Israel beginnt Großoffensive gegen Hamas in Gaza

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Barbarossa
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Der erneute Ausbruch der Gewalt zwischen der Hamas in Gaza und Israel deutete sich bereits seit einigen Wochen an:

19. 12. 2008:
Waffenruhe im Gazastreifen endet

Gaza/Tel Aviv (dpa) - Angesichts des Ende der sechsmonatigen Waffenruhe zwischen Israel und militanten Palästinenserorganisationen im Gazastreifen an diesem Freitag befürchten Beobachter einen neuen Gewaltausbruch.

Die radikal-islamische Hamas und drei weitere Palästinensergruppen teilten am Donnerstagabend mit, die um 6 Uhr morgens (5 Uhr deutscher Zeit) ablaufende Waffenruhe werde nicht verlängert.
(...)
«Mit dem Ende der Waffenruhe ist es unser volles Recht, auf jede zionistische Aggression gegen unser Volk zu reagieren», sagte Hamas- Sprecher Fausi Barhum...
diesen Artikel vollständig lesen: http://www.pz-news.de/Home/Nachrichten/ ... eid,7.html

Und nun werden anscheinend die schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen:
27. 12. 2008:
Zerstörung und Entsetzen

ANGRIFFE AUF GAZA - Israel hat am Wochenende die größte Militäraktion auf das Palästinensergebiet seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 begonnen. Die Weltgemeinschaft fordert ein sofortiges Ende der Gewalt...
weiter lesen: http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... index.html
NAHOST:
Plötzlich war alles grau
Israels Luftattacke brach wie ein Inferno über den Gazastreifen herein / Bodenoffensive steht bevor

GAZA/TEL AVIV - Die heftigsten Luftangriffe Israels auf den Gazastreifen seit dem Sechstagekrieg 1967 kamen wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ein flammendes Inferno, ein Hagel aus Bomben und Raketen brach am Samstagmorgen über die Einwohner herein. „Vor allem die ersten vier Minuten waren schrecklich, ein Luftangriff nach dem anderen, Dutzende von Einschlägen in der ganzen Stadt Gaza, es war wie bei einem Erdbeben“, berichtete ein Einwohner der Stadt am Mittelmeer...
Israel kündigt "Krieg bis zum bitteren Ende" an

Tel Aviv/Gaza/Berlin (dpa) - Israels Verteidigungsminister Ehud Barak hat der radikalislamischen Hamas einen «Krieg bis zum bitteren Ende» angekündigt. Vize-Generalstabschef Dan Harel sagte ergänzend: «Das Schlimmste ist noch nicht ausgestanden, es steht uns noch bevor.»

Diesen Artikel weiter lesen: http://de.news.yahoo.com/26/20081229/tp ... 60fce.html
Reaktionen:
Angriffe lösen weltweit Besorgnis aus
http://de.news.yahoo.com/26/20081227/tp ... 60fce.html
Merkel gibt Hamas Alleinschuld an Gaza-Eskalation

Berlin (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht die alleinige Schuld an der neuen Gewalt-Eskalation im Nahen Osten bei der radikal-islamischen Hamas. In einem Telefonat mit Israels Ministerpräsident Ehud Olmert äußerte sich Merkel besorgt über die andauernde militärische Auseinandersetzung...
weiter lesen: http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... ation.html
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Barbarossa
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Hochrangiger Hamas-Führer mit Familie getötet

Gaza (dpa) - Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen ist eine Schlüsselfigur der radikal-islamischen Hamas mit seiner Frau und acht Kindern getötet worden. Das Krankenhaus in Dschebalia bestätigte, Nisar Rian und seine Familie seien ums Leben gekommen. Rian gehörte zum inneren Führungskreis der Hamas und war der Verbindungsmann zwischen dem militanten und dem politischen Flügel. Eine israelische Armeesprecherin wollte die Berichte bislang nicht bestätigen.
http://de.news.yahoo.com/26/20090101/tp ... ce36d.html
Israel zu Ausweitung der Offensive entschlossen

