Lieber Barbarossa,
der Westen ist eben nicht so goldig wie viele gedacht haben.
Im Westen herrscht das Gesetz des Dschungels, fressen und gefressen werden.
(Vorsich, Ironie)
Aber im Ernst, unsere lieben Ossis hatten gedacht, der Staat ,wie in der ehem. DDR würde alles regeln.Dem ist aber nicht so, selbst ist der Mann oder die Frau.
Ich kann mich ja noch an unsere Tante aus Leipzig, die seit ihrem Rentmerdasein jedes Jahr zu uns zu Besuch kam, erinnern. Sie war vollauf begeistert über unser Warenangebot, sagte dauernd: Früchte, Früchte ,Früchte.
Wir gingen auch mit ihr immer essen. Nach dem Besuch des Hessenparks in Neu Anspach und des Römerkastells auf der Saalburg habe ich Ihr versucht klar zu machen, dass das Geld was wir für den Alltag ausgeben erstmal verdient werden mußte. Sie meinte nur, dass wir doch alles hätten. Sie hat zweimal versucht während ihres Aufenthaltes im Westen Begrüßungsgeld zu kassieren. Mein Stiefvater der mit Ihr zu dem Amt gegangen ist, als unsere Beamten ihr das nachwiesen, ist fast vor Scham in den Boden versunken.
Nach der Wende, für unser letztes Packet hatte sie sich nochnichtmal bedankt, wollte sie unbedingt allein in unser Ferienhäuschen im Odenwald. Nachdem wir das abgelehnt hatten, bekamen wir nur noch Ansichtskarten aus Kroatien, Ägypten und Kenia, wo sie wegen eines Unfalls mit dem Retungsflieger nach Hause geflogen worden ist.
Uns hatte sie zu einem Besuch bei sich anderthalb Bettcouch angeboten. Unser Sohn und sein Freund nahm dieses Angebot an, der Freund hielt nur drei Tage durch, unser Sohn bis zum Ende seines Urlaubs.
Mein Fazit: nirgends ist alles Gold was glänzt auch im Westen nicht.