elysian hat geschrieben:...Rot-Grün will die Einheitsschule und ich bin, wie viele andere m.E. auch, gegen Einheitsbrei. Mir sind die Gymnasien lieb und teuer und vor allem will ich, dass das Geld in eine Verbesserung des schulischen Ausbildung gesteckt und nicht für ideologische Steckenpferdchen verbraten wird...
Ich sehe diese Mehrgleisigkeit beim Schulsystem eher kritisch. In der DDR gab es das auch nicht, sondern es gab für die große Mehrheit eine POS (Polytechnische Oberschule), die bis zur 10. Klasse ging. Wer dann die Leistung brachte (nur mit Durchschnitt 1 nach meinem Wissen), konnte zur EOS (Erweiterte Oberschule) und in den Klassen 11 und 12 (ebenfalls keine 13.!) das Abitur machen und dann studieren.
Für die besonders schwachen Schüler gab es darüber hinaus eine Hilfsschule und für besonders begabte Schüler gab es dann noch Spezialschulen, z. B. für sportlich besonders begabte Schüler Schulen mit einem Schwerpunkt Sport usw.
Fest steht, daß etwas leistungsschwächere Schüler in der POS mehr gefordert wurden und wer die Leistung dennoch nicht brachte, blieb eben sitzen. Die schwächsten Schüler der POS verließen die Schule dann allerdings auch schon nach der 8. Klasse, wenn die Lehrer einschätzten, daß der betreffende Schüler die Abschlußprüfungen in der 10. Klasse nicht bestehen würde - auch das gab es.
Ich will jetzt mal nicht von den Fächern reden, die klar politisch verseucht wurden, sondern von den naturwissenschaftlichen Fächern, wie Mathematik, Biologie, Physik, Chemie usw.
Tatsache ist auch, daß ein ehemaliger Lehrer von mir bei einem Klassentreffen gesagt hat, daß wir damals in der 10. Klasse mehr Bildung hatten, als die Gymnasiasten heute. Er muß es wissen, denn er war inzwischen Direktor eines Gymnasiums in Hennigsdorf, wo ich aufgewachsen bin.
Woran das liegt, kann ich nicht sagen. Möglicherweise haben die Lehrer damals einfach mehr Druck gemacht und die Schüler auf diese Weise mehr gefordert.
Andererseits habe ich im Fernsehen auch schon gesehen, daß auch auf heutigen Schülern z. T. ein enormer Druck lastet. Das kann im Extremfall auch zu körperlichen Problemen führen, so daß Besuche beim Psychologen notwendig werden - auch wieder nicht gut. Hier machen aber wohl vor allem die Eltern Duck, weil das Kind ja unbedingt aufs Gymnasium soll und da muß eben der Notendurchschnitt stimmen. In Bayern gibt es die Trennung bereits nach der 4. Klasse. Auch hier habe ich einen Bericht gesehen und da war es so, daß auch hier ein unglaublicher Druck auf die noch kleinen Kinder aufgebaut wurde, der so groß war, daß sie nur noch die Schule und das Lernen im Kopf hatten. Spielen? Hobbys? - Fehlanzeige!
Das fand ich wirklich sehr schlimm, als ich das gesehen habe. Auch aus diesem Grunde bin ich eigentlich gegen diese Trennung in verschiedene Schultypen vor der 10. Klasse.
Aber es gibt noch einen weiteren Grund:
Dadurch, daß es anscheinend höherwertige und weninger hochwertige Schultypen gibt, findet frühzeitig schon im Kindesalter eine Einteilung in Schüler (=Menschen) 1., 2. und möglicherweise noch 3. Klasse statt, wodurch der Lebensweg viel zu früh bereits vorgezeichnet wird und Hauptschüler in irgendeinem Bundesland (ich weiß nicht mehr welches) werden gleich ganz abgeschrieben und denen wird klar gesagt, daß aus ihnen beruflich nichts wird und lernen schon im Unterricht, wie man einen Hartz IV-Antrag ausfüllt und was man sich von Hartz IV leisten kann und was nicht.
Und die Gymnasiasten? Die kommen sich schon frühzeitig als etwas besseres vor und treten gegenüber Gleichaltrigen anderer Schultypen hochnäsig auf.
Das soll besser sein? Das kann ich nicht finden.
Irgendwo wurde auch das Schulsystem der DDR gelobt, weil das Lernniveau eben gut war. Ein gleichmäßiges Lernen auf hohem Niveau ist aus meiner Sicht besser, als ein übermäßiger Druck in bestimmten sogenannten "wichtigen" Klassen. Das gewährleistet das derzeitige Schulsystem in Deutschland nicht.