Israel ist nach Angaben von Verteidigungsminister Ehud Barak zu einer "Ausweitung und Vertiefung" seiner Angriffe im Gazastreifen entschlossen. Israel werde seinen Militäreinsatz fortsetzen und auch intensivieren, bis die gesetzten Ziele erreicht seien, sagte Barak bei einem Besuch in der israelischen Stadt Beerschewa, die am Mittwoch von vier palästinensischen Raketen getroffen worden war. Israels Medien spekulierten über eine bevorstehende Bodenoffensive der Armee im Gazastreifen...
weiter lesen: http://de.news.yahoo.com/2/20090101/tts ... b2fc3.html
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elysian
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Nun, die Hamas hat diesen Militärschlag mit allen Mitteln herausgefordert.
In diesem Fall muss man wirklich sagen, dass Israel gar nicht anders kann, als mit Gewalt zu antworten.
Und wenn man schon militärische Mittel einsetzt, sollte man es konsequent tun.
Auch insofern sehe ich bis jetzt keinen Anlass für Kritik an Israel.
Was man dagegen aus dem Gazastreifen über das Verhalten der Hamas hört, muss einen empören. Da werden Patienten im Krankenhaus hingerichtet, wenn die Hamas mit denen noch eine Rechnung offen hat!
sic transit gloria mundi
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Barbarossa
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Hamas schwört Rache
Tausende Palästinenser protestieren gegen Israel / Bei Angriffen offenbar wieder Kinder getötet / 400 Ausländer verlassen Gazastreifen

Gaza - Am siebten Tag der israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen haben tausende Palästinenser im Westjordanland ihrer Wut Luft gemacht. Sowohl im Ostteil Jerusalems als auch am Sitz der palästinensischen Autonomieverwaltung in Ramallah gingen sie auf die Straße, nachdem die Hamas zu einem „Tag des Zorns“ aufgerufen hatte.

„Wir werden unsere Seele und unser Blut für Gaza opfern“, skandierten die Demonstranten in Ramallah. Im Osten Jerusalems hatten sich mehrere tausend muslimische Gläubige zunächst an der Al-Aksa-Moschee friedlich zum Freitagsgebet versammelt. Dann warfen Palästinenser Steine auf israelische Polizisten, die Tränengas einsetzten. Im Stadtviertel Ras al Amud wurden zwei Brandsätze auf israelische Polizisten geworfen. Israel hatte tausende Sicherheitskräfte mobilisiert und hält das Westjordanland seit Donnerstag um Mitternacht aus Sorge vor Anschlägen für 48 Stunden komplett abgeriegelt.
weiter lesen: http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Tite ... 92,2696453
Nur wenige kommen durch

Ägyptens Präsident Mubarak will den Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen nicht öffnen...
weiter lesen: http://www.tagesspiegel.de/politik/;art771,2696402
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Barbarossa
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Neueste Nachricht - 03.01.2009/ 19:57:
Israel beginnt Bodenoffensive im Gazastreifen

Tel Aviv (dpa) - Israel hat nach palästinensischen Angaben eine Bodenoffensive im Gazastreifen begonnen. Laut Augenzeugen rückten israelische Soldaten in den Norden und Osten des Palästinensergebiets vor. Eine Sprecherin der israelischen Armee wollte sich dazu nicht äußern. Die Regierung in Jerusalem hatte eine Bodenoperation angekündigt, sollte der Beschuss des israelischen Grenzgebiets durch militante Palästinenser nicht aufhören. Wenige Stunden vor dem Einmarsch hatte Israels Artillerie den Gazastreifen beschossen.
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... eifen.html
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Barbarossa
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Kriegssplitter

