Das Jahr 2011 ist wieder "Superwahljahr"

Parteitage, Richtungsentscheidungen, Personalien, Strategien

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Barbarossa
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Wahljahr 2011
Von Frida Thurm 10. Februar 2011 um 10:14 Uhr

Überblick: Nicht weniger als sieben Landtagswahlen stehen in diesem Jahr an, und es wird spannend: In mindestens vier Ländern sieht es danach aus, dass es Regierungswechsel geben wird – die dortigen Regierungsparteien also durch die Wahl ihre Mehrheit verlieren und andere Parteien die Regierung bilden werden. Die Grünen haben die Chance, erstmals einen Ministerpräsidenten zu stellen...
weiter lesen: http://blog.zeit.de/schueler/2011/02/10/wahljahr-2011/

Verschmelzung von DVU und NPD gestoppt
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segula2
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Die Wahlen sind die einzige verbliebene Form der Demokratie in dieser sogenannten „Repräsentativen Demokratie“ = sprich Scheindemokratie.
Deshalb: HINGEHEN – WÄHLEN – OHRFEIGEN AUSTEILEN
Welche Parteien kann man denn noch wählen, um eine Ohrfeige zu erteilen?

CDU: Keinesfalls!!! Dann werden die Banker mit noch mehr Mille EURO gefüttert und das Pfarrerstochtermundwinkelmonster aus dem Osten grinst wie einst Egon Krenz.

SPD: Keinesfalls!!! Wer hat uns verraten – die Sozialdemokraten. Bei der Partei kann man mit 100%iger Sicherheit davon ausgehen, dass sie nach der Wahl das ganze Gegenteil von dem macht, was sie als Programm vorgibt. Man erinnere sich an die Mehrwertsteuererhöhung und an den Hartz 4 Krampf.

FDP: Keinesfalls!!! Die Partei der Besserverdiener soll sich selber wählen. Das werden sicher die Klientel der Hotelbesitzer sein. Ihr Vorsitzender hat sich eines Gesetzes der Grünen (also des politischen Gegners) bedient und seine sexuelle Neigung geheiratet.

Grüne: Keinesfalls!!! Die Multikultischwuchteln haben die Diskussion um die Anhebung des Benzinpreises begonnen und damit in Gang gesetzt. Ich verstehe gar nicht, wie schnell man das vergessen konnte.

Linke: Keinesfalls!!! Das sind Ossis, die statt „Präsent 20“ (eine DDR Mode) lieber den Cut und Nadelstreifen tragen, große Wagen fahren und wenns drauf ankommt, - versagen.
Sie hätten die Wahl des Bundespräsidenten Wulff verhindern können.

Alles andere zu wählen ist demjenigen zu empfehlen, der dieser selbstzufriedenen Selbstbedienungsgesellschaft im Regierungsvierteil eine Absage erteilen will.
MfG Heiner!
An irgendeiner anderen Stelle dieses Forums habe ich den "klammheimlichen Wunsch" geäußert, die Merkel möge genauso einen blamablen Abgang haben, wie seinerzeit das Politbüro der SED.
Sie ist auf dem besten Wege dahin! :mrgreen:
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Barbarossa
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Du mußt aber auch sehen, daß es zumindest auf Landesebene in vielen Bundesländern auch das Mittel von Volksbegehren/Volksabstimmung gibt, womit auch zwischen den Wahlen direkt in die Politik eingegriffen werden kann. Ich bin ja auch ein Befürworter dieses politischen Instruments und ich habe mich 1990 bei der brandenburgischen Verfassung dafür eingesetzt.
Aber auch das durchaus politische Mittel der Bürger, durch Demonstationen seine Meinung zu dem einen oder anderen Thema kund zu tun und die Politik zum Handeln zu zwingen, ist ein wichtiges und legitimes politisches Instrument des Volkes in der Demokratie. Stuttgart 21 (was immer man davon halten mag) ist ein Beispiel dafür, wie die Politik auch durch Demos in Bedrängnis gebracht werden kann.

Fazit: So hilflos, wie du es darstellst, ist das Volk auch zwischen den Wahlen nicht.

