Meine Begeisterung für die Demos für Demokratie ist ungebrochen, hat aber am Wochenende einen bitteren Beigeschmack bekommen. Zunächst eine aktuelle Meldung:
Unruhen in Ägypten:
Polizei zeigt wieder Präsenz
Die ägyptische Polizei, die vielerorts Plünderern das Feld überlassen hat, will von heute an wieder Präsenz zeigen. Das Auswärtige Amt rät wegen der Unruhen von Reisen in das nordafrikanische Land ab.
(...)
Die Sorge um die Entwicklung in Ägypten und anderen arabischen Ländern überschattet die Reise von Kanzlerin Angela Merkel zu den deutsch-israelischen Regierungskonsultationen nach Jerusalem. Im Mittelpunkt der Gespräche mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu heute steht zudem der seit Monaten auf Eis liegende Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern. Merkel wird von zahlreichen Fachministern begleitet...
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http://geschichte-wissen.de/go/weiterhindemosaegypten
Bei den Plünderern handelt es sich nach Fernsehberichten vor allem um "ausgebrochene" Häftlinge, wobei klar bezweifelt wird, daß es sich hier um ungewollte "Ausbrüche" von Gefangenen handelt, weil diese zu Tausenden und aus mehreren Gefängnissen "ausgebrochen" sein sollen. Diese ziehen nun randalierend und plündernd durch die Straßen, so daß sich die normalen Bürger genötigt sehen, Bürgerwehren zu bilden. In Interviews sagten Mitglieder der Bürgerwehren auch, daß sich unter den Plünderern auch viele Polizisten befinden. Einige von ihnen hätten sie festgenommen und den Behörden übergeben. Korrespondenten der ARD haben den Verdacht, daß diese Plünderungen und Brandstiftungen vom Mubarack-Regime geschürt werden.
Nun zu meinem bitteren Beigeschmack:
Die westlichen Regierungen sind "besorgt" über die derzeitige Entwicklung - heißt es offiziell. Ich kenne jetzt auch den Grund für die Besorgnis. Das Mubarack-Regime wurde vor allem von Amerika, aber auch von Deutschland gestützt und aufgerüstet. Dies geschah mit dem Wissen, daß es sich hier um ein autoritäres Regieme handelt. Ob je Bürgerrechte von den westlichen Regierungen eingefordert wurden, ist mir nicht bekannt, aber die westlichen Regierungen haben hier ziemlichen Mist gebaut, weil jahrzehntelang mit zweierlei Maß gemessen wurde. Von einigen Ländern, wie z. B. China wird die Einhaltung von Menschenrechten gefordert, von anderen, wie z. B. Ägypten, eben nicht.
Jetzt, wo das ägyptische Volk Demokratie fordert, könnte sich diese Unterstützung und das wegschauen im Bezug auf die Bürgerrechte rechen. In Fernsehinterviews haben mehrere Demonstranten dies klar kritisiert, und sind auf Distanz zu den westlichen Staaten gegangen. Eine Frau sagte, daß die Tränengasgranaten, die Polizisten auf die Demonstranten schießen würden, in Amerika hergestellt werden. Eine Kritik, die durchaus berechtigt ist - sie könnte sich nun dahingehend rechen, daß in Ägypten und anderen arabischen Ländern nach dem Sturz der autoritären Regime Regierungen gewählt werden, die sich vom Westen abschotten.