Botschaften übers Internet, Nachrichten am Telefon. Kaum einer weiß genau, was in diesen Tagen im Gazastreifen wirklich geschieht. Gewiss ist nur, dass die Gewalt immer neue Gewalt gebiert. Vier Momente aus verzweifelten Tagen...
http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Die- ... 05,2701857
Chronologie: Zwei Wochen Gaza-Offensive
Tel Aviv (dpa) - Der von 1,4 Millionen Palästinensern bevölkerte Gazastreifen war bis 2005 von Israel militärisch besetzt und teilweise auch von israelischen Siedlern bewohnt.
weiter lesen: http://de.news.yahoo.com/26/20090111/tp ... fce_1.html
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Naphae
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elysian hat geschrieben:Nun, die Hamas hat diesen Militärschlag mit allen Mitteln herausgefordert.
In diesem Fall muss man wirklich sagen, dass Israel gar nicht anders kann, als mit Gewalt zu antworten.
Und wenn man schon militärische Mittel einsetzt, sollte man es konsequent tun.
Auch insofern sehe ich bis jetzt keinen Anlass für Kritik an Israel.
Was man dagegen aus dem Gazastreifen über das Verhalten der Hamas hört, muss einen empören. Da werden Patienten im Krankenhaus hingerichtet, wenn die Hamas mit denen noch eine Rechnung offen hat!
Ich steck zwar nicht ganz drin, in dieser Problematik. Aber ist es eine Rechtfertigung für das was Israel tut?
Israel fordert einen "Krieg ohne Gnade". Gerade dieser Ausspruch sollte Grund zur Warnung sein.
Gestern hörte ich, dass Israel Phosphorbomben einsetzen will, die geächtet sind. Ich weiß aber jetzt nicht genau, ob das schon feststeht.
Ich glaube, bei allem was die Hamas auch tut, dass die Reaktionen Israels dennoch keine Rechtfertigung sind. Denn immerhin töten sie, wie die Hamas, Unschuldige und dies ist ein Kriegsverbrechen.

Bitte fast das jetzt nicht als eine "Gegen-Israel-Einstellung" auf.

Meine Frage wäre: Was könnte denn Europa, bzw. die EU dagegen tun? Denn reden führt hier wahrscheinlich zu nichts. Denn beide Seiten, die Hamas und Israel sind z. Z. ziemlich stur.

LG
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Balduin
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Ich sehe hier eine Problematik im Fall Kriegsverbrechen: Es sterben unschuldige Menschen durch Angriffe der Israelis, doch die Israelis führen keinen Krieg gegen die Zivilbevölkerung - die radikale Betrachtung von Kriegsverbrechen erscheint mir hier unangebracht.
Ich wüsste nicht, wie die EU intervenieren sollten - die Hamas forderte einen Krieg heraus und Israel hat gehandelt, ein Volk hat auch ein Recht sich zu wehren. Friedenstruppen nach Israel zu schicken, ist wirklich abwegig und würde nicht funktionieren. Auch Israel Repressalien im Falle einer Fortsetzung des Krieges anzudrohen ist kaum wahrscheinlich - Israel fühlt sich im Recht.

Krieg ist nie gutzuheißen, aber Israel wird in vielen Medien als böser Bube dargestellt, das finde ich schlecht - auch dass es nur Wahlkampf sei, finde ich übertrieben. Die Hamas ist und war der Agressor.
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Maksim
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Naphae hat geschrieben:Meine Frage wäre: Was könnte denn Europa, bzw. die EU dagegen tun?
Hallo Naphae, auch Dir erst einmal ein "Frohes Neues Jahr" !

Bevor ich auf Deinen Gedanken - Was können Europa / EU tun ? - eingehe, möchte ich kurz etwas anmerken ...

Genau wie Balduin halte ich die Thematik "Kriegsverbrechen" für problematisch. Die Verwicklung von Nicht-Kombattanten in Kampf- und Kriegshandlungen ächtet die "zivilisierte Welt" als "Kriegsverbrechen", zurecht wie ich finde, aber leider verwischen zunehmend die Übergänge.

Mit dem Begriff "Collateral Damage" (Begleitschaden) haben sich einige Nationen - die besonders gerne und ausgiebig Kriege führen - (ich nenne mal keine Namen, sonst beißen mich die Transatlantiker wieder) quasi ein Hintertürchen im "humanitären Völkerrecht" geschaffen um Kriegsverbrechen "zu vermeiden".

"Zu vermeiden", weil ein "Begleitschaden" eben kein "Kriegsverbrechen" ist - sondern eben - quasi nebenher und unvermeidbar - eine "Bagatelle".

Ich räume aber auch ein, dass bei einer "asymmetrischen Kriegsführung" - also wenn eine "richtige Armee" gegen eine "Untergrundarmee" (die mit der sie umgebenden Zivilbevölkerung "verschmilzt") kämpft - die Unterscheidung zwischen "Kombattant" und "Nicht-Kombattant" (fast) unmöglich ist. Auch, und besonders, wenn bereits 8-Jährige mit einer Kalaschnikow den "Kämpfer" geben.

