Türkische Fernsehserie Muhtesem Yüzyil (Das prächtige Jahrh

Diskussionen über die Nicht-Mitgliedstaaten der EU

Moderator: Barbarossa

Harald
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Im türkischen Fernsehen läuft seit einiger Zeit die erfolgreichste Fernsehserie aller Zeiten. Sie handelt von Sultan Süleyman dem Prächtigen, seinen Frauen und seinem Harem, Liebe und Intrigen, mit Geschichten und Kulissen aus 1001 Nacht und historischen Persönlichkeiten. Eine Rolle spielt die Deutschtürkin Selma Ergec, geboren in Hamm, die erst eimal akzentfreies Türkisch lernen mußte und Hatice Sultan, die Schwester des Sultans, darstellt. Die Türken staunen darüber, daß der Sultan beim Sex schwitzt und warten auf den Auftritt von Brad Pitt, der sein Erscheinen zugesagt hat.

Die Serie wurde an sechzig Länder der Erde, darunter auch die Emirate, verkauft, aber nicht an das rückständige Deutschland, wo man sie nur über Internet sehen kann.
Zu den wenigen, dafür umso entschiedeneren Gegnern der Serie gehört Ministerpräsident Erdogan, der statt des Haremslebens sehen möchte, daß Süleyman auf dem Rücken des Pferdes andere Länder erobert und fremde Völker unterwirft (was er auch getan hat). Aber alle Versuche Erdogans, die Ausstrahlung der Serie zu verhindern, sind gescheitert. Selbst im türkischen Parlament fand sich hierfür keine Mehrheit.

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Barbarossa
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Tja - Erdogan ist ein radikaler Nationalist, da passt es zu ihm, daß er lieber die Feldzüge von Sultan Süleyman sehen würde. Allerdings müßte er dann auch die gescheiterte Belagerung Wiens mit ansehen...
:wink:

Aber das ist eben genau das, was die Europäer tunlichst vermeiden - die Kriege zu heroisieren, die die europäischen Länder auch gegeneinander führten. Zumindest in D. ist das so, denn das würde einfach nur ein neues Zeitalter des Nationalismus heraufbeschwören. Ich sehe hier noch immer eine sehr reale Gefahr.
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ehemaliger Autor K.

Zunächst einmal, die Serie ist nicht „die erfolgreichste Fernsehserie aller Zeiten“, sondern sie ist die „erfolgreichste türkische Fernsehserie aller Zeiten“, was ein kleiner, aber nicht unbedeutender Unterschied ist. Den Rekord hat hier immer noch „Baywatch“ inne mit 1,2 Milliarden Zuschauer pro Folge, bei der türkischen Serie sind es derzeit 150 Millionen pro Folge.

Und warum ist Deutschland rückständig, weil es hier die Serie noch nicht im Fernsehen zu sehen gibt? So etwas hat in der Regel rein kommerzielle Gründe. Vielleicht wollen die Türken zu viel Geld und die deutschen Produzenten erwarten eine zu geringe Einschaltquote oder wie auch immer. In dieser Serie ist nichts, was die Deutschen sonderlich aufregen könnte. Ein Problem mit der Serie haben doch nur einige Türken, weil Süleyman der Prächtige manchmal als Trinker und Weiberheld dargestellt wird, während ihn Erdogan lieber als siegreichen Feldherren sieht. Dieser Kostümfilm mit seinen Haremsdamen bedient bei vielen Deutschen allerdings vor allem klassische Klischeevorstellungen über den Orient und das ist das Einzige, was ein deutscher Kritiker hier bemängeln könnte.
RedScorpion

Barbarossa hat geschrieben: ...
Aber das ist eben genau das, was die Europäer tunlichst vermeiden - die Kriege zu heroisieren, die die europäischen Länder auch gegeneinander führten. Zumindest in D. ist das so, denn das würde einfach nur ein neues Zeitalter des Nationalismus heraufbeschwören.
...
Soll das n Scherz sein?

