Fakt ist, dass der Marshallplan dem wesentlich weniger kriegszerstörten Frankreich mehr Mittel zukommen ließ als Westdeutschland;
Fakt ist, dass die Amerikaner nicht aus bloßen Altruismus der BRD auf die Beine halfen, sondern weil's die Sowjets gab;
Fakt ist, dass der Morgenthauplan bereits in der Schublade lag und nur Dank des beginnenden Kalten Krieges dort blieb;
Fakt ist, dass auch die Westalliierten massig deutsche Patente einstrichen, Industrie demontierten und deutsche Fachleute aquirierten.
Das ist alles richtig und mir bekannt.
Doch selbst, wenn man darauf hinweist, dass die Amis ( und die Briten)nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern zuallererst aus Eigennutz handelten, wird man als betriebsblind von jenen angegegriffen, die einst den Sowjets und heute Putin nur edelste Motive zubilligen, mal überspitzt gesagt.
Geht wohl nur schwarz oder weiß, Differenzierung, Nuancierung, die sich aus den Quellen durchaus ergeben, sind nicht gefragt.
RedScorpion hat geschrieben:Das einzige, warum ich mir vorstellen kann, warum er möglicherweise nichts davon erzählen möchte, ist, dass ja auch in seinen Augen die Elterngeneration oder die Eltern gar auch persönlich mit am Krieg verantwortlich waren, und kläglich darin gescheitert waren, für die Sicherheit ihrer Kinder zu sorgen?
Soll ich von begrenzter Vorstellungskraft oder Willen ausgehen?
Wie sollten auch die Eltern für die Sicherheit der Kinder sorgen? Eine ziemlich überhebliche Forderung Nachgeborener, die im Rückblick alles besser wiussen und selbstverständlich besser- oder gar nicht erst falsch gemacht hätten.
In den 50er und 60er Jahren, so weit richtig, gab es- und das ist eine zwar zu kritisierende, aber mögliche und sogar normale Phase der psychologischen Verarbeitung, der dann Ende der 60er jene folgte, die sich kritisch mit der Zeit zwischen Weimar und 1945
( und danach) auseinandersetzte und die Beteiligten aus nun Abstand zwang, sich den Fragen zu stellen. zeitlicher Abstand ist sogar notwendig, um Geschehnisse, eigenes Erleben zu objektivieren.
Allerdings hatte auch das Nebenwirkungen: Wer als Kind die Bombennächte erlebt hatte, hatte lange zu schweigen, nicht über die kindliche Angst und den Schrecken zu sprechen. Schließlich trugen die Kinder und alle Eltern per se die Schuld. Die Frauen und Kinder, die mit der Gustloff untergingen: Schuldig. Verbrecher. Die wenigen, die überlebten: Genauso. Inzwischen weiß man, -im Nachhinein ist man immer klüger- dass alle, Gustloff, Steuben und andere Schiffe auch als Truppentransporter dienten. Das ist auch gut so, weil es das Vorgehen der russischen Marine verständlich macht. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass, wer immer überlebte, durchaus sein Lebenstrauma hatte.
Das gestehen sich direkt Betroffene unterschiedlicher Nationalität gegenseitig wesentlich eher und ohne das dauernde Vergleichen zu als Red Scorpion es tut.
Und das ist auch gut so, wenn Polinnen, Russinnen und Deutsche, die allesamt unter Diktaturen gelebt haben, sich sehr einig sind, dass solches nie wieder passieren soll. Soll sogar Männer geben, die das ähnlich sehen.
Dort liegt die Basis für den Neuanfang, ohne zu vergessen, wer den Krieg begann- Hitler im Namen des deutschen Volkes. Selbiges aber ewig und in aller Zukunft allein unter diesem Aspekt zu sehen und zu behandeln, mag veröffentlichte Meinung sein, trifft aber schon lange nicht mehr die mehrheitliche Meinung der Bevölkerung z.B. in Polen, weder in den langsam dahinscheidenen Generationen derer, die die Hölle erlebten noch der jüngeren Generation. Eben, weil man gewahr wurde, dass insgesamt Deutschland mit der Aufarbeitung dieses teils seiner geschichte ziemlich weit gekommen ist.
