Grüne Männer
Verfasst: 14.09.2013, 19:58
In einer Ausgabe von P.M. History kam mal ein Artikel über z. T. heute noch vorhandene Reste von vorchristlichen Mythen bzw. Wesen. Es ging da um Naturwesen, >Grüne Männer< genannt, die in fast ganz Europa vorkamen, so auch im schwäbisch-alemannischen Raum. Darum stelle ich hier einfach mal meine Zusammenfassung dazu rein.
Was bis heute übrig blieb:
In vielen Regionen Europas sind bis heute männliche, grüne Naturgestalten bekannt, die möglicherweise auf eine sehr alte mythologische Gestalt "Vater Natur" zurück geht und der als logische und notwendige Ergänzung zur "Mutter Erde" angesehen wird. Interessant ist dabei, wie weit verbreitet diese Wesen bzw. vorchristliche Gottheiten waren, bzw. sind. Diese werden bzw. wurden oft als Mischwesen aus Mensch und Pflanze dargestellt und waren meist Waldbewohner.
So gab es im antiken Griechenland eine Gottheit namens Dionysos, eine Mischung aus Mensch und Naturgeist, der in seiner Funktion als Weingott auch für irdische Freuden und Fruchtbarkeit zuständig war und dessen Kopf stets von Reben und Efeu umrankt dargestellt wurde. Dessen Gattin war nach der griechischen Mythologie Ariadne, eine wohl ursprünglich auf Kreta, und auf den Ägäischen Inseln heimische Vegetationsgöttin.
Auch bei den Römern gab es eine solche Gottheit mit dem Namen Bacchus, der möglicherweise von Silvanus, dem Waldgott der Etruskern abgeleitet wurde, dessen Kopf mit Lilien umkränzt war. Er war der altrömische Bauern- und Hirtengott, der dem griechischen Pan entsprach.
Diese Naturgestalten gingen so nachhaltig in die Mythen der Völker ein, daß sie auch lange nach der Christianisierung faßbar blieben:
In der Heldensage >Sir Gawain und der Grüne Ritter< aus dem England des 14. Jh. bricht ebenfalls grüner Mann in die Tafelrunde von König Arthus ein: Am Neujahrstag, als man auf Schloß Camelot gerade feierte, kam ein Fremder angeritten - auf einem grünen Pferd reitend mit grünen Haaren, grüner Haut, sowie grüner Kleidung, bewaffnet mit einer Axt. Er fordert in dieser Heldensage Ritter Gawain zum Kampf auf und dieser enthauptet den Eindringling mit einem einzigen Hieb. Statt jedoch zu sterben, hebt der Grüne Ritter seinen Kopf auf und fordert Revanche und zwar in seiner verbogenen "Grünen Kapelle". Gawain begibt sich daraufhin auf eine abenteuerliche Reise, auf der er seine Ritterlichkeit mit allen Tugenden unter Beweis stellt.
Aus England sind aber noch weitere grüne Gestalten bekannt:
So z. B. Robin Hood, ein gesetzloser, grüner Mann, der sich als "Anwalt der Armen" in den Wäldern verborgen hält, und der seit dem 12. Jh. durch Englands Balladen und Gedichte geistert oder auch der Waldgeist Puck aus William Shakespeares (1564-1616) Drama >Sommernachtstraum<, in dem, wie bei Robin Hood, verschiedene mythologische Gestalten aus Britannien aber auch aus der nordischen Mythologie gekreuzt wurden.
Auch im England der Gegenwart können solche Traditionen ausfindig gemacht werden:
So wurde im 19. Jh. an vielen Orten ein "Jack the Green" dokumentiert, mit dem die Engländer Anfang Mai Volksfeste feiern:
Ein Mann wird in ein tonnenförmiges Kostüm aus echten Blättern und Zweigen gesteckt, der darin jungen Mädchen hinterher jagt, während das Dorf um ihn herum tanzt.
Im südenglischen Hastings wird dieser Mann in seinem Busch von wilden, grünen Männern begleitet, die den Schnitzereien aus alten Kirchen ähneln, ein Brauch, der auch heute noch sehr beliebt ist.