Gerade die letzten deutschen Produktionen (unsere Mütter und Väter, unser Opferschiff Gustloff, das gute alte Dresden, Ostpreussen-die Vertreibung aus dem Paradies usw.) sind teilweise allerunterste Schublade und zu Recht im Ausland genau für diese "versteckte" Heroisierung kritisiert worden (und da tanzen sie aus der Reihe, und zwar sei es aus jener der Monumentalschinken Hollywoods über die Brücken am Rhein, Invasion Englands usw. und so fort, als auch aus jener älterer deutsche Filme wie 08/15, Nacht fiel über Gotenhafen, auch DDR-Produktionen u.a.). Wenn eine Message der Filme ist, dass Krieg die schlechtesten, aber eben auch die besten Charaktereigenschaften (der Hauptpersonen eben) herauskehrt, dann stimmt da irgendwas nicht (das stinkt richtig nach 1000 Jahren).
Zumal es eben auch so ist, dass die Hauptpersonen (freilich so gut wie durchweg Deutsche, hier und da hat's mal nen Alibijuden oder abgeschossenen Vorzeige-Tommie oder so) so aufgebaut werden, dass sich Ottonormalverbraucher seinen eigenen Grosselternteil darin zurechtbastelt, während Armija Kraiova usw. als das Allerletzte dargestellt werden. Das Verhältnis Täter-Opfer also wieder einmal mehr umgedreht wird.

Da lob ich mir Soap-operas über Süleiman den Prächtigen, El Cid und Harun ar-Rashid und seine Haremsdamen.




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Barbarossa
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RedScorpion hat geschrieben: Soll das n Scherz sein?

Gerade die letzten deutschen Produktionen (unsere Mütter und Väter, unser Opferschiff Gustloff, das gute alte Dresden, Ostpreussen-die Vertreibung aus dem Paradies usw.) sind teilweise allerunterste Schublade und zu Recht im Ausland genau für diese "versteckte" Heroisierung kritisiert worden (und da tanzen sie aus der Reihe, und zwar sei es aus jener der Monumentalschinken Hollywoods über die Brücken am Rhein, Invasion Englands usw. und so fort, als auch aus jener älterer deutsche Filme wie 08/15, Nacht fiel über Gotenhafen, auch DDR-Produktionen u.a.) ...
Spielfilme sind eine Sache. Das sind meist Geschichten, bei denen oft auch nach Herzenslust übertrieben oder in "künstlerischer Freiheit" auch Dinge erfunden werden. Wer sich über soetwas aufregt und das für die offizielle Geschichtsschreibung hält, der kann mir nur Leid tun.
Wichtiger sind für mich die im Fernsehen gezeigten Dokumentationen. Und da beobachte ich erst seit wenigen Jahren, daß man auch auf das Leid der deutschen Zivilbevölkerung eingeht. Davon war nach meiner Erinnerung in den 40 Jahren der deutschen Teilung überhaupt keine Rede. Stets wurde vor allem der Kriegsverlauf im 2. WK gezeigt und zwar meist aus der Sicht der Sieger (die Sendung "Vor 40 Jahren" stellte da die einzige Ausnahme dar):
In der DDR wurden Dokus aus der Sicht der Russen - Entschuldigung - der Sowjetunion und in den Westmedien vor allem aus der Sicht der Westalliierten gezeigt. Daß (in meinem konkreten Fall) die eigenen Großeltern auf deutscher Seite ihren Kopf hinhalten mußten, wurde in der Vergangenheit völlig ausgeblendet. Ebenso wie die Tatsache, daß sie das durchaus nicht mit Hurra!-Rufen taten.
Darum verstehe ich wirklich nicht, was du hast. Die Deutschen auf beiden Seiten haben sich über 40 Jahre lang freiwillig selbst Asche aufs Haut geschüttet und erst jetzt kommt man überhaupt auch darauf zu sprechen, daß der Krieg für die deutsche Zivilbevölkerung genauso schrecklich war, wie für alle anderen. Das ist das, was ich beobachtet habe. Und nicht nur ich. Vor allem meine Eltern haben sich darüber in den 70er und 80er Jahren immer wieder empört. Was willst du denn nun noch?
Es ist doch wohl legitim, wenn Überlebende des Krieges (egal auch, ob sie nun Deutsche oder anderer Nationalität sind - auch Russen kommen in den heutigen Dokus zu Wort) auch über die Schrecken des Krieges berichten, da sich das ein Nachgeborener heute gar nicht mehr vorstellen kann, wie das war. Das ist hier das eigentliche Anliegen. Und das kann nicht falsch sein.
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Balduin
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Wenn eine Message der Filme ist, dass Krieg die schlechtesten, aber eben auch die besten Charaktereigenschaften (der Hauptpersonen eben) herauskehrt, dann stimmt da irgendwas nicht (das stinkt richtig nach 1000 Jahren).
Da verfährt aber Hollywood deutlich extremer, schonmal "Der Soldat James Ryan", "Pearl Harbor" etc. pp gesehen?
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Harald
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Warum ist Deutschland rückständig? Ich ging leider fehl in der Annahme, man werde die Nichternstgemeintheit dieser Aussage nicht verkennen.
Ob es die erfolgreichste Fernsehserie aller Zeiten wird, ist noch nicht entschieden, noch ist nicht aller Tage Abend. Oder wollen wir über den künstlerischen Wert von Baywatch oder die Oberweite von Pamela Anderson diskutieren?