Aber davon eimal abgesehen, habe ich seit einiger Zeit auch so meine Probleme, eine der etablierten Parteien zu Wählen. Ich war ja seit der Bundestagswahl 1990 eigentlich Stammwähler der FDP. Genscher war für mich noch ein echter Liberaler, aber alles was danach kam... -ohne Worte- Trotzdem habe ich noch jahrelang zu dieser Partei gehalten. Einzige Ausnahmen waren die Kohl-Abwahl und die letzte Bundestagswahl - da war ich Protestwähler.
Hier einfach mal mein Standpunkt zu den etablierten Parteien:

Also die FDP - ist für mich zunehmend die Zerstörungspartei der sozialen Marktwirtschaft zu Gunsten eines immer ungezügelteren freien Kapitalismus, der mit Sicherheit nichts Gutes bringt (siehe Bankenkrise, wo zu viel ungeregelt blieb).

Die CDU - die Berufung auf "christliche Werte" - "christliche Leitkultur" etc. ist nun so gar nicht mein Fall :roll:

"Die Linken" hatten für mich als "PDS" die richtige Abkürzung, nur, daß ich sie als "Partei der Stasi" übersetzte. Auf Grund der vielen SED- und Stasi-Altlasten in dieser Partei, die in meinen Augen mitnichten plötzlich zu Demokraten geworden sein können, ist die ganze Partei lediglich ein antidemokratischer Stasi-Selbsthilfeverein und gehört für mich damit genauso geächtet, wie NPD und DVU.

Ausgerechnet mit dieser Partei ("Die Linken") bandeln nun SPD und Grüne an und machen sich damit für mich genauso unwählbar.

Und damit ist mein Dilemma klar: Keine der etablierten Parteien ist für mich wirklich mit gutem Gewissen wählbar. Was habe ich bei der letzten BT-Wahl gemacht? --> Piratenpartei gewählt... :mrgreen:

Ja - also hier in Brandenburg gibt es in diesem Jahr keine Wahl, aber trotzdem werde ich jede Wahl aufmerksam verfolgen. Sie sind ja auch wichtig für die Zusammensetzung des Bundesrates und damit auch für die Bundespolitik.
:wink:
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segula2
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Barbarossa hat geschrieben:Du mußt aber auch sehen, daß es zumindest auf Landesebene in vielen Bundesländern auch das Mittel von Volksbegehren/Volksabstimmung gibt, womit auch zwischen den Wahlen direkt in die Politik eingegriffen werden kann. Ich bin ja auch ein Befürworter dieses politischen Instruments und ich habe mich 1990 bei der brandenburgischen Verfassung dafür eingesetzt.
Aber auch das durchaus politische Mittel der Bürger, durch Demonstationen seine Meinung zu dem einen oder anderen Thema kund zu tun und die Politik zum Handeln zu zwingen, ist ein wichtiges und legitimes politisches Instrument des Volkes in der Demokratie. Stuttgart 21 (was immer man davon halten mag) ist ein Beispiel dafür, wie die Politik auch durch Demos in Bedrängnis gebracht werden kann.

Fazit: So hilflos, wie du es darstellst, ist das Volk auch zwischen den Wahlen nicht.
.......
:wink:
Ja, Volksbegehren. Wo war denn das Volksbegehren zur Einführung des EURO? Wo der Volkswille zur Rechtschreibereform?
Wo in Stuttgart, wo sogar Vermittler bei der Schlichtung parteilich sind wie Geissler von der CDU?
Nein, Babarossa, die Demokratie der BRD ist nichts wert. Die Regierung lässt die Polizei aufs Volk dreschen, interessiert sich nicht für Radikale und zockt den (noch) friedlichen Bürger nach Strich und Faden ab. Sie leben nicht fürs Volk - nein - sie leben vom Volk. Unsere Kanzlerin, die sicher als Teuerungskanzlerin in die Geschichtsbücher eingehen wird, müsste eigentlich wissen, wie es endet, wenn man das Volk gegen sich hat. Aber sie ist eben eine Ignorantin, macht dementsprechend ohne Widerspruch zu dulden ihre Fehler und das Volk muss es ausbaden.
Ich kann ihr nur ein blamabes Ende wünschen, nach Art des Politbüros der SED. :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
MfG Heiner!
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segula2 hat geschrieben:...Ich kann ihr nur ein blamabes Ende wünschen, nach Art des Politbüros der SED. :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Ui! So schlimm auch noch gleich... ?

