Ruf nach Demokratie in arabischen Staaten.

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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rfon hat geschrieben:Derzeit wird Weltgeschichte geschrieben!
http://de.reuters.com/article/topNews/i ... 9520110202
Ganz genau - es ist Revolution!
Und der machthabende Despot wehrt sich noch mit allen Mitteln...

Aus dem verlinkten Artikel:
Auf dem Tahrir-Platz in Kairo ist es am Mittwoch zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak gekommen.

Nach Beobachtungen von Reuters-Journalisten wurden mindestens zehn Menschen verletzt. Einige bluteten am Kopf.

Die rivalisierenden Gruppen gingen mit Steinen und Knüppeln aufeinander los, waren ansonsten aber unbewaffnet. Die Gefolgsleute Mubaraks ritten zum Teil auf Pferden und Kamelen auf den Platz...
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Barbarossa
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Kairo
Blutbad auf dem Platz der Befreiung

Ägypten droht im Bürgerkrieg zu versinken: Auf dem Tahrir-Platz im Herzen der Hauptstadt Kairo lieferten sich Anhänger und Gegner des Mubarak-Regimes auch in der Nacht eine blutige Straßenschlacht. Es gab mehrere Tote und Verletzte.

Vier Menschen sollen durch Schüsse ums Leben gekommen sein, berichtete der arabische Nachrichtensender El Arbija am frühen Donnerstag...
weiter lesen: http://geschichte-wissen.de/go/blutbadkairo

Sehr schlimm, dieser Gewaltexzess. Wenn in den Artikeln von "Anhängern des Präsidenten" gesprochen wird, dann muß man wohl davon ausgehen, daß es sich dabei vor allem um Angehörige der ägyptischen Polizei in Zivil handelt. Das bestätigen Korrespondenten immer wieder. Hier zeigt das Regime sein wahres Gesicht.
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Sebastian Materne
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Barbarossa hat geschrieben:
Sehr schlimm, dieser Gewaltexzess. Wenn in den Artikeln von "Anhängern des Präsidenten" gesprochen wird, dann muß man wohl davon ausgehen, daß es sich dabei vor allem um Angehörige der ägyptischen Polizei in Zivil handelt. Das bestätigen Korrespondenten immer wieder. Hier zeigt das Regime sein wahres Gesicht.
Zweifelsohne ist die Gewalteskalation in Kairo schlimm.

Dennoch wäre ich mit derartigen Schlussfolgerungen vorsichtig. Was man angesichts derartiger Proteste gerne vergisst, ist das Mubarak durchaus seine Anhänger in der (zivilen) Bevölkerung hat. Und das durchaus in nicht geringer Zahl. Ich kann es für Ägypten zwar nicht beschwören, weiß aber aus anderen Fällen, dass es im demokratischen Prozess immer wieder zu Manipulationen kommt, obwohl der Manipulierende am Ende auch ohne den Betrug gewonnen hätte. Wie gesagt, ich kann nicht sagen, ob es auf Ägypten und Mubaraks letzte "Wahlen" ebenso zutrifft, aber ich würde den Rückhalt, den er in Teilen der Bevölkerung genießt, nicht unterschätzen. Nur weil der Fokus jetzt auf der Oppositionsbewegung liegt, heißt dass nicht, dass alle Ägypter nun zu Anti-Mubaraks geworden sind.
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Sebastian Materne
Gründer und Betreiber von USA-Online
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Barbarossa
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Ok...

Jetzt, wo du es schreibst und mich zum Nachdenken anregst ( :wink: ), fällt mir ein, daß ich in der Vergangenheit schon des Öfteren sehr unangenehm überrascht darüber war, daß selbst (Ex-)Gewaltherrscher, wie z. B. Pinochet in Chile, seine Anhänger haben. Es dürfte sich hierbei wohl vor allem um Menschen handeln, die einen wie auch immer gearteten Vorteil vom Regime haben bzw. hatten.
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Sanherib
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Faszinierend was in Ägypten zur Zeit los ist.

