Dieter hat geschrieben:Liebe Lia,
Nachhilfe kann es aber nicht bringen, das stützt nur das herrschende System. Es ist sehr interessant was Noswell geschrieben hat, kann dem nur zustimmen.
Doch, Nachhilfe bringt es- jedem einzelnen dieser jungen Menschen, und das in ziemlich kurzer Zeit und nachhaltig.
Mir gehen die jungen Menschen, Kinder und Jugendliche vor der Prinzipienreiterei- oder auch dem Warten bis zum St.Nimmerleins-Tag, an dem irgendetwas passiert, was schon endlos gefordert wird. Und nicht leise und mit Abwarten im Sessel.
Natürlich, meine verbliebene Arbeitskraft und die nachweislichen und nachgewiesenen Qualifikationen soll ich natürlich nicht anwenden, sondern lieber als Klo- und Reinmachfrau arbeiten, weil ich ja sonst das "System" unterstütze.
Das unterstütze ich nicht in allem, und ich habe wahrscheinlich öfter als Du Dir überhaupt vorstellen kannst, zusammen mit Kollegen den Kopf hingegalten. Ih unterstütze junge Menschen, jeden einzeln, und werde davon sicherlich nicht reich an Geld, nur an vielen anderen Dingen.
Noswell schreibt nicht übers finnische System, Ähnlichkeiten mögen vorhanden sein- und manches an den Rudolf Steiner Schulen weiß ich durchaus zu schätzen.
Marek1964 hat geschrieben:Und da triffst Du genau den Punkt;, die Frage ist, was das "strengere Bildungskonzept" ist. Jemanden geistige Reife beizubringen - die ja dazu führen kann, dass er sich selber und eigenverantwortlich Fachwissen erwerben kann - oder einfach nur direkt Fachwissen zu vermitteln...
Beides. Zur geistigen Reifung gehört genauso, auch gerade unbequeme Dinge tun und akut Uninteressante lernen zu müssen.
Ein solide verankertes Basis-Wissen auf dem Fundament eines allgemeinen Kanons halte ich nach wie vor für eine unverzichtbare Basis, um überhaupt zu weiterführendem selbsständigem Lernen fähig zu sein.
Nur die Links zu Wiki etc. zu lehren, reicht nicht.
Zensurenvergabe: Ist heute- und schon lange, klar geregelt, so einfach ist nicht, Noten nach Sympathie zu verteilen. Sie müssen anhand der vorgegeben Kriterien begründbar sein.
Am Samstag gab es in illustren Kreisen am rande einer Feier Diskussionen natürlich auch um Schule einst und jetzt.
Mal deutlich: Viele davon hätten nie Abitur machen dürfen oder können, wenn Dieters Aussage als allgemeingültige Wahrheit zu betrachten wäre. Waren doch viele Arbeiter-Kinder, Kinder "kleiner" Angestellter und sonstiger "bildungsferner Schichten".
Großstadt im Ruhrgebiet, Gymnasien in Arbeiter/ Kleinbürger-Vierteln. Kinder von Akademikern sehr in der Unterzahl. In meinem Abi.Jahrgang 10 von 60 Abiturientinnen, am parallelen Jungen-Gymnasium und an den Hamborner Gymnasien ähnlich.
Definitiv war es an zwei Stadtmitte-Schulen, wo Kinder von Handwerkern naserümpfend eingeschult wurden- der Grund, warum meine Eltern die jüngste an die Proletenschule( O-ton eines Mit-Konfirmanden: Du wohnst doch hier, warum gehst auf auf die Proletenschule?) schickten, trotz akademischer Bildung und schon lange zurück liegendem Umzug in ein "besseres" Viertel.
Tja, und manche aus den beseren Kreisen schafften es an dem Edel-Gymnasium nicht, wechselten zu uns. Musste ja leichter sein. War es nicht, fataler Irrtum.
Bildungsferne war damals sicherlich anders definiert als heute, und es gab für unsere Begriffe, mehr Antrieb, der "Bildungsferne" zu trotzen und seinen Weg zu gehen, egal, welchen Beruf die Eltern, damals meist noch nur die Väter hatten. So viel gejammert und Selbstmitleid vergossen wurde nicht wie heute.
Allerdings gab es auch wenige Migranten im heutigen Sinne, nur viele Kinder aus Flüchtlings- und Vertriebenen-Familien, die es auch nicht unbedingt leicht hatten, wirklich anzukommen.
Zukunft:
Sicherlich muss man über Lerninhalte, Diaktik, Methodik immer wieder neu nachdenken. Wenn das allerdings darin mündet, dass nichts mehr wirklich gekonnt sein muss, verankert sein, kann es auch nicht richtig sein.
Dahin geht der Weg aber- quer durch alle Schularten. Das meint das finnische Modell wieder nicht, und ich bezweifle obendrein, dass sich, 1:1 auf Deutschland übertragen, damit alle einfangen lassen und definitiv zu besserer Bildung oder geistiger Reife kommen.
Man definiere mir bitte mal, was ein 10.Klässler wissen und können sollte:
In Mathe
Physik
Deutsch
Englisch
2. Fremdsprache, falls belegt.
Geschichte/ Politik
oder auch Weltkunde