RedScorpion hat geschrieben:... es ist mir völlig unbegreiflich, wie man nicht sehen kann,
dass es sehr wohl noch eine Stufe höher ging im Deutschen Reich als Vertreibungen, bei denen halbwegs oder auch ganz und gar billigend in Kauf genommen wurde, dass die Bev. dabei draufging durch Erfrieren, Verhungern, Zwangsarbeit, Krankheiten usw. (wobei sich die Wehrmacht aber auch mal ganz gern die von deutschen Trecks verstopften Strassen freischoss und eben nicht anhielt wie der von Dieters Mutter gestoppte Panzer),
nämlich systematische Entrechtung, Vernichtungskrieg, Verschleppung, KLs/KZs und bis ins Detail organisierter Massenmord.
Das wäre der eine Punkt, den ich nicht verstehe.
Nö, ich sehe da keine "höhere Stufe" zu den Vertreibungen von Deutschen aus ihrer Heimat, die ebenso auf ihrer Flucht verhungert und erfrohren sind und ganze Flüchtlingstrecks von sow. Panzern überrollt wurden und viele Frauen vergewaltigt worden sind und die Männer sich ebenso in den Gulags zu Tode schuften mußten. Und genauso mußten die Sudetendeutschen eine Armbinde tragen, damit sie für die anderen erkennbar waren und wer wollte, durfte sie schlagen, treten oder was weiß ich und es gab auch Progrome an Sudetendeutschen - genau, wie es die Deutschen zuvor mit den Juden gamacht haben. Aber wer mit vermeintlichen Tätern ganz genauso umgeht, wie die Täter zuvor, der darf hinterher aber auch nicht mit dem Finger auf den Täter zeigen.
Darum: Es bringt nichts, wenn man hier irgendetwas aufzurechnen versucht. Man sollte es lieber ganz lassen und sagen: Nie wieder!
RedScorpion hat geschrieben:Der zweite ist,
dass Du (und noch stärker Titus) Dir Stalins Logik zueigen gemacht hast, nach der es ausschlaggebend ist, welche Bev.teile auf welchen Terrirorien wohnen, damit man Zugriff auf besagtes Territorium hat, dass ethnisch klar voneinander abgesetzte Territorien besser wären,
und dass sich deshalb Vertreibungen lohnen würden (dabei zeigen ja gerade die Ostvertreibungen, dass es andersherum ist: Der Braindrain aus den ursprünglichen Gebieten war der neugegründeten Bundesrepublik ein Segen und ein Fluch für die Ostgebiete, die Sudeten, btw. auch die DDR).
Ich will das gar nicht beurteilen, was nun "besser" ist - ich behaupte nur, daß einigermaßen homogene Staaten politisch stabiler sind und habe Beispiele gebracht, wo Vielvölkerstaaten nicht funktioniert haben oder nicht gewollt wurden.
Vertreibungen sind hingegen völlig inakzeptabel. Statt dessen würde ich eine Volksabstimmung favorisieren, welcher Bevölkerungsteil zu welchem Staat gehören will.
Und auch wenn du Volksabstimmungen ablehnst: Das gab es übrigens sogar hier in Brandenburg, wo an den Grenzen abgestimmt wurde, wer zu welchem Bundesland gehören will. Es gab danach mehrere Gebietstausche mit Meck-Pomm und Sachsen.
RedScorpion hat geschrieben:Der dritte Punkt ist, dass hier das Hauptthema ja Südtirol ist, wohlgemerkt eine Region (bzw. eben autonome Provinz), der ja eben gewaltsame (und verbrecherische, wie ich oben in anderen Posts mehrfach geschrieben hatte) Vertreibungen grosso modo erpart blieben...
Na ja, die Option war schon nah dran an einer Vertreibung, an der Hitler und Mussolini gleichermaßen die Akteure waren.
Ich weiß zwar jetzt nicht, warum du immer auf die deutschen Besatzung herumreitest, denn da ist ja eigentlich nichts weiter passiert, als daß die Südtiroler zur Wehmacht eingezogen wurden. Hätte Hitler sie 1938 nicht so im Stich gelassen, dann wären sie das vermutlich sogar mit Begeisterung in die deutsche Wehrmacht gegangen.
Das war übrigens bei meinem Stiefopa ganz genauso, der als sogenannter "Volksdeutscher" bis 1939 irgendwo im "polnischen Korridor" lebte und dann zur Wehmacht eingezogen wurde. Und dafür durfte auch er nach relativ langer Kriegsgefangenschaft nicht mehr in seine Heimat zurück.
RedScorpion hat geschrieben:Es ist kein besonders schlimmes Volk. Es ist bzw. war ein besonders schlimmer Staat...
Ich würde sagen, er war auch nicht "schlimmer", als Japan, Italien oder die SU. Alle hatten Großmachtsambitonen, nur daß D. und auch Japan zudem noch besonders leistungsfähig waren, um der Verwirklichung dieser Großmachtsambitionen zumindest eine Zeit lang relativ nahe zu kommen.
Vielleicht einigen wir uns lieber auf den Satz:
Es war eine besonders schlimme Zeit.