Mohyra hat geschrieben:Genauso spiegeln auch die Karl May-Bücher nicht die Realität des "Wilden Westens" wider und trotzdem haben die Verfilmungen einen wahren Boom ausgelöst und viele haben selbige als bare Münze angesehen
Bei Karl May lieg3en Welten zwischen den Büchern und den Verfilmungen, die nicht wirklich "Karl May" sind.
Aus seinen Büchern zumindest haben viele in meiner generation lernen können, zumindest Anregungen bekommen. Über Kurden, Jesiden, Sunniten, Schiiten, Skipetarenund so manche klugen indianischen Umgang mit der Natur, auch über die bittere Not im Ezgebirge wussten wir denn viel mehr als Nichtleser- zumindest im Rahmen dessen, was Karl May zu einer Zeit recherchieren konnte.
Geschadet hat er nicht- zumal er und Winnetou keine blindwütigen Western- Todesschützen waren.
Dass sein Blick z.B. auf Farbige zu meiner Kinder-und frühen Jugendzeit nicht mehr politisch korrekt war, wussten wir schon in den den 60er Jahren- oder kamen von alleine drauf.
Mohyra hat geschrieben:Es handelt sich bei den Büchern und noch mehr bei den Filmen eher um Fantasygeschichten mit kleinen Fünkchen historischer Realität.
Bei Filmen würde ich den Gattungsbegriff "Fantasy" oft eher benutzen als bei historischen Romanen.
Fiktive Gestalten vor historisch korrektem Hintergrund sprachlich angemessen darzustellen, ist eine Kunst.
Historisch bekannte Persönlichkeiten in ihrer Zeit vor hie fiktivem, aber eben doch sachlich korrektem Hintergrund agieren zu lassen, ist ebenso eine Kunst.
Die beherrschen nicht alle, die in dem Genre tätig sind, manche aber doch. Und die haben sich gewaltig in die jeweilige Epoche eingearbeitet und begründen ihre Einordnung einer historischen Gestalt.
Wissenschaftliche Ergebnisse so zu übermitteln, dass jeder es versteht:
Vorreiterin war sicherlich Régine Pernoud, zwischen Wissenschaft hie und Sprache, die auch non savants verstehen, dort.
Fachwissenschaft für alle, ohne irgendwelche fiktiven Elemente, im allerbesten Sinne populär-wissenschaftlich, aber nicht simplifiziert.
Gablé z.B. bejubele ich nicht durchgehend und per se, ihre letzten Bücher schwächeln in den Charakteren, trotzdem schreibt sie nicht Fantasy, sondern zwischen Fiktion und ( gut recherchierten)Tatsachen.
Wenn sie abweicht, begründet sie dies- da liegt dann eben der Unterschied zwischen Fiktion und Wrklichkeit.
Katia Fox, noch nicht so bekannt, hat wahrlich blendend recherchiert, was mittelalterliche LebensverhältnisseVerhältn in anglo- normannischen Britannien betrifft, ihre Romane habe ich verschlungen, bin den Quellen nachgegangen- und für eigene Bedürfnisse klüger und fündig geworden.
Gut auch mancher Mittelalter- Histo-Krimi, wobei eben nicht immer alle ein und derselben Autoren/ Autorinnen gleich überzeugend sind. ( Kari Köster-Lösche oder Petra Schier- viel Gutes dabei- aber nicht alles ist gleich gut.)
Unschlagbar die englischsprachigen Autoren und Autorinnen, ob Hilary Mantel oder Elisabeth Chadwick. Allein deren "kleine" Literaturauswahl auf der Homepage hätte ich gern zur Hand.
Dass unbestritten viel Dummtüch in dem Genre publiziert wird, manche TV-Doku (wie gestern "Der Untergang der Wikinger" auf Phoenix) ebenfalls am Titel vorbei, mit Klischees spielend und schlecht zusammengebastelt ist, stimmt natürlich.
Stimmt auch, dass zu viele glauben, was gedruckt und verfilmt wird und nicht kritisch nachfragen, doch das ist ja überall ein Zeichen der Zeit.