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Die Grünen sind das Gegenteil, wann immer eine Möglichkeit besteht, Deutschland mit Dreck zu bewerfen, wird diese Gelegenheit wahrgenommen. Wird irgendein Aspekt der deutschen Geschichte zu positiv bewertet oder auf deutsche Opfer hingewiesen bzw ihrer gedacht, kann man sicher sein, dass ein Grüner dagegen Stellung bezieht. Das Aufbegehren gegen das Trümmerfrauendenkmal ist dafür symptomatisch.
Das Extrem zum Schweigen der ersten Jahrzehnte nach dem Krieg. geht- schon vor der Zeit der Grünen beginnend, soweit, dass Deutsche Geschichte nur zwischen 1914 und 1945 stattfand. Preußen muss man zwangsläufig mitnehmen, und ebenso kritiklos wie einst Preußen bejubelt wurde, ist Preußen heute in den Augen vieler Progressiver das Sinnbild allen Übels.
Tenor in den 70er Jahren aus der Ecke, wenn man sich im Studium aufs Mittelalter oder die Antike spezialisierte: Man flüchtete vor der Wahrheit und der Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte. Blödsinn, denn faktisch kam man um die Themen bis zum und im Staatsexamen nicht herum.
Wobei uns schon ganz andere Quellen aus deutschen, britischen und amerikanischen Archiven und Sekundär-Literatur zur Verfügung standen als meiner 12 Jahre älteren Schwester in ihrem Studium. Die zehrte für ihren Unterricht vom Material und mancher Seminar-Arbeit ihrer jüngsten Schwester, zumal diese, wider gängige Behauptungen, schon in der Oberstufe (1972-1975) mit den Themen konfrontiert wurde- bei Abiturientinnen von 1962 in der Tat noch nicht üblich.
Da wurde quer durch alle Schichten geschwiegen. Zu meiner Zeit auch noch, die beiden, die wussten, kamen aus sehr verschiedenen Ecken: Hie bürgerlich- liberales Elternhaus, dort kommunistisches Arbeiter-Elternhaus. Seltsamerweise waren wir uns so etwas von einig, dass es zwingend notwendig war, jenen Geschichtslehrer in der 11 loszuwerden, der sich dem Thema verweigerte.
. Unbestritten gab es das große Schweigen, das nur zum Teil und für die erste nachkriegszeit so halbwegs psychologisch erklärbar ist.
Es dauerte in der Breite anerkannt zu lange, bis das Thema massiv und in allen Facetten öffentlich diskutiert wurde- unausweichlich.
Doch selbst dann blieben Kapitel lange ausgeklammert, so das der Zwangsarbeiter und deren ( späte und lächerliche) Entschädigung.
Alles richtig, nur kann und darf es nicht dahinkommen, die gesamte Nation im Geschehen selbst und im Nachhinein auf ewig für schuldig zu erklären. Das ist, unbestritten der deutschen Schuld, keine differenzierte Geschichtsbetrachtung.
Es ist möglich, oder es sollte möglich sein, ohne deutsches Unrecht als Ursache abzustreiten oder zu verniedlichen, anzuerkennen, dass auch Deutsche, unschuldige wie schuldig gewordene, gelitten haben. Dass in einigem Abstand, eine breite,intensive öffentliche und auch individuelle Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit jemen Kapitel der Geschichte einsetzte, kann ebenfalls nicht bestritten werden.
Fiel und fällt oft Angehörigen der von Nazi-Deutschland unterjochten Nationen, auch direkt Betroffenen, leichter als als den aus intellekueller? Distanz urteilenden Garde der selbsternannten Richter über die Moral und Unmoral einer ganzen Nation.
Mir fehlt jeglicher Nationalstolz oder Patriotismus, doch der Umgang und Tenor in der Betrachtung der Nazi-Zeit und der Nachkriegsgeschichte, wie in- als einer von vielen Red Scorpion pflegt, klammert einen Teil historischer Tatsachen aus- und das ist genauso unredlich wie es das große, zu lange Schweigen zu den Gräueln der Deutschen war.