Aber die Demokratie ist weiterentwickelbar. Das ist das gute daran. Diktaturen kann mann dagegen nur stüzen - das ist der Unterschied.
Vielleicht können wir uns ja wenigstens darauf einigen.
:roll:
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segula2
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Barbarossa hat geschrieben: ...
Aber die Demokratie ist weiterentwickelbar. Das ist das gute daran. Diktaturen kann mann dagegen nur stüzen - das ist der Unterschied.
Vielleicht können wir uns ja wenigstens darauf einigen.
:roll:
Es liegt mir fern, lieber Barbarossa, Streit mit dir zu haben. :)
Aber ich widerspreche dir hier auch wieder. Wenn du meinst, die Demokratie ist entwickelbar, dann stimmt das nur auf dem Papier. In Wirklichkeit wird sie nur zurückentwickelt und eingeschränkt. Wie oft schreit man nach "Änderung des Grundgesetzes" um irgend eine Schurkerei durchzusetzen.
Das Papier, auf dem unsere Demokratie geschrieben steht, ist das Grundgesetz. Nun schau mal nach, wie oft da schon Änderungen vorgenommen wurden.
Und das Grundgesetz heißt Grundgesetz und nicht Verfassung. Eine Verfassung muss nämlich vom Volk gewählt werden was ein demokratischer Vorgang wäre. Aber da hört´s schon auf.
Schauen wir auf die 20iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts - die Weimarer Republik mit ihrer Demokratie. Wohin wurde sie entwickelt? In die Diktatur. Und die meisten im Volk waren darüber erleichtert.
MfG Heiner!
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Das mag ja stimmen, daß im Grundgesetz schon viele Änderungen vorgenommen wurden, aber es gab sicher auch den einen oder anderen "guten Grund" dafür. Die Bundesrepublik hat sich in ihrer gut 60-jährigen Geschichte bereits weiter entwickelt und demokratisiert. Denke doch an die 68er-Bewegung. Solche Veränderungen kommen immer aus der Gesellschaft selbst und gehen manchmal leider auch nicht immer ohne Blutvergießen aus (Benno Ohnesorg, Rudi Dutschke). Solche Vorkommnisse sind äußerst bedauerlich, können aber selbst in einer Demokratie passieren, weil solche Entwicklungsschübe auch immer mit Privilegien bestimmter Personenkreise kollidieren. Aber insgesamt kann man sagen, daß eine echte Demokratie dadurch nicht mal ins Wanken gerät, geschweige denn unter geht, ganz im Gegensatz zu einer Diktatur, die im Zuge eines solchen Entwicklungsschubes stürzt - siehe den gesamten Ostblock. Das war kein Zufall. Natürlich müssen die Bürger immer und ständig wachsam sein, daß die Errungenschaften nicht irgendwann einfach wieder geschluckt werden. In einer Demokratie müssen möglichst viele Bürger ständig teilnehmen. Davon lebt eine Demokratie. Das meine ich mit Entwicklungsfähigkeit, bei der es natürlich auch zu Konflikten innerhalb der Gesellschaft und manchmal auch mit dem Staat als solchen kommt.
Eine Demokratie ohne Demokraten ist zwangsläufig zum Scheitern verurteilt - siehe Weimarer Republik. :wink:
Und das Grundgesetz heißt Grundgesetz und nicht Verfassung. Eine Verfassung muss nämlich vom Volk gewählt werden was ein demokratischer Vorgang wäre. Aber da hört´s schon auf.

Das Grundgesetz hat den Status einer Verfassung. Daß es noch nicht zur Ausarbeitung einer gesamtdeutschen Verfassung auch vom Namen her gekommen ist, bedaure ich auch, liegt aber wohl daran, weil durch den Einigungsvertrag schon viel geregelt wurde - auch Änderungen im Grundgesetz.

Aber nun zum Wahlergebnis bei der Wahl in Hamburg:
Sieg in Hamburg
SPD startet mit Traumergebnis ins Superwahljahr

Am Tag nach der Hamburg-Wahl richten Sieger und Verlierer den Blick nach vorn. SPD und CDU wollen ihren Kurs für die nächsten Wahlen im März festzurren...
weiter lesen: http://geschichte-wissen.de/go/sieginhamburg
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Sebastian Materne
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Als Hamburger überrascht mich das Ergebnis nicht wirklich. Zumindest nicht grundsätzlich, einige Details sind allerdings bemerkenswert.