In der irischen Grafschaft Kerry entdeckten Volkskundler ein Fruchtbarkeitsvolksfest mit Namen "Puck Fair", bei dem im August ein mit Zweigen geschmückten Ziegenbock durch das Dorf getragen und als König gefeiert wird.
Auch aus Deutschland sind eine Reihe männlicher Märchenfiguren bekannt, die grün bekleidet waren und im Wald wohnten:
So z. B. Rübezahl aus dem Riesengebirge, der nach der Sage das Wetter beherrscht und Herr über die Heilkräuter ist, oder auch das Rumpelstilzchen, das seinem Königreich zwar Fruchtbarkeit bringt, jedoch dafür das erstgeborene Kind als Opfer verlangt.
Einer von Rübezahls "Brüder" aus dem Karneval in Rottenburg am Neckar ist der "Ahland":
Die holzgeschnitzte Maske zeigt eine Fratze mit Fangzähnen, Hörnern, Tierohren und trägt einen Bart aus Blättern. Sein Name stammt vom "Junker Vahland" oder auch "Vohland" ab, wie man im Mittelalter den Teufel nannte, wie die Rottenburger Karnevalszunft schreibt. Diese Fratze wurde im 16. Jh. einem steinernen Laubgesicht nachempfunden, das sich an einem inzwischen zerstörten Gebäude in der Stadt befand.
Aus dem schwäbisch-alemannischen Raum sind auch noch weitere "Grüne Männer" bekannt, die in der Fastnacht eine Rolle spielen:
Der "Hopfennarr" aus Tettnang z. B., der mit Ranken geschmückt ist oder der "Strohbär" aus Baden-Württemberg mit einem Ganzkörperkostüm aus getrockneten Gräsern und Getreidehalmen und auch der "Blättermann" aus Basel, dessen ursprüngliche Verkleidung aus echtem Laub später durch bunte, blattförmige Stoffe ersetzt wurde.
So haben sich durch den Karneval Reste vorchristlicher mythologischer Wesen und Vorstellungen erhalten, die von der Kirche aus allen übrigen Lebensbereichen auf jede erdenkliche Weise verdrängt wurde.
Was haltet ihr von dieser These, die in P.M. aufgestellt wurde?
Was bis heute übrig blieb:
In vielen Regionen Europas sind bis heute männliche, grüne Naturgestalten bekannt, die möglicherweise auf eine sehr alte mythologische Gestalt "Vater Natur" zurück geht und der als logische und notwendige Ergänzung zur "Mutter Erde" angesehen wird. Interessant ist dabei, wie weit verbreitet diese Wesen bzw. vorchristliche Gottheiten waren, bzw. sind. Diese werden bzw. wurden oft als Mischwesen aus Mensch und Pflanze dargestellt und waren meist Waldbewohner.
So gab es im antiken Griechenland eine Gottheit namens Dionysos, eine Mischung aus Mensch und Naturgeist, der in seiner Funktion als Weingott auch für irdische Freuden und Fruchtbarkeit zuständig war und dessen Kopf stets von Reben und Efeu umrankt dargestellt wurde. Dessen Gattin war nach der griechischen Mythologie Ariadne, eine wohl ursprünglich auf Kreta, und auf den Ägäischen Inseln heimische Vegetationsgöttin.
Auch bei den Römern gab es eine solche Gottheit mit dem Namen Bacchus, der möglicherweise von Silvanus, dem Waldgott der Etruskern abgeleitet wurde, dessen Kopf mit Lilien umkränzt war. Er war der altrömische Bauern- und Hirtengott, der dem griechischen Pan entsprach.