Für die israelische Zivibevölkerung ist es ebenso unzumutbar 3x am Tag in den Luftschutzkeller zu laufen, weil Kassam und Katjuschas auf sie hinabregnen, wie es für die Zivilbevölkerung in Gaza unzumutbar ist, Tag und Nacht mit Luft- und Artillerieschlägen leben zu müssen.

Dieser Konflikt ist mit militärischen Mittel nicht zu lösen / zu beenden. Auch eine "Friedenstruppe" der EU kann das Problem nicht lösen, nur verlagern und sogar eskalieren.

Der einzige gangbare Weg, und dies soll nun der Versuch sein auf Deine Frage einzugehen, kann nur derjenige sein, die Finanzmittel beider Kriegsparteien "auszutrocknen".

Der Hamas muss deutlich gemacht werden, dass sie - solange sie genug Geld für Kassam und Katjuschas hat - keine EU-Entwicklungshilfe bzw Fördergelder bekommt. Israel darf keine "Bruderhilfe" von seinen Gönnern bekommen, solange dieses Geld in Rüstung und "Verteidigung" fließt.

Eine einzige Artilleriegranate kostet Israel mehrere hundert Dollar, eine "Streubombe" um die 50.000, ein "intelligenter Lenkflugkörper" kann in die Millionen gehen. Jeder zerstörter Panzer 4 Millionen, jeder abgeschossene Hubschrauber ebenfalls. Und Israel is keineswegs ein "reiches Land".

Ich habe keine Ahnung was eine "Hinterhofraketenwerkstatt" der Hamas an Geldern verschlingt, was die Hamas für Handwaffenmunition und tragbare Granatwerfer / Raketenwerfer aufwenden muss. Aber auch dies dürfte monatlich in die Millionen gehen.

Letztendlich müsste man wohl den Gazastreifen komplett abriegeln, alle Zugänge schließen (besonders die "unsichtbaren" Tunnel aus Richtung Ägypten) und einen Pufferstreifen rundherum einrichten.

Eine Versorgung von Gaza nur noch über den Seeweg zulassen, alle Schiffe vorab kontrollieren und nur humanitäre Güter durchlassen.

Nur wer soll das durchsetzen und kontrollieren ? Und wie lange ?

Gruß

Maksim
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Naphae
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Maksim hat geschrieben: Hallo Naphae, auch Dir erst einmal ein "Frohes Neues Jahr" !
Ich wünsch dir natürlich auch ein "Frohes Neues Jahr".

Ok, danke für eure Antworten in Bezug auf Kriegsverbrechen. Da hab ich wohl - ich sag mal - für diese Zeit zu grob gedacht. Man sollte heute vielleicht wirklich tiefer graben, um so etwas aus machen zu können bzw. bezeichnen zu können.

Aber, eine andere Frage:
Das Israel den Gazastreifen einfach so abriegelt und nur aller paar Stunden eine Feuerpause macht, um humanitäre Hilfe zu gewähren, ist das nicht ein bisschen "seltsam"? (Sry, für das Wort "seltsam", mir fällt aber momentan kein anderes Wort dafür ein.)

Fühlt sich nicht jeder in diesem Konflikt im Recht? Gut, das war und ist schon immer so... Aber wie lang wollen die das "Spiel" denn noch treiben? Im Grunde sollten die Menschen dort doch seit Jahren wissen, dass es so keine Gewinner geben kann! - Ok, das ist wohl logisch. :wink:
Doch wenn die so weiter machen, wie in den vergangenen Jahren, wird dort wohl kaum noch ein Stein auf dem anderen stehen.

Ich frag jetzt einfach noch eine Frage, die für uns/euch vielleicht schwer zu beantworten sein wird.
Wie können Israel und die Hamas sich denn einigen? Können bzw. wollen sie das eigentlich?

LG
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Maksim
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Naphae hat geschrieben: ... Da hab ich wohl - ich sag mal - für diese Zeit zu grob gedacht. ...
Nicht unbedingt, Du hast damit nur die gleichen Schwierigkeiten wie alle anderen auch. Hätte niemand Schwierigkeiten damit, gäbe es das Problem / die Fragestellung nicht.
Das Israel den Gazastreifen einfach so abriegelt und nur aller paar Stunden eine Feuerpause macht, um humanitäre Hilfe zu gewähren, ist das nicht ein bisschen "seltsam"?
Ich würde es nicht "seltsam" sondern "zynisch" nennen. Allerdings ist das kein israeltypisches Vorgehen, sondern eine Erscheinung seit Anbeginn der "modernen Kriegsführung" (wann immer dieses "Zeitalter" auch begonnen haben mag).

