Discounter versuchen Einfluss auf die Medien zu nehmen

Medienpolitik, Digitales Zeitalter, IT

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Barbarossa
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Streit um Medienmarkt

WERBUNG
Discounter versuchen Einfluss auf die Medien zu nehmen. Weil eine Lokalzeitung negativ über einen Elektrohandel schrieb, stellte dieser seine Werbung ein...
weiter lesen: http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv ... b259559abf
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elysian
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Die Kritik ist absurd.
Erstens:
Wenn die Discounter nicht bei den Anzeigen eingestiegen wären, hätten diese Zeitungen möglicherweise schon keinen Bestand mehr. Dann würden diese über Missverhalten auch nicht berichten können.....

Zweitens:
Die Zeitungen verlangen Geld für die Werbung. Die Discounter bezahlen für die Werbung. Der Werbeeffekt ist natürlich gleich null, wenn ich eine Seite vorher oder nachher Kritik lese. Die Kritik mag berechtigt sein oder nicht, aber sie verhindert notwendig den mit der Werbung angestrebten Erfolg. Es ist völlig legitim, dass der Discounter sich das Geld für diese Werbung dann halt gleich schenkt.

Drittens:
Der letzte Absatz. Durfte sich da ein Verschwörungstheoretiker mal wieder austoben, dem die Ufos und die Marsmännchen ausgegangen sind?
Fehlt ja nur noch, dass dieser Autor seine Produkte wegen des Preises auch fast ausschließlich beim Discounter kauft. Das erlebt man hierzulande ja nur zu oft.
Wie sagte Dieter Nuhr doch so richtig:
Eine erstklassige Fachberatung haben wollen, die nix kosten darf, dann das Produkt beim Discounter zum Tiefpreis kaufen und sich anschließend vor einen Einzelhandelsladen stellen (vorzugsweise vor denjenigen, in welchem man die kostenlose Fachberatung bekommen hat!!!) und sich darüber beklagen, dass die bösen Großen die armen Kleinen plattmachen.....
sic transit gloria mundi
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Barbarossa
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elysian hat geschrieben:Die Kritik ist absurd.
Erstens:
Wenn die Discounter nicht bei den Anzeigen eingestiegen wären, hätten diese Zeitungen möglicherweise schon keinen Bestand mehr. Dann würden diese über Missverhalten auch nicht berichten können.....

