Vergobret hat geschrieben: ...Ich hoffe ich irre mich, ich hatte dich schonmal gefragt was Du in der DDR gegen das Regime tatest. Es ist keine Schande nicht aktiv geworden zu sein, sich vom dem Druck einschüchtern zu lassen...
Das sehe ich im Grunde auch so. Es ist keine Schande, relativ passiv gewesen zu sein. Im Falle des "roten Kasner" ist es aber so, daß dieser das bestehende Regime aktiv unterstützt hat und auch seine Privilegien hatte.
Ich habe z. B. auf jegliche Karrierechance von vorn herein verzichtet, weil ich das mit meinem Gewissen eben nicht hätte vereinbaren können. Wie ich mich in der DDR verhalten habe - vor allem nachdem ich 18 geworden bin (davor war ich auch schon von meinen Eltern her nicht frei in meinen Entscheidungen) - ist hier nachzulesen:
Verantwortung im Totalitarismus
Vergobret hat geschrieben:Keiner kann nachfühlen unter welchem Druck man steht, keiner kann behaupten er hätte sich anders verhalten...
Wenn du meinen verlinkten Artikel gelesen hast, wirst du festgestellt haben, daß auch ich mit kompromittierenden Fragen unter Druck gesetzt wurde. Ich blieb aber stets standhaft und überschritt nie moralische Grenzen, die ich mir selbst gesetzt hatte. Wenn ich das schon konnte (und ich war tatsächlich nicht bekannt dafür, besonders aufmüpfig zu sein
), dann hätte das jeder andere auch können.
Triton hat geschrieben: ... niemand kann verlangen, dass eine Regimegegnervergangenheit Voraussetzung für ein politisches Amt im wiedervereinigten Deutschland ist...
Das vielleicht nicht. Man muß nicht unbedingt Widerstandskämpfer sein - es ist auch nicht jeder dazu geboren, aber:
Es kann nicht sein, daß ein ehemaliger Stasi-Spitzel oder jemand, der sich sonst politisch besonders hervorgetan hat, auch nach einer Demokratisierung in irgendeinem Amt oder Mandat sitzt. Das lehne ich grundsätzlich ab und zwar für solche Leute lebenslänglich. Für mich haben sie sich für immer selbst disqualifiziert.
RedScorpion hat geschrieben:Vergobret hat geschrieben:Wie hart Du immer urteilst Barbarossa, ...
...
Um ganz ehrlich zu sein: Das erstaunt mich auch immer wieder.
Ich hatte oben im Link freilich nachgeschaut, was denn Horst Kasner so Schlimmes verbrochen hatte, und fand halt nix.
Dass er einen Dienstwagen von der Genex hatte (is' ja dolle, war aber wahrscheinlich keine S-Klasse) oder auch zwei (wie furchtbar; im Bistum Limburg fährt man grundsätzlich Porsche
), als "rot" bezeichnet wurde und in den Westen durfte, find' ich jetzt noch nicht so verabscheuungswürdig...
Ich weiß gar nicht, was für Maßstäbe ihr immer ansetzt. Auch möchte ich davor warnen, das ganze herunterzuspielen.
Der "rote Kasner" (ich bleib jetzt mal bei dieser Bezeichnung
) war Pfarrer in der DDR, gleichzeitig aber auch in der OST-CDU. Das heißt, er trug das Regime aktiv mit, machte Karriere und hatte Privilegien.
Besonders verwerflich ist daran:
Er predigte dem Volke Wasser, trank selbst jedoch den besten Wein und verfluchte darüber hinaus noch diejenigen, die ihm den Wein gaben, den er trank.
Tut mir leid, aber das geht gar nicht.
Nicht zu vergessen ist dabei, daß das DDR-Volk mit aller Gewalt (Mauer, Schießbefehl) von dem Leben abgehalten wurde, daß sie sich eigentlich wünschten.
Wenn das (alles zusammengenommen) nicht ekelhaft ist, dann weiß ich nicht mehr weiter.
Den Abgeordneten in Bayern wird z. Z. wegen viel geringerer Sachen die Hölle heiß gemacht. Das finde ich
dagegen fast schon albern.
So, aber:
Ich will jetzt aber nicht, daß der Eindruck entsteht, daß ich Angela Merkel jetzt auch noch ihren Vater vorwerfen möchte. Dem ist natürlich nicht so. Deswegen kann das hier nur eine Randnotiz sein und damit eigentlich "OT".
Aber als Beispiel für ein völlig inakzeptables Verhalten kann man ihn sehr gut anführen.