Ich finde, die Demonstranten haben ein klasse Durchhaltungsvermögens, el-Baradei und seine Opposition imponieren mir.
Schrecklich sind allerdings die Straßenkämpfe, wollen wir hoffen das die bald vorbei sind und ein geordneter Übergang in die Demokratie möglich ist.
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Barbarossa
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Ich muß sagen, ich entdecke ziemlich viele Parallelen zur "Friedlichen Revolution" in der DDR. Auch dort war der Staat Anfangs ganz und gar nicht friedlich (nur in Ägypten schlagen die Regierungstreuen in Zivil auf die Demonstranten ein) und als die staatliche Gewalt beendet wurde, trat auch bald Honecker zurück. Die Demos in der DDR gingen noch bis zur freien Volkskammerwahl weiter.
Und auch 1989 war die Welt "beuruhigt", vor allem wegen der angestrebten Wiedervereinigung Deutschlands. In Großbritannien sah man gar das 3. Reich wieder auferstehen (so ein großer Schwachsinn - laut gedacht...). Ich habe die Reaktion der Engländer bis heute nicht vergessen.
Diesmal sollte die Politik aus der Geschichte gelernt haben und die Erfahrung hat uns doch wohl gezeigt:
Eine scheinbar stabile Diktatur ist eine trügerische Stabilität. Das hat man 1989 gesehen und das sieht man heute wieder.
Eine ganze Reihe weiterer autoritärer Staaten in der Welt sind nicht umsonst aufgeschreckt. Sie haben allen Grund dazu. Nicht aber wir, die Demokratien - wenn wir jetzt nur keinen Fehler machen. Wir - auch unsere Regierungen - sollten diese Demokratiebewegung in der arabischen Welt als Chance sehen und nicht als Bedrohung. Und völlig inakzeptabel ist die Reaktion eines Berlusconi:
04.02.2011
Ägypten
Grüne fordern klare Reaktion der EU auf Berlusconis Äußerung zu Mubarak

Als ´weiser Mann´ hat Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi Ägyptens Präsidenten Husni Mubarak bezeichnet. Aufgrund dieser abwegigen Einschätzung haben die Grünen nun eine klare Reaktion seitens der EU gegen Berlusconis gefordert...
weiter lesen: http://geschichte-wissen.de/go/berlusco ... gzumubarak

Heute liefen die Demos in Ägypten weitgehend friedlich ab:
Kairo
Demonstranten dringen auf Mubaraks Abgang

Während die Demonstranten in Kairo am „Tag des Abgangs“ Mubarak aus dem Amt jagen wollen, erhöhen die USA den Druck auf den ägyptischen Präsidenten. Ein weiterer möglicher Kandidat für die Mubarak-Nachfolge steht bereit.
(...)
Am Nachmittag stieß auch der Chef der Arabischen Liga, Amr Mussa, zu den Demonstranten. Er hatte zuvor eine Kandidatur bei den Wahlen im September nicht ausgeschlossen. Mussa erklärte, er erwarte, dass Mubarak bis zum Ende seiner Amtszeit in sieben Monaten an der Spitze der Regierung bleibe. Er glaube, dass es unmöglich wäre, rasch Neuwahlen zu organisieren. Mussa sagte, er erwäge auch, eine Rolle in einer Übergangsregierung zu übernehmen. Mussas Wagenkolonne wurde von Rufen wie „Wir wollen dich als Präsidenten“ begrüßt. Er gilt vielen Ägyptern als erfahrener Staatsmann, außerdem ist seine scharfe Rhetorik gegenüber Israel bei manchen Bürgern populär...
den ganzen Artikel lesen: http://geschichte-wissen.de/go/kairodemonstranten

Mubaraks Regierung scheint am Ende zu sein.
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Barbarossa
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Samstag, 05. Februar 2011
Weltweite Proteste gegen Mubarak
Regimegegner in Kairo harren aus

