Entwickelte sich der Neandertaler zum modernen Menschen?

Kulturentwicklung, Neandertaler, Altsteinzeit, Anfänge des Menschen, homo erectus

Moderator: Barbarossa

Renegat
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Barbarossa hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben:...Leider kann der Titel nur von der Moderation geändert werden. Hätte er wenigstens ein Fragezeichen, würde es nicht zu Irritationen kommen.
Oha! Das sehe ich als direkten Aufruf zum ändern des Titels, wenn alle einverstanden sind. Vielleicht so, wie ich es hier oben gemacht habe :?:
Ja, sehr gut.
Schön, dass du meinen dezenten Aufruf erhört hast.
Aneri

Renegat hat geschrieben:Welche biologische Einzigartigkeit meinst du?
Z.B. die, die ihn 1 mal in 4 Jahren ein Kind gebähren lies. Ich denke eher an die Biologie, die mentalen Eigenschaften prägt. Z.B. seine - angenommene - Unfähigkeit oder verminderte in Vergleich zum Menschen Fähigkeit etwas Erreichtes, bzw. Erdachtes in Frage zu stellen. Nach meiner Vorstellung könnte er ein mentales Schwergewicht sein, der kulturell etwas erreicht hat, wofür die "leichtgewichtige" HS wenn überhaupt, dann viel viel mehr zeit benötigt hätten.
Unterscheiden sich denn die HS, die deinen kulturellen Zünder HN nicht trafen, kulturell irgendwie vom HS? Geben das die Artefakte von ca. 30000 BC her? Und wenn ja, welche?
Wie gesagt, es ist eine Hypothese, die geprüft werden muss. Ich habe nur einen Anhangspunkt. Es ist s.g. paläolithische
Revolution, wenn in evolutiv kurze Zeit entsteht Kunst, Schmuck, Musik, Totenbegräbnisse. Dies gilt zu erklären. Etwas ähnliches passiert auch in Ostasien.

Es war erste Welle des Homo erectus, die die Kontinente eroberte. Auf seine Expansion wandelte er sowohl genetisch als kulturell. Er entwickelte Kultur, die von der geologischen und lebenden Umwelt geprägt war. Nach einer Zeit entsteht an der ursprünglichen Quelle zweite Wanderungswelle - der genetisch moderne Mensch. Auf seine Wanderung wird er, bzw. seine Kultur schon nicht nur von der Geologie und dem Leben gestaltet. Die kulturelle Errungenschaften der vorherigen Welle tragen zur seinen relativ beschleunigten kulturellen Entwicklung bei, weil er s. z. von der ersten Welle erzogen wird. Dabei braucht er sich nicht genetisch mit denen vermischen. Er braucht nur zu beobachten.

Er kann auch genetisch vermischen, besonders wenn die Regeln des Austauschs von Bräute, bzw. Bräutigame noch nicht herauskristallisiert haben. Auf jeden Fall scheint mir viel wesentlicher nicht die Frage nach genetischen Vermischung sein. Es ist die Frage ab wann eine tierische Famile eine Menschengemeinschaft geworden ist. Nach meiner Vorstellung müsste es mit der Entstehung einer Kommunikation auf Ebene der Menschenfamilien passieren, da keine tierische Familie pflegt Kommunikation mit ihren Gleichen. Der gezielte Austausch von Bräuten/Bräutigamen müsste hier ausschalggebend sein, wenn auch anfangs die Zielsicherung durch zufälliges Treffen von Familien in denen die Paaren sich spontan bildeten und in neuen Familiengruppen blieben. So etwas ist auch in Buschmänergruppen beschrieben worden. Mit wachsender Kultur das Treffen wurde gezielt organisiert und der Austausch geregelt (z.B. Bräutigam in die Großfamile der Braut).
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Barbarossa
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Aneri hat geschrieben:...Es ist die Frage ab wann eine tierische Famile eine Menschengemeinschaft geworden ist. Nach meiner Vorstellung müsste es mit der Entstehung einer Kommunikation auf Ebene der Menschenfamilien passieren, da keine tierische Familie pflegt Kommunikation mit ihren Gleichen...
Nun ja, Tiere pflegen duraus bereits eine sehr einfache Kommunikation unter ihres Gleichen und zwar durch einfache Laute. So z. B. Schimpansen oder auch Elefanten u. a.
Die Entstehung der Wortsprache als Ablösung der Lautsprache stelle ich mir eher als schleichenden Vorgang vor. Aus den einfachen Lauten werden kurze Worte und im Laufe der Jahrtausende kommen imer mehr Worte dazu, bis zu unserer heutigen sehr komplexen Sprache. Und diese Entwicklung ist ja noch nicht abgeschlossen.
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Aneri

