Renegat hat geschrieben:Andere gute Aspekte des deutschen Bildungssystems bes. die duale Berufsausbildung werden ja auch von anderen Ländern übernommen.
Ich bin zu faul zum googeln, vielleicht habe ich mich mit der These auch zu weit aus dem Fenster gelehnt.Peppone hat geschrieben:Echt? Wo? Ich dachte bisher, das wäre eine deutsche "Spezialität"...
Jedenfalls ist die duale Berufsausbildung nicht in der Diskussion, im Gegenteil, sie wird seit einigen Jahren ausgeweitet auf eine duale Fachhoch-/Hochschulausbildung, was ich für einen sehr guten Weg halte.
Diese wird überwiegend von größeren Firmen angeboten und da diese meist global agieren, vermute ich mal, dass sie diesen Ausbildungsweg auch im Ausland anbieten werden, Jedenfalls überall dort, wo spezielle Fachkräfte Mangelware sind.
Die Geschichte des deutschen Schulsystem ist mir in groben Zügen bekannt, darüberhinaus interessiert mich, wie andere europäische Länder, die ja eine ähnliche Geschichte hatten, diese ständische Abbildung im Schulsystem überwunden haben.Peppone hat geschrieben:Das dreigliedrige Schulsystem ist übrigens historisch (!) begründet:
Erst einmal gab´s nur die Lateinschulen. Aus denen gingen die (humanistischen) Gymnasien hervor.
Dann kamen die Volksschulen dazu (19.Jh., preußische Reformen, für die Grundbildung gedacht), daraus entstanden die Hauptschulen (landläufig in Bayern immer noch "Volksschulen" genannt)
Im späten 19.Jh. ergänzten dann die Realschulen und Realgymnasien die beiden anderen Schularten, weil man erkannt hatte, dass im Zuge der Industrialisierung auch Verwaltungsfachkräfte und Bürokräfte ausgebildet werden mussten; für die waren die Schulen mit "realitätsnaher" Ausbildung gedacht. Diverse Realgymnasien wurden zu "normalen" Gymnasien (von denen es zuerst nur humanistische Richtung gab, später kam auch die mathematisch-naturwissenschaftliche und die soziale sowie die wirtschaftliche Richtung hinzu).
So entstand also nach und nach eine Rangfolge: Die Volksschüler/Hauptschüler sollten die "normalen" Berufe wie Handwerk und Landwirtschaft erlernen, die brauchten weder Latein noch Rechnungswesen. Die Gymnasiasten sollten studieren. Die Realschüler sollten die gehobenen Posten in der Industrie und Wirtschaft übernehmen.
An diesem gewachsenen System hielt man fest, weil dadurch jede Schulart auch ihre Tradition hatte, auf die man stolz war und an der man festhalten wollte - von Seiten der Schulen, wohlgemerkt!
Wenn ich Bildungspolitiker wäre, würde ich, im Zuge der Vereinheitlichung des europäischen Bildungssystem, das dreigliedrige Schulsystem in D aufgeben und dafür die duale Berufsausbildung europaweit einführen. Das wäre für mich auch ein guter Deal bei der Wiedervereinigung mit der DDR gewesen. Aber ich denke manchmal zu einfach und pragmatisch.