Auch am 12. Tag gehen die Proteste in Ägypten gegen Staatspräsident Mubarak weiter. Tausende Menschen strömen wieder zum zentralen Tahrir-Platz in Kairo. Dem Staatsfernsehen zufolge kommt es zu einem Anschlag auf eine Gaspipeline. US-Präsident Obama fordert Mubarak auf, auf die Demonstranten zu hören und verurteilt die Gewalt...
weiter lesen: http://geschichte-wissen.de/go/egimegegnerharrenaus
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Balduin
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Über Berlusconi brauchen wir nicht reden, eine Witzfigur sondergleichen. Bezeichnend für die Italiener, was passiert nur mit den einstigen Hochkulturen...
Eine scheinbar stabile Diktatur ist eine trügerische Stabilität. Das hat man 1989 gesehen und das sieht man heute wieder.
Eine ganze Reihe weiterer autoritärer Staaten in der Welt sind nicht umsonst aufgeschreckt. Sie haben allen Grund dazu. Nicht aber wir, die Demokratien - wenn wir jetzt nur keinen Fehler machen. Wir - auch unsere Regierungen - sollten diese Demokratiebewegung in der arabischen Welt als Chance sehen und nicht als Bedrohung.
Das Problem ist wer nachfolgt: http://de.wikipedia.org/wiki/Mohammed_el-Baradei wäre sicherlich eine Hoffnung.
Natürlich kann Stabilität und Ordnung nie eine Diktatur rechtfertigen, entsprechend sind auch die Aufstände gegen die Zustände gerichtet. Soweit ich weiß ist Mubarak keineswegs so verhasst wie Ben Ali von Tunesien.
Gibt es eine gute Übersichtsseite (abseits von SpiegelOnline), die die Vorgänge sehr schön verdeutlicht.

Ein deutscher Blogger und Journalist war in Ägypten vor Ort und berichtete: http://twitter.com/gutjahr
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Sanherib
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So Mubarak ist zurückgetreten :)
Hoffen wir, dass jetzt das Ziel der Demokratie erreicht ist.
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Sanherib
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Und nun ist er doch nicht zurückgetreten....
Haben sich die Medien wohl geirrt, schade.
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Barbarossa
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Nein, er selbst ist nicht gegangen. Mubarak hat lediglich seine Parteikader ausgetauscht - sicher ein Zugeständnis, aber noch ncht das, was das ägyptische Volk fordert:
Machtwechsel in Ägypten
Die Parteiführung geht, Mubarak bleibt

Die Führung von Ägyptens Regierungspartei muss gehen, darunter Mubaraks Sohn. Der Präsident bleibt. USA und EU halten das für sinnvoll, fürchten sie doch ein Machtvakuum.
(...)
Das Exekutivkomitee der regierenden Nationaldemokratischen Partei (NDP) trat zurück. Auch Mubaraks Sohn Gamal verlor dabei seine Parteiämter. Gamal Mubarak galt lange als möglicher Nachfolger des amtierenden Präsidenten.

Wie das ägyptische Staatsfernsehen berichtete, bestimmten die Mitglieder den als liberal geltenden Hossam Badrawi zum neuen Generalsekretär der Partei. Badrawi löste zugleich den Präsidentensohn auf dem Posten des Vorsitzenden des politischen Komitees der Partei ab...
den ganzen Artikel lesen: http://geschichte-wissen.de/go/aegyptenruecktritte