Ich meine die Kommunikation nicht zwischen den einzelnen Tieren. Es geht um die Kommunikation der sozialen Gruppen. Solche Art Kommuniaktion gibt es nicht in der tierischen Welt. Die Bedeutung der Sprache ist hier eher sekundär, da die Sprache ein Kommunikationsmedium der Menschen (und mancher Tiere) ist.
Das Kommunikationsmedium der sozialen Gruppe sind ihre Einheiten: die Tiere, bzw. Menschen und deren Kultur. Wenn man gezielt die Geschlechter für die Fortpflanzung (die für die Erhaltung dieser Gruppe sorgt) austauscht, ist es eine Kommunikation zwischen sozialen Gruppen. Die Tauschprodukte (das Handel, die Wirtschafterzeugnisse) sind das Kommunikationsmedium der sozialen Gruppen.
Welche Kommunikation kann zwischen zwei Löwen-Rudeln oder zwei Bärenfamilien sein? Hier gibt es nur Konkurrenzkampf, der zwar teoretisch als Grenzfall zur Kommunikation zählen könnte, muss aber nicht.
Renegat
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Renegat hat geschrieben:Welche biologische Einzigartigkeit meinst du?
Aneri hat geschrieben:Z.B. die, die ihn 1 mal in 4 Jahren ein Kind gebähren lies. Ich denke eher an die Biologie, die mentalen Eigenschaften prägt. Z.B. seine - angenommene - Unfähigkeit oder verminderte in Vergleich zum Menschen Fähigkeit etwas Erreichtes, bzw. Erdachtes in Frage zu stellen. Nach meiner Vorstellung könnte er ein mentales Schwergewicht sein, der kulturell etwas erreicht hat, wofür die "leichtgewichtige" HS wenn überhaupt, dann viel viel mehr zeit benötigt hätten.
Mmh, das Kind alle 4 Jahre ist eine spekulative Annahme, die für alle Jäger/Sammler vermutet wird. Ob die Neandertaler eine Art Geburtenkontrolle durchführten und der HS sich die abgeguckt hat...also ich weiß nicht.
Renegat hat geschrieben:Unterscheiden sich denn die HS, die deinen kulturellen Zünder HN nicht trafen, kulturell irgendwie vom HS? Geben das die Artefakte von ca. 30000 BC her? Und wenn ja, welche?
Aneri hat geschrieben:Wie gesagt, es ist eine Hypothese, die geprüft werden muss. Ich habe nur einen Anhangspunkt. Es ist s.g. paläolithische
Revolution, wenn in evolutiv kurze Zeit entsteht Kunst, Schmuck, Musik, Totenbegräbnisse. Dies gilt zu erklären. Etwas ähnliches passiert auch in Ostasien.
Schmuckperlenfunde gibt es in Südafrika schon um 100000 BC vom HS. Und von der paläolithischen Revolution halte ich nicht soviel. Die Bevölkerungszahl erhöhte sich, mehr Gehirne haben auch mehr Ideen.
Aneri hat geschrieben:Es war erste Welle des Homo erectus, die die Kontinente eroberte. Auf seine Expansion wandelte er sowohl genetisch als kulturell. Er entwickelte Kultur, die von der geologischen und lebenden Umwelt geprägt war. Nach einer Zeit entsteht an der ursprünglichen Quelle zweite Wanderungswelle - der genetisch moderne Mensch. Auf seine Wanderung wird er, bzw. seine Kultur schon nicht nur von der Geologie und dem Leben gestaltet. Die kulturelle Errungenschaften der vorherigen Welle tragen zur seinen relativ beschleunigten kulturellen Entwicklung bei, weil er s. z. von der ersten Welle erzogen wird. Dabei braucht er sich nicht genetisch mit denen vermischen. Er braucht nur zu beobachten.