Diese Naturgestalten gingen so nachhaltig in die Mythen der Völker ein, daß sie auch lange nach der Christianisierung faßbar blieben:
In der Heldensage >Sir Gawain und der Grüne Ritter< aus dem England des 14. Jh. bricht ebenfalls grüner Mann in die Tafelrunde von König Arthus ein: Am Neujahrstag, als man auf Schloß Camelot gerade feierte, kam ein Fremder angeritten - auf einem grünen Pferd reitend mit grünen Haaren, grüner Haut, sowie grüner Kleidung, bewaffnet mit einer Axt. Er fordert in dieser Heldensage Ritter Gawain zum Kampf auf und dieser enthauptet den Eindringling mit einem einzigen Hieb. Statt jedoch zu sterben, hebt der Grüne Ritter seinen Kopf auf und fordert Revanche und zwar in seiner verbogenen "Grünen Kapelle". Gawain begibt sich daraufhin auf eine abenteuerliche Reise, auf der er seine Ritterlichkeit mit allen Tugenden unter Beweis stellt.
Aus England sind aber noch weitere grüne Gestalten bekannt:
So z. B. Robin Hood, ein gesetzloser, grüner Mann, der sich als "Anwalt der Armen" in den Wäldern verborgen hält, und der seit dem 12. Jh. durch Englands Balladen und Gedichte geistert oder auch der Waldgeist Puck aus William Shakespeares (1564-1616) Drama >Sommernachtstraum<, in dem, wie bei Robin Hood, verschiedene mythologische Gestalten aus Britannien aber auch aus der nordischen Mythologie gekreuzt wurden.
Auch im England der Gegenwart können solche Traditionen ausfindig gemacht werden:
So wurde im 19. Jh. an vielen Orten ein "Jack the Green" dokumentiert, mit dem die Engländer Anfang Mai Volksfeste feiern:
Ein Mann wird in ein tonnenförmiges Kostüm aus echten Blättern und Zweigen gesteckt, der darin jungen Mädchen hinterher jagt, während das Dorf um ihn herum tanzt.
Im südenglischen Hastings wird dieser Mann in seinem Busch von wilden, grünen Männern begleitet, die den Schnitzereien aus alten Kirchen ähneln, ein Brauch, der auch heute noch sehr beliebt ist.
In der irischen Grafschaft Kerry entdeckten Volkskundler ein Fruchtbarkeitsvolksfest mit Namen "Puck Fair", bei dem im August ein mit Zweigen geschmückten Ziegenbock durch das Dorf getragen und als König gefeiert wird.
Auch aus Deutschland sind eine Reihe männlicher Märchenfiguren bekannt, die grün bekleidet waren und im Wald wohnten:
So z. B. Rübezahl aus dem Riesengebirge, der nach der Sage das Wetter beherrscht und Herr über die Heilkräuter ist, oder auch das Rumpelstilzchen, das seinem Königreich zwar Fruchtbarkeit bringt, jedoch dafür das erstgeborene Kind als Opfer verlangt.
Einer von Rübezahls "Brüder" aus dem Karneval in Rottenburg am Neckar ist der "Ahland":
Die holzgeschnitzte Maske zeigt eine Fratze mit Fangzähnen, Hörnern, Tierohren und trägt einen Bart aus Blättern. Sein Name stammt vom "Junker Vahland" oder auch "Vohland" ab, wie man im Mittelalter den Teufel nannte, wie die Rottenburger Karnevalszunft schreibt. Diese Fratze wurde im 16. Jh. einem steinernen Laubgesicht nachempfunden, das sich an einem inzwischen zerstörten Gebäude in der Stadt befand.
Aus dem schwäbisch-alemannischen Raum sind auch noch weitere "Grüne Männer" bekannt, die in der Fastnacht eine Rolle spielen:
Der "Hopfennarr" aus Tettnang z. B., der mit Ranken geschmückt ist oder der "Strohbär" aus Baden-Württemberg mit einem Ganzkörperkostüm aus getrockneten Gräsern und Getreidehalmen und auch der "Blättermann" aus Basel, dessen ursprüngliche Verkleidung aus echtem Laub später durch bunte, blattförmige Stoffe ersetzt wurde.
So haben sich durch den Karneval Reste vorchristlicher mythologischer Wesen und Vorstellungen erhalten, die von der Kirche aus allen übrigen Lebensbereichen auf jede erdenkliche Weise verdrängt wurde.
Was haltet ihr von dieser These, die in P.M. aufgestellt wurde?