Das Dilemma in Ägypten ist, wenn Mubarak sofort zurück treten würde, dann würde laut ägyptischer Verfassung nicht der Vizepräsident Omar Suleiman sondern der Parlamentspräsident Ahmed Fathi Sorour das Amt komissarisch übernehmen. Und der ist bei den Ägyptern ebenfalls sehr unbeliebt...
:?
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sandrak
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das es in ägypten mal soweit kommen würde, hätte niemand erwarten können...mubarak ist schon seit 1981. wirklich krass. erstmal respekt für die mutigen menschen, die sich in so einem autoritären staat dies trauen. ich bin wirklich gespannt, wie sich das ganze etwickeln wird. ich denke aber, dass mubarak aufgeben werden muss...aber was man jetzt auch wieder sehen kann, ist die einzigartige rolle des internets. ich wage es die behauptung aufzustellen, dass diese "revolution" oder wie man sie nennen mag ohne das internet schon längst abgebrochen worden...

es ist ein wirklich historischer moment. es wird vor allem auch interessant sein, wie eine demokratie in ägypten aussehen wird. was passiert, wenn die religiösen gruppen an macht gewinnen? sind sie eine gefahr für die westliche welt??

alles ist im moment wirklich außerordentlich spannend...
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Balduin
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sandrak hat geschrieben:das es in ägypten mal soweit kommen würde, hätte niemand erwarten können...mubarak ist schon seit 1981. wirklich krass. erstmal respekt für die mutigen menschen, die sich in so einem autoritären staat dies trauen. ich bin wirklich gespannt, wie sich das ganze etwickeln wird. ich denke aber, dass mubarak aufgeben werden muss...aber was man jetzt auch wieder sehen kann, ist die einzigartige rolle des internets. ich wage es die behauptung aufzustellen, dass diese "revolution" oder wie man sie nennen mag ohne das internet schon längst abgebrochen worden...

es ist ein wirklich historischer moment. es wird vor allem auch interessant sein, wie eine demokratie in ägypten aussehen wird. was passiert, wenn die religiösen gruppen an macht gewinnen? sind sie eine gefahr für die westliche welt??

alles ist im moment wirklich außerordentlich spannend...
Stimmt, die Rolle des Internet ist nicht gering - Versammlungen und Kundgebungen können so leichter organisiert werden. Von einer Facebook-Revolution würde ich aber dennoch nicht sprechen. Wie seht ihr das?
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Barbarossa
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sandrak hat geschrieben:...aber was man jetzt auch wieder sehen kann, ist die einzigartige rolle des internets. ich wage es die behauptung aufzustellen, dass diese "revolution" oder wie man sie nennen mag ohne das internet schon längst abgebrochen worden...
rfon hat geschrieben:Stimmt, die Rolle des Internet ist nicht gering - Versammlungen und Kundgebungen können so leichter organisiert werden. Von einer Facebook-Revolution würde ich aber dennoch nicht sprechen. Wie seht ihr das?
Internet-Dienste wie Facebook oder Twitter sind eine große Erleichterung für die Demontranten, daß konkrete Aktionen leichter geplant werden können. Nicht umsonst hat die ägyptische Regierung zeitweilig das Internet abgestellt und da mußte es dann eben auch gehen. Die Menschen sind erfinderisch, wenn es sein muß. Daß die Revolution ohne Internet abgebrochen worden wäre, glaube ich nicht. Sie wurde durch die Abschaltung auch nicht abgebrochen, sondern die Demonstranten wurden eher noch wütender.
Bei der friedlichen Revolution in der DDR (Entschuldigung, wenn ich immer diesen Vergleich anstelle) gab es auch kein Internet - die meisten Leute hatten nicht einmal Telefon. Solche Umstände haben auf Erfolg oder Mißerfolg einer Revolution keinen großen Einfluß. Ich würde das nicht überbewerten. Es ist nur so: Wenn solche Erleichterungen genutzt werden können, dann werden sie auch genutzt, aber es geht auch ohne... :wink:
sandrak hat geschrieben:es ist ein wirklich historischer moment. es wird vor allem auch interessant sein, wie eine demokratie in ägypten aussehen wird. was passiert, wenn die religiösen gruppen an macht gewinnen? sind sie eine gefahr für die westliche welt??