So genau wissen wir gar nicht, wieviel Wellen es waren und wie lange sie vollständig isoliert waren. Beobachtet haben sich die Hominiden immer untereinander, auch die HS. Wieso sollte es ein größerer Beschleuniger sein, wenn eine HS-Gruppe eine HN-Gruppe beobachtet. Die Gebräuche und Fähigkeiten von entfernt lebenden HS wären ihnen doch genauso neu.
Paul
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Renegat hat geschrieben:
Hektor hat geschrieben:
Paul hat geschrieben:Der moderne Mensch stammt zu 99, 84 % vom Neandertaler ab. Dies gilt vor allem für Europäer und Asiaten. (Es gibt auch Zahlenangaben von 99,96 %) Zitat:
Paul, das hast Du falsch verstanden, der heutige Mensch stammt nicht vom Neandertaler ab, sondern hat sich mit Ihm im Nahen Osten vermischt. Das ist nach meinem Verständnis etwas anderes. Der heutige Mensch kommt aus Afrika, dort gab es keine Neandertaler. Somit ist das 3d Thema falsch.
Diese Ergebnisse wurden im Verlauf der Diskussion bereits erklärt, ganz so neu ist die Sensation nicht. Leider kann der Titel nur von der Moderation geändert werden. Hätte er wenigstens ein Fragezeichen, würde es nicht zu Irritationen kommen.
Es ist nichts geklärt. Es wurde festgestellt, das wir einige Gene sicher vom Neandertaler geerbt haben und einige andere Gene von anderen Bevölkerungen derselben Zeit stammen müssen. Von welchen Bevölkerungen diese Gene stammen ist weitgehend nicht geklärt, denn es gibt keine genetischen Untersuchungen an Ostafrikanischen Funden z.B. vor 100000 Jahren. Es steht aufgrund logischer Schlüsse fest, das die heute verbreiteten Mitochondrien-Merkmale sich aus Ostafrika ausbreiteten. Dies ist für viele andere Gene nicht geklärt.
Von welchem Bevölkerungen wir die 99,84 % geerbt haben, die beim Neandertaler und den heute lebenden modernen Menschen identisch sind, ist nicht geklärt und wahrscheinlich auch niemals zu beweisen. Es ist aber logisch, das diese Erbmerkmale bei den verschiedenen menschlichen Wanderungen ausgetauscht wurden, aber auch in den jeweiligen Regionen verharrte. Während sich positive Gene aus anderen Regionen durch positive Auslese vermehrten und ausbreiteten, brauchten sich diese schon in Europa vorhandenen Gene nicht nochmal dorthin ausbreiten.
Bei der Untersuchung des Genoms von Melanesiern wurde nun festgestellt, das die modernen Menschen auch Gene vom Denisova Menschen geerbt haben. So wird das Puzzl sicherlich noch weiter ergänzt werden. Das Ergebnis, das wir von allen damaligen Bevölkerungen die relativ meisten innovativen Gene vom Neandertaler haben, mehr als von einer anderen Bevölkerung dieser Zeit, ist auch noch nicht ausgeschkossen. Denkbar ist das z.B. die Hälfte der 0,16 % der Gene, die uns vom Neandertaler unterscheiden neueren Ursprungs sind und sich die andere Hälfte z.B. von 20 verschiedene Bevölkerungen stammen.

