Seevölker

Informationen über das Imperium der Pharaonen am Nil (Lexikon)

Moderator: Barbarossa

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dieter
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Beppe,
vielleicht waren beide Indogermanen. :wink:
Nicht nur vielleicht. Aber nicht alle Indogermanen hatten solche Trachten!
Wo kommen die "Seevölker-Hüte" persischer Infanteristen her?!?
Beppe
Lieber Beppe,
bezweifele, dass das Perser waren. Wo die herkommen hätte ich gerne von Dir als Geschichtslehrer gewußt. :?:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Peppone
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dieter hat geschrieben:Lieber Beppe,
bezweifele, dass das Perser waren. Wo die herkommen hätte ich gerne von Dir als Geschichtslehrer gewußt. :?:
So genau sthe ich in der persischen Geschichte nu auch wieder nicht "drin", ich weiß aber, dass das persische Heer vor allem auf der Infanterieseite aus dem ganzen Reichsgebiet zusammengewürfelt war. Eventuell sind das tatsächlich Infateristen aus Palästina, dann also vermutlich Philister.
Nix G´wiß woas I aba aa net...

Beppe
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dieter
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Lieber Beppe,
bezweifele, dass das Perser waren. Wo die herkommen hätte ich gerne von Dir als Geschichtslehrer gewußt. :?:
So genau sthe ich in der persischen Geschichte nu auch wieder nicht "drin", ich weiß aber, dass das persische Heer vor allem auf der Infanterieseite aus dem ganzen Reichsgebiet zusammengewürfelt war. Eventuell sind das tatsächlich Infateristen aus Palästina, dann also vermutlich Philister.
Nix G´wiß woas I aba aa net...
Beppe
Lieber Beppe,
ich bezweifele, dass Philister jemals im Persischen Heer gedient haben. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Peppone
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dieter hat geschrieben:ich bezweifele, dass Philister jemals im Persischen Heer gedient haben. :wink:
Warum?

Beppe
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dieter
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:ich bezweifele, dass Philister jemals im Persischen Heer gedient haben. :wink:
Warum?
Beppe
Lieber Beppe,
weil es die Philister in der Zeit, wo Persien auch dieses Gebiet übernahm, überhaupt nicht mehr gegeben hat, sie waren von den Israeliten eliminiert worden. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Peppone
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dieter hat geschrieben:weil es die Philister in der Zeit, wo Persien auch dieses Gebiet übernahm, überhaupt nicht mehr gegeben hat, sie waren von den Israeliten eliminiert worden. :wink:
Es waren die Assyrer, die - etwa zeitgleich mit dem Nordreich Israel - den philistäischen Städtebund eroberten. Aber noch 633 ist ein König der Philisterstadt Ekron erwähnt, Perserkönig Dareios I. nennt die Bewohner Palästinas noch "Palastei" oder "Pelestei". Letzter gesicherter Zeitpunkt, zu dem der Philisterbund noch existiert haben muss, ist 604, das Jahr, in dem Nebukadnezzar II. das Gebiet seinem Reich einverleibte.
Krieger in Philistertracht könnten also noch mit den Persern in Kontakt gekommen sein, und so die Tracht der Philsiter ins persische Heer gekommen sein.

Theoretisch...

Beppe
Paul
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Dietrich hat geschrieben:Für die Ägypter kamen die Seevölker um 1200 v. Chr. mit ihren Flotten von Norden, doch mussten sie sich auch im Westen und Osten gegen Landstreitkräfte verteidigen. Ein Opfer der Seevölker bzw. der Ägäischen Wanderung wurde ebenfalls um 1200 v. Chr. das mykenische Griechenland, wo die Angreifer unbestritten aus den nördlichen Gebieten des Balkan kamen.

