Wir sollen ,,umerzogen'' werden?!?

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Ich bin ja auch in einer Industriestadt aufgewachsen und habe schließlich einige Jahre im Stahlwerk Hennigsdorf gearbeitet. Das war bis zu meinem Ausscheiden aus dem Betrieb 1991, weil ich meine Wehrpflicht antreten musste (ich ging nicht zur Armee sondern machte Zivildienst) und danach in meinem alten Beruf als Zerspaner (Dreher, Fräser, Werkzeugschleifer) keine Arbeit mehr fand.

Meine Biographie und beruflicher Werdegang nach der Wende ist eigentlich typisch für für Ostdeutschland. Nicht nur nach meiner Schätzung mussten sich etwa 80% der Berufstätigen in ganz Ostdeutschland nach 1990 eine neue Stelle suchen, weil Betriebe radikal verkleinert oder sogar ganz geschlossen wurden.
So war das auch bei mir. Nach dem Zivildienst machte ich erst eine Umschulung in einen Bauberuf, der mir aber auch nicht gefiel.
So ging die Orientierungsphase bei mir weiter, bis ich mich Ende 1999 als Kurierfahrer selbständig machte. So kam ich in die Branche hinein, in der ich heute noch tätig bin, jetzt allerdings festangestellt. Ich beliefere derzeit jede Nacht Abonennten mit Tageszeitngen mit dem eigenen Auto. Dabei fahre ich jede Nacht zwischen 1.30 - 7.00 Uhr (Samstags z. Z. bis 8.00 Uhr) ca. 45 km und teile in dieser Zeit zw. 400 - 450 Tageszeitungen aus. Für diese Arbeit erhalte ich neben meinem Lohn + Nachtzuschlägen zusätzlich auch km-Geld. Insgesamt verfahre ich im Monat zw. 350-400 € an Benzin.
Steigende Spritpreise führen bei mir direkt zu höheren Ausgaben für Benzin, ohne eine Alternative zu haben. Durch den hohen Verschleiß an den Fahrzeugen lohnt sich ein teures Auto nicht - erst im Mai habe ich mir ein neues Auto (ein Benziner) für 2000 € gekauft - das ist auch die absolute Obergrenze, was ein Auto kosten darf. Ein Autokredit kommt für mich nicht mehr in Frage.

Natürlich würde ich immer sagen, dass ich für Natur- und Klimaschutz bin, aber es darf nicht meine berufliche Tätigkeit kaputt machen. Denn wie geschildert, habe ich meine jetzige Tätigkeit nach einer langen beruflichen Umorientierungsphase gefunden, die fast die gesamten 90er Jahre hindurch dauerte.

Auch sonst wird man mit einer Verzichtskampagne gerade hier im Osten kaum jemanden gewinnen können. Alle, die die DDR noch miterlebt haben (also auch ich), kommen aus einer Mangelwirtschaft mit anschließender Phase mit häufgen Arbeitslosigkeitszeiten. Die wenigsten werden da freiwillig in eine Verzichtsgesellschaft gehen.
Dass so viele Leute bei einer Verunsicherung aus Protest gewisse Parteien mit mehr als fragwürdigen Zielen wählen, ist vermutlich ein Ausdruck aus dieser Zeit, in der bereits einmal Unsicherheit herrschte. Die Reaktionen sind dann sehr sensibel, ohne eine Unterstützung für solch eine Partei wie die AfD zu rechtfertigen. Da wird auch sehr überreagiert. Es wird also vor allem wichtig sein, Ruhe in die Politik zu bringen und die Probleme auch so anzugehen, am besten so, dass die Leute davon eher profitieren.
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Barbarossa
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Der ,,Currywurst-Streit'' in Brandenburg

Ein neuer Umerziehungsversuch vor allem der Grünen führt jetzt offenbar zu einer Regierungskrise in Brandenburg, wo eine Regierungskoalition aus SPD/CDU/Grüne regiert. In dem Streit geht es - wen wundert's - um Ernährungsfragen und das Angebot beim Kantinenessen.

