Dietrich hat geschrieben:
Das Nibelungenkied handelt aber nicht von Arminius, sondern von den Burgundern, deren Reich im Jahr 436 von den Hunnen vernichtet wurde.
Irrtum, sowohl als auch.
Dein Fehler besteht darin, dass Du das Nibelungenlied als Geschichtsschreibung siehst, vergleichbar z.B. mit Tacitus.
Das Nibelungenlied ist allerdings etwas ganz anderes:
Es ist eine Sammlung
mehrerer verschiedener Sagen und Erzählungen zu einem großen Epos.
Das Nibelungenlied beginnt mit den Zeilen:
„Uns ist
in alten mæren wunders vil geseit
von helden lobebæren, von grôzer arebeit,
von freuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,
von küener recken strîten muget ir nû wunder hœren sagen.“
„Uns wird
in alten Erzählungen viel Wunderbares berichtet,
von rühmenswerten Helden, großer Kampfesmühe,
von Freuden, Festen, von Weinen und von Klagen;
von den Kämpfen kühner Helden könnt ihr nun Wunderbares erzählen hören.“
Es geht natürlich im Kern um den Untergang der Burgunder, daneben treten aber auch Theoderich der Große als Dietrich von Bern und wahrscheinlich Arminius als Sigurd/Siegfried auf.
Leider ist der germanische Name des Arminius nicht überliefert, denn dann bräuchten wir diese Diskussion nicht. Es wurde allerdings mehrfach darauf hingewiesen, dass in der Sippe des Arminius die Silbe Sig- bzw. Seg- signifikant häufig auftrat.
Weder Theoderich noch Arminius lebten zur Zeit des Burgunderuntergangs, jedoch finden beide ihren Platz in der Erzählung, weil sich die Schreiber die dichterische Freiheit nahmen, die beiden Heroen einzubauen.
Es ging den Autoren nicht um Geschichtsschreibung, sondern um die Erwähnung großer Taten. Zeit und Raum spielten eine untergeordnete Rolle.