Triton hat geschrieben:Mischa Wolf natürlich.
Und die Auslandsabteilung der StaSi war nun, im Gegensatz zur Inlandsabteilung, ein professioneller und effizienter Haufen.
Die hatten Spione in höchsten Positionen der NATO, die wussten ganz genau Bescheid, was bei Bundeswehr und Besatzungstruppen ablief.
Ich war an einem deutsch-amerikanischen Standort für atomare Kurzstreckenraketen. Dass da am Wochenende einfach der Schlüssel umgedreht und alles fallengelassen wurde, kann ich nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil, es gab sogar regelmäßig Selbstmorde wegen der Dienstbelastung vor allem der Wachbataillone, die immer 6 Wochen am Stück Dienst schoben. Wenn ich mich recht entsinne gab es für die 6 Wochen Non-Stop-Dienst 10 freie Tage als Ausgleich, also gerade mal die Wochenenden zurück. Und als Sahnehäubchen obendrauf bekam man als Soldat weniger Lohn, wenn man am Wochenende arbeitete, weil man da ja Essen und Unterkunft erhielt, die natürlich bezahlt werden musste...
Mein Sold betrug rund 300 DM pro Monat, ein etwas jüngerer Bekannter erhielt im Zivildienst ca. 1000 DM bei höchstens halber, realer Dienstzeit.
Man darf nicht von irgendwelchen Schlaftablettentruppen mit Beamtendienstplan (Instandsetzung, Versorgung, Verwaltung) auf diejenigen schließen, die mit ihrem Einsatz die Freiheit im Westen garantiert haben. Ich rege mich da ein wenig auf, weil es heute leicht ist, über die persönlichen Opfer der Soldaten im kalten Krieg zu spotten. Wer aber mal einen Winter im kältesten Loch der Schwäbischen Alb zugebracht hat - mit mieser Ausrüstung, noch mieserem Essen, schikaniert von den Vorgesetzten und das alles für keine 5 € am Tag - denkt da anders drüber.
Ich habe, wie es die meisten hier wohl erkannt haben als Berufssoldat in der NVA gedient und war später nach mehrjähriger Abwesenheit im zivielen Sektor, wie es bei uns genannt wurde, wieder, in meiner ehemaligen Einheit, als Zivielangestellter, tätig. Bis weit nach der Wende. Ich habe also beide Armeen kennengelernt. Natürlich habe ich da vieles kennengelernt und kann vergleiche ziehen.
Meinen aktiven Dienst habe ich in der 7. Panzerdivision versehen. Exakt, beom Raketen und Waffentechnischen Dienst, also bei den angeblichen "Schlaftabletten" (ich trenne mal absichtlich NICHT, NVA und BW. Die Dienste sind in jeder Armee vergleichbar.
Bei uns wurde allerdings auch kein geregelter "Beamtendienstschluss" praktiziert. War das denn bei der BW anders?
Nun ja, meine direkte Nachbareinheit war das Panzerregiment 14. Zu NVA zeiten ständig mit zwei Dritteln der normalen Personalstärke belegt. Egal ob WE oder Feiertag. Diese Anwesenheitsstärke war in allen Einheiten der NVA Vorschrift. 16 Uhr war zwar Feierabend aber diese genannte Personalstärke hatte ständig in Bereitschaft zu liegen älso immer Alarmbereit.
Im gleichen Regiment habe ich als Zivieler Wachschutzangehöriger das Objekt bewacht. Nicht wie bei der NVA, wo das durch Militärpersonal geschah sondern grundsätzlich durch Zivielisten durchgeführt. Die Soldaten haben, lt. Aussage des damaligen Kommandeurs, der aus Deggendorf kam, andere Aufgaben zu erfüllen. An WE und Feiertagen bestand die militärische Personalstärke aus dem OVD, dem GOVD, dem Einsatzwagenfahrer und einem zweiten Gehilfen für OvD und GoVd. Summa sumarum 5 Militärangehörige.
Total einsatzbereite Truppe
...wohlgemerkt in einer Kampfeinheit und nicht im Rückwärtigen Dienst.
Mag es zu Zeiten des "Kalten Krieges" in der BW anders gewesen sein, ich weiß das nämlich nicht!, so ist das was ich grad geschrieben habe nicht vom Hörensagen sondern aus eigenem Erleben.
Das mit den Abwehrleuten und Aufklärern wird wohl in beiden Systemen gleich gewesen sein.
Strategisch wichtige Einheiten hatten ein anderes Dienstverhalten als militärische Hilfsdienste.
Auch NVA Soldaten haben wochenlang in kalten Schützenlöchern oder eingegraben, im Winter, gefroren und wurden von Vorgesetzten schikaniert.
Der Sold war auch gerimgfügig anders, 180 Mark der DDR wurden am Soldtag übergeben, wenn ich mich recht erinnere, gab es als Gefreiter 15 Mark mehr?! Wer es genau weiß, über eine Korrektur oder Richtigstellung würde ich mich freuen.
Mein Gehalt war etwas anders aufgeteilt. Grundgehalt, als Stabsfeldebel 500 Mark, zuschlag auf die Planstelle 550 Mark, 30 Mark Wohnungsgeld, weil ich nicht in der Kaserne untergebracht war und 130 Mark Essengeld. Dies alles in den letzten zwei Jahren, davor natürlich entsprechend weniger.
Zitat: Ich rege mich da ein wenig auf, weil es heute leicht ist, über die persönlichen Opfer der Soldaten im kalten Krieg zu spotten.
Diesen Satz finde ich allerdings TOP, Genau dieser Meinung bin ich auch. Und hierbei finde ich es vollkommen nebensächlich, welche der zwei deutschen Armeen wir hier betrachten!
Was mich aber noch interessieren würde, woher kennst Du, Triton die gegebenheiten von NVA bzw.Stasi so genau um einschätzen zu können wer ein guter oder ein schlechter Haufen war?
Ich wie gesagt habe nur geschrieben, was ich selbst erlebt habe.
Mit freundlichen Grüßen...