenmeinungen" unterdrückt? Und komm jetzt bitte nicht mit dem Hinweis, dass DU zu diesem oder jenem Thema "anderer Meinung" bist und dass das niemand geschrieben hat.
Das Kurden-Beispiel taugt jedenfalls nicht. Da ist AM RANDE (ich betone: AM RANDE!) die türkische "Gegenmeinung" erwähnt worden, dass die Kurden einen eigenen Staat aufbauen "wollen würden" (diesen doppelten Konjunktiv führe ich hier ein, damit Du nicht wieder behauptest, ich würde hier türkische Propaganda als erwiesene Tatsache präsentieren).
Ich räume ein, dass im deutschen Journalismus seit einigen Jahrzehnten eine "Verflachung" zu beobachten ist, insbesondere im regionalen und kommunalen Bereich. Dass Du das allerdings gerade mit Zeitungen wie der Süddeutschen verbindest, ist mir völlig unverständlich. Die Süddeutsche steht seit einiger Zeit mit dem NDR und dem WDR in einem Recherche-Verbund, der - meiner Meinung nach! - hervorragende Ergebnisse erbracht hat! Die beschreiten den richtigen Weg. Und Du siehst darin Hinweise für "Gleichschaltung". Weil manche Rechercheergebnisse nicht mit Deiner Meinung harmonieren...
Aber so ist das eben. In Deutschland herrscht Meinungsfreiheit. Auch Du darfst natürlich alles meinen, was Du meinen willst. Deshalb: Denk was Du willst. Ich werde Dich mit meiner "Gegenmeinung" nicht mehr belästigen.