Finsteres Abendland - leuchtender Orient?
Verfasst: 09.10.2014, 11:34
Ausgehend von einem Zitat in einem andern thread möchte ich dieses Thema ansprechen. Leider gibt es im Bereich Mittelalter keinen Themenblock "Wissenschaft und Kultur". Deshalb kommt es hierhin zu "Glaube und Kirche".
Dass das christliche Mittelalter finster und rückständig war, während der Orient das Zentrum des Wissens und der Weisheit darstellte, ist klischeehafter Unsinn, gegründet auf einer romantischen Verklärung des 19.Jhs.
Sicher haben muslimische Gelehrte die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Antike weiter gepflegt. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die Schriften der griechischen und römischen Gelehrten uns nur überliefert sind, weil sie in christlichen Klöstern von Mönchen abgeschrieben und erhalten wurden. Das widerspricht dem Klischee von einer wissensfeindlichen christlichen Kirche im Mittelalter.
Es ist ebenso unbestritten, dass beispielsweise die Bewässerungssysteme der Muslime in Andalusien jenen im nördlichen Europa weit voraus waren. Wenn es bei uns aber den ganzen Tag regnet, braucht man sich über die künstliche Bewässerung der Felder nicht den Kopf zu zerbrechen. In der europäischen Landwirtschaft des Mittelalters gab es andere Aufgaben, wie z.B. die Rodung von Wäldern und die Entwicklung der Dreifelderwirtschaft.
Betrachten wir einmal die Architektur:
Im späten 12. Jh. entwickelte sich von Frankreich ausgehend die Gotik, die ihre größte Aufgabe im Kathedralenbau fand. Die Kathedralen des christlichen Mittelalters sind statisch betrachtet hoch komplexe Bauwerke. Ohne ein fundiertes Wissen über Mathematik, Geometrie, Mechanik und Statik wäre die Errichtung dieser auch für heutige Verhältnisse unglaublich filigranen und hohen Gebäude nicht möglich gewesen. Der Kathedralbau konnte nicht auf antike Vorbilder zurückgreifen; er ist eine reine typologische Erfindung des Mittelalters. In der muslimischen Welt gab es nichts auch nur annähernd Vergleichbares.
Soviel zum kulturellen und technischen Stand der Wissenschaften im Mittelalter.
Und wie war es mit der Betrachtung der Welt?
Klischeehaft glauben manche bis heute, die Kirche des Mittelalters hätte die Erde als Scheibe betrachtet und wäre erst von Kolumbus eines besseren belehrt worden. Das ist Hollywood-Schwachsinn!
Bevor Kolumbus aufbrach, schuf Martin Behaim seinen berühmten „Erdapfel“, als wahrscheinlich ersten Globus (natürlich fehlten Nord-und Südamerika noch). Auch diese Darstellung der Welt widerspricht dem Klischee einer bornierten, verschlossenen Christenheit. Oder gibt es einen muslimischen Globus, der noch älter ist?
Und da wir dabei sind:
Die großen Entdeckungsfahrten seit dem frühen 15.Jh. wurden von christlichen Seefahrern unternommen. Es entwickelte sich ein wirtschaftliches Interesse aber auch eine Neugier, was es „jenseits des Tellerrandes“ zu entdecken gab.
Dagegen war die muslimische Seefahrt sehr eingegrenzt auf Arabien, die Ostküste Afrikas und die Westküste Indiens.
War es nicht die Expedition des Fernando Magellan, die als erste die Welt umsegelte?
Jenseits unreflektierter Klischees verliert das Bild vom finsteren Abendland und strahlenden Orient schnell an Substanz.
Spartaner hat geschrieben: Während christliche Kirchen sich im Mittelalter dem verbrennen auf dem Scheiterhaufen zuwandten, wandten sich die Geistlchen der Al-Azhar-Univeristät in Kairo der Forschung zu.
Dass das christliche Mittelalter finster und rückständig war, während der Orient das Zentrum des Wissens und der Weisheit darstellte, ist klischeehafter Unsinn, gegründet auf einer romantischen Verklärung des 19.Jhs.
Sicher haben muslimische Gelehrte die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Antike weiter gepflegt. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die Schriften der griechischen und römischen Gelehrten uns nur überliefert sind, weil sie in christlichen Klöstern von Mönchen abgeschrieben und erhalten wurden. Das widerspricht dem Klischee von einer wissensfeindlichen christlichen Kirche im Mittelalter.
Es ist ebenso unbestritten, dass beispielsweise die Bewässerungssysteme der Muslime in Andalusien jenen im nördlichen Europa weit voraus waren. Wenn es bei uns aber den ganzen Tag regnet, braucht man sich über die künstliche Bewässerung der Felder nicht den Kopf zu zerbrechen. In der europäischen Landwirtschaft des Mittelalters gab es andere Aufgaben, wie z.B. die Rodung von Wäldern und die Entwicklung der Dreifelderwirtschaft.
Betrachten wir einmal die Architektur:
Im späten 12. Jh. entwickelte sich von Frankreich ausgehend die Gotik, die ihre größte Aufgabe im Kathedralenbau fand. Die Kathedralen des christlichen Mittelalters sind statisch betrachtet hoch komplexe Bauwerke. Ohne ein fundiertes Wissen über Mathematik, Geometrie, Mechanik und Statik wäre die Errichtung dieser auch für heutige Verhältnisse unglaublich filigranen und hohen Gebäude nicht möglich gewesen. Der Kathedralbau konnte nicht auf antike Vorbilder zurückgreifen; er ist eine reine typologische Erfindung des Mittelalters. In der muslimischen Welt gab es nichts auch nur annähernd Vergleichbares.
Soviel zum kulturellen und technischen Stand der Wissenschaften im Mittelalter.
Und wie war es mit der Betrachtung der Welt?
Klischeehaft glauben manche bis heute, die Kirche des Mittelalters hätte die Erde als Scheibe betrachtet und wäre erst von Kolumbus eines besseren belehrt worden. Das ist Hollywood-Schwachsinn!
Bevor Kolumbus aufbrach, schuf Martin Behaim seinen berühmten „Erdapfel“, als wahrscheinlich ersten Globus (natürlich fehlten Nord-und Südamerika noch). Auch diese Darstellung der Welt widerspricht dem Klischee einer bornierten, verschlossenen Christenheit. Oder gibt es einen muslimischen Globus, der noch älter ist?
Und da wir dabei sind:
Die großen Entdeckungsfahrten seit dem frühen 15.Jh. wurden von christlichen Seefahrern unternommen. Es entwickelte sich ein wirtschaftliches Interesse aber auch eine Neugier, was es „jenseits des Tellerrandes“ zu entdecken gab.
Dagegen war die muslimische Seefahrt sehr eingegrenzt auf Arabien, die Ostküste Afrikas und die Westküste Indiens.
War es nicht die Expedition des Fernando Magellan, die als erste die Welt umsegelte?
Jenseits unreflektierter Klischees verliert das Bild vom finsteren Abendland und strahlenden Orient schnell an Substanz.