Wer war zuerst in Siebenbürgen - Ungarn oder Rumänen?
Verfasst: 21.11.2014, 18:08
Es existiert seit langem ein kontrovers diskutiertes Problem zur rumänische Ethnogenese: Gab es es eine dako-romanische Kontinuität? Damit verbunden ist die entscheidende Frage, ob die Entstehung des Volks im Raum des heutigen Rumänien auf der Basis der romanisierten Daker erfolgte, oder ob Balkanromanen erst nach dem 10. Jh. von außen zuwanderten.
Eine dako-romanische Kontinuität verfocht besonders die Forschung des sozialistischen Rumäniens und auch heute vertreten rumänische Historiker wohl mehrheitlich diese Hypothese. Aber auch die Migrations-Hypothese hat ihre Verfechter, besonders außerhalb Rumäniens. Angesichts der dünnen und unbefriedegenden archäologischen und schriftlichen Quellenlage kann jedoch keine Seite einen abgesicherten wissenschaftlichen Beweis für die eine oder andere Theorie für sich beanspruchen.
Die beiden Ansätze lauten - ganz kurz gefasst - wie folgt:
1. Abgelehnt wird von der einen Fraktion eine dakisch-romanische Kontinuität mit dem Hinweis, dass eine Romanisierung der Daker in nur 170 Jahren - so lange währte die römische Präsenz in der Provinz Dakien - nicht erfolgt sein könnte. In einer so kurzen Zeitspanne sei auch anderswo keine Bevölkerung romanisiert worden, in Britannien hätten nicht einmal über 300 Jahre dazu ausgereicht. Ferner wird darauf verwiesen, dass es in der Provinz Dakien keinerlei archäologisch nachweisbare romanische Kontinuität gibt und die archäologische Überlieferung am Ende des 4. Jh. abreißt. Auch sind kaum dakische oder romanische Ortsnamen in Siebenbürgen - der Raum der römischen Provinz Dakien - überliefert, wie überhaupt die rumänische Sprache nur ein ganz geringes dakisches Substrat aufweist.
Als Folge vertreten die Verfechter der Migrationstheorie die Hypothese, dass der Raum des heutigen Rumänien durch Kriege, durchziehende Völker und Verwüstungen stark entvölkert war und erst nach dem 10. Jh. Balkanromanen von außerhalb in Rumänien einsickerten. Sie hatten sich vor den seit dem 6. Jh. eindringenden Slawen in Gebirgsgegenden zurückgezogen und waren als als Wanderhirten zur Transhumanz übergegangen. Ihr Siedlungsgebiet wird südlich der Donau angenommen, besonders im Balkangebirge, den Rhodopen und Thessalien. Diese Bevölkerungsschicht ist urkundlich seit dem 10. Jh. als Vlachen oder Walachen bekannt, was auch später der Name ihres hochmittelalterlichen Herrschaftsgebietes nördlich der Donau war: Fürstentum Walachei, Vorläufer des heutigen Rumäniens.
2. Die dako-romanische Kontinuitätstheorie geht davon aus, dass die Daker weder bei der Eroberung Dakiens durch die Römer noch durch die ab dem 5. Jh. durchziehenden Gepiden, Awaren, Ungarn und Petschenegen vernichtet wurden. Nach dieser Hypothese zog sich die dakisch-romanische Mischbevölkerung aus der Ebene in die Karpaten zurück, überdauerte als halbnomadische Viehzüchter, bewahrte dabei ihr Balkanlatein und wird ab dem 10. Jh. als Vlachen in den Quellen genannt. Es wird zudem darauf hingewisen, dass immerhin rund 100 dakische Wörter als Substrat im Rumänischen zu finden sind (was allerdings umstritten ist).
Angesichts der dürftigen Quellenlage fällt es schwer, sich für die eine oder andere Hypothese zu entscheiden, denn beide Varianten liegen im bereich des möglichen. Es gibt inzwischen auch schon Theorien, die beide Hypothesen miteinander zu verbinden suchen, doch bleibt die rumänische Ethnogenese bis heute in vielen Bereichen unklar.
