Conzaliss hat geschrieben:Ich sehe persönlich den Raubtierkapitalismus als etwas an, was die Werte wie Solidarität, Toleranz, Gemeinschaft und Gerechtigkeit in den Hintergrund drückt und Werte wie Egoismus, Intoleranz und Ungerechtigkeit propagiert.
In Europa ist's ja etwas anderes. Hier wird Solidarität und Gerechtigkeit propagiert (besser gesagt vorgeheuchelt, denn die, die das propagieren, sind oft selbst die ärgsten "Raubtierkapitalisten", ein klassisches Bsp. dafür ist Joschka Fischer), aber Egoismus gelebt.
Der Terminus "Rauptierkapitalismus" hat für mich im Übrigen einen schalen klassenkämpferischen Beigeschmack.
Conzaliss hat geschrieben:
Kapitalismus, bzw. Marktwirtschaft an sich ist nichts Schlechtes. Die Gemeinschaft kann weit mehr bewegen als das je ein Einzelner vermag. Privateigentum ist heutzutage ein Begriff, welcher gerne genommen wird, um seine Macht zu demonstrieren ("MEIN Auto, MEIN Haus, MEIN ...").
Das ist ein zutiefst menschlisches Verhalten und nicht grundsätzlich ilegitim. Das Recht auf Privateigentum ist inhärenter Bestandteil jedes funktionierenden Rechtsstaates.
Conzaliss hat geschrieben: Doch Eigentum verpflichtet und wer viel hat, soll auch viel geben.
Das passiert doch ohnehin.
Siehe zb. TAZ (die ja unverdächtig ist, ein "neoliberales" Kampfblatt zu sein)
Reiche zahlen die meisten Steuern
Das reichste Viertel der Steuerpflichtigen kommt für 80 Prozent der Einkommensteuer auf. Vom Spitzensteuersatz sind sie aber weit entfernt
Eine Minderheit der Bürger kommt in Deutschland für den Großteil der Einkommensteuer auf. So zahlten die obersten 26,8 Prozent der Steuerpflichtigen 79,6 Prozent der Lohn- und Einkommensteuer, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Zu diesem obersten Viertel zählt schon, wer über ein Jahreseinkommen von mehr als 37.500 Euro verfügt.
Umgekehrt trug die untere Hälfte der Einkommensbezieher fast gar nichts zum Steueraufkommen bei: Sie zahlten ganze 4,3 Prozent der Lohn- und Einkommensteuer. Allerdings verfügt diese Gruppe auch nur über ein Jahreseinkommen von weniger als 23.000 Euro.[...]
http://www.taz.de/!22157/
Der Staat findet aber oftmals trotz extrem hoher Steuereinnahmen (bzw. Steuersätzen) nicht das Auslangen, weil er mit dem Geld seiner Bürger nicht verantwortungsvoll und effizient umgeht.
Des Weitern muss man sich im Klaren darüber sein, dass Deutschland und Europa in puncto Verteilungsgerechtigkeit international im Spitzenfeld zu finden sind. Österreich ist auf Platz 8, Deutschland immerhin noch auf Platz 15.
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_ ... verteilung
Nicht alles, was gut klingt, ist es beim näheren Hinsehen auch. Wirtschaftliche Prosperität schafft man nur, wenn man die Akkumulation von Kapital zulässt. Ziel muss es sein, Kapital, dh. Unternehmer bzw. Investoren, ins Land zu bekommen. Das schafft Arbeitsplätze und ein steigendes BIP und somit ganz automatisch ein höheres Steueraufkommen, mit dem man dann den Wohlfahrtsstaat finanzieren kann.
Ich zitiere hier unseren ehemaligen sozialdemokratischen Finanzminister Hannes Androsch, der jüngst in einem Interview meinte, die beste Sozialpolitik sei gute Wirtschaftspolitik.
Wie's nicht geht, hat Frankreich vorgemacht.
Conzaliss hat geschrieben:
[...]Jeder muss so viel abgeben wie er kann, ohne dass wir in kommunistische Gedankenstrukturen verfallen.
Sehe ich anders. Ich z.B. bräuchte keine zwei Immobilien, dh. ich könnte locker eine abgeben und das Geld spenden, aber ich denke nicht im Traum daran.
Conzaliss hat geschrieben:
Es müsste wieder die soziale Marktwirtschaft angestrebt werden, die von Ludwig Erhard geplant war.
Davon sind wir im Laufe der Jahrzehnte immer mehr abgedriftet...
Dass es vielen Menschen in Europa zunehmend schlechter geht (und das trotz Segnungen wie Euro und EU) ist allerdings evident, aber des liegt nicht daran, dass die Steuern zu niedrig sind, sondern im Gegenteil, dass sie viel zu hoch sind.
Die diversen weitschaftspolitischen Versäumnisse hier detailliert aufzuführen, führt aber zuweit, ich möchte aber auch darauf hinweisen, das ein Teil des Problems systemimmanent ist. Für unser Schuldgeldsystem müssen gigantische Zinszahlungen aufgebracht werden, was trotz weltumspannender Nullzinspolitik immer schwerer wird.