Das Problem der Armut in vielen Ländern ist viel zu komplex, um es hier wirklich erörtern zu können. Daher nur einige kurze Bemerkungen:Barbarossa hat geschrieben:Ich stimme Aneri zu.
Die Schilderungen von Karlheinz mögen erschütternd sein, nur die Frage ist, warum dort solche Zustände herrschen. Bitterer Armut auf der einen Seite steht aber auch unvorstellbarem Reichtum gegenüber. Würde die dortige Politik etwas dagegen unternehmen und würden sich auch dort Gewerkschaften gründen, die für höhere Löhne einsetzen, dann wäre es sicher auch anders. Gerade hier in Deutschland hat man derartiges getan und selbst ein so konservativer Politiker wie Bismarck hatte ein Einsehen und hat die Sozialversicherung ins Leben gerufen. Das hätte dort auch längst passieren müssen. Statt dessen ist in vielen Ländern der 3. Welt vor allem die Großfamilie das soziale Netz. Aber anscheinend funktioniert das nicht immer gut.
Immerhin: Gerade auch in Indien versucht man sich technologisch zu entwickeln und das Land ist heute ein Schwellenland...
Mein Fazit ist also, daß die Verhältnisse dort verbessert werden müssen. Niemand hat eswas davon, wenn es uns im Durchschnitt noch schlechter geht.
Und übrigens: Viele Arme dort mögen wenig bis nichts besitzen, aber es gibt hier auch genug Leute, die z. B selbständig waren und gescheitert sind und nun nur noch einen Berg Schulden haben. Die besitzen dann genau genommen weniger als nichts.
1.Die Probleme müssen meines Erachtens in den Ländern selbst gelöst werden. Europa hatte früher den großen Vorteil, dass ein beträchtlicher Teil der verarmten Bevölkerung auswandern konnte, zum Beispiel nach Nord- und Südamerika. Solche massenhaften Emigrationen sind aber heute nicht möglich, also brauchen wir andere Lösungen. (Fragt mich jetzt nicht welche, den Königsweg kenne ich nicht)
2.Eine reine Umverteilung des Reichtums halte ich auch für keine Lösung. Europa ist nicht dadurch wohlhabend geworden, dass die Armen den Reichen ihr Geld wegnahmen, sondern das die Gesellschaften insgesamt produktiver und reicher wurden und sich auch die unterprivilegierten Schichten einen Teil davon erkämpfen konnten. Gegen Reichtum sollte man nur vorgehen, wenn er schädlich für die Gesamtentwicklung der Gesellschaft ist. Die Aufteilung der französischen Adelsgüter durch die Französische Revolution war sicherlich notwendig. In anderen Ländern wurde versucht, Reichtum produktiv zu lenken, in dem man Investitionen begünstigt, Unproduktivität durch hohe Steuern bestraft, wie auch immer, da gab es viele Wege. Umverteilungen wie z.B. im Ostblock haben aber wenig erreicht.
3.Ich denke, auch bei einer noch größeren Bevölkerung als jetzt, wird man Wege finden, die Menschen zu ernähren. Im 18. Jahrhundert formulierte der Pastor Malthus sein berühmtes Bevölkerungsgesetz: Die Menschheit vermehrt sich schneller als die Nahrungsproduktion, deshalb seien z.B. in England viele Menschen zum Hungertod verurteilt. Zu seiner Zeit lebten auf der Insel ca. 8. Million Menschen, seiner Meinung nach viel zu viele. Über die heutige Bevölkerungszahl von über 60 Millionen Menschen wäre er höchst erschrocken, aber die Hungerkatastrophe ist bisher trotzdem ausgeblieben. Die chemische Landwirtschaft von Justus Liebig hat viele Probleme gelöst, bald produzierte man sogar zu viel Nahrungsmittel. Ich bin kein Agrarwissenschaftler, deshalb kann ich keine Lösungen anbieten, bin aber zuversichtlich, dass es sie geben wird.
4.Und noch kurz zu Indien. Unsere eigenen Erfahrungen lassen sich nicht unbedingt übertragen. In Indien gibt es Gewerkschaften und wo sie funktionieren, verdienen die Menschen für indische Verhältnisse nicht schlecht. Die Armut entsteht aber dadurch, dass die große Masse der Bevölkerung gar nicht in Lohnarbeit steht, sondern das ist, was wir vielleicht als Scheinselbständigkeit bezeichnen. Ein Junge, der vom Schuhputzen lebt, ist „selbständig“, er kann nicht streiken, er kann auch keine höheren Preise für seine Arbeit durchsetzen. Fast alle leben auf diese Weise, sie haben gar nicht die Möglichkeit, wirksame Kampfmaßnahmen zu ergreifen. Deshalb braucht Indien viele neue Betriebe, damit die Menschen überhaupt erst einmal einen Lohn bekommen. Dann können sie später auch Gewerkschaften gründen, mehr Geld einfordern, dann kann man überhaupt auch erst Sozialversicherungen einführen. Indien ist zwar Schwellenland, was aber lediglich bedeutet, dass eine kleine, arrogante Mittelschicht weiterhin einer riesigen, verarmten Bevölkerung gegenübersteht.