Vergleich: NS-Ideologie - Konservatismus u. Sozialismus

Allgemeine politikwissenschaftliche Diskussionen

Moderator: Barbarossa

Aneri

Für mich die Diskussion über Sozialismus und Nazis, mittlerweile über 3 Threads, war interessant wegen des Begriffs Sozialismus. Da ich in dem Sozialismus aufgewachsen bin, hatte ich nicht gewusst, dass es hierzulande so ein schwammiger Begriff geworden ist. WIKI Artikel ist Beleg dafür. Der Begriff Kapitalismus ist schon deutlicher:
Kapitalismus bezeichnet zum einen eine spezifische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, zum anderen eine Epoche der Wirtschaftsgeschichte.
Daher möchte ich von ihm ausgehen. Der Kapitalismus ist eine Wirtschaft- und Gesellschaftordnung. Da ich eben praktischen Sozialismus kenne, dann ist es auch für mich in erste Linie ein Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung – nicht die Theorien, auf welchem Wege es zu erreichen ist. Gerade dieser Aspekt geht in dem Artikel über Sozialismus unter. Dieser essentielle Aspekt - freie Wirtschaft versus Planwirtschaft - geht verloren. Es ist doch nicht, was man propagierte. Der Tatbestand ist wichtig und es war kapitalistische Wirtschaft. Zwar unterdrückt, dennoch keine Enteignung. Die Enteignung der Juden "dienten" der Nation, nicht dem Sozialismus (man kann doch nicht nur etwas schwanger zu sein).

Hier ist auch anderer wesentlicher Aspekt anzusprechen. Die soziale Gerechtigkeit für alle (Proletarier aller Länder, vereinigt euch) versus soziale Gerechtigkeit für die Mitglieder einer bestimmten Nation. Hier der Wert der Nation – ihrer Herrschaft – steht über anderen Werten.

So gesehen weisen das Auto und das Autowerkstatt Kongruenzen auf. Da kann man bestimmt viele gemeinsame Details finden. Ob dadurch wir eine Werkstatt einmal fahren sehen werden, bezweifele ich. Vielleicht wäre doch hilfreicher hier auf Unterschiede sich konzentrieren, nicht auf Gemeinsamkeiten.
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Titus Feuerfuchs
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Aneri hat geschrieben:Für mich die Diskussion über Sozialismus und Nazis, mittlerweile über 3 Threads, war interessant wegen des Begriffs Sozialismus. Da ich in dem Sozialismus aufgewachsen bin, hatte ich nicht gewusst, dass es hierzulande so ein schwammiger Begriff geworden ist. [...]

Dass Sozialismus ein inhomogener und inkonstenter Terminus ist, ist nunmal Fakt; und dieser Fakt führt dazu, dass sich die Wissenschaft über die sozialistische Komponente des NS uneinig ist.

Dazu kommt, dass die evidenten Parallelen zwischen dunkelrotem und braunem Sozialismus vom Politestablishment, das zumindest in D mehr links als rechts ist, nicht gerne gesehen (auch in der Wissenschaft) und deshalb negiert werden, was zur Folge hat, dass diese Parallelen des Öfteren nicht in ihrem ganzen Ausmaß wahrgenommen werden.
Der Sozialismus (von lateinisch socialis ‚kameradschaftlich‘) ist eine der im 19. Jahrhundert entstandenen drei großen politischen Ideologien neben dem Liberalismus und Konservatismus. Es gibt keine eindeutige Definition des Begriffs. Er umfasst eine breite Palette von politischen Ausrichtungen. Diese reichen über sich als revolutionär verstehende Bewegungen und Parteien, die den Kapitalismus schnell überwinden wollen, bis zu reformatorischen Linien, die Parlamentarismus und Demokratie akzeptieren. Demzufolge wird grob zwischen den Ausrichtungen von Kommunismus, Sozialdemokratie oder Anarchismus differenziert. Als sozialistisch verstanden sich auch die autoritären oder totalitären Systeme, die nach der Oktoberrevolution 1917 oder während des Kalten Krieges entstanden und eine kommunistische Führung hatten. [...]