Ein zentraler Streitpunkt ist das Thema bis heute zwischen rumänischen und ungarischen Historikern und Nationalisten. Jede Seite behauptet, sie hätte als erste Transsylvanien/Siebenbürgen besiedelt und leitet daraus einen territorialen Anspruch ab - zumindest einen moralischen.
Eine dako-romanische Kontinuität verfocht besonders die Forschung des sozialistischen Rumäniens und auch heute vertreten rumänische Historiker wohl mehrheitlich diese Hypothese. Aber auch die Migrations-Hypothese hat ihre Verfechter, besonders außerhalb Rumäniens. Angesichts der dünnen und unbefriedegenden archäologischen und schriftlichen Quellenlage kann jedoch keine Seite einen abgesicherten wissenschaftlichen Beweis für die eine oder andere Theorie für sich beanspruchen.
Die beiden Ansätze lauten - ganz kurz gefasst - wie folgt:
1. Abgelehnt wird von der einen Fraktion eine dakisch-romanische Kontinuität mit dem Hinweis, dass eine Romanisierung der Daker in nur 170 Jahren - so lange währte die römische Präsenz in der Provinz Dakien - nicht erfolgt sein könnte. In einer so kurzen Zeitspanne sei auch anderswo keine Bevölkerung romanisiert worden, in Britannien hätten nicht einmal über 300 Jahre dazu ausgereicht. Ferner wird darauf verwiesen, dass es in der Provinz Dakien keinerlei archäologisch nachweisbare romanische Kontinuität gibt und die archäologische Überlieferung am Ende des 4. Jh. abreißt. Auch sind kaum dakische oder romanische Ortsnamen in Siebenbürgen - der Raum der römischen Provinz Dakien - überliefert, wie überhaupt die rumänische Sprache nur ein ganz geringes dakisches Substrat aufweist.
Als Folge vertreten die Verfechter der Migrationstheorie die Hypothese, dass der Raum des heutigen Rumänien durch Kriege, durchziehende Völker und Verwüstungen stark entvölkert war und erst nach dem 10. Jh. Balkanromanen von außerhalb in Rumänien einsickerten. Sie hatten sich vor den seit dem 6. Jh. eindringenden Slawen in Gebirgsgegenden zurückgezogen und waren als als Wanderhirten zur Transhumanz übergegangen. Ihr Siedlungsgebiet wird südlich der Donau angenommen, besonders im Balkangebirge, den Rhodopen und Thessalien. Diese Bevölkerungsschicht ist urkundlich seit dem 10. Jh. als Vlachen oder Walachen bekannt, was auch später der Name ihres hochmittelalterlichen Herrschaftsgebietes nördlich der Donau war: Fürstentum Walachei, Vorläufer des heutigen Rumäniens.
2. Die dako-romanische Kontinuitätstheorie geht davon aus, dass die Daker weder bei der Eroberung Dakiens durch die Römer noch durch die ab dem 5. Jh. durchziehenden Gepiden, Awaren, Ungarn und Petschenegen vernichtet wurden. Nach dieser Hypothese zog sich die dakisch-romanische Mischbevölkerung aus der Ebene in die Karpaten zurück, überdauerte als halbnomadische Viehzüchter, bewahrte dabei ihr Balkanlatein und wird ab dem 10. Jh. als Vlachen in den Quellen genannt. Es wird zudem darauf hingewisen, dass immerhin rund 100 dakische Wörter als Substrat im Rumänischen zu finden sind (was allerdings umstritten ist).
Angesichts der dürftigen Quellenlage fällt es schwer, sich für die eine oder andere Hypothese zu entscheiden, denn beide Varianten liegen im bereich des möglichen. Es gibt inzwischen auch schon Theorien, die beide Hypothesen miteinander zu verbinden suchen, doch bleibt die rumänische Ethnogenese bis heute in vielen Bereichen unklar.
Ein zentraler Streitpunkt ist das Thema bis heute zwischen rumänischen und ungarischen Historikern und Nationalisten. Jede Seite behauptet, sie hätte als erste Transsylvanien/Siebenbürgen besiedelt und leitet daraus einen territorialen Anspruch ab - zumindest einen moralischen.