Es ist sehr wahrscheinlich, das wir diese Merkmale z.B. in Europa zum großen Teil vom Neandertaler übernommen haben. Der Neandertaler hat auch diese "Neutralen" Gene auch bei seinen Ausbreitungen nach West- u. Mittelasien mitgenommen u. verbreitet.

Der Neandertaler hat sich also im Genaustausch mit anderen Bevölkerungen zum modernen Menschen entwickelt.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Aneri

Renegat hat geschrieben: Mmh, das Kind alle 4 Jahre ist eine spekulative Annahme, die für alle Jäger/Sammler vermutet wird. Ob die Neandertaler eine Art Geburtenkontrolle durchführten und der HS sich die abgeguckt hat...also ich weiß nicht.
Vielleicht hast du recht. Meine Quellen sind schon etwas älter. Mag sein, dass es ein umgekehrter Schluß zur Erklärung für sein Aussterben ist und daher kritisch zu bewerten ist.

Kehren wir doch zum Ausgang zurück, in dem du die Bewise für die Einzigartigkeit des Neandertalers verlangt hast. Er hat nur ihm geltende Merkmale, die ihn von anderen Gattungen unterscheiden lässt. Es sind seine Einzigartigkeiten. Nicht zuletzt anatomische Ausprägung des Gehirns und sein in Vergleich zum Menschen größeres Gehirnvolumen.
Renegat hat geschrieben: Schmuckperlenfunde gibt es in Südafrika schon um 100000 BC vom HS. Und von der paläolithischen Revolution halte ich nicht soviel. Die Bevölkerungszahl erhöhte sich, mehr Gehirne haben auch mehr Ideen.
Ich bezweifele, dass die Schmuckperlen waren Schmuck in heutigem Sinn. Sie hatten eher eine rituale Bedeutung. Es geht aber um Kunst: Musik, Malerei, Skulptur, die zwar auch eine rituale Bedeutung hatten, zeugen aber eindeutig über die Entstehung und Entwicklung der ästetischen Gefühle. Genauso mit Begräbnissen. Wenn bis dahin kann man über ritualisierte Begräbnis zweifeln, diese Zeit hinterlässt eindeutig zu identifizierende Begräbnisse.

Auch zweifele ich, dass es mit der Bevölkerungswachstum zu tun hat, da wir hier noch über die Eiszeit reden. Wenn ein Bevölkerungswachstum stattfand, dann wegen dem Schub der Kultur. Mehr Gehirne bringen nicht zwangsläufig viel. Die Buschmänner-Kultur der Paradiesbeispiel dafür. Wenn du auch entgegen würdest, dass sie eben keine große Bevölkerungsgruppe darstellen, dann muss du überlegen, dass die Gesamtheit ihre Gehirne in dem Zeitraum von dem Steinzeit bis moderne eine beträchtliche Menge hat. Dennoch hatten sie die bestimmte kulturelle Schwelle nicht überwunden.

Zudem noch etwas zum Überlegen. Man kann auch so eine tolle Idee haben, wenn die Umwelt ist nicht bereit es aufzunehmen, denn erstickt sie.
So genau wissen wir gar nicht, wieviel Wellen es waren und wie lange sie vollständig isoliert waren. Beobachtet haben sich die Hominiden immer untereinander, auch die HS. Wieso sollte es ein größerer Beschleuniger sein, wenn eine HS-Gruppe eine HN-Gruppe beobachtet.