[...]Was unter Sozialismus zu verstehen sei, ist also generell und prinzipiell umstritten. Eine allgemein anerkannte, wissenschaftlich gültige und zuverlässige Definition, die eventuell sogar seine verschiedenen historischen Erscheinungsformen abdeckt, existiert nicht. Seit 130 Jahren zeichnet sich der Wortgebrauch durch eine große und teilweise unklare Bedeutungsfülle aus und unterliegt einem ständigen, tiefgreifenden Bedeutungswandel.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialismus

Der Begriff spannt sich von der westeuropäischen Sozialdemokratie bis zu den grausamsten kommunistischen Dikataturen.




Mögliche Definitionen:


„Sozialismus bezieht sich auf ein weites Spektrum ökonomischer Theorien sozialer Organisation, welche sich kollektiven Besitz und politische Administration zum Ziel der Schaffung einer egalitären Gesellschaft zum Ziel gesetzt haben.“[8]

„Er kann definiert werden als Gegenmodell zum Kapitalismus entwickelte politische Lehre, die bestehende gesellschaftliche Verhältnisse mit dem Ziel sozialer Gleichheit und Gerechtigkeit verändern will, und eine nach diesen Prinzipien organisierte Gesellschaftsordnung sowie eine politische Bewegung, die diese Gesellschaftsordnung anstrebt.“[9]

[...]

„Der Begriff ist heute kaum mehr eindeutig und inzwischen uferlos ausgeweitet. Sozialismus wird dabei für verschiedene politische Ziele und Inhalte kontinuierlich umdefiniert und angepaßt.“[10]


http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialismu ... roblematik




Daraus folgt, dass keinesfalls alle poltischen Merkmale (Planwirtschaft, Aufhebung privater Produktionsmittel, klassenlose Gesellschaft) kommunistischer Diktaturen vollständig erfüllt sein müssen, um von sozialistischer Politik sprechen zu können.

Als gemeinsame Nenner sehe ich ein hohes Maß an Staatsinterventionismus (sowohl die Wirtschaft, als auch die Gesellschaft bzw. das Individuum betreffend) und das Streben nach einer möglichst egalitären Gesellschaft.

Ersteres war im NS zweifellos zweifellos gegeben; egalitäre Ansätze innerhalb der völkischen Ideologie ebenfalls (z.B Erhöhung der sozialen Durchlässigkeit).
MfG,
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Titus Feuerfuchs
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@Karlheinz:

Mir ist ehrlich gesagt völlig schleierhaft, wofür du für ein und dasselbe Thema einen neuen Thread angerissen hast.
Trägt m.E. nicht gerade zur Übersichtlichkeit bei.


Karlheinz hat geschrieben:

Unter Sozialismus verstand man im 19.Jahrhundert und auch noch später: Die Vergesellschaftung, in der Praxis Verstaatlichung , also die Enteignung von Kapitalbesitz und Großgrundeigentum. Jeder, der sich ein wenig mit der NS-Zeit beschäftigt hat, weiß, dass dies damals nicht geschehen ist, mit Ausnahme von jüdischem Besitz und einigem Emigranteneigentum wurde nichts enteignet. Und wenn dies geschah, hat man es in der Regel nur umverteilt an neue deutsche Eigentümer. Was ist das also für ein merkwürdiger Sozialismus, der mit dem klassischen Sozialismus anscheinend nichts zu tun hatte?

Der NS hatte jede Menge mit klassischem Sozialismus zu tun, und zwar sowohl in der Theorie, als auch in der Realpolitik.

Ich habe im Originalthread die Inkonsistenz und die Heterogenität des Sozialismusbegriffs ja bereits erläutert.

Karlheinz hat geschrieben:
Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Wort Sozialismus inflationär verwendet, fast jeder benutzte es und man verstand darunter eigentlich nur, dass alles anders werden muss. Deshalb haben auch die Nazis diesen Begriff übernommen, da er damals populär war. Und weil in der Gründungssitzung in dem Münchner Bierkeller eine Reihe Arbeiter dabei waren, nannte man sich „Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei“. Schon bald wurde aber in der Weimarer Zeit deutlich, dass sie weder sozialistisch im klassischen Sinne, noch eine Arbeiterpartei war, denn sie setzte sich in erster Linie aus dem Mittelstand zusammen.