Wie weit dieser Dominoeffekt nach Norden reichte, ist umstritten und nicht mehr beweisbar. Manche postulieren anhand bestimmter Waffen und Fibeln ein Vordringen von Kriegerscharen aus Mittel- oder gar Nordeuropa, doch ist das bloße Spekualtion.
Ich halte dem Dominoeffekt für erwiesen. Zumindest die Italiker und Illierer aus Mitteleuropa waren teilweise die Auslöser.
Gleichzeitig wanderten auch die indogermanischen Vorfahren der Traker, Daker und Griechen von der Nordküste des Schwarzen Meeres nach Südwesten.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Peppone
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Paul hat geschrieben:Zumindest die Italiker und Illierer aus Mitteleuropa waren teilweise die Auslöser.
Gleichzeitig wanderten auch die indogermanischen Vorfahren der Traker, Daker und Griechen von der Nordküste des Schwarzen Meeres nach Südwesten.
Ich verweise auf meine Beiträge zu den einzelnen Seevölkern im Nachschlagewerk!

Die meisten Seevölker scheinen aus dem ex-hethitischen Machtbereich (Kleinasien und Ägäis) gekommen zu sein...

Beppe
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Marek1964
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Peppone hat geschrieben:
Paul hat geschrieben:Zumindest die Italiker und Illierer aus Mitteleuropa waren teilweise die Auslöser.
Gleichzeitig wanderten auch die indogermanischen Vorfahren der Traker, Daker und Griechen von der Nordküste des Schwarzen Meeres nach Südwesten.
Ich verweise auf meine Beiträge zu den einzelnen Seevölkern im Nachschlagewerk!

Die meisten Seevölker scheinen aus dem ex-hethitischen Machtbereich (Kleinasien und Ägäis) gekommen zu sein...

Beppe
Sehr gut, Beppe. Ich (und noch faulere User als ich, :mrgreen: ) wären allerdings um einen (oder mehrere) links froh.

Hier ein Artikel eines User Eumoplus: http://geschichte-wissen.de/antike/37-d ... sturm.html
Paul
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Peppone hat geschrieben:
Paul hat geschrieben:Zumindest die Italiker und Illierer aus Mitteleuropa waren teilweise die Auslöser.
Gleichzeitig wanderten auch die indogermanischen Vorfahren der Traker, Daker und Griechen von der Nordküste des Schwarzen Meeres nach Südwesten.
Ich verweise auf meine Beiträge zu den einzelnen Seevölkern im Nachschlagewerk!

Die meisten Seevölker scheinen aus dem ex-hethitischen Machtbereich (Kleinasien und Ägäis) gekommen zu sein...

Beppe
In dem Artikel steht aber nichts über mögliche Hintergründe z.B. den disskutierten Dominoeffekt. Der Artikel geht auch nicht auf alle Seevölker ein, woher sie kamen und wo sie blieben. Es ist ein sehr kurzer Einstiegsartikel.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Lia

Paul hat geschrieben:In dem Artikel steht aber nichts über mögliche Hintergründe z.B. den disskutierten Dominoeffekt. Der Artikel geht auch nicht auf alle Seevölker ein, woher sie kamen und wo sie blieben. Es ist ein sehr kurzer Einstiegsartikel.
Da bislang die Ursachen für den angenommenen Domino-Effek, der die Bewegung übers Wasser auslöste, unbekannt sind, bliebe vieles Spekulation, dann e3ben-nachschlagwerk- nur knappe Information über einigermaßen gesicherte Fakten.
Frage: Könnten eventuell die Klima-Forscher einen Beitrag zur Aufhellung der Ursachen für den Aufbruch der Seevölker leisten?
Dietrich
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Paul hat geschrieben: In dem Artikel steht aber nichts über mögliche Hintergründe z.B. den disskutierten Dominoeffekt. Der Artikel geht auch nicht auf alle Seevölker ein, woher sie kamen und wo sie blieben. Es ist ein sehr kurzer Einstiegsartikel.
Nachdem sich die Diskussion über die Seevölker hierher verlagert hat, möchte ich meinen Beitrag aus einem parallelen Thread hier noch einmal vorstellen.

Bis heute ungeklärt ist die Frage, woher die "Seevölker" kamen, die um 1200 v. Chr. das östliche Mittelmeer und alle Küsten beunruhigten. Es gibt zahlreiche Hypothesen über ihre Herkunft, die mit der großen Ägäischen Wanderung um 1200 v. Chr. zusammenhängen oder identisch sein soll.