Fangen wir vielleicht mit der Union an, die vorgemacht hat, wie man es nicht macht. Der Abgang von Ole von Beust war schlecht organisiert und kommuniziert, der neue Kandidat vollkommen ... nun sagen wir mal nüchtern. Damit kann man keine Sympathien erzielen. Das sich Ahlhaus im Wahlkampf dann auch noch weitgehend instinktlos zeigte, ist dabei beinahe noch schlimmer, als seine eigene Farblosigkeit. Zudem hat Schwarz-Grün, dass ich noch immer als interessnte Option wahrnehme, im Grunde nicht ein einziges Projekt von Bedeutung in immerhin knapp drei Jahren Regierungsverantwortung umsetzen können. Meine Freundin ist US-Amerikanerin und sie war ganz erstaunt, wie man binnen sieben Jahren im deutschen Wahlsystem und mit der deutschen Wahlgewohnheit von einer absoluten Mehrheit auf nur mehr knapp über 20 % der Stimmen kommen kann. Ich habs versucht ihr zu erklären und ihre Reaktion: Klingt als hätte man Bob Dole nominiert. :mrgreen: Die mit Abstand beste Analyse, die ich bislang gehört habe. ;)

Die SPD brauchte folglich die Macht eigentlich nur einsammeln und hatte den Vortiel in diesem Jahr einen prominenten und solide beliebten Kandidaten zur Verfügung zu haben. Das es zur absoluten Mehrheit gereicht hat, ist für die Genossen natürlich erfreulich und vielleicht auch gar nicht so schlecht für die Stadt, wir werden sehen. Das Ergebnis jedoch als neue Stärke der SPD zu deuten, halte ich für unangebracht. Erstens ist Hamburg, trotz der vergangenen neun Jahre, ein Stadt mit großer sozialdemokratischer Tradition und von daher eigentlich ein Heimspiel und zweitens liegen wesentliche Teile des starken Wahlergebnisses eben in der schwer nachvollziehbaren Performance der CDU begründet.

Die Grünen dürften sich ärgern, nachdem sie Koalition (wenn auch aus nachvollziehbaren Gründen) mit der CDU beendet haben. Erstens konnten sie die Umfragewerte auf Bundesebene (und die auch in Hamburg zeitweise gehandelten 17 %) in wirklich keinster Weise bestätigen und zweitens kommen sie nicht wieder in die Regierung, was wohl die eigentliche Hoffnung nach Beendigung von Schwarz-Grün gewesen sein dürfte. Klassischer Fall von dumm gelaufen. Allerdings: Rein von den Ergebnissen in der Politik sind selbst die guten 11 % kaum zu erklären: Die Grünen haben in den drei Jahren Regierungszeit nicht ein einziges eigenes Projekt durchbekommen. Stadtbahn, Baustopp vom Kohlekraftwerk Moorwerder, Einschränkung der Hafenprivilegien, Schulreform etc. sind entweder am politischen Partner im Koalitionsvertrag, an den Realitäten oder eben am Bürgerwillen gescheitert. Zudem: Wer vor drei Jahren grün gewählt hatte, wollte aller Wahrscheinlichkeit nach keine Koalition mit der CDU.

Die FDP ist das erste Mal seit sieben Jahren wieder souverän in die Bürgerschaft eingezogen. Bei den erdrutschartigen Verlusten der CDU ist das aber auch kein so großes Wunder, schon eher sind dann die in ihren Dimensionen doch eher geringen Zuwächse überraschend. Das hat aber weder mit einer Erholung der FDP insgesamt, noch mit einer besonders gelungenen Kampagne in Hamburg zu tun. Selbst die FDP, die hier in der Hansestadt eigentlich ausschließlich durch interne Streiterein auffällt (wenn überhaupt), konnte den Wiedereinzug eigentlich gar nicht verhindern, da ein Teil des abgewanderten CDU-Klientels grundsätzlich bei den Lieberalen landet.

Schließlich die Linken: Das Ergebnis von vor drei Jahren nahezu bestätigt bei insgesamt etwas niedrigerer Wahlbeteiligung. Sie haben sich auch in Hamburg etabliert und dürften aus der politischen Landschaft, obwohl sie im Wahlkampf eigentlich kein Thema waren, mittelfristig erst einmal nicht mehr wegzudenken sein.