Kommt darauf an, was man unter "Arbeiterpartei" versteht.

Ich sehe die NSDAP insofern als Arbeiterpartei, als sie das größte Problem der Arbeiter, nämlich die anno dazumal gigantische Arbeitslosigkeit einer Lösung zugeführt hat, und zwar mittels staatlichen, bzw. staatlich gelenkten Beschäftigungsprogrammen. In meinen Augen eher eine sozialistische als neoklassische bzw. neoliberale Politik. :roll:

Die NSDAP hätte, nebenbei bemerkt, ihren Aufstieg gar nicht in der Form geschafft, hätte sie nicht das sog. "Proletariat" mitgenommen.
Karlheinz hat geschrieben:
Im Kaiserreich bildeten diese Schichten die konservative tragende Gruppe des Systems und umfassten ungefähr die Hälfte der deutschen Bevölkerung. Doch durch die Kriegsniederlage nach dem ersten Weltkrieg verloren sie ihre privilegierte Stellung. Das Nachkriegschaos traf die Handwerker, Krämer und Angestellten mit voller Wucht. Die Landwirtschaftskrise richtete die Bauern zugrunde. Die Verarmung der Mittelschichten, mit Mühe durch Halstuch und Strümpfe aus Kunstseide verhüllt- fraß allen Glauben an die neue Republik und die Demokratie. Die schweren Frustrationen der Kleineigentümer, die aus dem Bankrott nicht herauskamen, ihre studierten Söhne ohne Anstellung und Klienten, ihre Töchter ohne Aussteuer und Freier, verlangten nach Ordnung und nach einer Eisernen Hand.
Wessen Brot ich ess', dessen Lied ich sing'....


Karlheinz hat geschrieben:
Die Fahne des Nationalsozialismus wurde erhoben von der unteren und mittleren Offiziersschicht des alten Heeres. Die ordensgeschmückten Offiziere und Unteroffiziere konnten nicht darin einwilligen, dass ihre Leiden umsonst waren und nicht richtig gedankt wurden. Daher ihr Hass auf die Republik. Sie waren unzufrieden damit, dass die Bankiers, Fabrikanten und Minister sie auf unbedeutende Positionen abschoben.

...und der Frust dieser Herren war so groß, dass sie sogar einen Bürgerlichen (nicht politisch gemeint), einen "böhmischen Gefreiten" zum Kanzler machten.....

Dass ihre Antipathie gegenüber Hitler von diesem durchaus erwidert wurde, ist aber insofern wenig relevant, als diese durch den gemeinsamen "Feind" und gemeinsamen Interessen in den Hintergrund trat.
Karlheinz hat geschrieben:Daher ihr „Sozialismus“. Für sie war „Sozialismus“ identisch mit Restauration der alten Ordnung, der Wiederherstellung ihrer einst geachteten Position, hatte also mit dem Sozialismus der Sozialdemokratie überhaupt nichts zu tun. Unter ihnen gab es viele Führer, Hitler erwies sich als besonders fähig, die Unzufriedenheit zu bündeln und zu formulieren.

Dieser Aspekt ist freilich nicht sozialistisch, sondern reaktionär. Sagt ja auch keiner, dass sämtliche poltischen Aspekte des NS durch Sozialismus gekennzeichnet wären.
Karlheinz hat geschrieben:
Der Mittelstand schloss sich dieser neuen Bewegung an. Bedroht vom schrankenlosen Kapitalismus, also dem Liberalismus und der organisierten Arbeiterschaft, fand man sein Heil im Nationalismus. Die Nation ist das Gute, nur im persönlichen Eigentum liegt das Heil. Allerdings, obwohl er die Nation vergöttert, will er ihr doch nichts schenken. Im Gegenteil erwartet er, dass die Nation ihm selbst Besitz beschert und diesen dann gegen Arbeiter und Gerichtsvollzieher in Schutz nimmt. Der Sozialismus des Mittelstandes bedeutete also: Zahlreiche Kleinunternehmen, denen der Staat das Geschäftsrisiko abnimmt, Privatisierung der Gewinne, Sozialisierung der Verluste.
Letzteres kennen wir ja aus der Gegenwart.