Vielfach begnügt man sich mit der Feststellung, die Seevölker kämen aus der "Ägäis". Nun ist die Ägäis aber ein überschaubares Meer mit vielen kleinen Inseln, das unmöglich die Heimat einer so großen Völkerwoge sein kann, die - nach einer Hypothese - das Hethiterreich und Mykene zum Einsturz brachte, Vorderasien überschwemmte und dem Pharao die gewaltige Schlacht im Nildelta lieferte. Wo also kamen die Seevölker her?

Eine häufig zu findende Hypothese geht von einem Dominoeffekt aus: Von der Donau aus schoben sich Völker über den Balkan und stießen damit eine Wanderung Richtung Süden an. Es ist bemerkenswert, dass das mykenische Griechenland vermutlich das erste Opfer dieser "ägäischen Wanderung" war, was zeigt, dass der Völkerstoß von Norden erfolgte. Er ging dann über die Ägäis hinaus und spaltete sich in zwei Zweige: einer verlief über Kreta und Zypern, die beide erobert wurden, nach Palästina und Vorderasien hinein. Der andere Zweig stieß nach Kleinasien hinein, wo das Hethiterreich unterging (vielleicht auch Troja?), und verlief von dort aus entlang der Mittelmeerküste über Syrien weiter nach Süden. Dass es an Ägyptens Grenzen um 1200 v. Chr. zu Auseinandersetzungen mit wandernden Volksgruppen kam, ist, sunter Historikern unumstritten. Ob es nun zu Koalitionen kam und wie weitreichend die gewesen könnten, ist heute nicht mehr zu entscheiden.

Interessant sind die Namen der beteiligten Seevölker wie z.B. Akawa, Turus, Lukku, Schardin oder Sakalus, in denen man die späteren Tyrsener (Etrusker), Lykier sowie die späteren Besiedler Sardiniens und Siziliens erkennen möchte. Zu den Seevölkern zählen auch die "Pulsate" (auch: Peluschtim), die als "Philister" in Palästina ansässig wurden.

Es gibt freilich auch die Hypothese, dass es überhaupt keine Wanderung gegeben hätte und die postulierten Seevölker ein Mythos seien. Das Reich der Hethiter sei danach allein durch innere Wirren oder einen Bürgerkrieg zugrunde gegangen, Mykene und die mykenische Kultur seien lediglich durch Naturkatastrophen oder einen Bürgerkrieg oder die Implosion des feudalen Systems ausgelöscht worden. Dem stehen allerdings die ägyptischen Quellen entgegen. Auch wenn dort lobpreisend geschrieben wird, so ist die Seeschlacht im Nildelta nicht ins Reich der Fanatasie zu verweisen. Was für die Ägypter nach Koalitionen ausgesehen hat, war vermutlich ein Dominoeffekt, in dessen Verlauf weitere Bevölkerungsgruppen mitgerissen wurden.

Ob und inwieweit diese Hypothesen und Spekulationen zutreffen, ist umstritten. Auf jeden Fall gab es in der Zeit zirka um 1200 v. Chr. Umwälzungen und Verschiebungen im östlichen Mittelmeerraum. In deren Verlauf ging um 1200 v. Chr. die mykenische Palastkultur unter, ferner das Reich der Hethiter, in Palästina wurden die Peleset/Philister als eines der Seevölker angesiedelt und in Palästina erscheinen die landnehmenden Hebräer.

