Renegat hat geschrieben:
Umweltschutz ist heute kein Alleinstellungsmerkmal der Grünen mehr. Es ist ihr Verdienst den zum Politikinhalt gemacht zu haben in den 80ern. Nach Wald- und Gewässersterben und vor allem Tschernobyl ist Umweltschutz zum allgemeinen Wert geworden. In letzter Zeit vermisse ich allerdings die neuen, grünen Themen wie Arten- und Sortenvielfalt, Probleme durch Agrarindustrie, Gentechnik u.a. .
Das meinte ich aber damit, daß die Grünen in die Jahre gekommen sind. Wer älter wird, der geht gelassener mit neuen Themen um, läßt sie mehr auf sich zukommen. Jüngere ereifern sich mehr, wollen streiten, ihre Dinge voranbringen, um die Welt zu verbessern.
Aber genau das muss bei neuen Themen sein. Da muss es laut sein, muss es Streit geben. Nur wenn man die Leute immer wieder aufs neue mit einem Thema konfrontiert und es ihnen unmöglich macht, auszuweichen, wird man erreichen, daß es irgendwann, 20 Jahre später, breite Teile der Bevölkerung anspricht. Wer sich neuer Themen dipolmatisch verhalten annimmt, wird es nicht schaffen, daß diese Themen wahrgenommen werden.
Gerade in Bezug auf die Themen, die du ansprichst, kommt viel mehr aus der außerparlamentarischen Oppostion.
Renegat hat geschrieben:Multikulti ist ja inzwischen ein Bäh-Wort, es wird aber dringend Zeit, dass sich alle in D daran gewöhnen, dass Deutsche ganz verschieden aussehen und auch fremdklingende Namen haben können. Wenn das überall selbstverständlich wäre, bräuchte man keine grüne Politik mehr.
Nun muss man aber auch sagen, daß auch bei den Grünen niemand (außer Claudia Roth) diesen träumerischen Vorstellungen einer Mutlikulti gesellschaft hat, in der sich alle liebhaben, weil wir Inländer alle Ausländer mit offenen Armen willkommen heißen und unglaublich gerne von ihnen lernen wollen, wie man gutes Essen kocht.
Bei den realistischeren Grünen überlegt man heute schon eher, wie Integration gelingen kann, und dort hat sich auch der Gedanke durchgesetzt, daß beide Seiten daran mitarbeiten müssen. Aber natürlich hast du recht- vernünftige Integrationskonezpete sind vor allem von den Grünen zu erwarten. Aber es ist dann halt doch nicht mehr das Multi-Kulti-Idealisiseren von früher...
Renegat hat geschrieben:
Chancengerechtigkeit für Frauen, Arme, Migranten steht auch in fast allen Wahlprogrammen, die reale Ausgestaltung sieht allerdings anders aus. An der Stelle traue ich den Grünen noch am meisten zu, wie sich das mit dem CDU-Verständnis an der Basis verträgt, übersehe ich nicht, wäre eine spannende Frage bei Koalitionsverhandlungen..
Ich denke auch nicht, daß man schon so weit ist, daß es zu einer schwarz-grünen Koalition jetzt kommen könnte. Aber zumindest die Option rückt näher. Denn auch in der Union hat es schon immer Politiker gegeben, die sehr an Chancengerechtigkeit interessiert waren, und gelegentliche Ausbrüche finden auch statt.
Wobei ich mir natürlich sicher bin, daß das Gerede um Kinderbetreuungsmöglichkeiten bei der CDU weniger der Vorstellung geschuldet ist, daß Frauen mit Kindern und Küche vielleicht doch nicht ganz ausgelastet sind, sondern eher dem drohenden Fachkräftemangel...
Renegat hat geschrieben:Das stimmt, für die unter 40-Jährigen sind die Grünen die Partei der Eltern, mit den dazugehörigen Abgrenzungstendenzen.
Ob die Piraten eine breite neue Partei werden, weiß ich nicht. Die Grünen formulierten vor 30 Jahren Antworten auf neue Fragen, bes. im Umweltschutz. Eine neue Partei, die sich der aktuell drängendsten Probleme verschreibt, sehe ich im Moment noch nicht.
Also zunächst einmal- die Piraten sind doch keine wirkliche Partei. Das ist ja eher so, als würde sich (überspitzt ausgedrückt) Facebook für den Bundestag bewerben. Sie haben kein Ziel, keine Vorstellungen und sind seit zwei Jahren, seit sie in Parlamente eingezogen sind, dabei, krampfhaft zu überlegen, was denn ihre poltischen Ziele sein sollten...
Nein, eine neue Partei kommt wahrscheinlich eher aus der Richtung Attac oder Occupy. Vielleicht noch nicht die nächsten zwei, drei jahre, aber ich rechne schon damit. Schließlich wird den jungen Menschen irgendwann klarwerden, welche Zukunft ihnen die heutige Politik gestaltet...