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Harald
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Ich wollte eben das Fußballspiel im deutschen Fernsehen angucken, aber für normale Menschen wurde es nicht übertragen. Ich habe es mir daraufhin im Internet im indonesischen Fernsehen angeschaut. Wer ist nun rückständig?

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RedScorpion

Ralph hat geschrieben:
Wenn eine Message der Filme ist, dass Krieg die schlechtesten, aber eben auch die besten Charaktereigenschaften (der Hauptpersonen eben) herauskehrt, dann stimmt da irgendwas nicht (das stinkt richtig nach 1000 Jahren).
Da verfährt aber Hollywood deutlich extremer, schonmal "Der Soldat James Ryan", "Pearl Harbor" etc. pp gesehen?
Das sind aber Action-Filme ohne einen echten Aufbau der Charaktere; darüberhinaus auch triefend vor stumpfsinnigem (und offensichtlichem) Patriotismus. Eben halt Kinder ihrer Zeit. Da ist schon ein deutlicher Unterschied zu den monumentalen Filmen bis in die 70er. Die auch ihre "Macken" und Tücken haben hier und da, aber andere.

Barbarossa hat geschrieben:
RedScorpion hat geschrieben: Soll das n Scherz sein?

Gerade die letzten deutschen Produktionen (unsere Mütter und Väter, unser Opferschiff Gustloff, das gute alte Dresden, Ostpreussen-die Vertreibung aus dem Paradies usw.) sind teilweise allerunterste Schublade und zu Recht im Ausland genau für diese "versteckte" Heroisierung kritisiert worden (und da tanzen sie aus der Reihe, und zwar sei es aus jener der Monumentalschinken Hollywoods über die Brücken am Rhein, Invasion Englands usw. und so fort, als auch aus jener älterer deutsche Filme wie 08/15, Nacht fiel über Gotenhafen, auch DDR-Produktionen u.a.) ...
Spielfilme sind eine Sache. Das sind meist Geschichten, bei denen oft auch nach Herzenslust übertrieben oder in "künstlerischer Freiheit" auch Dinge erfunden werden. Wer sich über soetwas aufregt und das für die offizielle Geschichtsschreibung hält, der kann mir nur Leid tun.
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Gut, der Groschen ist also noch nicht gefallen, hab' mich halt nicht deutlich genug ausgedrückt.

Man kann freilich, um 'mal den Extremfall zu bemühen, auch den Juden im Film mit dem Bösewicht identifizieren; auch Veit Harlan konnte wohl mit Recht behaupten, "Jud Süss" sei nix anderes als Fiction, jedenfalls sein Film.

Dass das hier und da filmisch oder prosaisch dargestellt wird, why not, that's life (kennt vllt jemand den Film Lucky Number Slevin mit Bruce Willis und Josh Hartnett).

Es ist aber anrüchig, wenn das Thema dabei Shoa, Luftkrieg, Ostfront usw. ist, und wiederholt und vehement die einzelnen Hauptpersonen aus guten Deutschen bestehen, sich durchweg als Opfer sehen (was sie teilweise auch sind, ja) und Polen z.B. als antisemitische Miststücke dargestellt werden (auch wenn das wohl historisch nicht weit hergeholt ist, zumindest teilweise). Der Rahmen ist mehr als anrüchig, das ist das Problem. Und eben die Vehemenz, mit der sich das durch so ziemlich alle Produktionen über das Thema in den letzten Jahren zieht (sind da eigentlich btw auch immer dieselben Schauspieler dabei?)

Und das alles noch in diesen blöden neudeutsch gedimmten Farben und dem Rumgewackle der Kamera, um den Zuschauer praktisch durch das Auge der Beteiligten an der Handlung teilnehmen zu lassen.

Wobei es auch in den neudeutschen Produktionen Szenen gab, die ich sehr gelungen fand.

Aber das Gesamtbild find' ich dann eben doch mehr als seltsam.


P.S. Veit Harlans und Kristina Söderbaums Schuld ist es nicht, schlechte Filme gemacht zu haben (shit happens), wahrscheinlich nichtmal ganz freiwillig. Die Schuld ist, sie in jenen Jahren gemacht zu haben.