Hier die Nachricht der Ägypter über ihre Begegnung mit den Seevölkern:
Die Völker der Meere schlossen sich auf ihren Inseln zu einer Verschwörung zusammen. Sie hatten den Plan, die Hand auf alle Länder der Erde zu legen. Kein Land hielt ihren Angriffen stand. Von Hatti an wurden zu gleicher Zeit vernichtet: Qadi, Karkemiš, Arzawa und Alašija. Ihr Lager schlugen sie an einem Ort in Amurru auf. Sie zerstörten die Länder so, als ob sie nie existiert hätten. Sie kamen, bereiteten ein Feuer vor ihnen und sagten: „Vorwärts nach Ägypten”. Verbündet waren mit ihnen die Peleset, Tjeker, Šekeleš, Danu und Wašaš. Ihre Herzen waren voller Vertrauen: „Unsere Pläne gelingen” sagten sie zuversichtlich.“

(Übersetzung der Inschrift (Zeilen 16-17): John Wilson In: James B. Pritchard: Ancient Near Eastern: Texts relating to the Old Testament (3. Auflage), Universal Press, Princeton 1969, S. 262)
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dieter
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Lieber Beppe,
anscheinend ist es so, dass die Seevölker einmal Semiten dann auch Indogermanen aus verschiedenen Teilen des Mittelmeerraumes von Sardinien über Kleinasien bis zu den Hethitern reichen. Außerdem sollen sie jahrzehntelang vorher schon Söldner der Ägypter gewesen sein. Das erinnert mich alles an die Geschichte der Germanen, die ja auch teilweise als Legionäre in Diensten Roms gestanden haben, bis sie dann eigene Reiche gründeten. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Dietrich
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Lia hat geschrieben: Da bislang die Ursachen für den angenommenen Domino-Effek, der die Bewegung übers Wasser auslöste, unbekannt sind, bliebe vieles Spekulation, dann e3ben-nachschlagwerk- nur knappe Information über einigermaßen gesicherte Fakten.
Frage: Könnten eventuell die Klima-Forscher einen Beitrag zur Aufhellung der Ursachen für den Aufbruch der Seevölker leisten?
Die Verfechter des "Domino-Effekts" - also eines Einbruchs kreigerischer Bevölkerungsgruppen von Norden - machen dafür die Urnenfelderzeit verantwortlich, die etwa von 1300-900 v. Chr. währte. In dieser Zeit soll es nach Meinung einiger Forscher zu großen Völkerwanderungen und Völkerverschiebungen in Europa gekommen sein, die auch den Balkan und schließlich das mykenische Griechenland erfasst hätten. Andere Wissenschaftler bestreiten allerdings eine solche urnenfelderzeitliche Völkerbewegung. Bei Wiki fand ich das dazu:

"Vor allem in der älteren Forschung war die These verbreitet, dass am Beginn der Spätbronzezeit in vielen Gebieten Europas Völkerwanderungen einsetzten, in deren Verlauf sich durch kulturelle Vermischung kleinerer Kulturgruppen schließlich die Urnenfelderkultur herausbildete. Als Ursache hierfür wurde zum Teil eine starke Bevölkerungszunahme vermutet, deren Auswirkungen durch einen kurzfristigen Klimaeinbruch zeitweise verstärkt worden sein könnten." http://de.wikipedia.org/wiki/Urnenfelderkultur

Sicher ist der ägyptische Bericht von Ramses III. nicht eine neutrale und unmittelbare historische Quelle. Doch gibt es inzwischen Ausgrabungen in Süd- und Westanatolien, Zypern, Syrien und Israel, die eine Präsenz ägäischer Einwanderer zu Beginn des 12. Jh. v. Chr. nachweisen. Die ägäischen Artefakte zeigen allerdings, dass die Migration ägäischer Einwanderer nicht immer mit einer Zerstörung der lokalen Kultur einherging, sondern dass man vielfach von einer friedlichen Koexistenz mit der lokalen Bevölkerung ausgehen kann, die später zu einer Verschmelzung von Autochthonen und Zuwanderern geführt haben wird. Lediglich im Fall der Philister, d.h. der in den Quellen genannten Peleset/Pelischtim, ist ein autonomer Staat mit ethnisch benannter Bevölkerung entstanden.

Der US-Professor Assaf Yaser-Landau sagt dazu in einem Aufsatz über die "Seevölker":
Die Wanderung der "Seevölker", unter ihnen auch die Philister, von der Ägäis in die Levante während des frühen 12. Jh. v. Chr., ist eines der faszinierendsten Ereignisse in der Geschichte des Ostmittelmeerraums. Aus kulturgeschichtlicher Sicht ist es ein Wendepunkt, an welchem die Kluft zwischen dem Zusammenbruch der spätbronzezeitlichen Zvilisationen und dem Beginn der Ära der Nationalbewegungen überbrückt wird.