Diese Art des Staatsinterventionismus geht über eine Nachtwächterfunktion weit hinaus. Auch hier wird der sozialistische Aspekt der NS-Politik manifest.

Karlheinz hat geschrieben:


[...]
Der sogenannte Nationalsozialismus zeigt sich letztlich in seiner Grundform als eine Verteilung des Kleineigentums, begründet mit Nationalismus und Rassismus. Die daraus entstehende oder angestrebte „rassische Volksgemeinschaft“ war aber keine egalitäre Gesellschaft.
Egalitär im Sinne von "klassenlos" freilich nicht.

Sie war innerhalb der "Volksgemeinschaft" deutlich egalitärer als die des Kaiserreichs und der WR. Die soziales Durchlässigkeit wurde innerhalb der "Volksgemeinschaft" erhöht; es wurden z.B. begabte Kinder aus der Unterschicht staatlich gefördert, indem sie einen kostenlosen Bildungszugang erhielten.

Hitler wollte ja, dass -O-Ton- "der Gegensatz zwischen Proletarier und Bürger überwunden werde" -Sozialismus in Reinkultur.

Karlheinz hat geschrieben:
Während der klassische Sozialismus in der Theorie von der Gleichheit aller Menschen ausgeht und Völkerfreundschaft proklamiert, was immer daraus auch geworden ist, geht der Nationalsozialismus explizit von der Ungleichheit der Menschen aus.
[...]
Nicht aller Menschen, sondern zwischen den einzelnen Völkern -einer der zentralen Unterschiede zwischen dunkelrotem und braunem Sozialismus.

Karlheinz hat geschrieben:
[...]
Der Nationalsozialismus war somit in Wirklichkeit ein Raubkapitalismus, ein Bündnis zwischen großen Firmen, dem Staat und der Unterstützung von Teilen der Bevölkerung. [...]

Da das nationalsozialistische Regime von einer freien Marktwirtschaft, die ja bekanntlich eines der zentralen Merkmale des Kapitalismus ist, Lichtjahre entfernt war, halte ich o.a. Terminus für deplatziert.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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dieter
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Karlheinz hat geschrieben:
Dieter:
Lieber Karlheinz,
wenn das weit verbreitet ist, dann hat unser System einen erheblichen Fehler. In einer guten Verwaltung hat jeder seine Berechtigung. Angefangen von der Poststelle über die Registratur, ohne die man die Akten nicht findet bis zur Schreibkraft, welche die Briefe und Bescheide schreibt, soweit es dafür keine Textbausteine oder Computerausdrucke gibt, sogar die Raumpflegerin hat ihre Berechtigung, wenn man nicht im Dreck umkommen will. :wink:
Als ich damals in dem Betrieb aufhörte, das war vor 3 Jahren, um an die Universität zu wechseln, gab es eine kleine Abschiedsfeier. Es wurden die üblichen Lobreden gehalten. Ich habe zum Abschied auch etwas gesagt, nur wenige Worte. Ich habe den Zettel mit der Rede gefunden. Hier der Wortlaut:


Liebe Kolleginnen und Kollegen,
nachdem wir so viele positive Dinge gehört haben, möchte ich nun einige negative Aspekte nicht unerwähnt lassen. Ich weiß, dass ich kein angenehmer Chef gewesen bin, das sie alle unter meinen Launen gelitten haben, über meinen barschen Befehlston, unter meiner menschlichen Kälte, unter meinem völligen Unverständnis für ihre Schwächen, das ich in ihnen nur Personen sah, die zu funktionieren hatten.

Ich war ein Eisbrocken ohne Gefühle und viele von ihnen wurden von mir auf sehr grobe Weise verletzt, ohne dass ich dies oft überhaupt bemerkte.