alles ist im moment wirklich außerordentlich spannend...
Da hast du recht. Das ist bei solchen Umbrüchen immer so, und durch die Gruppendynamik weiß wirklich niemand, wohin sich das ganze entwickeln wird. Nur eines scheint mir klar zu sein: Die Bürger von Ägypten werden wohl kaum ein autoritäres Regime durch ein anderes ersetzen. Ich mache mir da eigentlich kaum Sorgen.
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Sebastian Materne
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Barbarossa hat geschrieben:
sandrak hat geschrieben:...aber was man jetzt auch wieder sehen kann, ist die einzigartige rolle des internets. ich wage es die behauptung aufzustellen, dass diese "revolution" oder wie man sie nennen mag ohne das internet schon längst abgebrochen worden...
rfon hat geschrieben:Stimmt, die Rolle des Internet ist nicht gering - Versammlungen und Kundgebungen können so leichter organisiert werden. Von einer Facebook-Revolution würde ich aber dennoch nicht sprechen. Wie seht ihr das?
Internet-Dienste wie Facebook oder Twitter sind eine große Erleichterung für die Demontranten, daß konkrete Aktionen leichter geplant werden können. Nicht umsonst hat die ägyptische Regierung zeitweilig das Internet abgestellt und da mußte es dann eben auch gehen. Die Menschen sind erfinderisch, wenn es sein muß. Daß die Revolution ohne Internet abgebrochen worden wäre, glaube ich nicht. Sie wurde durch die Abschaltung auch nicht abgebrochen, sondern die Demonstranten wurden eher noch wütender.
Bei der friedlichen Revolution in der DDR (Entschuldigung, wenn ich immer diesen Vergleich anstelle) gab es auch kein Internet - die meisten Leute hatten nicht einmal Telefon. Solche Umstände haben auf Erfolg oder Mißerfolg einer Revolution keinen großen Einfluß. Ich würde das nicht überbewerten. Es ist nur so: Wenn solche Erleichterungen genutzt werden können, dann werden sie auch genutzt, aber es geht auch ohne... :wink:
Sehe ich ähnlich. Zweifelsohne sind die modernen Kommunikationsmethoden hilfreich und nützlich, entscheidend sind sie ganz sicherlich nicht. Ganz interessant dazu: n-tv-Artikel.
Nur eines scheint mir klar zu sein: Die Bürger von Ägypten werden wohl kaum ein autoritäres Regime durch ein anderes ersetzen. Ich mache mir da eigentlich kaum Sorgen.
Da wiederum wäre ich vorsichtig: Das ist schlicht nicht abzusehen. Insbesondere was die Nachhaltigkeit jeder Reform, die nun eigeläutet wird, betrifft. Demokratie und Freiheit müssen, wenns auch wie eine Platitüde klingt, jeden Tag neu erkämpft werden und es ist keinesfalls gesagt, dass die Menschen sich, wenn das Leben erst einmal wieder in normale Bahnen übergegangen ist, noch dermaßen für Politik einsetzen, wie aktuell. Ob und inwieweit Ägypten demokratisch (und damit anti-autoritär) wird, ist überdies keine Frage, die heute entschieden wird. Das wird sich erst bei den übernächsten (oder gar überübernächsten) Wahlen zeigen. Dann nämlich, wenn die nun neu zu bestimmenden Anführer das erste Mal als Amtsinhaber antreten und ggf. wieder Platz machen müssen. Sollten in Ägypten die nächsten zwei bis drei Wahlen (und vor allen Dingen eben auch mögliche Machtwechsel) halbwegs (mehr lässt sich normalerweise nicht erwarten) frei und fair über die Bühne gehen, wäre viel erreicht. Dafür gibt es heute aber überhaupt keine Garantie - und gerade die afrikanische Geschichte ist reich mit Menschen, die es mit der Demokratie, als sie dann erst einmal in Amt und Würden waren, nicht ganz so genau nahmen.
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Sebastian Materne
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