In einem mehr als 70 Seiten umfassenden Papier des von Ministerin Ursula Nonnenmacher (Grüne) geführten Verbraucherschutzministriums werden deren Vorstellungen einer ,,Ernährung der Zukunft'' vorgestellt. Diese grüne ,,Ernährungsstrategie'' soll angeblich ,,gesünder, nachhaltiger, regionaler und möglichst ökologisch'' werden.
Klar wird in dem Papier zum Ziel gesetzt, die Brandenburger für eine Änderung ihres Essverhaltens zu gewinnen. Dabei im Fokus sind die ,,Gemeinschaftsverpflegungen'', wie Kantinen in Kitas, Schulen, Verwaltungen, Betrieben, Krankenhäusern, und Pflegeheimen.
Dies sei der ,,zentrale Hebel'' für eine ,,Ernährungswende'' - so die Aussage in dem Papier.
Fleisch, Fisch, Milch und Milchprodukte sollen danach künftig ,,eine untergeordnete Rolle'' spielen und ,,eher selten auf den Teller'' kommen - dafür mehr Obst, Gemüse, Vollkornprdukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und pflanzliche Öle.

Bei diesen Plänen wurde ein Ernährungsplan eines internationalen Teams von Wissenschaftlern für eine ,,gesunde Entwicklung der Weltbevölkerung'' übernommen - mit dem Namen ,,Planetary Health Diet''.

Nonenmacher hätte Ihre Pläne gern bis zum 16. Oktober 2023 - dem Welternährungstag - im Kabinett beschlossen. Doch es gibt Widerstand dagegen, vor allem von SPD-Finanzministerin Karin Lange.
Sie sagt: ,,Die Leute sind die Belehrungen und Erziehungsversuche von oben leid.'' ,,In Brandenburgs Kantinen muss es auch in Zukunft die herzhafte Currywurst als bewährter Kraftriegel des Verwaltungsfacharbeiters geben.''
Karin Lange (SPD) hat zudem Sorge, dass in Brandenburg ähnliche Versuche unternommen werden, wie in Baden-Württemberg, wo fleischlose Kantinen eingeführt werden sollen, wie etwa im Grün-regierten Freiburg, wo zum diesjährigen Schulstart in Grundschulen und Kitas nur noch vegetarisches Essen angeboten werden soll.
K. Lange dazu: ,,Es beginnt immer mit der vorgeblichen Freiwilligkeit und den angeblichen Angeboten und endet dann doch mit Verboten - so wie jetzt in Freiburg.''
Lange weiter: ,,Das läuft immer so. Man merkt die Absicht und man ist verstimmt.'' Vielmehr müsse auf den Tisch, ,,was den Leuten schmeckt und nicht das, was andere Leute sich so vorstellen.''
Aus diesem Grund lehnt sie die Mitzeichnung des Papiers im Kabinett ab, wodurch die Pläne erst einmal blockiert sind.

Anfang der kommenden Woche ist ein ,,Chefinnen-Gespräch geplant, in dem der (brandenburger) ,,Currywurst-Streit'' wenn möglich beigelegt werden soll. Ob das gelingen wird ist offen.
Lange verweist zudem auf eine sog. ,,Ernährungsstrategie'' des Bundes mit dessen Agrarminister Cem Özdemir (Grüne), die bis Ende des Jahres vorgelegt werden soll. ,,Vielleicht sollte man die lieber abwarten...'' - so die brandenburgische Finanzministerin.
Was Lange noch stört ist, dass sich die Bauern als regionale Erzeuger nicht ausreichend mitgenomen fühlten. Zudem hätte sie Zweifel am ,,Ernährungsrat Brandenburg'', der den Eindruck erwecke, er sein ein Organ des Landes, tatsächlich aber ein Lobbyverband im grünen Umfeld sei.
Die Skepsis der Brandenburger Finanzministerin teilt auch die CDU des Landes. Die Abgeordnete Roswitha Schier betont, vieles in dem Papier der Grünen klinge nach ,,Bevormundung''.

Zugute halten muss man hier vielleicht noch, dass von einem direkten Verbot von Currywurst oder Schnitzel in dem Papier nichts steht und es auf ein sich bereits veränderndes Essverhalten verwiesen wird, welches man ,,aktiv gestalten'' wolle.

Sollten die anstehenden Gespräche zu keinem Ergebnis führen, dann gäbe es für Nonnenmacher noch die Möglichkeit, das Papier zur Strategie ihres Ministeriums zu machen, wozu sie nicht die Zustimmung des Kabinetts braucht.

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung - Printausgabe v. heute, 15. September 2023

Man lese und staune!
Einen langen Kommentar spare ich mir. Von Seiten der SPD und CDU ist alles gesagt worden.
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Barbarossa
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--> Ich habe das Thema in die Rubrik ,,Fragen'' verschoben und aus dem Forum ,,Stammtisch'' herausgeholt. Es geht hier nicht nur um ein Gefühl, dass bestimmte politische Strömungen uns umerziehen wollen, sondern um ein Ansinnen, dass jetzt gerade in praktische Politik umgesetzt werden soll. Dagegen gilt es, sich zu wehren!
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