Ich kann nur hoffen, dass sie mir verzeihen. Was geschehen ist, das ist geschehen. Ich stand unter einem ungeheuren Druck, ich arbeitete, wie sie wissen, oft 60 – 70 Stunden in der Woche, manchmal sogar mehr, war auch am Wochenende hier, die Verantwortung war gewaltig und die Umsatzzahlen mussten am Monatsende stimmen und es wurde erwartet, das sie kontinuierlich stiegen. Diesen Druck habe ich häufig an sie weitergegeben, ich hatte nicht das geringste Verständnis für Fehler und keinerlei Geduld.

Deshalb bitte ich sie alle sehr herzlich um Verzeihung. Ich kann nur hoffen, dass sie das können. Und nun möchte ich ihnen auf Wiedersehen sagen, ich wünsche ihnen alles Gute.
Lieber Karlheinz,
das hast Du sehr schön gesagt, nur eine Abschlußrede nach ständiger Schikanierung der Untergebenen ist mir zu wenig. Habe das bei meinem Vorgesetzten erlebt, nachdem er uns nach seiner Pensionierung besucht hatte, der sagte ungefähr dasselbe und er wüßte was für ein schrecklicher Mensch er war. Das bringt im Nachhinein überhaupt nichts mehr. :roll:
Sich vom Anfang an anders zu verhalten, das wäre richtig gewesen. :wink:
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Barbarossa
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Ich würde hier Titus und Aneri zustimmen. Sozialismus ist vor allem als Gesellschaftsordnung zu sehen - sah sich auch selbst so. Und da muß man klar feststellen, daß sowohl beim linken als auch dem rechten "Sozialismus" der exzessive Kollektivismus ein gemeinsames Merkmal war. Das Vermögen oder der Stand spielte bei einer Beförderung keine Rolle, sondern vor allem, wer "der Sache" am besten diente. Beiden war auch der extreme Militarismus gemeinsam und zahlreiche weitere Gemeinsamkeiten, die beide Systeme zum verwechseln ähnlich machte.
Übrigens ist die heutige NPD auch eher antikapitalistisch gesonnen. Das habe ich bei meiner Recherche der Materialsammlung zum NPD-Verbot festgestellt.
Da fällt mir ein, ich habe dazu ja einen Artikel begonnen, aber noch nicht beendet, weil etwas anderes wichtiger war. Ich werde daran mal weiter arbeiten.
:wink:
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@Titus
Ich denke, dass der Sinn meines Beitrages kam nicht über. Ich spreche über tatsächliche gesellschaftliche Ordnung, über tatsächlich funktionierende Wirtschaft. Nicht Theorie. Vor allem weil es einzig Mögliche, das mit Kapitalismus verglichen werden kann. Der Letzte hat doch keine Lehren gehabt. Es ist eine Praxis schlechthin.