Barbarossa hat geschrieben: ...
Wichtiger sind für mich die im Fernsehen gezeigten Dokumentationen. Und da beobachte ich erst seit wenigen Jahren, daß man auch auf das Leid der deutschen Zivilbevölkerung eingeht. Davon war nach meiner Erinnerung in den 40 Jahren der deutschen Teilung überhaupt keine Rede. Stets wurde vor allem der Kriegsverlauf im 2. WK gezeigt und zwar meist aus der Sicht der Sieger (die Sendung "Vor 40 Jahren" stellte da die einzige Ausnahme dar):
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Wow. Im Osten vllt. Im Westen hatte es sehr wohl ausgewogene Doks, Bücher, Filme, Diskussionen. Du kennst sie nur wahrscheinlich nicht. Nicht Deine Schuld, aber man kann dann eben auch nicht sagen, dass es sie nicht gab.

Barbarossa hat geschrieben: ...
In der DDR wurden Dokus aus der Sicht der Russen - Entschuldigung - der Sowjetunion und in den Westmedien vor allem aus der Sicht der Westalliierten gezeigt. Daß (in meinem konkreten Fall) die eigenen Großeltern auf deutscher Seite ihren Kopf hinhalten mußten, wurde in der Vergangenheit völlig ausgeblendet. Ebenso wie die Tatsache, daß sie das durchaus nicht mit Hurra!-Rufen taten.
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Wow. Kann ich nichtmal ansatzweise nachvollziehen. Das Lieblingsthema in D/Westdeutschland war immer schon der Krieg. Und da wurde nicht viel ausgeblendet, imho. Was auch eigentlich einer der grossen Pluspunkte nachkriegsdeutscher Geschichte ist.

Barbarossa hat geschrieben: ...
Darum verstehe ich wirklich nicht, was du hast. Die Deutschen auf beiden Seiten haben sich über 40 Jahre lang freiwillig selbst Asche aufs Haut geschüttet und erst jetzt kommt man überhaupt auch darauf zu sprechen, daß der Krieg für die deutsche Zivilbevölkerung genauso schrecklich war, wie für alle anderen.
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Hab' ich anders in Erinnerung, sorry.

Barbarossa hat geschrieben: ...
Vor allem meine Eltern haben sich darüber in den 70er und 80er Jahren immer wieder empört.
...
Ja, aber doch wohl eher, weil Ihr auf der falschen Seite der Mauer wohntet, nicht, weil der Alliierte Kontrollrat in der Stahlkammer Frankfurt heimlich die Fäden zog und Debatten unterband.

Barbarossa hat geschrieben: ...
Es ist doch wohl legitim, wenn Überlebende des Krieges (egal auch, ob sie nun Deutsche oder anderer Nationalität sind - auch Russen kommen in den heutigen Dokus zu Wort) auch über die Schrecken des Krieges berichten, da sich das ein Nachgeborener heute gar nicht mehr vorstellen kann, wie das war. Das ist hier das eigentliche Anliegen. Und das kann nicht falsch sein.
Ist es auch nicht (P.S. das sind meist Doks, die schon über 20 Jahre alt sind, wenn da Russen zu Wort kommen, denn wie auch die Deutschen sind fast alle Kämpfer von damals heute tot). Und das meinte ich auch nicht.

Was ich kritisierte, ist eine Pseudoaufarbeitung durch Schundfilme, die deutlich schlechter sind als z.B. dt. Produktionen aus den 50ern.


P.S. So vor 20 Jahren, als Berganders Buch über Dresden und Sebalds über den Luftkrieg herauskam, hiess es häufig, dass "erst jetzt" darüber berichtet und debattiert würde. Das stimmte mitnichten. Was lediglich stimmte, war, dass man aus dem Westen an Dresden usw. schlecht herankam und auch nicht wirklich wollte, um die dortige Bev. nicht total blosszustellen,

und dass die direkten Zeitzeugen, die damals keine Kinder mehr waren (also die Hintergründe kannten), langsam ausstarben.

Es gab und gibt massenhaft Literatur, auch Fachliteratur in Sachen Krieg, Vertreibung, Shoa, Bombenangriffe und und und. Auch gute und deutsche. Für Kinder und Erwachsene.