Sie waren nie vollständig isoliert. Es auch egal wieviel Auswanderungswellen war. Veranschalichst sich das Schema auf der folgender Analogie: ein MEnsch verlässt die Gruppe und wandert aus. Auf seine Wanderung erlebt er viel und sammelt Erfahrung. Dann verlässt auch zweite Mensch die Gruppe und wandert aus. Auf dem Weg trifft er den ersten, der ihn über seine Erfahrungen erzählt. Da hat er sich eben beschleunigt die Erfahrung eingesammelt.
Die Gebräuche und Fähigkeiten von entfernt lebenden HS wären ihnen doch genauso neu.
Genau das wollte ich mit der Annahme einer in sich geschlossenen Kultur des neandertalers verdeutlichen. Eine geschlossene Kultur müsste sich von anderen abgrenzen. Der Cromagnonmensch war noch für alles offen.
Renegat
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Aneri hat geschrieben:Kehren wir doch zum Ausgang zurück, in dem du die Bewise für die Einzigartigkeit des Neandertalers verlangt hast. Er hat nur ihm geltende Merkmale, die ihn von anderen Gattungen unterscheiden lässt. Es sind seine Einzigartigkeiten. Nicht zuletzt anatomische Ausprägung des Gehirns und sein in Vergleich zum Menschen größeres Gehirnvolumen.
Gut, damit hast du schon mal die früher betonten Unterscheidungsmerkmale im Schädel- und Knochenbau, wie Überaugen- Hinterhauptswülste und Vertiefung, Tonnenbrustkorb und der Zähne ausgeklammert. Die Einzigartigkeiten beim Gehirn sehe ich nicht als so gravierend. Das Hirnvolumen schwankt auch beim HS, wahrscheinlich liegen die 100 ccm noch innerhalb der Schwankungsbreite. Man muß sich vergegenwärtigen, dass der Neandertaler durch die Klimaschwankungen der Eiszeit immer wieder Stress ausgesetzt war und es dabei wiederholt zu Bevölkerungsrückgängen gekommen ist. Sogenannte Flaschenhälse bei den ohnehin sehr kleinen Populationen führten evtl. zur Ausprägung besonders auffälliger Merkmale, ob die nun so einzigartig waren, dass der HS mehr vom HN lernen konnte, bezweifle ich .
Renegat hat geschrieben: Schmuckperlenfunde gibt es in Südafrika schon um 100000 BC vom HS. Und von der paläolithischen Revolution halte ich nicht soviel. Die Bevölkerungszahl erhöhte sich, mehr Gehirne haben auch mehr Ideen.
Aneri hat geschrieben:Ich bezweifele, dass die Schmuckperlen waren Schmuck in heutigem Sinn. Sie hatten eher eine rituale Bedeutung. Es geht aber um Kunst: Musik, Malerei, Skulptur, die zwar auch eine rituale Bedeutung hatten, zeugen aber eindeutig über die Entstehung und Entwicklung der ästetischen Gefühle. Genauso mit Begräbnissen. Wenn bis dahin kann man über ritualisierte Begräbnis zweifeln, diese Zeit hinterlässt eindeutig zu identifizierende Begräbnisse.
Was willst du damit sagen in Bezug auf HN?
Aneri hat geschrieben:Auch zweifele ich, dass es mit der Bevölkerungswachstum zu tun hat, da wir hier noch über die Eiszeit reden. Wenn ein Bevölkerungswachstum stattfand, dann wegen dem Schub der Kultur. Mehr Gehirne bringen nicht zwangsläufig viel. Die Buschmänner-Kultur der Paradiesbeispiel dafür. Wenn du auch entgegen würdest, dass sie eben keine große Bevölkerungsgruppe darstellen, dann muss du überlegen, dass die Gesamtheit ihre Gehirne in dem Zeitraum von dem Steinzeit bis moderne eine beträchtliche Menge hat. Dennoch hatten sie die bestimmte kulturelle Schwelle nicht überwunden.
Die San sind vor allem ein Paradebeispiel für Spezialisierung und Anpassung an extreme Umweltbedingungen, genau wie die Inuit. Um in derart lebensfeindlichen Regionen überleben zu können, müssen sie eine außerordentliche Kulturentwicklung durchlaufen haben.
Aneri hat geschrieben:Zudem noch etwas zum Überlegen. Man kann auch so eine tolle Idee haben, wenn die Umwelt ist nicht bereit es aufzunehmen, denn erstickt sie.
Stimmt, die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine tolle Idee durchsetzt, steigt aber mit der Anzahl der Ideen.

Aneri hat geschrieben:Genau das wollte ich mit der Annahme einer in sich geschlossenen Kultur des neandertalers verdeutlichen. Eine geschlossene Kultur müsste sich von anderen abgrenzen. Der Cromagnonmensch war noch für alles offen.
Da sind wir nicht so weit auseinander.
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dieter
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Ich hatte geglaubt, dass ich dazu schon etwas geschrieben hatte, kann es aber nicht mehr finden. Nach neuesten Erkenntnissen ist es wie folgt gegangen. HSS hat sich in Afrika aus dem Homo erectus entwickelt und der Neandertaler in Europa/Asien auch aus dem Homo erectus. Im Nahen Osten sind vor ungefähr 50.000 Jahren beide Menschenarten das erste Mal zusammengetroffen und haben sich teilweise vermischt, so dass bei den heutigen Menschen ohne den Afrikanern bis zu 4% Genanteile des Neandertalers vorhanden sind. Bei manchen mehr und bei manchen weniger. :wink: :mrgreen: (Vorsicht, Ironie)
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Aneri

Renegat hat geschrieben:
Aneri hat geschrieben:Ich bezweifele, dass die Schmuckperlen waren Schmuck in heutigem Sinn. Sie hatten eher eine rituale Bedeutung. Es geht aber um Kunst: Musik, Malerei, Skulptur, die zwar auch eine rituale Bedeutung hatten, zeugen aber eindeutig über die Entstehung und Entwicklung der ästetischen Gefühle. Genauso mit Begräbnissen. Wenn bis dahin kann man über ritualisierte Begräbnis zweifeln, diese Zeit hinterlässt eindeutig zu identifizierende Begräbnisse.
Was willst du damit sagen in Bezug auf HN?
Das was ich schon Anfangs gesagt hatte, in Form einer Hypothese. Dass die Neanderthaler eine Kultur entwickelt hatten, die als Zünder für Cromagnon Menschen wirkte.