Zweitens:
Die Zeitungen verlangen Geld für die Werbung. Die Discounter bezahlen für die Werbung. Der Werbeeffekt ist natürlich gleich null, wenn ich eine Seite vorher oder nachher Kritik lese. Die Kritik mag berechtigt sein oder nicht, aber sie verhindert notwendig den mit der Werbung angestrebten Erfolg. Es ist völlig legitim, dass der Discounter sich das Geld für diese Werbung dann halt gleich schenkt.
Das ist zwar richtig, nur ist das folgende Beispiel schon glatte Erpressung:
2005 drohte der Discounter Lidl den Badischen Neuesten Nachrichten mit Werbeentzug wegen zu kritischer Berichterstattung über die Arbeitsbedingungen beim Discounter. "Lidl hat unsere Geschäftsführung einbestellt", so damals der Betriebsrat, und dann mit dem Hinweis auf die zweimal pro Woche geschalteten Anzeigen Druck gemacht. Das Blatt kroch zunächst zu Kreuze, der Mitarbeiterin, die den fraglichen Artikel geschrieben hatte, wurde gekündigt, dann durfte sie nach einer offiziellen Entschuldigung weiterarbeiten...
Das kann mit Verlaub ja wohl nicht sein, da es die verfassungsmäßig verbriefte Pressefreiheit aushebelt. Außerdem gibt es inzwischen sehr viel mehr Beispiele, bei denen verschiedene Supermarktketten eklatant die Würde und die Rechte der eigenen Arbeitnehmer mit Füßen traten. Natürlich müssen solche Mißstände, bei denen auch gegen geltendes Recht verstoßen wird, aufgedeckt und die Öffentlichkeit darüber informiert werden und letzteres ist nun gerade die Aufgabe der Medien - also auch der Presse. Jedem Versuch, die Pressefreiheit durch Erpressung auszuhebeln muß schon bei den ersten Anzeichen darauf entgegen getreten werden. Gerade hier heißt es: Wehret den Anfängen!
Die Kritik ist also nicht so absurd, wie du meinst.
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elysian
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Erpressung ist die abgenötigte Vermögensverschiebung in Verschaffensabsicht. Hier wäre also allenfalls Nötigung denkbar, die aber auch nicht gegeben ist; jedenfalls solange nicht erwiesen werden kann, dass die Kündigung der Journalistin zur Bedingung gemacht wurde.
Zweitens wirken die Grundrechte als Abwehrrechte gegen den Staat nur mittelbar bei der Auslegung von Generalklauseln zwischen Privaten, nicht aber direkt.
Drittens hebelt dieses Verhalten die Pressefreiheit noch nicht aus. Schließlich hätte das Blatt sich diese "Einmischung" auch verbitten können. Dann hätte das Unternehmen halt schlicht seine Anzeigen gestrichen. Dasselbe Ergebnis hätte man auch ohne ein Gespräch erreichen können. Warum es nun verwerflich ist, dass sich das Unternehmen beschwert, ist nicht ersichtlich. Allenfalls die Folge der Kündigung halte ich für fragwürdig. Wenn man schon kritisieren wollte, dann aber die Verantwortlichen des Blattes!!!!!
Viertens ist mir nicht bekannt, dass die Zeitungen einen Anspruch auf Anzeigenschaltung durch Discounter hätten. Hier handelt es sich um eine freiwillig Vereinbarung, deren Zweck durch ein zwar rechtmäßiges Verhalten vereitelt wird, aber letztlich vereitelt wird. Es muss demnach dem Vertragspartner möglich sein, sich deswegen zurückzuziehen. Dass man den anderen Vertragspartner über solche Überlegungen informiert, ist an für sich noch nicht verwerflich.
Fünftens ist es ja auch nicht so, dass über das Missverhalten der Discounter in der Folge überhaupt nicht berichtet würde.
Sechstens verlieren die Discounter trotz ihres Fehlverhaltens nicht gänzlich ihre Rechte und werden quasi vogelfrei.

Die Kritik ist und bleibt somit absurd.
Wie bereits angedeutet, müsste die Kritik die Presselandschaft treffen.
1. Warum haben sie sich von Anzeigen abhängig gemacht?
2. Warum von wenigen Kunden?
3. Warum lassen sie sich, wenn man das so sehen will, kaufen?
4. Brauchen wir eigentlich viele kleine Zeitungen?

Da fällt mir übrigens ein alter Satz ein: Sag mir, mit wem du gehst und ich sag dir, wer du bist!
sic transit gloria mundi
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Barbarossa
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elysian hat geschrieben:...4. Brauchen wir eigentlich viele kleine Zeitungen?...

Ich denke, jede Zeitung, die genug Leser hat und damit auf dem Markt bestehen kann, hat ihre Existenzberechtigung. :wink:

Hier noch ein Beispiel zum Thema: http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 7232#p7232
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elysian
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Also haben die Zeitungen, die auf den Anzeigenmarkt angewiesen sind, keine Existenzberechtigung. Das sind eine ganze Menge. ;)
sic transit gloria mundi
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Barbarossa
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elysian hat geschrieben:Also haben die Zeitungen, die auf den Anzeigenmarkt angewiesen sind, keine Existenzberechtigung. Das sind eine ganze Menge. ;)

Jetzt drehst du mir aber ganz schön das Wort im Munde herum.
:P
Anzeigenblätter (wie "Zweite Hand") leben aber auch davon, gelesen zu werden, denn sonst würde bald niemand mehr eine Anzeige dort rein setzen.
Und dann gibt es noch diese Regionalzeitungen, die an alle Haushalte geliefert werden und die hauptsächlich aus Werbung von Gewerbetreibenden bestehen - tja, die sind wohl mehr in die Kategorie Werbeprospekte einzustufen. Aber auch Werbung ist wichtig für den Umsatz von Unternehmen, auch wenn ich mich davon wenig beeinflussen lasse.
:wink:
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