Der simplifizierten Geschichtsbetrachtung in Gegenrechnungen und seltsamen, rechtlich gar nicht durchsetzbaren Postulaten , die von Forschung und Quellenarbeit nichts hält, vermag ich nichts entgegenzusetzen.
Außer einem Appell.
Ist an der Zeit, dass deutsche und tschechische Historiker sich des Themas in Zusammenarbeit annehmen, ohne die Zeigefinger-Schuldzuweisungen, sondern in Forschung nach Ursachen, die einen solchen verheerenden mechanismus in Gang gesetzt haben und in Gang setzen können.
Das ist schon früh Deutschen und Polen gelungen, auch Deutschen und Franzosen und Deutschen und Dänen.
Dafür würde ich ganz sicherlich als eine sehr interessante Quelle, die Familien/ Lebensgeschichte meiner Schwiegerfamilie in Kopie und Auszügen u.a. Marek zur Verfügung stellen.
Barbarossa hat geschrieben: Der NS hat den deutschen Patriotismus für seine Zwecke missbraucht (das Germanentum übrigens auch) und zwischen 1939-45 nicht nur einmal fälschlicherweise behauptet, das Vaterland müsse verteidigt werden.
Das ist ganz sicher für viele zutreffend, und auch ein Teil dessen, was ich gerade beim Lesen der Familienchronik feststelle. Mein Schwiegervater war ein herzensguter Mann, klug, mit einiger Bildung. Doch auch ihm merkt man an, dass er bis in späte Zeiten unter dem Einfluss so mancher völkischer, rassistischer Parolen stand. Sachlich schreibt er durchaus richtig über die Volksabstimmung- und dahinter blitzt auf, wie sehr man sich dem Tschechentum, dem Slawentum überhaupt, überlegen fühlte.
(Unklug, so etwas am Mittagstisch zu sagen, wenn die zukünftige Schwiegertochter an selbigem sitzt, die sich dann höflichst entfernte, da mit großer Sicherheit slawische Gene in ihrer Familie vorhanden sind

)
Das wieder war auch ein Tenor, oft der lauteste, in Teilen der Landsmannschaften, an deren Veranstaltungen ich gelegentlich Teil hatte.
Dann wieder teilt Schwiegervatern- ob aus der Rückschau oder zum Zeitpunkt der Handlung schon so gesehen, wieder nicht Hitlers Vorgehen in Gänze,bzw. relativiert dessen Erfolg. Die deutschen Untaten blendete er aus, genauso wie die durchaus völkisch- rassistischen Kampfansagen der sudetendeutschen Verbände.
So ganz bekam er die Enden nie zusammen und warf ausgerechnet seinem Historiker- Sohn Geschichtsklitterung vor, dem anderen, dem Mediziner, nahm er dessen kühle Ablehnung der gesamten Thematik übel.
Eine solche Lebensgeschichte/ Familienchronik ist ganz sicher nicht " die Geschichte" und nicht und nie die alleinige historische Wahrheit, aber ein Puzzle-Teil, eine durchaus aussagekräftige Quelle, um der Historie ein Stück näher zu kommen, die ganze verflixte, unglückselige Zeit aus der Perspektive selbst heraus zu verstehen- und daraus für Gegenwart und Zukunft Konsequenzen zu ziehen, dass niemand mehr dahin will.
Regressansprüche an Tschechien und/ oder die Slowakei sind idiotisch. Die Benes-Dekrete als Symbol der nationalen Ehre aufrecht zu erhalten, ist auch nicht zuträglich.
Barbarossa hat geschrieben:Ich denke tatsächlich, dass Benes mit seinen Dekreten den Hass gegen die Sudetendeutschen in der tschechischen Bevölkerung noch geschürt hat.
Die schürten den Hass auf beiden Seiten, ermöglichten, dem lang unterdrückten Hass gegen alles, was Dutsch war, freien Lauf zu lassen. Nur: Die Dekrete standen eben nicht am Beginn der Kette und wurden Teil der Kette, weil sie in einer Zeit erlassen wurden, in der Menshlichkeit schon lange nicht mehr zählte.
Marek verzeihe mir, sie untermauerten den ( absolut nicht bestrittetenen!) Opferstatus der Tschechen und Slowaken und erlaubten, die eigenen begangenen Untaten " zu legalisieren", zumindest zu relativieren.
Du weißt, dass ich Dir ansonsten in vielem zustimme, doch auch das muss- im Blick auf die Zukunft, gesagt werden dürfen:
Es ist immer ein schmerzhafter Prozess zu erkennen, dass auch die eigene Nation oder Teile derer, analog " waren ja nur die Nazis" auf Verbrechen mit Verbrechen reagiert hat.
Weder Deutschen, noch Polen noch Franzosen, Dänen, Russen fiel und fällt es leicht, nicht den Historikern, nicht dem einzelnen Mann auf der Straße, in seinem und seines Staatse begangenes Unrecht als solches anzukennen, es ist ein mühsamer Weg.
Also, irgendwelche erhobenen moralischn Zeigefinger in dem Zusammenhang kann man sich wohl schenken.
Was denn die Form der geschichtlichen, wissenschaftlichen Arbeit wäre, die beiden Seiten, vor allem den folgenden Generationen mehr nutzt als alles andere.