Übrigens habe ich den Eindruck, dass die frühere Vorstellungen über den Neandertaler als einen wilden Menschen, einen Barbaren, prägt dich. Es ist aber gilt als bewiesen, dass sie dem HS standen nicht nach.
Die San sind vor allem ein Paradebeispiel für Spezialisierung und Anpassung an extreme Umweltbedingungen, genau wie die Inuit. Um in derart lebensfeindlichen Regionen überleben zu können, müssen sie eine außerordentliche Kulturentwicklung durchlaufen haben.
Welche außerordentliche Kulturentwicklung haben sie durchgelaufen? Es ist nicht das Gegenteil, sie als zivilisatorischen "lebenden Fossilien" wirken, die seit Jahrtausenden wenig in Ihrer Kultur verändert haben (ausgenommen Neuzeit).
Stimmt, die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine tolle Idee durchsetzt, steigt aber mit der Anzahl der Ideen.
Sehr mechanistische Vorstellung. Die Ideen aber entstehen nicht aus Nichts. Sie haben eine kulturelle Basis. Ist diese Basis nicht gereift, dann fehlt "der Stoff" für diesen Ideen. Egal wieviel Gehirne da sind.
Renegat
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Aneri hat geschrieben:Das was ich schon Anfangs gesagt hatte, in Form einer Hypothese. Dass die Neanderthaler eine Kultur entwickelt hatten, die als Zünder für Cromagnon Menschen wirkte.

Übrigens habe ich den Eindruck, dass die frühere Vorstellungen über den Neandertaler als einen wilden Menschen, einen Barbaren, prägt dich. Es ist aber gilt als bewiesen, dass sie dem HS standen nicht nach.
Nein, dein Eindruck ist falsch.
Renegat hat geschrieben: Die San sind vor allem ein Paradebeispiel für Spezialisierung und Anpassung an extreme Umweltbedingungen, genau wie die Inuit. Um in derart lebensfeindlichen Regionen überleben zu können, müssen sie eine außerordentliche Kulturentwicklung durchlaufen haben.
Aneri hat geschrieben:Welche außerordentliche Kulturentwicklung haben sie durchgelaufen? Es ist nicht das Gegenteil, sie als zivilisatorischen "lebenden Fossilien" wirken, die seit Jahrtausenden wenig in Ihrer Kultur verändert haben (ausgenommen Neuzeit).
Schwierig zu erklären, ich denke unsere eurozentrische Sicht der Dinge verführt uns zu der Annahme, dass in anderen Weltgegenden nicht viel passiert ist, weil wir nichts davon gehört haben und wenig darüber wissen. Wir gucken zu einem bestimmten Zeitpunkt auf z.B. die San, so vor gut 100 Jahren und denken, die lebten immer so. Ihre Verbreitung über die südliche Hälfte Afrikas mit den unterschiedlichsten Klimabedingungen läßt mich vermuten, dass ihre Lebensumstände und Kultur vielgestaltig gewesen sein muß. http://de.wikipedia.org/wiki/San_(Volk) Heute leben sie in unwirtlichen Gebieten, die eine andere Wirtschaftsform nicht zuläßt. Vielleicht ist ihre jetzige Kultur, die für sie mögliche Form in dieser speziellen Umwelt zu überleben. Ähnlich wie bei den Inuit, die in Grönland schließlich länger überlebt haben, als die Landwirtschaft betreibenden Nordländer, die sich in einem Klimaoptimum dort angesiedelt hatten.

Jetzt habe ich ein bißchen den Faden verloren, was das alles mit den HN zu tun hat.
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Hektor
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Paul hat geschrieben:
Der Neandertaler hat sich also im Genaustausch mit anderen Bevölkerungen zum modernen Menschen entwickelt.
Nein das ist falsch :roll: wieso jetzt diese Schlussfolgerung ? komme da nicht mit, Sorry

Der Neandertaler ist ausgestorben
------Troja lebt------
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dieter
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Lieber Hektor,
ist er nicht. Bis zu 4% seiner Gen-Anteile stecken in allen Menschen außerhalb Afrikas. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Paul
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Hektor hat geschrieben:
Paul hat geschrieben:
Der Neandertaler hat sich also im Genaustausch mit anderen Bevölkerungen zum modernen Menschen entwickelt.
Nein das ist falsch :roll: wieso jetzt diese Schlussfolgerung ? komme da nicht mit, Sorry