Eine Inschrift aus dem achten Regierungsjahr von Ramses III. in Medinet Habu (ca. 1175 v. Chr.) zeichnet ein dramatisches Bild der Ankunft der fremden Eroberer, die von "Inseln" (offenbar im ägäischen Raum) stammen und auf ihrem Weg durch Anatolien und Syrien in Richtung Ägypten eine Spur der Zerstörung hinter sich ließen. [...]

Während der ägyptische Bericht nicht als unparteiisches und unmittelbares Dokument akzeptiert werden sollte, haben Ausgrabungen in West- und Südanatolien (z.B. Bademgedigi Tepe und Tarsus), Zypern (z.B. Enkomi und Maa Palaeokastro), Syrien (z.B. Ras Ibn Hani) und Israel (z.B. Aschdod, Askalon und Ekron) einen dramatischen Anstieg in der Menge der lokal entstandenen ägäisch geprägten materiellen Kultur zu Beginn des 12. Jh. v. Chr. aufgedeckt.

Die Präsenz ägäischer Einwanderer kann aus dem Auftauchen ägäischer häuslicher Verhaltensmuster geschlossen werden: Essen wurde in Kochtöpfen ägäischer Art gekocht, Wein in Krateren mykenischen Stils gemischt und aus Skyphoi (schüsselartigen Gefäßen) getrunken. Auch die Textilherstellung änderte sich mit der Einführung des Webgewichts ohne Öse zum Aufhängen. Sogar die Wohnarchitektur wandelte sich, und Häuser in Zypern und Israel wurden mit rechteckigen Herdstellen ausgestattet - ein gemeinsamer Zug traditionller ägäischer Architektur der mykenischen Nachpalastzeit (Späthelladisch IIIC). Diese neuen ägäischen Merkmale gingen aber immer Hand in Hand mit dem Fortbestand der jeweils lokalen materiellen Kultur. Nur selten erscheinen sie in der unmittelbaren Folge der Zerstörung eines Ortes der Einheimischen.

Daher ist es wahrscheinlich, dass die ägäische Ansiedlung zumeist nicht gewaltsam verlief, wie von Ramses III. beschrieben, sondern dass sie hauptsächlich durch friedliche Koexistenz mit der lokalen Bevölkerung des Ostmittelmeerraums gekennzeichnet war.

Der genaue Grund für den Aufbruch einer beträchtlichen Zahl an Bewohnern der ägäischen Welt zur Kolonisierung des Ostens wird möglicherweise für immer im Dunkeln liegen. Möglich ist, dass innere Rivalität und Streit in der nachpalastzeitlichen Gesellschaft kulturelle Mobilität ermöglichte und Ansporn für Einzelne wie auch Gruppen bedeutete, ihr Glück auswärts zu versuchen. Die Ost- und Südbewegung wurde zweifellos durch den Untergang des Hethiterreichs und seiner Vasallenstaaten entlang der anatolischen und syrischen Küste kurt nach 1200 v. Chr, bedeutend vereinfacht.

Rückblickend stellt sich das Phänomen "Seevölker" als Erscheinung des unmittelbaren Beginns der Dark Ages Griechenlands dar und es beleuchtet die frühesten Anfänge der Wiederherstellung gesellschaftlicher Strukturen nach dem Ende der mykenischen Paläste. [...]

(Assaf Ysur-Landau, Die Seevölker, in: Zeit der Helden. Die "dunklen Jahrhunderte" Griechenlands 1200-700 v. Chr, Ausstellungskatalog, Karlsruhe 2008, S. 56 f.)
Viele sind inzwischen der Ansicht, dass der Zusammenbruch der mykenischen Kultur und die Wanderung der Seevölker komplexe Ursachen hat und nicht an einem einzigen Ereignis festzumachen ist.
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