In dem WIKI Artikel Sozialismus wird als politische Richtung bzw. Lehre oder Theorie bezeichnet. Ich frage mich aber, wo ich denn gelebt habe? In einer Theorie, in einer Lehre? Nein, es war eine realisierte politische Ordnung. Gerade dieser Aspekt geht in dem Artikel unter.
Es wird alles, was nur das Wörtchen "sozial" erhält, in ein Topf geschmissen. Eigentlich müsste der Begriff schon vorher aufgespalten sein, wie es mit anderen mehrdeutigen Begriffen gemacht wird. Dann wird auch die Schwammigkeit ein Gerüst erhalten. Aufgespalten wird es durchaus konsistent, nur eben in einem abgegrenzten Bereich.
Wenn dir noch nicht bewusst ist, die Wissenschaft funktioniert auf festgelegten Definitionen. Anders wäre es ähnlich babylonischen Sprachverwirrung, auch mit gleichen Ende. Ein Wissenschaftler kann durchaus seine eigen Definition kreieren und sie in seine Arbeit verwenden, Dennoch ob es von dem Hauptstrom der Wissenschaft akzeptiert wird, bleibt dahingestellt. Insbesondere, wenn es ein Zeitgenosse ist. Auch das ist ein Aspekt, das dem WIKI Artikel eine Schwammigkeit verleiht. Hier wird versucht sowohl klassische als zeitgenossenschaftliche theoretische Ansätze zusammenbringen. Auch viele möchte-gern-Wissenschaftler, also die Politiker die vorh. Theorien umkreieren (so etwa wie Sozialismus-Verständnis vom Hitler, der du irgendwo oben zitierst) bringen eine Verwirrung.
Daraus folgt, dass keinesfalls alle poltischen Merkmale (Planwirtschaft, Aufhebung privater Produktionsmittel, klassenlose Gesellschaft) kommunistischer Diktaturen vollständig erfüllt sein müssen, um von sozialistischer Politik sprechen zu können.
Ich würde hier nicht die propagandistische Äußerungen des "großen" Mannes für wahre Moneten nehmen. Aber das hat schon KH geschrieben. Was er tatsächlich gemacht hat, das ist interessant. Wer war enteignet? Juden. War es aus sozialistischen Überlegungen. Nein. Aus nationalistischen. Wirtschaftsspenden? Bitteschön, auch bei uns hervorragend funktioniert.
Als gemeinsame Nenner sehe ich ein hohes Maß an Staatsinterventionismus (sowohl die Wirtschaft, als auch die Gesellschaft bzw. das Individuum betreffend) und das Streben nach einer möglichst egalitären Gesellschaft.
Wau, ich wüste nicht, dass unsere Gesellschaft auch sozialistisch ist bzw. war bevor Telekom und Bahn privatisiert wurden.
Wann ist dieser Maß hoch: ab 30, 40 oder 75%? Für Einen wird es 20% schon hoch sein, für andere 50 noch nicht hoch genug.
Ersteres war im NS zweifellos zweifellos gegeben; egalitäre Ansätze innerhalb der völkischen Ideologie ebenfalls (z.B Erhöhung der sozialen Durchlässigkeit).
Hervorhebung von mir. Wenn ich etwas Salz in Kuchen tue, wird er nicht dadurch salzig. Dennoch zweifellos die Gemeinsamkeit mit einer Lasagne gegeben ist :lol: .
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Barbarossa hat geschrieben:Ich würde hier Titus und Aneri zustimmen. Sozialismus ist vor allem als Gesellschaftsordnung zu sehen - sah sich auch selbst so. Und da muß man klar feststellen, daß sowohl beim linken als auch dem rechten "Sozialismus" der exzessive Kollektivismus ein gemeinsames Merkmal war. Das Vermögen oder der Stand spielte bei einer Beförderung keine Rolle, sondern vor allem, wer "der Sache" am besten diente. Beiden war auch der extreme Militarismus gemeinsam und zahlreiche weitere Gemeinsamkeiten, die beide Systeme zum verwechseln ähnlich machte.
:wink:
Lieber Barbarossa,
militaristisch ist auch der Kapitalismus, siehe USA, wo dafür gesorgt wird, dass die amerikanische Rüstungsindustrie immer etwas zum produzieren hat. :wink:
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Hallo Dieter,

