Für mich klingt das plausibel. Es ist eine Schande, dass man sich dort einfach verzieht. Es ist egal ob Deutschland am hindukusch verteidigt wurde oder nicht. Mit der Beteiligung am Einsatz hat man Verantwortung übernommen und auch Verpflichtung. Man ist dort einmaschiert und hat - in meinen Augen mit Recht - die Taliban gestürzt. Denen das Land jetzt wieder zu überlassen ist schändlich gegenüber der Bevölkerung, die unter dem Krieg gelitten hat. Einmaschieren und wieder raus. Das geht nicht.
Die Länder, die sich jetzt zurückziehen, handeln ja aufgrund der immer größer werdenden Ablehnung innerhalb der eigenen Bevölkerung. In den Vereinigten Staaten brach die Unterstützung der Bevölkerung komplett weg - auch, weil man keine Erfolge erreichte.
In dem Film klang es ja an: Soldaten sind eigentlich nicht da, um Schulen zu bauen. Die "Guerilla-Taktik" der Taliban zermürbt zudem die ISAF-Truppen.
Das Thema Opiumanbau wurde auch in einem Aufsatz auf Geschichte-Wissen angerissen:
Der Opiumanbau und der Drogenhandel in Afghanistan
Daraus zwei Zitate:
Zusammenfassend sind die afghanischen Probleme vielseitig und verwoben. Opiumanbau und Drogenhandel sind für Bauern, Händler und Kriegsherren wirtschaftlich attraktiv. Und zählbare Maßnahmen der Nachbarstaaten stärken die afghanische Opiumwirtschaft durch den Zustrom von Kriminellen. Dazu kommt noch, dass die schwache und bestechliche Regierung ihre Gesetze nicht durchsetzen kann.
Eine effektive Strategie um Afghanistan zu helfen, muss zunächst eine Gemeinschaftsarbeit von Afghanistan, den Verbündeten Kräften und zuletzt Iran und Pakistan sein. Man muss die afghanische Regierung und die Wirtschaft stärken, um auf der einen Seite die Menschen, die in der Opiumwirtschaft arbeiten, vor den Kriegsherren und Kriminellen zu schützen und auf der anderen Seite ihnen alternative Arbeit anbieten. Sodass die Drogenhandelsrouten ohne die Drogenproduktion aus Afghanistan austrocknen werden.
Ich denke, dass Afghanistan in einem Teufelskreis gefangen ist: Eine gemeinsame Anti-Drogen-Politik der betroffenen Länder (Pakistan, Afghanistan, Iran) ist kaum möglich und wäre wohl auch nicht sehr erfolgreich (man bedenke, dass die USA an der Grenze zu Mexiko überfordert ist).
Die Taliban und verschiedene Stämme wiederum profitieren vom Drogenhandel...
Die wohl einzige Lösung: Enorme finanzielle Unterstützung der jetzigen Regierung, verbunden mit viel Geduld und der Stärke, auch Rückschläge hinzunehmen und zu überwinden.
Will heißen: Ich sehe keine absehbare Besserung in den nächsten Jahren. Jedoch hat sich in der Geschichte doch gezeigt: Je gebildeter eine Gesellschaft wird, desto eher ist eine positive Landesentwicklung zu erwarten.
Ich denke aber auch, dass man nicht aus Afghanistan raus sollte, als wäre man nie drin gewesen. Und man kann das auch ganz eigennützig begründen: Ich denke, der Einmarsch in Afghanistan hat die westliche Welt vor islamistischen Terroranschlägen bewahrt und dieser Erfolg darf nicht aus der Hand gegeben werden.