Peppone hat geschrieben:
Parallelen zu Mesopotamien auch hier: Sargon wäre die Parallele zu Narmer, nur mit dem Unterschied, dass Sargons Reich nicht dauerhaft war.
Das Heiligtum der Inanna in Uruk (der ersten sumerischen Stadt, der eine Reichsbildung gelang, Parallele: Tjenis) blieb für lange Zeit ein zentrales Heiligtum in (Süd-)Mesopotamien, eine Zweiteilung des Landes in Sumer und Akkad hielt sich über alle Reichsbildungen hinweg lange Zeit.
Die Parallelen zu Mesopotamien sind meines Erachtens eher spärlich.
Anders als in Ägypten gelangte mit Sargon auch eine neue Ethnie an die Macht, nämlich die semitischen Akkader, die die Sumerer zunehmend verdrängten. Auch wenn das Großreich Sargons bereits nach 150 Jahren endete, standen in vielen Stadtstaaten nun Akkader an der Spitze, was auch die berühmte Dritte Dynastie von Ur mit ihrem Programm der "sumerischen Renaissance" nicht zu ändern vermochte; ganz abgesehen davon, dass diese Dritte Ur-Dynastie äußerst kurzlebig war.
Etwa um 2000 v. Chr. hatten die Akkader überall die Macht an sich gerissen, während die Sumerer allmählich ihre ethnische Identität verloren. Lediglich ihre Sprache lebte noch Jahrhunderte in der Wissenschaft, Dichtkunst und Liturgie fort, vergleichbar mit dem Latein nach Untergang des Römischen Reichs. Umgangssprache aber war Akkadisch geworden in den beiden Dialekten babylonisych und assyrisch. Mit dem Aufstieg Babylons seit etwa 1700 v. Chr. kam ein weiteres semitisches Element in Form der Amoriter hinzu, deren wichtigster Repräsentant Hammurabi war. Amoriter und Akkader verschmolzen im Lauf der Zeit und bildeten neben Babylonien auch die Bevölkerungsgrundlage Assyriens, wo noch weitere ethnische Splitter wie Hurriter und eine unbekannte autochthone Vorbevölkerung (Subaräer) hinzukamen.
Das alles sind politische und ethnische Entwicklungen, die Mesopotamien fundamental vom Alten Ägypten unterscheiden. Hinzu kommt, dass Mesopotamien stets von rivalisierenden Nachbarstaaten umschlossen war, anders als Ägypten in seiner wenig bedrohten Außenlage. In Mesopotamien rivalisierten u.a. das Reich Mitanni, Assyrien, der babylonische Staaat, das Reich von Elam und schließlich Ägypten und das Hethiterreich mit ihren Interessenzonen in der Levante.
Lediglich Assyrien vermochte ein länger währendes territoriales Großreich aufzubauen, das zur Zeit seiner größten Ausdehnung vom Mittelmeer bis zum Zagros-Gebirge und vom Rand des Kaukasus bis Ägypten reichte. Diesen Umfang erreichte es allerdings nur in seiner letzten Phase ab etwa 900 v. Chr. und ging wegen einer Überdehnung der Ressourcen im Kampf gegen die Meder und Babylonier Ende des 7. Jh. v. Chr, unter.
Man sieht also, dass es nur geringe Parallelen zwischen den vorderasiatisch-mesopotamischen Staaten und Ägypten gibt, ganz abgesehen von der ethnischen Entwicklung oder der Religion. Was beide Regionen vereint ist eine große Kulturblüte von Kunst und Wissenschaften, wobei sich die Erzeugnisse Ägyptens und Mesopotamiens deutlich voneinander absetzen. Dass sich der religiöse Kosmos und die religiösen Riten stark voneinander unterscheiden, muss nicht besonders betont werden.