es stört, wenn man langen Beitrag vollzitiert um anschließend mit ein Paar Sätzen zu kommentieren. Es ist ein öffentlicher Platz. Sparst bitte die Wiederholung und zitierst das Wesentliche. Es spart auch uns, den Lesenden, die Zeit.
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Barbarossa
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dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
militaristisch ist auch der Kapitalismus, siehe USA, wo dafür gesorgt wird, dass die amerikanische Rüstungsindustrie immer etwas zum produzieren hat. :wink:
Das bedeutet für mich aber nicht Militarismus. Militarismus ist eher die Uniformierung der gesamten Gesellschaft z. B. auch in paramilitärischen Organisationen. Bei der bpb heißt es u.a. dazu:
Als Militarismus wird die Dominanz militärischer Wertvorstellungen und Interessen in der Politik und im gesellschaftlichen Leben bezeichnet, wie sie etwa durch die einseitige Betonung des Rechts des Stärkeren und die Vorstellung, Kriege seien notwendig oder unvermeidbar, zum Ausdruck kommen oder durch ein strikt hierarchisches, auf Befehl und Gehorsam beruhendes Denken vermittelt werden.
Wobei die USA hier schon recht nahe dran sind.
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Titus Feuerfuchs
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Barbarossa hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Barbarossa,
militaristisch ist auch der Kapitalismus, siehe USA, wo dafür gesorgt wird, dass die amerikanische Rüstungsindustrie immer etwas zum produzieren hat. :wink:
Das bedeutet für mich aber nicht Militarismus. Militarismus ist eher die Uniformierung der gesamten Gesellschaft z. B. auch in paramilitärischen Organisationen. Bei der bpb heißt es u.a. dazu:
Als Militarismus wird die Dominanz militärischer Wertvorstellungen und Interessen in der Politik und im gesellschaftlichen Leben bezeichnet, wie sie etwa durch die einseitige Betonung des Rechts des Stärkeren und die Vorstellung, Kriege seien notwendig oder unvermeidbar, zum Ausdruck kommen oder durch ein strikt hierarchisches, auf Befehl und Gehorsam beruhendes Denken vermittelt werden.
Wobei die USA hier schon recht nahe dran sind.
Nja, die USA haben nicht mal eine allgemeine Wehrpflicht, insofern sehe ich sie nicht als militaristisches Land. Das trifft z.B. auf Israel viel eher zu.

Kein Staat der Welt gibt heute gemessen am BIP soviel Geld für das Militär aus wie Nordkorea, das in meinen Augen der Inbegriff eines militarisierten Staates ist - womit wir wieder voll on topic wären.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Barbarossa
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Für Militarismus ist nicht zwingend ein reguläres Heer notwendig. Es genügt auch, wenn ein reletiv großer Teil der Bevölkerung paramilitärisch organisiert ist oder/und bewaffnet ist. Gerade eine starke Bewaffnung ist in den USA zu beobachten.
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Triton
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Sozialismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des Landes. Meinte Lenin.

Damit gemeint war, in die Jetztzeit übersetzt, eine Mitbestimmung der Arbeitnehmer und eine Beteiligung am Erfolg, was bekanntlich auch von Nachteil sein kann, wenn der Erfolg eher bescheiden ist. Wie die Arbeiter im real existierenden Sozialismus erfahren mussten. Eine Zwangsverstaatlichung sah Lenin zunächst nur bei den Schlüsselindustrien (also BKS, Abus*) und in der Landwirtschaft vor, was mit dem Großbauerntum in Russland zusammenhing. Handel und Handwerk privatisierte Lenin schleunigst wieder, als Chaos und Bürgerkrieg Russland auszuhungern drohte. NEP sollte ein bekannter Begriff sein.

Die auffälligste Gemeinsamkeit bei den Nazis waren die Jahrespläne, die aber in der UDSSR erst mit Stalin eingeführt wurden.

*Schbässle gmacht

Beste Grüße
Joerg
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Titus Feuerfuchs
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Aneri hat geschrieben:@Titus
Ich denke, dass der Sinn meines Beitrages kam nicht über. Ich spreche über tatsächliche gesellschaftliche Ordnung, über tatsächlich funktionierende Wirtschaft. Nicht Theorie. Vor allem weil es einzig Mögliche, das mit Kapitalismus verglichen werden kann. Der Letzte hat doch keine Lehren gehabt. Es ist eine Praxis schlechthin.

