Aneri hat geschrieben:Man muss die Perspektive der Betrachtung ändern, sich als interner Teil einer evolutiven zivilisatorischen Einheit betrachten.
Ist der von mir fett wieder gegeben Teil deiner Aussage so gemeint, dass es das ist, was wir ändern müssen, oder ist es das, WOHIN wir uns ändern müssen?
Weder noch... Wir
sind interner Teil einer evolutiven zivilisatorischen Einheit, ohne es bewusst zu tun. Da diese Einheit mit unseren Sinnen nicht wahrnehmbar ist, ist für uns quasi diffus, müssen wir es mit uns evolutiv vorgegebenen Werkzeug -
dem Denken - nachvollziehen können. Diese evolutive Einheit ist eine Gemeinschaft, wobei die Bedeutung dieses Begriffes weicht z.B. von WIKI ab, da hier die emotionale Bindung sekundär ist. Es genug etwas gemein zu haben. Z.B. die Interessen, die Beschäftigung etc. Somit ist ein Unternehmen auch eine Gemeinschaft in o. g. Sinne. Elementarste und ursprünglichste Form der Gemeinschaft ist eine Familie.
Ich meinte mit meiner Aussage, dass wir Perspektive der Betrachtung ändern müssen. Es bedeutet, wir müssen
gedanklich aus der Perspektive betrachten, aus der die zivilisatorische evolutive Einheit "sichtbar" wäre. Mit unseren mentalen Fähigkeiten sind wir dazu in der Lage.
Bei den folgenden Aussagen von dir hab ich ein bisschen Verständnisprobleme:
Aneri hat geschrieben:Nach meiner Auffassung, werden wir nicht dem evolutiven Ursprung der Globalisierung nachgehen können, bis wir uns selbst in Mittelpunkt der evolutiven Geschehens stellen.
Nach zweimaligem Lesen klingt´s dann doch logisch.
Es ist das Gleiche, was ich in dem letzten Satz geschrieben habe. Zurzeit sind wir zu egozentrisch. Der Mensch steht in Mittelpunkt: der Mensch ändert das Geschehen, er ist die treibende Kraft. Obwohl wird immer lauter die Gegenforderung: das Tun des Menschen ist nur eine kausale Konsequenz, auf die er keinen Einfluss hat. Vielleicht klingt es widersprüchlich, aber beide haben recht. Nur muss der Mensch als interne Teil der zivilisatorischen Einheit betrachtet werden, in der der
Mensch und seine Kultur zur einer Ganzheit verschmolzen sind. Der Mensch nach Geburt ist ein leeres Gefäß, dem zwar die Genetik eine gewisse Stabilität gewährt, jedoch die Form des Gefäßes wird erst von der Umwelt gestaltet. Wenn die Gene die Umweltgestaltung in gewisse Richtung (eingeborene Temperament etc.) lenken, gibt es noch genügend Freiheit, so dass auf gleiche genetische Grundlage ein Testpilot werden kann oder ein Krimineller. Mit seinem Tun verändert der Mensch die Umwelt, die dann auf die nächste Generation anders auswirkt. In einer Wechselwirkung Umwelt (Kultur) - Mensch werden anderen Ideen, andere Werte, andere Ansichten gewonnen und dadurch wieder die Umwelt verändert u. s. w.
In jedem evolutiven Stadium seit der Trennung von den gemeinsamen Vorfahren der Menschenaffen (= vor ca. 7 Millionen Jahren) durchlief der Mensch auch eine kulturelle Evolution. Er entwickelte Werlzeuge, zuerst wohl aus vergänglichem Material, dann aus Stein und erschloss sich so neue Nahrungsquellen, was wiederum seine biologische Evolution mit beeinflusste.
Es ist eben das, was ich meine. Die kulturelle Evolution war im Gange schon
vor der zivilisatorischen Evolution. Es beschränkt sich nicht nur auf Hominiden. Daher kulturelle Evolution ist nicht mit der zivilisatorischen Evolution gleichzusetzen, obwohl wir die zivilisatorische Evolution aus deren Kultur "ablesen" können.
Ähnlich fand die genetische Evolution statt, bevor die ersten Lebewesen die Welt "erblickten". In dem Sinne ist auch genetische Evolution ist nicht gleich die biologische, obwohl sie ein essentieller Teil der biologischen Evolution ist. Wie auch kulturelle ein essentieller Teil der zivilisatorischen Evolution ist.