Es geht bei diesen Waffenruhen weniger um "humanitäre Hilfe" im Sinne vom Durchlassen von Nahrungsmitteln und Medikamenten für die Zivilbevölkerung, es geht überwiegend um die Bergung von Toten und Verwundeten. So brutal das auch klingt, beide Seiten - heute, in diesem Konflikt, wie in anderen / früheren Konflikten zwischen anderen Beteiligten - können sich den Ausbruch von Seuchen und Krankheiten nicht leisten. In der Kriegsgeschichte sind schon Kriege "zusammengebrochen", weil auf beiden Seiten der Font mehr Menschen durch Seuchen starben als durch Feindeinwirkung. Seuchen unterscheiden nicht zwischen Freund und Feind.

Solche "Waffenruhen" sind oftmals mehr "kriegsverlängernde Maßnahmen" als "humanitäre Gesten".
Ich frag jetzt einfach noch eine Frage, die für uns/euch vielleicht schwer zu beantworten sein wird. Wie können Israel und die Hamas sich denn einigen? Können bzw. wollen sie das eigentlich?
Klammern wir das "wollen" mal aus ...

Meiner unmaßgeblichen Meinung nach, kann der komplette "Palästinenserkonflikt" nur angegangen werden - und hier ist nicht nur die Hamas zu sehen, sondern auch die Fatah und alle weiteren "Fraktionen" - wenn Israel sich auf seine Landesgrenzen von (vor der Staatsgründung in) 1948 zurückziehen würde. (Stichwort: "Teilungsplan" der UN von 1947).

Ich sage gleich dazu ... Israel wird das nicht tun - wäre ich Israeli, ich würde es auch nicht tun - weil selbst der "Teilungsplan" von der "Gegenseite" nicht anerkannt wurde. Und Israel müsste Jerusalem hergeben ! Für Israelis undenkbar.

Diesen "Bock" haben sich diejenigen zuzuschreiben, die das Sykes-Picot-Abkommen und die Balfour-Deklaration "verbrochen" haben. Beide Seiten, die jüdischen Siedler in Palästina wie auch die Palästinenser selbst, wurden von diesen "Verbrechern" immer wieder belogen und betrogen, immer wieder vor einen fremden Karren gespannt ... das konnte nur in Blutvergießen und in immer wieder aufflammenden Konflikten / Kriegen enden.

Selbst wenn Israel diesen Schritt vollziehen würde, würde dies für das "Palästinensergebiet" keinen Frieden bedeuten, weil sich die untereinander verfeindeten Fraktionen der Palästinenser dann gegenseitig bis aufs Messer bekämpfen würden. Wer soll "das Sagen haben" ? Hamas, Fatah, Hezbollah, PFLP, ... ?

Wäre Israel, als Staatsgebilde, nach diesem "Rückzug" noch lebensfähig. Würden die Ressourcen / Territorien ausreichen ? Wäre dieser Schritt politischer / wirtschaftlicher Selbstmord ?

Ich fürchte, der Konflikt ist unlösbar. Jeder Schritt vorwärts, oder rückwärts, führt imho in eine neue / weitere Katastrophe.
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Naphae
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Danke für deine offene Beantwortung und einfache Darstellung des Problems. Ich werde natürlich weiter dran bleiben und wahrscheinlich auch neue Fragen stellen.

Bis dahin... LG
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Maksim
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Naphae hat geschrieben:Danke für deine offene Beantwortung und einfache Darstellung des Problems. Ich werde natürlich weiter dran bleiben und wahrscheinlich auch neue Fragen stellen.
Auch ich habe mehr Fragen als Antworten. Hätte ich die richtigen Antworten, ich würde zuerst nach Tel Aviv, dann Gaza Stadt fliegen ... und mir hinterher in Oslo den Friedensnobelpreis abholen.