In dem WIKI Artikel Sozialismus wird als politische Richtung bzw. Lehre oder Theorie bezeichnet. Ich frage mich aber, wo ich denn gelebt habe? In einer Theorie, in einer Lehre? Nein, es war eine realisierte politische Ordnung. Gerade dieser Aspekt geht in dem Artikel unter.
Es wird alles, was nur das Wörtchen "sozial" erhält, in ein Topf geschmissen. Eigentlich müsste der Begriff schon vorher aufgespalten sein, wie es mit anderen mehrdeutigen Begriffen gemacht wird. Dann wird auch die Schwammigkeit ein Gerüst erhalten. Aufgespalten wird es durchaus konsistent, nur eben in einem abgegrenzten Bereich.
Wenn dir noch nicht bewusst ist, die Wissenschaft funktioniert auf festgelegten Definitionen. Anders wäre es ähnlich babylonischen Sprachverwirrung, auch mit gleichen Ende. Ein Wissenschaftler kann durchaus seine eigen Definition kreieren und sie in seine Arbeit verwenden, Dennoch ob es von dem Hauptstrom der Wissenschaft akzeptiert wird, bleibt dahingestellt. Insbesondere, wenn es ein Zeitgenosse ist. Auch das ist ein Aspekt, das dem WIKI Artikel eine Schwammigkeit verleiht. Hier wird versucht sowohl klassische als zeitgenossenschaftliche theoretische Ansätze zusammenbringen. Auch viele möchte-gern-Wissenschaftler, also die Politiker die vorh. Theorien umkreieren (so etwa wie Sozialismus-Verständnis vom Hitler, der du irgendwo oben zitierst) bringen eine Verwirrung.[...]


Finde dich damit ab, dass das , was du (aufgrund deiner Erfharungen?) als Sozialismus bezeichnest, nicht dasselbe ist, was die Politikwissenschaft darunter versteht.
Sozialistische Politik und Parteien gab es auch westlich des eisernen Vorhangs, freilich auf humanistischer bzw. demokratischer Grundage.

Die Österreichische Sozialdemokratie z.B. nannte sich von 1945 bis in die 70er "Sozialistische Partei Österreichs" und machte auch Realpolitik in diesem Sinne (war gar nicht mal alles schlecht davon, wenn man vom wirtschaftlichen Part absieht). Und Österreich war mit Sicherheit meilenweit davon entfernt, einer kommunistischen Diktatur zu ähneln.


Aneri hat geschrieben:[...]
Ich würde hier nicht die propagandistische Äußerungen des "großen" Mannes für wahre Moneten nehmen.
Was willst damit sagen?

Dass man Hitlers Aussagen, wenn man sich mit dem NS und seiner Politik beschäftigt, ignorieren soll? Fänd ich selten dämlich, ehrlich gesagt. :crazy:

Zudem ist ja bereits sowohl hier als auch in unnötigen Neothread zu diesem Thema bereits anschaulich dargelgt worden, dass sich die sozialistische Komponente des NS nicht auf die Theorie, sprich Wort und Schrift Hitlers reduziert, sondern z.T. auch politisch umgesetzt wurde.
Aneri hat geschrieben: Was er tatsächlich gemacht hat, das ist interessant. Wer war enteignet? Juden. War es aus sozialistischen Überlegungen. Nein. Aus nationalistischen. Wirtschaftsspenden? Bitteschön, auch bei uns hervorragend funktioniert. [...]
Für Hitler war Sozialismus und Nationalismus eines. Und wenn du dir die NS Realpolitik anschaust, und mit den wissenschaftlichen Definitionen von Sozialismus vergleichst, wirst du sehen, dass sozialistische Politik stehts mit von der Partie war und das nicht zu knapp.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Hier ist ein sehr guter Artikel dazu: http://www.bpb.de/geschichte/nationalso ... ende?p=all
Die Diskussion ist eröffnet!

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Aneri

Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Sozialistische Politik und Parteien gab es auch westlich des eisernen Vorhangs, freilich auf humanistischer bzw. demokratischer Grundage.
Dem widerspreche ich doch nicht.
Ich versuche es noch mal:
Die sozialistische Politik und Parteien sind noch kein Sozialismus. Eine Theorie über Sozialismus ist noch kein Sozialismus.
Fänd ich selten dämlich, ehrlich gesagt. :crazy:
Ich hielt mich bis jetzt zurück in der Qualitätsbewertung deiner Ansichten bzw. Aussagen. Weil denke eben, dass wenn es einmal gemacht ist, dann ist Schluss mit sachlicher Auseinandersetzung.

Daher sehe ich kein Sinn hier weiter meine Zeit zu verschwenden.
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