Der Hauptgrund, warum ich denke, dass wir die kulturelle- zivilisatorische und genetische-biologische Evolutionen unterscheiden müssen, ist das Erkenntniss, dass mit der Betrachtung eines Poles des Ganzen (also Kultur und Gene) wird das Ganze aus den Augen verloren. Die jeweilige Evolution erfolgt in Spannungsfeld zwischen beiden Polen. Man liest die Kultur, bzw. Gene, die auf den anderen Pol des Ganzen eine kausale Wirkung ausüben und übersieht dabei die Tatsache, dass die Kultur/Gene werden von
aktivenTeilnehmern des Ganzen (Menschen, Proteine) verändert, dass das Ganze nur im Ganzen funktioniert. Ich finde die Vorstellung einer frisch genähten Kravatte, deren eine Ende in innere des Schlauches geschoben wird, hilfreich. Es geben gleichzeitig zwei Richtungen: die innere Teil bewegt sich zu einem Ende (Pol), außere zum anderen, obwohl nur eine
aktiv betätigt wird.
Peppone hat geschrieben:Die biologische Evolution verändert die genetische Ausstattung einer Art, ist also auch als genetische Evolution bezeichenbar.
Wie schon gesagt, genetische Evolution ein notwendige Teil der biologischen Evolution ist, ist aber nicht auf sie beschränkt. Die biologische Evolution hat auf die Erde stattgefunden. Die präbiotische nicht unbedingt. Es könnte der Material, die präbiotische Evolution zum Leben vollbrachte auch wo anders in kosmischen Weiten entstehen. Biologische Evolution beginnt mit dem Lebewesen, in dem chemischen Reaktionen ein auf andere auf die Weise abgestimmt, dass das Ganze - die Zelle - erhalten bleibt. Ähnlich beginnt die zivilisatorische Evolution mit der Entstehung einer Gemeinschaft, in der biologische Triebe
nicht abgeschafft werden (wie die Naturgesetze sind nicht in einer Zelle abgeschafft). Sie werden aber kanalisiert, es werden Regeln geschafft, die in moralischen Werten münden, mit den Ritualen befestigt wurden. Insegesamt entsteht eine qualitativ neue Einheit auf die Evolutionsbühne - eine Gemeinschaft. Im Unterschied zum anderen tierischen Genossen, die sozialen Gruppen bilden, könnte die biologische Evolution innerhalb dieser evolutiven Einheit (realtiv) gezähmt werden. Die Menschen-Art als biologische Einheit evolviert nicht genetisch (auch hier eine Wandlung und Differenzierung erfolgt,
aber innerhalb einer Art, ohne es in biologische Variationen abzuspalten). Sie evolviert kulturell und dadurch die genetische Veränderungen werden in Schach gehalten.
Es wichtig zu verstehen, dass hier eine neue evolutive Einheit - die Gemeinschaft - entsteht, ähnlich wie Anfang des Lebens begann mit einer Zelle. Daher ist die Gemeinschaft ein Teil des Lebens, die aber
innerhalb Lebens eigene Evolutionsebene gegründet hat. Auch das Leben ist ein Teil der stofflichen Materie, die innerhalb deren eigene Evolution begann.
... wobei ich hier nicht mehr von Evolution sprechen würde, sondern von Entwicklung, denn Evolution ist für mich ein Begriff aus der Biologie und nicht aus den Kulturwissenschaften.
Es ist eine Absprachensache. In allgemein wird dieser Begriff für biologische Evolution benutzt. Aber durchaus für andere Evolutionsformen. Nur eine der letzten Autoren zu erwähnen: Gerhard Schurz "Evolution in Natur und Kultur - Die Einführung in verallgemeinerte Evolutionstheorie". Wobei ich betrachte dieses Buch eher kritisch, da hier m. E. aus einem Sammelsurium keine allgemeine Evolutionstheorie entstanden ist. Sehr erwähnenswert zu dem Thema ist ein Buch von Erich Jantsch "Selbstorganisation des Universums". Dennoch denke ich, dass die Selbstorganisation ist eher ein Mechanismus, nicht ein Phänomen.
Ich betrachte die Evolution als
ein Phänomen der ständigen Entstehung des qualitativ Neuen. Die Entstehung eines Sterns war mal etwas qualitativ Neues in der Entwicklung Universums. Die Entstehung eines Individuums ist immer etwas qualitativ Neues -
aber innerhalb einer Art. Hier bildet sich die Variationen, so wie jede Stern ist eine Variation der Kategorie
Stern. Daher wichtig ist richtige Kategorisierung, Anordnung die analysierenden Einheiten. Wenn man es richtig anordnet, dann wird man überrascht, wie ähnlich sich die Evolution in verschiedenen Materieformen verläuft.
Gruß
Aneri