Bin zwar kein ausgesprochener "Peacenik", a bisserl Taschengeld kann aber auch ich immer gut gebrauchen ... habe da gerade so ein schönes Schneemobil gesehen ... :wink:

Spaß beiseite ... bei diesem traurigen Thema wird es immer mehr Fragen als Antworten geben ... und leider keine Lösung. Also, Kopf hoch !
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Barbarossa
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Wichtig wäre dabei noch anzumerken, daß es eine "Spirale der Gewalt" gibt. Die wird auch nicht umsonst so genannt.
Jeder getötete Mensch - egal, ob Palästinenser oder Israeli - hat Verwandte, bei denen der Hass auf "die anderen" steigt, je mehr Angehörige bei solch einem Konflikt umkommen. Gewalt erzeugt immer Gegengewalt und jede Seite pusht sich bei jeder neuen Gewalttätigkeit immer weiter hoch.
Soll so ein Konflikt gelöst werden, muß diese "Spirale der Gewalt" durchbrochen werden. Das erfordert, daß jede Seite über den eigenen Schatten springt und auf Gewaltanwendung verzichtet.
Somit ist das Vorgehen Israels vom Grundsatz her falsch. Ob es ein Verbrechen ist, darüber wage ich kein Urteil zu fällen.
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elysian
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Wie auch immer man die Entstehung des Konfliktes beurteilen will (das ist durchaus differenziert zu betrachten), so muss man die Lösung doch von den aktuellen Gegebenheiten aus entwickeln. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen.
Deswegen wird der Teilungsplan nicht die Lösung sein.
Dennoch dürfte es möglich sein, auf dem Kompromissweg eine Zwei-Staaten-Lösung umzusetzen.
Dies allerdings nicht mit der Hamas und anderen Kräften, die das Existenzrecht Israels nicht anerkennen.
Bezüglich des aktuellen Konfliktes hatte die Hamas die Waffenruhe einseitig aufgekündigt, mit dem Beschuss des israelischen Gebietes begonnen und trotz mehrfacher Warnung durch Israel auch nicht beendet und verkriecht sich jetzt bewusst (hierzu gibt es palästinensiche Augenzeugenberichte!!!) zwischen den Zivilisten und kleiden sich zivil!
Deswegen sollte man auch Bilder mit toten Zivilisten kritisch beäugen. Die vermeintlichen Zivilisten könnten tatsächlich Kombattanten gewesen sein. Und dass die Islamisten keine Skrupel im Kampf der Bilder kennen, wissen wir doch, seitdem man einer Familie einen toten Jungen abkaufte und dann eine Bergungsszene xmal drehte, bis man mit der Dramaturgie zufrieden war....
Deswegen meine ich, dass sich Israel hier verteidigt und darum Unterstützung verdient. Die israelischen Bürger haben auch einen Anspruch an den Staat, dass er für ihre Sicherheit vor Angriffen eintritt. Gewalt mag Gegengewalt erzeugen, doch nur solange die Gegenseit zur Gegengewalt in der Lage ist. Diesen Punkt zu überschreiten, muss Israels bemühen sein. Ein Gewaltverzicht bringt Israel und seine Bürger keinen Schritt näher an eine größere Sicherheit, eher das Gegenteil wäre der Fall. Ich sehe also nicht, warum man Israel unter Druck setzen sollte.
Folgerichtig sehe ich gute Gründe, die Hamas auszutrocknen.
Wenn die Nachschubwege abgeschnitten werden, ist die Hamas erledigt.
Deswegen wird die Hamas, wie sie auch selbst bekundete, keine fremden Streitkräfte an der Grenze zu Ägypten dulden.
Es wäre wohl nicht zu verantworten, eine Blauhelmtruppe in eine solche Mission zu entsenden.
Soweit ich das übersehen kann, wird dieser Konflikt für die Israel und die Hamas so oder so eine Entscheidung bringen. Entweder der Nachschub für die Hamas wird unterbunden und die Hamas ist erledigt oder Israel gibt nach und darf sich im Gegenzug auf ein Triumphgeheul unter den Islamisten einstellen, die verkünden werden, dass Israel schwach sei und von der Landkarte radiert werden könne. Mit entsprechenden Folgen....
Der Waffengang wird den Gesamtkonflikt sicher nicht lösen, aber ich erwarte eine Entscheidung im Konflikt zwischen Israel und der Hamas.
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