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Titus Feuerfuchs
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Barbarossa hat geschrieben: Wichtiger sind für mich die im Fernsehen gezeigten Dokumentationen. Und da beobachte ich erst seit wenigen Jahren, daß man auch auf das Leid der deutschen Zivilbevölkerung eingeht. Davon war nach meiner Erinnerung in den 40 Jahren der deutschen Teilung überhaupt keine Rede. Stets wurde vor allem der Kriegsverlauf im 2. WK gezeigt und zwar meist aus der Sicht der Sieger [...]
.
Du "verstehst" halt nicht, dass die Verbrechen an Deutschen,im Zuge des WK II und auch 1945 ff angesichts der deutschen Verbrechen Makulatur sind. Über die hat man sich politisch korrekt nicht zu äußern :shh: ,und wenn doch, dann nur mit dem Hinweis, dass die Verbrechen an Deutschen aufgrund der noch schlimmeren Verbrechen der Deutschen, berechtigt, ja verdient sind. :crazy:

Logisch, man war ja "gezwungen" das mich Flüchtlingen vollgestopfte Dresden kurz vor Kriegsende mit Brandbomben zu pflastern, Swinemünde dito.

Man war "gezwungen" rund 14 Mio Deutsche aus Osteuropa zu enteignen und zu vertreiben bzw zu ermorden (inkl. Kinder). Die RA war "gezwungen" rund zwei Millionen deutsche Frauen zu vergewaltigen, Titos Kommunisten Konzentrationslager auch für Deutsche zu betreiben, etc...

Aber die PC-Heuchler haben damit kein Problem, denn ihnen geht es nicht um den Umgang mit Verbrechen, ihnen geht es nicht um korrekte Aufarbeitung der Geschichte, ihnen geht es primär um die Verbrechen der Deutschen, ganz periphär um das eine oder andere Menschheitsverbrechen, aber grundsätzlich niemals um die Verbrechen an Deutschen.

Der WKII und der damit einhergehende Holocaust deckt alle anderen Menschheitsverbrechen des 20 Jh. zu.
Behandelt man eines von ihnen -und es gibt sie massig (Stalin, Mao, Pol Pot, Benes, Bierut, Tito, Hoxha, Leopold II von Belgien, Jungtürken, etc....) - kannst du sicher sein, dass ein politisch korrekter Schlaumeier mit dem Hinweis " Aber die Deutschen..." daherkommt.
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Barbarossa
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Darum sollte man den Beginn dieses Jahrhunderts wirklich dazu nutzen, daß man damit aufhört, die Verbrechen gegeneinander aufzurechnen und Geschichte Geschichte sein lassen. Das Motto sollte statt dessen lauten:
Aus der Geschichte lernen und sie sich nicht mehr gegeseitig vorwerfen.
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Renegat
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Barbarossa hat geschrieben: Das Motto sollte statt dessen lauten:
Aus der Geschichte lernen und sie sich nicht mehr gegeseitig vorwerfen.
Zustimmung, dazu gehört allerdings auch der Verzicht auf die ständigen Hinweise auf die Vertreibung. Was soll das heute, wo die Vertriebenen mehrheitlich tot sind oder im Altenheim sitzen. Mir kommt es so vor, als hätte die Lamentiererei darüber in den letzten Jahren zugenommen, weil die echten Vertriebenen dazu nichts mehr sagen können. Dabei kann doch jeder nach Polen oder Tschechien umsiedeln, wenn es ihn nach dem Geruch der Heimaterde seine Vorfahren gelüstet.

Außerdem ging es hier um eine türkische Unterhaltungsserie.
RedScorpion

Barbarossa hat geschrieben:Darum sollte man den Beginn dieses Jahrhunderts wirklich dazu nutzen, daß man damit aufhört, die Verbrechen gegeneinander aufzurechnen und Geschichte Geschichte sein lassen. Das Motto sollte statt dessen lauten:
Aus der Geschichte lernen und sie sich nicht mehr gegeseitig vorwerfen.
Damit gehst Du aber Titus einmal mehr voll auf den Leim,

denn seine Prämissen sind grundfalsch, ebenso Deine Folgerungen. Geschichte wird überhaupt nicht "aufgerechnet" und heutigen Generationen angelastet,