Der Anteil der sonstigen Parteien hat sich gegenüber der Bürgerschaftswahl auf 5,6 % mehr als verdoppelt. Erstmals waren die Piraten und die Freien Wähler ernsthaft mit von der Partie, beide hatten zum Ende allerdings keine Chance auf den Einzug ins Parlament.

Ein Wort noch zum neuen Wahlrecht in Hamburg, das ich für total daneben halte: Wir haben hier diesmal 3,3 % ungültige Stimmen gehabt. Rund dreimal so viele, wie noch vor drei Jahren, was zu einem großen Teil eben diesen neuen Wahlsystem geschuldet sein dürfte. Die Wahlbeteiligung ist indes, wie bereits angedeutet, abermals gesunken und hat die 60 % klar verfehlt. Das ist ein Armutszeugnis und die bittere Quittung für unsere Politiker.
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Sebastian Materne
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Fangen wir vielleicht mit der Union an, die vorgemacht hat, wie man es nicht macht. Der Abgang von Ole von Beust war schlecht organisiert und kommuniziert, der neue Kandidat vollkommen ... nun sagen wir mal nüchtern. Damit kann man keine Sympathien erzielen. Das sich Ahlhaus im Wahlkampf dann auch noch weitgehend instinktlos zeigte, ist dabei beinahe noch schlimmer, als seine eigene Farblosigkeit. Zudem hat Schwarz-Grün, dass ich noch immer als interessnte Option wahrnehme, im Grunde nicht ein einziges Projekt von Bedeutung in immerhin knapp drei Jahren Regierungsverantwortung umsetzen können. Meine Freundin ist US-Amerikanerin und sie war ganz erstaunt, wie man binnen sieben Jahren im deutschen Wahlsystem und mit der deutschen Wahlgewohnheit von einer absoluten Mehrheit auf nur mehr knapp über 20 % der Stimmen kommen kann. Ich habs versucht ihr zu erklären und ihre Reaktion: Klingt als hätte man Bob Dole nominiert. :mrgreen: Die mit Abstand beste Analyse, die ich bislang gehört habe. ;)
Nimmst du Schwarz-Grün als eine interessante Option für Stadtstaaten wie Hamburg oder für das gesamte Bundesgebiet wahr? Ersteres ja, letzteres auf keinen Fall. Ahlhaus ist mir nur mit zwei Geschichten dauerhaft im Gedächtnis geblieben.
- die Anschuldigung Mitglied einer schlagenden Burschenschaft in Heidelberg gewesen zu sein
- die Luxusvilla
Dieser Stimmenabsturz ist schon enorm, aber gut - in Deutschland ist so einiges möglich.
Die SPD brauchte folglich die Macht eigentlich nur einsammeln und hatte den Vortiel in diesem Jahr einen prominenten und solide beliebten Kandidaten zur Verfügung zu haben. Das es zur absoluten Mehrheit gereicht hat, ist für die Genossen natürlich erfreulich und vielleicht auch gar nicht so schlecht für die Stadt, wir werden sehen. Das Ergebnis jedoch als neue Stärke der SPD zu deuten, halte ich für unangebracht. Erstens ist Hamburg, trotz der vergangenen neun Jahre, ein Stadt mit großer sozialdemokratischer Tradition und von daher eigentlich ein Heimspiel und zweitens liegen wesentliche Teile des starken Wahlergebnisses eben in der schwer nachvollziehbaren Performance der CDU begründet.
Allerdings denke ich schon, dass die SPD aus Hamburg lernen kann. Scholz ist für mein grundsympathischer Mensch, der sehr vertrauenswürdig wirkt. Zudem ist der wirtschaftspolitische Kurs der SPD nicht schlecht - es geht nicht ohne starke Arbeitnehmerrechte, aber ohne die Wirtschaft geht es auch nicht. Schröder hat doch auch mit so einem Kurs zweimal und einmal fast die Wahl gewonnen.
Die FDP ist das erste Mal seit sieben Jahren wieder souverän in die Bürgerschaft eingezogen. Bei den erdrutschartigen Verlusten der CDU ist das aber auch kein so großes Wunder, schon eher sind dann die in ihren Dimensionen doch eher geringen Zuwächse überraschend. Das hat aber weder mit einer Erholung der FDP insgesamt, noch mit einer besonders gelungenen Kampagne in Hamburg zu tun. Selbst die FDP, die hier in der Hansestadt eigentlich ausschließlich durch interne Streiterein auffällt (wenn überhaupt), konnte den Wiedereinzug eigentlich gar nicht verhindern, da ein Teil des abgewanderten CDU-Klientels grundsätzlich bei den Lieberalen landet.
Der Profit aus der CDU ist interessant - das geht aber schon seit Jahren so. Es heißt immer, die FDP würde sich aus dem Fleisch der CDU ernähren (s. BTW 09). Die junge Kandidation war aber sicherlich nicht hinderlich.