Der Neandertaler ist ausgestorben
Wie kommst du darauf, das unsere Vorfahren ausgestorben sind? Worauf stützt sich diese These?
Die Begründung, das wir uns anatomisch verändert haben, ist keine stichhaltige Begründung. Es wäre sogar verwunderlich, wenn wir uns nicht verändert hätten. Auch nachdem unsere Vorfahren in Europa die anatomische Entwicklungsstufe des Cro-Magnon erreicht hatten, ging die Entwicklung weiter.
Wir haben 99,86 % des Erbguts unserer Vorfahren in Europa von vor 42000 Jahren. Einige Gene stammen aus Mutationen der letzten 42000 Jahre und einige Gene stammen aus anderen Weltregionen, wobei wir zum großen Teil noch nicht wissen, welche Gene woher stammen. Es könnte sich durchaus herausstellen, das andere Bevölkerungen die vor 42000 Jahren lebten, noch weniger als 99,86 % mit dem modernen Menschen übereinstimmen, das also mit dem Neandertaler die höchste genetische Übereinstimmung mit dem modernen Menschen besteht. Für einige Bevölkerungen in Südostasien ist das widerlegt. Einige südostasiatische Bevölkerungen haben noch etwas mehr Übereinstimmung mit dem Denisova-Menschen, als mit dem Neandertaler.

Das in Ostafrikaeinige Funde gemacht wurden, die relativ moderne Merkmale hatten, darf nicht den Blick darauf verstellen, das auch in Asien u. Australien und auch bei Neandertalern in Sibirien und Israel solche modernen anatomischen Merkmal gefunden wurden.
Wenn wir uns diese modernen Merkmale genau anschauen, dann werden wir feststellen, das auch heute nicht alle Menschen leptosom sind. Es gibt durchaus Menschen, die auch heute noch einen untersetzten Körperbau haben und auch andere Merkmale haben, die dem Neandertaler zugeschrieben werden.
viele Grüße

Paul

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Peppone
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Paul hat geschrieben:Wenn wir uns diese modernen Merkmale genau anschauen, dann werden wir feststellen, das auch heute nicht alle Menschen leptosom sind. Es gibt durchaus Menschen, die auch heute noch einen untersetzten Körperbau haben und auch andere Merkmale haben, die dem Neandertaler zugeschrieben werden.
Ja, klar. Jeder, der untersetzt ist, ein kleines oder gar kein Kinn hat, stark betonte Augenbrauen oder eine fliehende Stirn, trägt diese Äußerlichkeiten also wegen seiner Neandertaler-Vorfahren.
Und deiner Ansicht nach gibt es KEINE anderen Gründe, die diese Äußerlichkeiten begründen könnten?

Homo sapiens werden nicht zu Spät-Neandertalern, weil sie einige äußerliche Merkmale besitzen, die an diese erinnern, genausowenig, wie Neanderaler zu Früh-Modernen Menschen werden, weil sie einige äußerliche Merkmale mit uns Heutigen teilen.

Deine Querschlüsse zwischen Neandertalern, Denisova-Menschen, heutigen Südostasiaten und heutigen Europäern sind abenteuerlich. Die Fakten, die du nennst, sind bei weitem nicht so feststehend wie von dir dargestellt.

Die Südostasiaten tragen Spuren des Denisova-Menschen in sich, nicht aber andere Menschen, das stimmt. Ebenso, wie wir Europäer Spuren des Neandertalers in uns tragen, Afrikaner und Asiaten aber nicht oder noch weniger.
Das heißt aber noch lange nicht, dass sich Südostasiaten aus dem Denisova-Menschen entwickelten oder die Europäer aus dem Neandertaler, da schießt du weit übers Ziel hinaus. Mit beiden Vormenschenarten gab es Paarungen, aber da war der Homo sapiens schon so gut wie "fertig". Die Denisova-Gene wurden quasi "auf dem Weg" nach Südostasien "mitgenommen", ebenso wie die Neandertaler-Gene in Europa Eingang in die Sapiens-DNA gefunden haben.

Beppe
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