es geht lediglich darum, den Sinn für Realitäten nicht vollends zu verlieren (was hier bisweilen der Fall ist, und erschreckenderweise nicht nur hier), weil man im Gefängnis des eigenen Nationalismus' hockt. Für mich sehr erstaunlich, dass das Ego mancher User hier offensichtlich sehr stark an der damaligen Zeit bzw. auch an damaligen Tätern klebt. Sehr seltsam, imho. Aber gut, kann ich nicht viel zu sagen, geht mir anders. Man sollte doch meinen, man hätte genug Zeit gehabt, sich als Deutscher daran zu gewöhnen, dass in deutschem Namen eben auch massenhaft Verbrechen begangen wurde (freilich nicht ausschliesslich in dt. Namen, schon damals nicht), ohne jedesmal von neuem Nadelstiche zu verspüren oder gar aus den Latschen zu kippen, wenn es um Nazi-Verbrechen bzw. - genauer - um die Urheberschaft der Täter geht. Man gehört doch gar nicht zu den Generationen, die direkt betroffen sein könnten, oder? Von daher ist der Müll um die angeblich ausgesparte/verbotene/bypassierte Debatte und fehlende Literatur über deutsche Opfer absoluter Humbug.


Darüberhinaus wird natürlich versucht - und das geht erstaunlicherweise vielen selbsterklärten Hobbyhistorikern ab - Querverbindungen, Ursachen und Folgen, übergeordnete Strukturen usw. zu finden, aus vielerlei Gründen (u.a. in der törichten Annahme, aus der Geschichte lernen zu können),

und selbstredend ist Mao ein Produkt Stalins und Stalin ein Produkt Hitlers, Lenin auch des Wilhelmismus. Was hat das mit "Aufrechnung" zu tun? Doch nur für den Deutschen im konkreten Fall, der sich mit Hitler und Ludendorff identifiziert. Denn nur der kann sich dadurch (sprich durch eine Mitverantwortlichkeit deutscher Irrer) mitverantwortlich fühlen.

Aehnlich verhält's sich mit dem z.T. wirklich hahnebüchenen Zeug, das Du schreibst.

Es ist ein grosser Unterschied für die damals Betroffenen, ob man zu einer verfolgten Minderheit im Grossdeutschen Reich gehörte, oder "nur" Dienst in der Wehrmacht und Bombenkrieg fürchten musste.

Again, das hat nix mit Aufrechnen zu tun.



LG
RedScorpion

Renegat hat geschrieben: ...
Außerdem ging es hier um eine türkische Unterhaltungsserie.
Das ham wir schon verstanden,

und auch die "Ironie",von der Harald oben sprach.
Harald hat geschrieben:Warum ist Deutschland rückständig? Ich ging leider fehl in der Annahme, man werde die Nichternstgemeintheit dieser Aussage nicht verkennen.
Allein, das setzt ja eben voraus, wenn Erdogan die Heldentaten der Osmanen in Hollywood-Filmepen verewigt sehen möchte, dass er das Rad der Historienforschung bzw. des Umgangs mit der Geschichte zurückdrehen wollte

und eben nicht auf der Höhe der Zeit ist wie Deutschland z.B., welches sich angeblich letztens eben mit tollen Filmen über die Problematik der Vergangenheit hervorgetan hätte wer weiss wie.

Denn wie Du richtig schreibst, wird das Rad in D i.M. ebenfalls zurückgedreht (wahrscheinlich wegen der Euro-Kiste und Deutschlands Schwierigkeiten im Finden der "neuen" Rolle nach 1989)
Renegat hat geschrieben: ...
Zustimmung, dazu gehört allerdings auch der Verzicht auf die ständigen Hinweise auf die Vertreibung. Was soll das heute, wo die Vertriebenen mehrheitlich tot sind oder im Altenheim sitzen. Mir kommt es so vor, als hätte die Lamentiererei darüber in den letzten Jahren zugenommen, weil die echten Vertriebenen dazu nichts mehr sagen können. Dabei kann doch jeder nach Polen oder Tschechien umsiedeln, wenn es ihn nach dem Geruch der Heimaterde seine Vorfahren gelüstet.
...
Nun kann man (in Polen weniger, aber in Tschechien vllt mehr) rummäkeln, dass manche Staaten offiziellerseits immer noch Schwierigkeiten haben mit nem halbwegs korrekten Umgang mit "eigenen" Verbrechen,

aber das sollte eigentlich nicht zu unzulässigen Verallgemeinerungen führen, wie mancher User sie hier anbringt, und v.a. auch (Ex-) Vertreter des institutionellen Deutschlands (z.B. Steinbach, aber auf anderen Gebieten eben viele heutige dt. Politiker).



LG
Harald
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Rs und Titus Feuerfuchs: wenn ihr beide ein bißchen zurücknehmt, dann könnten wir normal weitermachen (oder aufhören).

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