Agrippa hat geschrieben:Ausgehend von einem Zitat in einem andern thread möchte ich dieses Thema ansprechen. Leider gibt es im Bereich Mittelalter keinen Themenblock "Wissenschaft und Kultur". Deshalb kommt es hierhin zu "Glaube und Kirche".
Spartaner hat geschrieben:
Während christliche Kirchen sich im Mittelalter dem verbrennen auf dem Scheiterhaufen zuwandten, wandten sich die Geistlchen der Al-Azhar-Univeristät in Kairo der Forschung zu.
Dass das christliche Mittelalter finster und rückständig war, während der Orient das Zentrum des Wissens und der Weisheit darstellte, ist klischeehafter Unsinn, gegründet auf einer romantischen Verklärung des 19.Jhs.
Jenseits unreflektierter Klischees verliert das Bild vom finsteren Abendland und strahlenden Orient schnell an Substanz.
Da du mein Zitat verwendet hast, muss ich dir doch mal darauf antworten. Zum ersten habe ich geschrieben, dass im Mittelalter viele auf den Scheiterhaufen gelandet sind und nicht, dass das christliche Mittelalter finster war. Das ist ein gewaltiger Unterscheid. Auch im christlichen Mittelalter gab es einige Erungenschaften.
Doch eines muss man mal festhalten. Auf einigen Gebieten hat die christliche Inquisation den Fortschritt verhindert.
Da gibt es auch keine Zweifel. Da brauchen wir nur mal auf das Gebiet der Mathematik, Philosophie oder der Alchemisten (als Vorstufe für die moderne Chemie) zurückgreifen. Es ist noch allzu gut bekannt, dass Alchimisten kein all zu langes Leben hatten, oder ihre Schriften und Bücher von der Kirche verboten wurden.
Viele wurden auch als Ketzer verbrannt.
Ein Beispiel von vielen, sonst würde das den Rahmen sprengen:
Heinrich Cornelius Aggripa von Nettersheim," (* 14. September 1486 in Köln; † 18. Februar 1535 in Grenoble) war ein deutscher Universalgelehrter, Theologe, Jurist, Arzt und Philosoph. Er zählt in seiner Auseinandersetzung mit Magie, Religion, Astrologie, Naturphilosophie und mit seinen Beiträgen zur Religionsphilosophie zu den bedeutenden Gelehrten seiner Zeit. "
1530 veröffentlichte er sein Buch"De Incertitudine et vanitate scientiarum "
Der Klerus der Katholischen Kirche, die das Buch verbieten wollte,
sah in diesem Werk nur „Häresie und Ketzerei“.
Während dieser Zusammenkunft verfasste Agrippa mit Johannes Trithemius und auf dessen Anregung hin bis zum Frühjahr 1510 sein dreibändiges Hauptwerk mit dem Titel De occulta philosophia über die bis dahin bekannte Magie, eine erstmalige systematische Zusammenfassung durch Verifizierung und Klassifizierung dieses Wissens seiner Zeit. „Dieses gelehrte Kompendium von riesenhaften Ausmaßen bildete die Grundlage für den frühen Ruhm
und eilfertige Verleumdungen, obwohl auch dieses Werk erst Jahrzehnte später in einer gedruckten Fassung erschien.“
Es war klar das er mit diesen Werk den Argwohn der Kirche hervorief, deshalb schickt er erst ein Manuskript den Würzburger Abt Tritheim.
http://books.google.de/books?id=lGdeJ2C ... er&f=false
Cecco D’Ascoli, 1257 † 1327 wurde als Ketzer hngerichtet.
Ab 1322 wirkte Cecco als Professor für Mathematik und Astronomie an der Universität Bologna. Cecco wurde vor Gericht gebracht und verurteilt und am 26. September 1327 wurde er in Florenz auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Cecco_d%E2%80%99Ascoli
Giordano Bruno war ein italienischer Priester, Dichter, Philosoph und Astronom und auch Alchemist wurde am 17. Februar 1600 in Rom als Ketzer hingerichtet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Giordano_Bruno
Dazu auch Literatur, die man sich zu dem Thema zu Gemüte führen sollte :
Heinrich Fichtenau: Ketzer und Professoren: Häresie und Vernunftglaube im Hochmittelalter, Beck, München 1992,
Gottfried Koch: Frauenfrage und Ketzertum im Mittelalter, Die Frauenbewegung im Rahmen des Katharismus und des Waldensertums und ihre sozialen Wurzeln (12. - 14. Jahrh.), Akademie-Verlag, Berlin 1962 (Zugleich Dissertation an der Universität Leipzig 1960).
Jörg Oberste: Ketzerei und Inquisition im Mittelalter. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007,
Ernst Werner, Martin Erbstößer: Kleriker, Mönche, Ketzer. Das religiöse Leben im Hochmittelalter, Herder Spektrum, Freiburg, Basel, Wien 1994
Mathematik in Europa
Mathematik des Mittelalters
"Das Mittelalter war für die Mathematik ein wahrhaft dunkles Zeitalter. Es gab kaum neue Erkenntnisse vor allem das unhandliche römische Zahlensystem stand einer Höherentwicklung im Weg. Ausserdem beschäftigten sich die Geistesgrößen der Zeit lieber mit überirdischen Überlegungen wie Gottesbeweise und wieviele Engel auf einer Nadelspitze Platz haben."
Mathematik der Renaissance
"Im Zuge der Reconquista werden die Mauren aus Europa vertrieben. Ihre Mathematik lassen sie zurück und sie beeinflusst in der Folge die europäische Mathematik grundlegend. Begriff wie Algebra Algorithmus sowie die arabischen Ziffern gehen darauf zurück."
Mathematik der Araber
"In der arabischen Welt bildete für die Mathematik die Hauptstadt Baghdad das Zentrum der Wissenschaft. Die arabischen Mathematiker übernahmen die indische Positionsarithmetik und den Sinus und entwickelten die griechische und indische Trigonometrie weiter ergänzten die griechische Geometrie und übersetzten und kommentierten die mathematischen Werke der Griechen. Die bedeutendste mathematische Leistung der Araber ist die Begründung der heutigen Algebra. "
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Ge ... matik.html
In der Zeit von 750-1500 war die islamische Welt die wichtigste Region in der mathematischen Forschung. Bemerkswerte Resultate wurden vor allem in der Arithmetik, insbesondere der Entwicklung des Dezimalsystems, gemacht. Islamische Gelehrte leisteten wichtige Beiträge zur Algebra und Trigonometrie, außerdem forschten sie in der Geometrie und Zahlentheorie.
https://www.mathematik.de/ger/informati ... itel4.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_bede ... thematiker