Ein Wort noch zum neuen Wahlrecht in Hamburg, das ich für total daneben halte: Wir haben hier diesmal 3,3 % ungültige Stimmen gehabt. Rund dreimal so viele, wie noch vor drei Jahren, was zu einem großen Teil eben diesen neuen Wahlsystem geschuldet sein dürfte. Die Wahlbeteiligung ist indes, wie bereits angedeutet, abermals gesunken und hat die 60 % klar verfehlt. Das ist ein Armutszeugnis und die bittere Quittung für unsere Politiker.[/quote]

Von einem Wahlzettel zu reden, wird dem Buch, das der Wähler da bekommen hat, ja nicht gerecht. Da sind ja die Kommunalwahlen in BaWü einfacher und schneller :o
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segula2 hat geschrieben:Ja, Volksbegehren. Wo war denn das Volksbegehren zur Einführung des EURO? Wo der Volkswille zur Rechtschreibereform?
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Nein, Babarossa, die Demokratie der BRD ist nichts wert. Die Regierung lässt die Polizei aufs Volk dreschen, interessiert sich nicht für Radikale und zockt den (noch) friedlichen Bürger nach Strich und Faden ab. Sie leben nicht fürs Volk - nein - sie leben vom Volk. Unsere Kanzlerin, die sicher als Teuerungskanzlerin in die Geschichtsbücher eingehen wird, müsste eigentlich wissen, wie es endet, wenn man das Volk gegen sich hat. Aber sie ist eben eine Ignorantin, macht dementsprechend ohne Widerspruch zu dulden ihre Fehler und das Volk muss es ausbaden.
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Gibt es eine Alternative zur BRD mit ihrer parlamentarischen Demokratie? Der Staat an sich ist "gut", nur die Ausführenden sind es nicht. Berufsbeamtentum ist für mich ein schwerwiegender Punkt - lieber berufserfahrene Politiker, als Karrieristen. Parteien an sich, sind der Demokratie abträglich, weil sie eben nicht demokratische Strukturen haben. Es reicht leider sich in der Partei hochzuarbeiten um staatstragende Ämter einzunehmen. Das ist falsch.
Die Verflechtung der Eliten und deren Abschottung ist für mich ein Problem.
[...]
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Ich persönlich könnte mir schwarz-grün durchaus auch auf Flächenlandes- bzw. Bundesebene langfristig sehr gut vorstellen, insofern ist es auch dort eine interessante Möglichkeit. Allerdings nicht, dass sage ich auch ganz klar, mit dem aktuellen Personal.

Zur SPD: Sie hat eine entscheidende Sache richtig gemacht, sie hat sich nicht in einer Wahlkampf des Aktionismus begeben. Sie hat sich im Wesentlichen darauf verlassen, selbst keine Fehler zu machen (durchaus schon einmal ein Punkt, wenn man die letzten Wahlen anschaut) und auf die Schwäche der anderen zu warten. Das Scholz zudem diverse CDU-Themen in der Wirtschaft besetzt hat (insbesondere in der Hafenpolitik) dürfte kaum schädlich gewesen sein. Führte allerdings auch dazu, dass er, die Wahl-o-Mat-Thesen mal zu Grunde gelegt, insgesamt mehr (in der Wirtschaftspolitik sogar deutlich mehr) Übereinstimmungen mit der CDU als mit den Grünen hatte. Wie sympathisch der Spitzenkandidat ist, ist sicherlich Geschmackssache. Sympathischer als Ahlhaus kam er allerdings allemal rüber. Ersten Umfragen gestern im TV findet das sogar die Mehrheit derer, die am Ende doch CDU gewählt haben. :mrgreen:

Die FDP wäre vielleicht (wieder) nicht reingekomen, wenn die CDU auch nur ein vergleichbares Ergebnis zu 2008 geliefert hätte. Ihre Kampagne, die sich wesentlich auf einen gelben Regenmantel und "KATJA" beschränkte, hätte ohne das Ausbluten der CDU im großen Stil vermutlich nicht funktioniert. Oder man wäre, wie vor sieben Jahren, doch mit 5,1 % reingerutscht. Insofern: Besser als vor drei oder ganz besonders sieben Jahren waren Personal und Kampagne vielleicht schon, daraus lässt sich meines Erachtens nach aber nichts weiter ableiten. Eine vier ist in der Schule auch besser als eine fünf, ohne dabei gut zu sein. ;) Und: In einer eher liberalen Großstadt ist es seit Jahren unfassbar, wie sehr die Liberalen es schaffen, dass eigentliche vorhandene Potential Wahl um Wahl nicht auch nur im Ansatz abzuschöpfen. Ursächlich dafür, wie gesagt, meines Erachtens die vielen internen Streiterein.

Zum Wahlsystem sag ich nichts mehr - jedes Wort ist da zuviel. :twisted:
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Sebastian Materne
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Die Trotzbürger
Nicht einmal jeder Dritte geht zur Wahl: Wie sich in Sachsen-Anhalt die Menschen von der Politik verabschieden

Die Stadt schmiegt sich an den Hang der Saale. Alslebens Gassen sind eng, vom Saaltor schlängeln sie sich aufwärts. Alte Bürgerhäuser säumen sie. An vielen sind Plaketten angebracht, die an die Fördermittel erinnern, mit denen die Gebäude renoviert wurden. An den Schaufenstern aber hängen Schilder, auf denen „Zu vermieten“ oder „Zu verkaufen“ steht. Gegenüber der Altstadt liegt die Werft. Sechs Arbeiter reparieren Ausflugsschiffe. Alsleben nennt sich Schifferstadt, Alslebener verdienten ihr Geld auf Saale und Elbe bis nach Hamburg. Das Rathaus ist darum in norddeutscher Backsteingotik gehalten. Ansonsten gibt es: die Saalemühle als einzigen nennenswerten Arbeitgeber, Alten- und Pflegeheime, Schlecker, Penny, Edeka, den Getränkemarkt Schluckspecht, Apotheke, Bäcker, Fleischer, eine Schule, drei Kirchen, mehrere Kneipen. Und ein gutes Dutzend Plakate für die Landtagswahl am Sonntag: Konterfeis von Jens Bullerjahn, SPD. Reiner Haseloff, CDU. Wulf Gallert, Linke. Mathias Heyder, NPD. „Wir räumen auf“, tröten die Rechtsextremen. Aufgeräumt sieht es schon aus in Alsleben, Verbandsgemeinde Saale-Wip- per, Salzlandkreis, Sachsen-Anhalt, 2625 Einwohner.

Alsleben aber hält einen Negativrekord. 750 Bürger gingen zur Landtagswahl 2006 an die Urnen, 30,9 Prozent von 2429 Wahlberechtigten. Das ist der niedrigste Wert in Sachsen-Anhalt und sehr wahrscheinlich bundesweit...
weiter lesen: http://geschichte-wissen.de/go/niedrige ... ngalsleben
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Das hängt sicherlich auch mit dem oftmals bemängelten Politikstil zusammen. Dass die Linke dort Volkspartei ist: Soviel kann man gar nicht essen, wie man kotzen möchte.
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rfon hat geschrieben:...Dass die Linke dort Volkspartei ist: Soviel kann man gar nicht essen, wie man kotzen möchte.
Da hast du recht. Sachsen-Anhalt ist sowieso ein eißes Pflaster. Einerseits sind - wie in allen östlichen Ländern - die Linken sehr stark, andererseits hatte aber auch die DVU schon große Wahlerfolge erlebt.
In diesem Land ist die Arbeitlosigkeit besonders hoch...
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Die ersten Hochrechnungen in Sachsen-Anhalt sind drin und die CDU hat gewonnen.
CDU stärkste Partei, Linke vor SPD, NPD draußen

Die CDU hat die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt gewonnen. Die Linke liegt zwei Prozentpunkte vor der SPD, FDP und NPD verpassen den Einzug in das Parlament...
weiter lesen: http://geschichte-wissen.de/go/cdustaerkstepartei

Edit

Hier noch das amtl. Endergebnis der Wahl als Graphik:

Bild
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Quelle: http://geschichte-wissen.de/go/wahlsanh2011
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